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Gesundheitsmagazin

Psychologie

Hitze – mögliche Auswirkungen auf die Psyche

Veröffentlicht am:27.07.2023

7 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 04.08.2023

Hitze belastet nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche. Die Auswirkung von anhaltender Hitze auf die Psyche rückt in den Fokus der Forschung und es mehren sich Hinweise, dass Hitzeperioden die Symptome von psychischen Erkrankungen verstärken können.

Eine junge Frau sitzt mit traurigem Gesichtsausdruck im Sommer auf einer Parkbank.

© iStock / Petko Ninov

Hitze beeinträchtigt nicht nur die körperliche Gesundheit

Im Zuge des Klimawandels nimmt in Deutschland seit Jahrzehnten die Zahl der jährlichen Hitzetage zu, an denen die Temperatur auf über 30 Grad Celsius steigt. Auch Hitzewellen, also Perioden von mehreren aufeinander folgenden Hitzetagen, werden häufiger. Erschwerend kommt hinzu, dass wir in Deutschland immer mehr sogenannte Tropennächte erleben, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt.

Dass starke Hitze die körperliche Gesundheit gefährdet, ist allgemein bekannt und medizinisch gut erforscht. Dehydration, Hitzeausschlag, Hitzekollaps oder Hitzschlag sind mögliche Folgen. Weniger gut untersucht ist die Auswirkung von extremen Temperaturen auf die psychische Gesundheit. Da die Temperaturen weltweit steigen und die gesundheitlichen Folgen immer relevanter werden, beschäftigt sich die Wissenschaft zunehmend mit dem Thema Hitze und psychische Gesundheit.

Bisherige Studien deuten darauf hin, dass Hitze einen direkten Einfluss auf die menschliche Psyche hat und dass sich Symptome psychischer Erkrankungen während Hitzewellen verschlimmern oder neu auftreten könnten. Eine neue Untersuchung, die auf einer breiten Datenbasis beruht, weist nach, dass während Hitzewellen Notaufnahmen häufiger in Anspruch genommen werden als bei gemäßigten Temperaturen. Es gibt keine bestimmte psychische Störung oder Krankheit, die besonders häufig vertreten ist. Vielmehr sind zahlreiche verschiedene psychische Erkrankungen bei Hitzewellen mit einer höheren Zahl von Notaufnahmebesuchen verbunden: von Depressionen oder Angststörungen bis hin zu psychotischen Erkrankungen.

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Wie kann Hitze die psychische Gesundheit gefährden?

Die in den USA durchgeführte Studie zeigt, dass die Fälle von behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankungen mit den Temperaturen nicht sprunghaft, aber parallel zu den Temperaturen moderat ansteigt. Bei Tagestemperaturen von über 30 Grad nahm die Zahl der Besuche in der Notaufnahme um rund fünf Prozent zu.

Hitze scheint also das Risiko für das Auftreten psychischer Symptome zu verstärken. Aber wieso ist das so?

Es gibt mehrere mögliche Arten, wie Hitze psychische Erkrankungen beeinflussen kann.

  • Hitze als äußerer Stressfaktor

    Es ist anerkannt, dass exogene Stressoren bereits bestehende psychische Erkrankungen verschlimmern können. Als Stressoren bezeichnet man in der Psychologie Faktoren, die die Psyche in einen Zustand erhöhter Alarmbereitschaft – also Stress – versetzen können. „Exogen“ bedeutet, dass es sich um äußere Umstände oder Reize handelt. Hitze ist ein solcher exogener Stressor. Hitzestress könnte sich zudem negativ auf die Fähigkeit zur Selbstkontrolle auswirken. Forschende vermuten zum Beispiel einen direkten Zusammenhang zwischen Hitze und erhöhter Aggressivität. Auch in psychiatrischen Kliniken ist schon eine Steigerung von aggressiven Zwischenfällen bei Hitze festgestellt worden.

  • Schlechter Schlaf in Tropennächten

    Eine weitere Ursache für hitzebedingte psychische Probleme kann die schlechte Schlafqualität bei hohen Temperaturen von über 20 Grad Celsius sein. Hohe Temperaturen wirken sich direkt auf die Schlafqualität und die Schlafdauer aus: Die Wahrscheinlichkeit, kürzer zu schlafen, erhöht sich mit steigender Nachttemperatur. Dass Schlafstörungen direkte negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben können, ist gut belegt. Schlafstörungen können psychische Störungen aber nicht nur verstärken, sondern sogar deren Ursache sein. Außerdem macht dauerhafter Schlafmangel anfälliger für Wut und Aggression.

  • Verstärkte Zukunftsängste durch Hitze

    Viele Menschen sind angesichts des Klimawandels verzweifelt oder haben Angst vor der Zukunft. In diesem Zusammenhang hat sich mittlerweile der Begriff Klimaangst etabliert. Hitze ist eine unmittelbar spürbare Folge des Klimawandels und bringt ihn direkt in unser Bewusstsein. Die Angst vor Hitze im Sommer ist ein zusätzlicher Stressor.

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Wer ist von psychischen Problemen besonders betroffen?

Bei den möglichen Folgen von Hitzetagen für die körperliche Gesundheit – etwa Herz-Kreislauf-Probleme – sind ältere Menschen eine der Hauptrisikogruppen. Hinsichtlich der Wechselwirkung zwischen Hitze und Psyche können bestimmte körperliche Probleme wie Schwindel oder Erschöpfung, die bei älteren Menschen häufiger als bei jüngeren auftreten, Angstzustände oder sogar Panikattacken auslösen – vor allem in Verbindung damit, dass man der Hitze nicht entkommen kann. Sind ältere Menschen also nicht nur von körperlichen, sondern auch von psychischen Problemen bei Hitze besonders betroffen?

In der bisher umfangreichsten Studie wurden keine altersspezifischen Unterschiede und auch keine bedeutsamen geschlechtsspezifischen Unterschiede festgestellt. Ältere Menschen leiden vermutlich nicht häufiger unter hitzebedingten psychischen Problemen als andere und auch die Geschlechter sind prinzipiell gleich stark betroffen.

Das höchste Sterblichkeitsrisiko bei Hitze zeigte sich für zwei Gruppen von psychischen Erkrankungen: für Menschen mit substanzbezogenen Abhängigkeitserkrankungen wie einer Drogenabhängigkeit und für Menschen mit organischen psychischen Störungen – also psychischen Störungen, denen eine Schädigung des Gehirns zugrunde liegt, wie etwa Demenz. Diese besonders vulnerablen Personen können sich häufig nicht eigenständig und effektiv vor Hitze schützen.

Wie wirkt sich Hitze auf unser Gehirn aus?

Hitze wirkt sich direkt auf die geistige Produktivität und Lernfähigkeit aus.

Vor allem hohe Raumtemperaturen während des Schlafs mindern die geistige Leistungsfähigkeit. Das hat ein Versuch mit Studierenden gezeigt, die entweder in gekühlten oder in sehr warmen Räumen schliefen. Die warm Schlafenden benötigten nach dem Aufwachen 13 Prozent mehr Zeit für die Lösung der ihnen am Morgen gestellten Aufgaben als die gut temperiert Schlafenden. Eine Erklärung: Bei Hitze verbraucht der Körper viel Energie, um den Körper auf optimaler Betriebstemperatur zu halten. Für das Gehirn bleibt dementsprechend weniger Energie übrig – so wie wir bei Hitze auch weniger schnell laufen können.

Hitze und Depression – welchen Zusammenhang gibt es?

Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und können von hohen Temperaturen negativ beeinflusst werden.

Etwas anderes ist die sogenannte Sommerdepression. Hierbei handelt es sich um eine saisonal abhängige Depression – das ist eine Sonderform der Depression. Bekannter als die Sommerdepression ist in diesem Kontext die sogenannte Winterdepression. Diese saisonal depressive Störung tritt typischerweise in den Wintermonaten auf und klingt in den Sommermonaten vollständig ab.

Wenn Menschen im Sommer unter einer saisonal depressiven Störung leiden, hängt das vermutlich aber nicht mit Hitze zusammen. Bei einer Sommerdepression könnte der Hormonhaushalt eine Rolle spielen, konkret die Produktion des Botenstoffs Melatonin, der den menschlichen Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert – und von dem an langen hellen Tagen weniger ausgeschüttet wird. Wie beim Thema Hitze und Psyche steht die Forschung auch hier noch am Anfang.

Zum Thema depressive Erkrankungen und Hitze gibt es ein trauriges Detail: Es gilt als erwiesen, dass während Hitzeperioden die Zahl der Suizide zusammen mit den Temperaturen ansteigt. Das Suizidrisiko ist bei depressiven Menschen sehr viel höher als bei psychisch gesunden. Menschen mit psychischen Erkrankungen brauchen deshalb in heißen Sommermonaten besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung.

Eine Frau dunkelt ihr Schlafzimmer mit einer Jalousie ab, um es kühl zu halten.

© iStock / janiecbros

Schutz vor Hitze: Dunkeln Sie Ihr Schlafzimmer bei hohen Temperaturen auch tagsüber ab.

Wie kann man sich vor psychischen Problemen bei Hitze schützen

Für psychisch gesunde Menschen gibt es keine speziellen Schutzmaßnahmen für die Psyche, sondern die gleichen Verhaltensregeln, die auch der Vorbeugung körperlicher Probleme durch Überhitzung dienen:

  • ausreichend trinken und leichte Kost zu sich nehmen
  • nicht in der prallen Sonne aufhalten
  • leichte und weite Kleidung tragen
  • anstrengende Tätigkeiten vermeiden
  • für möglichst niedrige Temperaturen in der Wohnung sorgen, besonders im Schlafbereich (tagsüber abdunkeln, vor allem morgens und abends lüften)

Für Menschen mit bestehenden psychischen Problemen oder Krankheiten sind diese Maßnahmen besonders wichtig, damit die Hitze sie möglichst wenig beeinflusst. Am besten wird das Thema zusätzlich mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin besprochen, um individuelle Lösungen zu finden, mit denen besonders gefährdete Menschen bestmöglich vor den negativen Auswirkungen der Hitze geschützt werden können.

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