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Weitsichtigkeit – was tun?

Veröffentlicht am:07.03.2023

5 Minuten Lesedauer

Weitsichtigkeit ist meist angeboren, wobei Weitsichtige bei geringer Weitsichtigkeit oft bis ins junge Erwachsenenalter noch gut sehen können. Wenn das nicht mehr möglich ist, helfen eine Brille oder Kontaktlinsen.

Das Lesen von Nachrichten auf dem Handy geht bei Weitsichtigkeit nur noch mit Abstand.

© iStock / ilkercelik

Was ist Weitsichtigkeit?

Entgegen der Volksmeinung sehen Weitsichtige meist auch in der Ferne unscharf. Bei Weitsichtigkeit, auch Hyperopie oder Hypermetropie genannt, werden ins Auge fallende Lichtstrahlen nicht richtig gebrochen, so dass auf der Netzhaut an der Rückwand des Augapfels kein scharfes Bild entsteht – so wie es bei Normalsichtigen der Fall ist. Der Punkt, an dem die Strahlen gebündelt werden, liegt bei Weitsichtigen hinter der Netzhaut. Das kann zwei Gründe haben:

  • Entweder ist der Augapfel zu kurz – Fachleute sprechen davon, dass die Achsenlänge des Auges zu kurz ist: Das ist der Abstand von der Hornhautmitte an der Vorderseite des Augapfels bis zur bis Netzhautmitte auf der Hinterseite. Hier sollte das gebündelte Licht auftreffen, aber wegen der zu kurzen Achse liegt der Brennpunkt dahinter – dadurch sieht man unscharf. Diese Form der Weitsichtigkeit ist die Achsenhyperopie. Länge der Achse und Brechkraft der Hornhaut und Augenlinse passen nicht zueinander.
  • Oder die Achsenlänge ist normal, aber die Brechkraft zu gering – das kann an der Linse liegen, die das einfallende Licht nicht stark genug bricht, oder an einer zu flachen Hornhaut. Das Ergebnis ist das Gleiche: Auch hier liegt der Brennpunkt hinter der Netzhaut. Diese Form der Hyperopie ist seltener und wird Brechungshyperopie genannt.

Die Altersichtigkeit (Presbyopie) ist eine besondere Form der Weitsichtigkeit und hat mit der Elastizität der Augenlinsen zu tun, die mit dem Alter abnimmt. Presbyopie tritt typischerweise ab Mitte 40 auf.

Wie kommt es zur Weitsichtigkeit?

Weitsichtigkeit ist in den meisten Fällen angeboren. Die Wahrscheinlichkeit von Hyperopie ist größer, wenn bereits andere Familienmitglieder weitsichtig sind. Übrigens kommen alle Kinder leicht weitsichtig zur Welt, werden aber in der Regel durch das Wachstum des Augapfels bis zu einem Alter von ungefähr sechs Jahren normalsichtig. Außerdem können kleine Kinder bei gering ausgeprägter Weitsichtigkeit ihren Brechungsfehler ausgleichen und auch nah liegende Objekte scharf sehen. Ihre Augenlinsen sind noch sehr anpassungsfähig, was mit zunehmendem Alter abnimmt. Dann fällt auch ihnen scharfes Sehen im Nahbereich immer schwerer.

Trotzdem können viele gering weitsichtige Menschen bis ungefähr zum 30. Lebensjahr auch in der Nähe noch relativ scharf sehen. Das liegt daran, dass die Linse bis ungefähr zu diesem Alter über die inneren Augenmuskeln, die sogenannten Ziliarmuskeln, ausreichend zusammengezogen werden kann und sich wie eine Zoomlinse scharf stellt. Diesen Vorgang nennt man Akkommodation. Wir passen über die Akkommodation die Brechkraft unserer Linsen an, wenn wir zum Beispiel den Blick von einem fernen Objekt auf ein nahes richten. Auf diese Weise kann man bis ins junge Erwachsenenalter Weitsichtigkeit bis zu einem gewissen Maße selbst korrigieren – und merkt womöglich nicht, dass man überhaupt weitsichtig ist.

Im fortgeschrittenen Alter kann die Akkommodation die Weitsichtigkeit nicht mehr ausgleichen und scharfes Sehen im Nahbereich ist nicht mehr möglich. Bei starker Hyperopie kann über die Akkommodation bereits in jungen Jahren die Fehlsichtigkeit nicht ausgeglichen werden.

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Wodurch macht sich Weitsichtigkeit bemerkbar?

Außer der verschwommenen Sicht im Nahbereich, die oft lange nicht bemerkt wird, gibt es weitere mögliche Symptome, die auf eine Weitsichtigkeit hindeuten. Langes Lesen oder Arbeit am Bildschirm strengt bei einer Hyperopie die Ziliarmuskeln dauerhaft an: Ermüdung der Augen oder Kopfschmerzen können die Folge sein. Wenn Sie das oft bei sich bemerken, könnten das Hinweise auf eine Hyperopie sein. Der Besuch einer augenärztlichen Praxis verschafft Klarheit.

Ärztliche Diagnose

Dort wird ein Sehschärfentest durchgeführt. Wird dabei ein Problem mit der Nahsicht festgestellt, wird der Test mit unterschiedlich starken Linsen vor Ihren Augen fortgesetzt. Mit speziellen Messinstrumenten können die Brechkraft Ihrer Augen und darüber die Stärke der Weitsichtigkeit bestimmt werden. Es geht dabei um die Abweichung von der Normalsichtigkeit, also der hundertprozentigen Sehkraft.

Bei einer jungen Frau mit Weitsichtigkeit wird mit einem augenärztlichen Spezialgerät die Brechkraft der Augenlinsen bestimmt.

© iStock / PeopleImages

Bei Weitsichtigkeit lässt sich die Brechkraft der Linse in der augenärztlichen Praxis genau bestimmen.

Weitsichtigkeit bei Kindern

Zwar haben weitsichtige Kinder bei geringer Weitsichtigkeit oft keine Probleme mit ihrem Sehvermögen, aber eine nicht behandelte starke Hyperopie im Kindesalter kann zu anderen Sehproblemen wie Schielen oder der sogenannten Amblyopie führen. Das geschieht eher bei einer starken Weitsichtigkeit. Vor allem beim Schielen blendet das Gehirn das schwächere Auge aus, das Auge lernt nicht zu sehen und wird später funktional blind. Genau das wird Amblyopie genannt. Um dies zu verhindern, wird das starke Auge über einige Zeit abgeklebt, so dass das schwache Auge gezwungen ist, sehen zu lernen. Außerdem ist es wichtig, eine bestehende Fehlsichtigkeit mit einer Brille zu korrigieren.

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Mittel zur Korrektur von Weitsichtigkeit

  • Brillen

    Die einfachste Methode ist eine Brille. Die Linse im Glas einer Weitsichtbrille bricht die Lichtstrahlen so vor dem Auge, dass der Brechungsfehler ausgeglichen wird. Die Maßeinheit für die Brechkraft einer Linse ist die Dioptrie. Bei Hyperopie hat der Dioptriewert einer Brille ein positives Vorzeichen und bei Kurzsichtigkeit (Myopie) ein negatives Vorzeichen.

  • Kontaktlinsen

    Auch Kontaktlinsen korrigieren Weitsichtigkeit gut. Die Lichtstrahlen werden durch die kleinere, aber stark gewölbte Kontaktlinse gebrochen. Die Entscheidung für eine Brille oder Kontaktlinse ist oftmals eine Frage der persönlichen Vorliebe. Ob Kontaktlinsen für Sie geeignet sind – und wenn ja, welche –, sollte durch eine augenärztliche Untersuchung festgestellt werden.

  • Laserbehandlung

    Wer keine Brille oder Kontaktlinsen tragen möchte, kann unter bestimmten Voraussetzungen die Hornhaut lasern lassen. Bei einer Laseroperation wird die Hornhaut neu geformt, um deren Krümmung und dadurch den Brechwert zu erhöhen. Aber die Hornhaut muss dafür dick genug und die Weitsichtigkeit darf nicht zu ausgeprägt sein.

    Unter Umständen kann nach dem Lasern für bestimmte Tätigkeiten eine Brille immer noch nötig sein – und wie bei allen chirurgischen Eingriffen können weder der Erfolg garantiert noch Komplikationen ausgeschlossen werden. Da der Laserwunsch oft nur ästhetisch begründet ist, sollten Risiken und Nutzen gründlich abgewogen werden.

  • Linsenaustausch

    Das Einsetzen von künstlichen Linsen zur Korrektur von Weitsichtigkeit gleicht der chirurgischen Behandlung eines grauen Stars: Die natürliche Linse des Auges wird durch ein Linsenimplantat ersetzt. Da die künstliche Linse sich anders als die körpereigene Linse nicht mehr auf die Nähe einstellen kann, benötigt man dann eine Lesebrille für die Nähe. Bei alten Menschen mit einem gleichzeitig vorliegenden grauen Star verwendet man eine Linse, die dann die Normalsichtigkeit herstellt.

Brillen, Kontaktlinsen, Sehtests & Co.


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