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Darum sieht man bei einer Hornhautverkrümmung Nahes und Fernes unscharf

Veröffentlicht am:19.04.2023

5 Minuten Lesedauer

Eine Hornhautverkrümmung, fachsprachlich Astigmatismus, ist eine meist angeborene Fehlsichtigkeit, bei der Betroffene sowohl in der Nähe als auch in der Ferne nicht scharf sehen können. Eine Brille oder Kontaktlinsen schaffen meist gute Abhilfe.

Eine junge Frau mit geschlossenen Augen reibt sich das linke Auge.

© iStock / AndreyPopov

Was ist Astigmatismus?

Beim Sehvorgang wird das Licht durch die Hornhaut und die Linse gebrochen, so dass sich das Bild scharf auf der Netzhaut abbildet. Die Hornhaut ist das Fenster des Auges, durch das das Licht zuerst dringt. Sie ist weniger als einen Millimeter dick, liegt vorne auf dem Augapfel und leistet mit der mit Wasser gefüllten vorderen Augenkammer einen Großteil der Lichtbrechung, durch die die Lichtstrahlen gebündelt werden. Bei einem normal entwickelten Auge ist sie gleichmäßig gewölbt wie ein Ball oder Uhrglas. Nachdem das Licht die Hornhaut passiert hat, wird es durch die Augenlinse weiter gebündelt und trifft auf der Rückwand des Auges auf die Netzhaut. Lichtstrahlen, die von einem Punkt auf einem betrachteten Objekt ausgehen und auf das Auge fallen, werden jeweils auf genau einen Punkt auf der Netzhaut zentriert. Dadurch entsteht ein scharfes Bild.

Bei einer Hornhautverkrümmung ist die Hornhaut des Auges nicht überall gleichmäßig gekrümmt oder die Wölbung der Hornhautoberfläche ist unregelmäßig. In seltenen Fällen wird ein Astigmatismus durch eine ungleich gewölbte Linse ausgelöst. In diesem Fall spricht man auch von Linsenastigmatismus. Dadurch funktioniert jeweils die Bündelung der Lichtstrahlen auf einen Punkt auf der Netzhaut nicht. Beim Astigmatismus werden die Lichtstrahlen auf der Netzhaut zu einem Strich oder Stab verzerrt. Deshalb wird die Hornhautverkrümmung auch als Stabsichtigkeit bezeichnet.

Wegen der verzerrten Abbildung des Lichts auf der Netzhaut sehen Menschen mit Astigmatismus unscharf – und das typischerweise sowohl im Nah- als auch im Fernbereich. Astigmatismus unterscheidet sich damit von einer Kurz- oder Weitsichtigkeit (Myopie oder Hyperopie), bei denen entweder nur in der Ferne oder nur in der Nähe unscharf gesehen wird (auch wenn es bei ausgeprägter Weitsichtigkeit dazu kommen kann, dass man auch in der Ferne nicht scharf sieht).

Woher kommt ein Astigmatismus?

Eine Verkrümmung der Hornhaut oder die seltenere Fehlkrümmung der Linse sind in der überwiegenden Zahl der Fälle angeboren. Wenn schon ein Elternteil oder beide Eltern einen Astigmatismus haben, besteht bei deren Kindern ein sehr viel höheres Risiko für Astigmatismus. Dieses Risiko wächst mit dem Grad des elterlichen Astigmatismus: Je stärker er ausgeprägt ist, desto höher das Risiko.

Mögliche Ursachen für eine im Laufe des Lebens erworbene, also nicht angeborene Fehlkrümmung sind:

  • Narben auf der Hornhaut nach einer Hornhautentzündung (Keratitis) oder Verletzung des Auges
  • krankhafte fortschreitende Vorwölbung der Hornhaut (Keratokonus)
  • Komplikationen nach einer Augenoperation

Formen des Astigmatismus

Fachleute unterscheiden zwischen dem regulären oder regelmäßigen Astigmatismus und dem irregulären oder unregelmäßigen Astigmatismus. Beim regulären wird das Licht entweder vertikal oder horizontal stärker gebrochen, weil die Hornhaut entlang einer bestimmten Achse stärker gekrümmt ist. Er ist typisch für die vererbte Astigmatismus-Form. Beim irregulären Astigmatismus ist die Hornhautoberfläche unregelmäßig gekrümmt und einzelne Stellen auf der Hornhaut haben unterschiedliche Brechkraft. Dadurch wird das Licht in verschiedene Richtungen verschieden stark gebrochen. Irregulärer Astigmatismus kann zum Beispiel eine Folge von Narbenbildung sein.

In der Augenärztlichen Praxis werden die Augen eines kleinen Jungen mit einer Spaltlampe untersucht.

© iStock / zoranm

Ein Astigmatismus lässt sich mit modernen medizinischen Untersuchungsmethoden sicher diagnostizieren.

Vorsorgeuntersuchungen sind für Kinder wichtig

Ein angeborener Astigmatismus verändert sich nicht im Laufe der Zeit – er manifestiert sich bereits im Kindesalter. Wenn das Ausmaß der Fehlkrümmung von Auge zu Auge stark abweicht, liefert das eine Auge schärfere Abbilder als das andere und der Seheindruck ist uneinheitlich. Das Gehirn bringt die unterschiedlichen Bilder nicht immer zur Deckung und kann das schärfer sehende Auge bevorzugen. Die Folge ist die sogenannte kindliche Schwachsichtigkeit (Amblyopie). Daher ist die Untersuchung der Augen ein wichtiger Punkt der Früherkennungsuntersuchungungen bei Kindern. Wenn Sie oder das andere Elternteil an einem Astigmatismus leiden, sollten Sie Ihren Kinderarzt oder Ihre Kinderärztin bei den U-Untersuchungen darauf hinweisen.

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Hornhautverkrümmung: Symptome und Diagnose

Wenn die Hornhaut nur leicht gekrümmt ist, sind damit oft keine Sehbeeinträchtigungen verbunden. Deshalb bleibt ein schwacher Astigmatismus häufig unbemerkt und bedarf keiner Korrektur.

Mögliche Folgebeschwerden des gestörten Sehvermögens sind:

  • Kopfschmerzen
  • überanstrengte Augen
  • Augenbrennen

Sollten Sie solche Anzeichen bemerken oder eine Sehstörung bei Ihrem Kind vermuten, sollten Sie Ihren Kinderarzt oder Ihre Kinderärztin darauf ansprechen. Wenn in der haus- oder kinderärztlichen Praxis ein Astigmatismus oder eine andere Fehlsichtigkeit vermutet wird, erfolgt eine Überweisung zu einem Augenarzt oder einer Augenärztin. Zur eingehenden Untersuchung der Struktur des Auges stehen verschiedene Verfahren und Messinstrumente zur Verfügung.

Im Einzelnen wird

  • die Brechkraft (Refraktion) des Auges bestimmt,
  • die Hornhautkrümmung exakt gemessen (Ophthalmometrie) und gegebenenfalls
  • die Oberfläche der Hornhaut genau untersucht (Hornhaut-Topographie).

Bei einer Hornhautverkrümmung werden Werte in Dioptrien angegeben, der Maßeinheit für die Brechkraft optischer Linsen. Ein geringgradiger Astigmatismus gilt als unbedenklich.

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Wie lässt sich eine Hornhautverkrümmung behandeln?

Die meisten Formen des Astigmatismus können durch Brillen oder Kontaktlinsen korrigiert werden. Zum Einsatz kommen für Brillen sogenannte Zylindergläser oder Zylinderlinsen bei Kontaktlinsen. Diese Gläser oder Linsen sind jeweils individuell an die Brechungsfehler angepasst, um die Verkrümmung auszugleichen.

Daneben gibt es für die Astigmatismus-Behandlung unterschiedliche chirurgische Verfahren, die jedoch in der Regel nur bei Erwachsenen zur Anwendung kommen. Notwendig sind Operationen, wenn die Fehlsichtigkeit nicht durch eine Brille oder Kontaktlinsen ausgeglichen werden kann. Am häufigsten erfolgt dann eine Laserbehandlung, um die Wölbung der Hornhaut zu beeinflussen. Es gibt zudem die Möglichkeit einer Hornhauttransplantation oder das Ersetzen von Augenlinsen durch künstliche Linsen.

Ob und welcher chirurgische Eingriff notwendig ist, hängt von der Stärke des Astigmatismus und der ärztlichen Einschätzung ab. Der Nutzen der Operation und deren mögliche Risiken wie Infektionen oder Narbenbildung auf der Hornhaut sollten dabei in Einklang stehen.

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