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Psychologie

ADHS bei Erwachsenen: So erkennen Sie die Symptome

Veröffentlicht am:07.04.2025

5 Minuten Lesedauer

Auch Erwachsene können von einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) betroffen sein. Nicht immer ist eine Therapie bei ADHS-Symptomen nötig. Einigen Menschen hilft schon, wenn sie ihren Alltag besser strukturieren.

Eine junge Frau sitzt am Schreibtisch, auf dem ein aufgeklappter Laptop steht, und blickt verträumt auf die Brille, die sie vor sich in den Händen hält.

© iStock / Pheelings Media

Was ist ADHS?

Bei der Arbeit halten sie Abgabetermine oft nicht ein. Sie kaufen ein Auto, ohne an die Finanzierung zu denken. Oder sie wippen ständig mit den Beinen, um ihre innere Unruhe abzubauen: Solche Verhaltensweisen können bei Erwachsenen mit einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) beispielsweise auftreten. ADHS wird oft als „Kinderkrankheit“ abgetan. Tatsächlich sind zahlreiche Kinder und Jugendliche betroffen, aber bei vielen bleiben Symptome bis ins Erwachsenenalter bestehen. Bei anderen wird ADHS in der Kindheit aber nicht erkannt, vor allem, wenn die Symptome leicht sind oder nicht ernst genommen und nicht fachlich abgeklärt werden. Bilden sich die Symptome mit dem Älterwerden nicht zurück, wird ADHS manchmal erst im Erwachsenenalter diagnostiziert.

Bei Erwachsenen zeigt sich ADHS häufig in Form von Desorganisation, das heißt sie haben Probleme, ihren beruflichen oder privaten Alltag zu strukturieren. Das verringert die Leistungsfähigkeit der Betroffenen, vor allem im Beruf. Sie vergessen zum Beispiel Termine, halten Absprachen nicht ein oder setzten feste Pläne nicht konsequent um. Das wirkt sich negativ auf soziale Beziehungen aus: vor allem auf Freundschaften, und das Zusammenleben mit einer Partnerin oder einem Partner. Die Missachtung sozialer Regeln kann auch dazu führen, dass Betroffene immer wieder ermahnt und letztlich ausgegrenzt werden. Manche entwickeln dadurch ein geringes Selbstwertgefühl. Einige leiden zusätzlich unter depressiven Verstimmungen oder an anderen psychischen Erkrankungen.

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Welche Symptome treten bei ADHS im Erwachsenenalter auf?

Es gibt drei Kernsymptome von ADHS, die sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern auftreten:

  • geringe Aufmerksamkeit
  • Hyperaktivität
  • ausgeprägte Impulsivität

Erwachsene mit ADHS können nicht gut mit Stress umgehen. Geraten sie unter Druck, schaffen sie es nicht, sich zu organisieren und zu strukturieren. Sie ändern schnell ihre Meinung, haben Probleme damit, sich auf eine neue Situation einzustellen und arbeiten unbeständiger als andere. Typisch sind auch Stimmungsschwankungen. Meist werden die Symptome mit zunehmendem Alter jedoch schwächer. Andererseits sind viele Menschen mit ADHS sehr kreativ, können Kollegen und Kolleginnen im Team inspirieren und mitreißen und arbeiten hart an ihren Zielen. Ihre Impulsivität kann sich auch in Spontaneität und Flexibilität ausdrücken. Nur ihre Defizite zu sehen, wird ihnen nicht gerecht.

ADHS zeigt sich bei Erwachsenen auch durch eine andere motorische Aktivität. Während Kinder mit ADHS als sogenannte „Zappelphilipps“ in der Schule auffallen, äußert sie sich bei Erwachsenen eher durch eine Form innerer Unruhe. Sie fühlen sich oft rastlos und versuchen, ihren erhöhten Bewegungsdrang durch viel Sport zu kompensieren. Wenn sie stillsitzen müssen, wippen sie zum Beispiel unruhig mit den Füßen oder trommeln mit den Fingern auf dem Tisch.

Auch eine erhöhte Impulsivität ist ein typisches ADHS-Symptom bei Erwachsenen. Damit ist nicht unbedingt die Neigung zu Wutanfällen gemeint, sondern ein leichtfertiges Verhalten. Erwachsene mit ADHS handeln manchmal ohne nachzudenken, fahren riskanter Auto, haben häufiger Unfälle, halten sich nicht gern an Vorschriften. Es besteht zudem das Risiko, eine Alkohol- oder Drogensucht zu entwickeln.

Nicht alle Erwachsenen mit ADHS klagen über identische Probleme. Viele nutzen ihre Eigenheiten in geeigneten Berufsfeldern und sind sehr erfolgreich. Berühmte Beispiele sind die Schauspielerin Emma Watson, der Sänger Justin Timberlake, der Schwimmer Michael Phelps oder die Turnerin Simone Biles.

ADHS bei Erwachsenen: Wie läuft die Diagnostik ab?

Es scheint naheliegend, Symptome wie Unruhe und Konzentrationsstörungen als ADHS einzuordnen – doch so einfach ist es nicht. Besteht der Verdacht auf ADHS, untersuchen Arzt oder Ärztin im Rahmen eines körperlichen Check-ups, ob eine organische Erkrankung oder eine psychische Störung hinter den Beschwerden steckt. Ist dies nicht der Fall, lassen sich die Symptome mithilfe einer sorgfältigen Erhebung der Vorgeschichte, verschiedener psychologischer Tests und speziellen ADHS-Bewertungsskalen einordnen. Berichte von Lebensgefährten, Familienmitgliedern oder Kollegen und Kolleginnen, die schildern, was ihnen an der betreffenden Person aufgefallen ist, können ebenfalls hilfreich sein.

Ein Mann mit grauem Haar und Bart sitzt am Wohnzimmertisch. Vor ihm steht ein Laptop. Auf einem Block macht er sich handschriftlich Notizen.

© iStock / Orbon Alija

Um Beruf und Alltag gut zu strukturieren, hilft es, alle Aufgaben aufzuschreiben, die erledigt werden müssen.

Was gehört zur Diagnose ADHS?

Es gibt eine Reihe von Kriterien, anhand derer ADHS diagnostiziert werden kann. Kernsymptome sind: Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität und Impulsivität, die noch einmal nach verschiedenen Kriterien untergliedert werden. Zum Beispiel: scheint nicht zuzuhören, ist vergesslich oder verliert häufig Sachen. Wie stark die Symptome ausgeprägt sind, ist unterschiedlich. Einige zeigen sich bereits vor dem siebten Lebensjahr. Bei Kindern und Jugendlichen ist ADHS eine der häufigsten psychischen Auffälligkeiten.

Die Symptome der ADHS sind nicht durch andere psychische Erkrankung entstanden. Manchmal treten sie allerdings parallel auf: Erwachsene mit ADHS können zum Beispiel gleichzeitig eine Depression, Angststörung, Suchterkrankung oder Persönlichkeitsstörung haben. Die Diagnose ist komplex und sollte durch eine Fachperson, zum Beispiel einen Psychotherapeuten beziehungsweise eine Psychotherapeutin oder einen Psychiater beziehungsweise eine Psychiaterin gestellt werden.

Welche Untersuchungen für die Diagnose ADHS durchgeführt werden sollten, ist in Leitlinien festgelegt. Es muss ausgeschlossen werden, dass die Symptome durch die Einnahme von Medikamenten oder anderen Substanzen oder durch andere Erkrankungen hervorgerufen werden. Die Diagnose erfordert, dass die Symptome seit mindestens sechs Monaten bestehen und in mehreren Lebensbereichen auftreten – zum Beispiel im Beruf und in der Familie. Einzelne Symptome haben bereits vor dem siebten Lebensjahr begonnen. Entscheidend für die Diagnose einer psychischen Störung ist zudem, wie stark die Beschwerden die Arbeit und das soziale Leben der Betroffenen belasten.

ADHS bei Erwachsenen: Wie wird die Erkrankung behandelt?

Je nach Schwere der Erkrankung kommen häufig Medikamente aus der Gruppe der sogenannten Stimulanzien zum Einsatz, beispielsweise Amphetamine wie Ritalin. Ein weiterer Behandlungsbaustein ist die Psychotherapie, bei der die Patienten und Patientinnen unter anderem lernen, ihr Leben und ihre Gedanken besser zu strukturieren, ein besseres Selbstwertgefühl zu entwickeln und mit aktuellen Problemen umzugehen, zum Beispiel mit einem Jobverlust, oder Beziehungsprobleme konstruktiv zu lösen. Manche besuchen Selbsthilfegruppen oder nehmen an Familien- oder Paarberatungen teil, die auch den Angehörigen ermöglichen, besser mit der Situation leben zu können. Wenn ADHS mit anderen psychischen Erkrankungen wie Sucht und Depression einhergeht, erstellen Fachleute ein Gesamtkonzept der Behandlung. Das Spektrum geeigneter Behandlungsmethoden ist individuell sehr breit.

Nicht immer ist eine Therapie oder die Einnahme von Medikamenten bei Erwachsenen mit ADHS notwendig. Personen, bei denen sich nur milde ADHS-Symptome zeigen, können durch bessere Strategien im Umgang mit ihren Eigenheiten und durch bestimmte Routinen ihren Alltag besser bewältigen – wie viele andere Menschen auch:

  • Regelmäßiges Sporttreiben und Bewegung: Das hilft gegen innere Unruhe.
  • Ausreichend schlafen: Für eine bessere Schlafhygiene vermeiden Sie es, eine Stunde vor dem Schlafengehen noch auf Bildschirme zu schauen, etwa von Smartphone oder Fernseher.
  • Systematisches Zeitmanagement: Organisieren Sie Ihre Aufgaben in To-do-Listen oder -Tools und notieren Sie wichtige Gedanken. Legen Sie Prioritäten fest und arbeiten Sie die Aufgaben der Reihe nach ab.
  • Regelmäßige und gesunde Mahlzeiten zu sich zu nehmen.

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