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Psychologie

Agoraphobie ist die Angst vor öffentlichen Orten

Veröffentlicht am:17.04.2023

4 Minuten Lesedauer

Bei einer Agoraphobie empfinden die Betroffenen Panik in Situationen, aus denen sie glauben, nicht fliehen zu können. Häufig wird die Platzangst mit der Klaustrophobie verwechselt, der Angst vor engen Räumen. Was kann bei dieser Angststörung helfen?

Viele Menschen in einem Shoppingcenter, die Ansicht ist verzerrt.

© iStock / sebastian-julian

Was ist eine Agoraphobie?

Die Agoraphobie zählt zu den Angststörungen und bezeichnet die Angst vor Situationen, in denen es schwierig erscheint, bei Bedarf zu entkommen oder in denen Hilfe, wie ein Arzt oder eine Ärztin, vermutlich nicht schnell erreichbar wäre. Typischerweise handelt es sich um Situationen, in denen Betroffene im Falle einer Panikattacke – aus ihrer Sicht – peinliches Aufsehen erregen würden, oder in denen sie gesundheitliche Schäden befürchten. Agoraphobie kann zum Beispiel auf öffentlichen Plätzen auftreten. Daher hat sie auch ihren Namen. Der Begriff „agora“ bezeichnete im antiken Griechenland den zentralen Fest-, Versammlungs- und Marktplatz einer Stadt. Dementsprechend spricht man bei einer Agoraphobie auch von Platzangst. Die Phobie beschränkt sich jedoch nicht auf weite, öffentliche Plätze, sondern bezieht sich auch auf unübersichtliche, unkontrollierbare Situationen.

Menschen mit Agoraphobie meiden daher solche Situationen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Menschenansammlungen
  • öffentliche Plätze
  • Einkäufe (zum Beispiel im Supermarkt) und Warteschlangen
  • Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln, im Auto oder Flugzeug
  • Reisen
  • Schule, Universität, Arbeitsplatz

Agoraphobie ist nicht zu verwechseln mit der Klaustrophobie (Raumangst), die das Gegenteil beschreibt: die Angst vor engen Räumen.

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Wie äußert sich eine Agoraphobie?

Viele Betroffene erleben in den angstauslösenden Situationen Symptome einer Panikattacke wie:

  • Herzrasen
  • Atemnot oder Erstickungsgefühl
  • Hitzegefühl oder Schweißausbrüche
  • allgemeines Unwohlsein
  • Angst davor, wahnsinnig zu werden, die Kontrolle zu verlieren oder zu sterben
  • Gefühl der Unwirklichkeit und Entfremdung (von sich selbst und der Umgebung)

Vor typischen Situationen oder Anforderungen befürchten die Betroffenen, Schwindelgefühle oder Herzbeschwerden zu bekommen oder in Ohnmacht zu fallen. Manche Betroffene erleben keine Panikattacken, haben aber trotzdem Angst vor bestimmten Erlebnissen. Die Erkrankten meiden daher meist die angstauslösenden Orte und Situationen.

Eine Frau, die unter Agoraphobie leidet und in sich gekehrt auf dem Boden an ein Sofa gelehnt sitzt.

© iStock / valentinrussanov

Menschen, die unter einer Agoraphobie leiden, ziehen sich häufig in ihre Wohnung zurück.

Problematisch bei der Diagnose Agoraphobie ist zweierlei: Zum einen ist es für die Betroffenen in der Regel kaum möglich, die angstauslösenden Situationen dauerhaft zu meiden. Wenn sie nicht lernen, mit ihren Ängsten umzugehen, können die Auswirkungen der Phobie die berufliche Tätigkeit behindern. Zum anderen besteht die Gefahr, dass die Erkrankung generalisiert: Die Angst und das daraus folgende Vermeidungsverhalten weiten sich auf immer mehr Situationen aus, das persönliche Leben wird weiter eingeschränkt. Das kann dazu führen, dass sich Menschen mit Agoraphobie immer mehr von ihrer Umwelt zurückziehen und beispielsweise Lebensmittel und andere notwendige Dinge nur noch online bestellen, statt in den Supermarkt zu gehen. Manchmal wird auch eine Begleitperson benötigt, um bestimmte Situationen einigermaßen zu bewältigen – was die Symptome langfristig aufrechterhält. Im schlimmsten Fall verlassen Betroffene ihre Wohnung gar nicht mehr und gehen auch keiner Erwerbstätigkeit mehr nach.

Wie häufig tritt Agoraphobie auf?

Die Agoraphobie zählt zu den häufigsten Angststörungen und psychischen Erkrankungen. Etwa fünf Prozent aller Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens daran, wobei die Angststörung meist im jungen Erwachsenenalter zwischen 18 und 35 Jahren beginnt. Mehr als die Hälfte der Betroffenen leidet zusätzlich an einer Panikstörung, was als „Agoraphobie mit Panikstörung“ bezeichnet wird. Eine Panikstörung ist eine Form der Angststörung, bei der heftige Angstanfälle mit unkonkreten Auslösern auftreten. Frauen sind etwa doppelt so häufig von Agoraphobie betroffen wie Männer.

Agoraphobie: Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten

Angst ist ein sinnvoller Mechanismus, der uns vor Gefahren schützt. Es ist jedoch nicht immer einfach zu erkennen, ob diese noch „normal“ oder bereits krankhaft ist. Wenn eines oder mehrere Anzeichen, wie das wiederholte Auftreten in denselben Situationen, für eine Agoraphobie sprechen oder diese die Lebensqualität beeinträchtigen, sollten Sie sich an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin wenden.

Wie wird eine Agoraphobie diagnostiziert?

Zunächst ist es wichtig abzuklären, ob körperliche Erkrankungen vorliegen, die ähnliche Beschwerden verursachen können, wie etwa ein Herzleiden. Ist dies ausgeschlossen, können Fachleute durch eine gründliche Untersuchung und ausführliche Befragung erkennen, ob eine Agoraphobie und ob eventuell noch andere psychische Störungen vorliegen. Für eine genaue Diagnose ist es wichtig, die Probleme möglichst präzise zu beschreiben – also etwa, in welchen Situationen die Ängste auftreten, wie sie sich äußern und ob es eventuell bestimmte Vermeidungsstrategien gibt, die Betroffenen also bereits angefangen haben, angstauslösenden Situationen aus dem Weg zu gehen.

Wie lässt sich eine Agoraphobie behandeln?

Je eher Diagnose und Behandlung erfolgen, desto besser lässt sich eine Agoraphobie behandeln. Als wirksam hat sich eine Psychotherapie in Form einer kognitiven Verhaltenstherapie erwiesen. Dabei geht es darum, auslösende Situationen, Gedanken und Gefühle zu erkennen und die Betroffenen zu motivieren, ihr Verhalten zu verändern. Gemeinsam überlegen Therapeut oder Therapeutin und Patient oder Patientin dann zum Beispiel, wie ein alternatives Verhalten aussehen könnte, um gewohnte Muster zu durchbrechen. Das Ziel ist unter anderem, Vermeidungsverhalten abzubauen, um wieder größere individuelle Freiheitsgrade zu erreichen. Das erfordert viel Übung. Es ist also anstrengende Arbeit und Auseinandersetzung für die Betroffenen, die aber häufig von Erfolg gekrönt ist.

Medikamente gegen Agoraphobie

Agoraphobie kann auch medikamentös behandelt werden. In Frage kommen zum Beispiel bestimmte Antidepressiva, die gleichfalls für die Behandlung von Angststörungen zugelassen sind. Angstlösende Beruhigungsmittel (Benzodiazepine) werden bei einer Agoraphobie nur in absoluten Ausnahmefällen und höchstens über einen sehr kurzen Zeitraum eingesetzt, da sie sehr schnell abhängig machen und das Grundproblem nicht lösen.

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