Organe
Was macht eigentlich Östrogen?
Veröffentlicht am:14.02.2025
4 Minuten Lesedauer
Östrogen begleitet Frauen ein Leben lang – von der Pubertät über die Schwangerschaft bis hin zu den Wechseljahren und darüber hinaus. Ohne das Sexualhormon sind wichtige Körperabläufe nicht möglich, doch wie beeinflusst Östrogen das Wohlbefinden?
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Was ist Östrogen und welche Arten gibt es?
Östrogen zählt zu den entscheidenden Sexualhormonen im weiblichen Körper. Die Betonung liegt hier zwar auf „weiblich“, doch auch Männer produzieren Östrogen, allerdings in deutlich geringerem Maße. Hormone wie Östrogen sind Informationsübermittler – sie ermöglichen die Kommunikation zwischen den Körperzellen. Die fein aufeinander abgestimmte Zusammenarbeit unterschiedlicher Hormone ist wichtig, damit alle Funktionen im Organismus reibungslos ablaufen. Östrogen unterstützt gemeinsam mit Progesteron beispielsweise die Vorbereitung und Aufrechterhaltung einer Schwangerschaft. Auch wenn die Bezeichnung „Östrogen“ anderes vermuten lässt, gibt es nicht nur eine, sondern mehrere Arten des Sexualhormons.
Insgesamt drei Hauptformen gewinnen oder verlieren im Laufe der Lebensjahre an Bedeutung. Östradiol gilt als stärkste Östrogenart und übernimmt die Hauptrolle im fruchtbaren Lebensabschnitt – der Körper produziert sie überwiegend in den Eierstöcken.Östriol ist die dominante Form während der Schwangerschaft und wird in der Plazenta, also dem Mutterkuchen gebildet. Östron ist die wichtigste Form nach den Wechseljahren, sie entsteht in den Nebennieren und im Fettgewebe. Nach der Produktion schleust der Körper das Sexualhormon durch den Blutkreislauf bis es den Wirkort, zum Beispiel die Gebärmutter, erreicht. Dort angekommen, dockt es an spezielle Proteine an, die sogenannten Östrogenrezeptoren, die sich überall verteilt im Körper befinden.
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Welche Veränderungen bringt die Pubertät mit sich?
Wie alle Hormone dient auch Östrogen als Taktgeber – es signalisiert dem Organismus, wann er Prozesse aufnehmen oder einstellen soll, insbesondere rund um den weiblichen Zyklus und die Fortpflanzung.
- Pubertät: Während der Pubertät produziert der Körper deutlich mehr Östrogen. Das verändert das äußere Erscheinungsbild, die Brüste und die Hüften bilden sich bei Mädchen stärker heraus. Östrogen ist in der Pubertät aber für beide Geschlechter wichtig – durch das Hormon reifen die Knochen heran und außerdem entsteht unter dem Einfluss des Östrogens der Regelkreis, der wiederum die Ausschüttung der Sexualhormone steuert.
- Zyklus: Der Menstruationszyklus folgt einer wellenförmigen Bewegung, bei der verschiedene Hormone im Blut zu- und abnehmen. Während der Eisprungphase befinden sich große Mengen Östrogen im Körper der Frau, was die Hirnanhangdrüse dazu veranlasst, das sogenannte luteinisierende Hormon auszuschütten. Dadurch kommt es zum Eisprung, das heißt, die im Eierstock herangereifte Eizelle wird aus dem Eibläschen, dem Follikel, freigesetzt und wandert Richtung Eileiter. Die Eizelle ist nun für etwa 24 Stunden befruchtungsfähig. Da Östrogen bereits in der ersten Zyklushälfte für eine hoch aufgebaute Gebärmutterschleimhaut gesorgt hat, kann sich die Eizelle im Falle einer Befruchtung nun gut darin einnisten.
- Empfängnis und Schwangerschaft: Das Sexualhormonverdünnt in den Tagen vor dem Eisprung den Gebärmutterhalsschleim – Spermien können so einfacher hindurchgelangen, um eine Eizelle zu befruchten. Nach der Befruchtung fördert Östrogen das Wachstum der Gebärmutter und bereitet die Brust auf die Milchproduktion vor.
Östrogen spielt eine wichtige Rolle für das sexuelle Wohlbefinden, auch außerhalb der Eisprungphase. Das Sexualhormon hält beispielsweise die Vaginalwände elastisch und geschmeidig.
Östrogen beeinflusst auch andere Körperfunktionen
Oft wird Östrogen auf die Themen Sexualität, Fruchtbarkeit und Schwangerschaft reduziert, dabei reguliert das Hormon auch weitere wichtige Abläufe im Körper. Es hilft beispielsweise dabei, einen gesunden Cholesterinspiegel aufrechtzuerhalten, schützt vor Herzkrankheiten und unterstützt die Blasenkontrolle. Zudem ist es an der Kollagenproduktion und damit an der Elastizität der Haut beteiligt.
Was passiert, wenn man einen veränderten Östrogenspiegel hat?
Ein niedriger Östrogenspiegel kann zu einer unregelmäßigen oder ausbleibenden Periode führen. Er erhöht auch die Wahrscheinlichkeit für Knochenschwund (Osteoporose). Doch wie bemerkt man einen niedrigen Östrogenspiegel? Hinweise auf einen niedrigen Östrogenspiegel können Beschwerden wie empfindliche Brüste, Schlafstörungen oder vaginale Trockenheit sein. Allerdings kann sich auch ein hoher Östrogenspiegel bemerkbar machen. Frauen, bei denen der Östrogenspiegel hoch ist, spüren das womöglich an einer Gewichtszunahme, einem unregelmäßigen Menstruationszyklus oder, genau wie bei wenig Östrogen, an einem reduzierten Sexualverlangen. Bei Männern kann ein Ungleichgewicht von Östrogen und Testosteron zum Beispiel ein übermäßiges Brustwachstum hervorrufen.
Weiterführende Links zum Thema
Ein Besuch bei einem Gynäkologen oder einer Gynäkologin unterstützt die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs.
Die AOK übernimmt für ihre Versicherten unter anderem die Kosten für die regelmäßig stattfindenden Zellabstriche, um Veränderungen frühzeitig aufzudecken und zu behandeln.
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Wie kann ich in den Wechseljahren den Östrogenspiegel erhöhen?
Etwa um das 51. Lebensjahr herum haben Frauen ihre Menopause, das ist der Zeitpunkt der letzten Regelblutung. In dieser Zeit stellt der weibliche Körper weitestgehend die Produktion von Östrogen und Gestagen in den Eierstöcken ein. Die Zeit vor der Menopause, in der der Östrogenspiegel immer weiter abfällt, bezeichnet man als Perimenopause oder auch Wechseljahre. Der sinkende Hormonspiegel kann Wechseljahresbeschwerden wie Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen oder Hitzewallungen hervorrufen. Auch wenn die Menopause oft als ein Mangelzustand wahrgenommen wird: Es handelt es sich dabei um eine natürliche Entwicklung. Frauen mit Wechseljahresbeschwerden können eine Hormontherapie mit Östrogen, Progesteron oder Kombinationspräparaten in Betracht ziehen. Diese kann die Beschwerden verringern. Als Nebenwirkungen können Zwischenblutungen auftreten. Bei einer langjährigen Anwendung erhöht sich das Risiko für Brustkrebs, Schlaganfälle und Blutgerinnsel. Es gilt daher, dass die Hormonersatztherapie so niedrig dosiert und so kurz wie möglich sein sollte. Gemeinsam mit ihrem Frauenarzt oder ihrer Frauenärztin können Betroffene die Vor- und Nachteile abwägen.
Tipps, um den Östrogenspiegel im Gleichgewicht zu halten
Die Lebensgewohnheitenkönnen sich auf den Östrogenspiegel auswirken – folgende Tipps bringen mehr Balance in den Alltag.
- Stress im Griff halten: Bei dauerhaft starkem Stress werden vermehrt die Stresshormone Adrenalin und Cortisol produziert, die das Hormongleichgewicht aus dem Takt bringen und den Östrogenspiegel negativ beeinflussen können. Entspannungsübungen nehmen den Druck aus dem Alltag heraus.
- Das Körpergewicht beobachten: Menschen, die viel Gewicht auf die Waage bringen, haben oft einen höheren Östrogenspiegel. Ausreichend Bewegung und eine gesunde Ernährung können dabei helfen, das Körpergewicht zu reduzieren.
- „Natürliches Östrogen“ mit Soja und Co. aufnehmen: Bei Phytoöstrogenen handelt es sich um sekundäre Pflanzenstoffe, die dem körpereigenen Östrogen ähneln. Die sogenannten Lignane und Isoflavone können an die menschlichen Östrogenrezeptoren andocken und dabei die Hormonwirkung nachahmen. Sojabohnen und andere Produkte aus Soja enthalten viel Isoflavon-Vorläufer, die im Organismus aktiv sind. Leinsamen sind hingegen eine gute Lignane-Quelle.