Psychologie
Movember: So bleibt Mann gesund
Veröffentlicht am:26.08.2021
6 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 20.03.2025
Bewusster leben, mehr auf die körperliche und mentale Gesundheit achten – genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt, damit anzufangen. Warum das manchmal für Männer nicht ganz einfach ist – und wie es trotzdem funktionieren kann.

© iStock / Zinkevych
Psychische Gesundheit: Unter welchem Druck stehen Männer?
Mal wieder Überstunden gemacht und zu Hause wollen die Kids auch noch was von Papa haben. Und als wäre die Woche nicht stressig genug, ist die To-do-Liste am Wochenende ebenso lang: Familienausflug, Großeinkauf, Wohnungsputz, Fahrrad: platt, Wasserhahn: tropft. Keine Frage, Mann hat’s oft nicht leicht.
„Menschen finden oft keine Zeit für Freiräume, um sich zu entspannen oder um sich selbst zu kümmern“, sagt Professor Kurt Miller von der Stiftung Männergesundheit. Der Druck, ständig Leistung zu bringen, Aufgaben zu erfüllen und zu funktionieren, kann die körperliche und mentale Gesundheit von Frauen und Männern beeinflussen. „Sich deshalb aber mehr um ihr Wohlbefinden zu kümmern, erachten – im Vergleich zu Frauen – viele Männer als nebensächlich und überflüssig oder empfinden es als Schwäche“, so der Mediziner.
Männer setzen sich mehr Risiken aus
Stärke, Macht, Konkurrenz, Unabhängigkeit, Wagemut und Tapferkeit: Diese sogenannten männlichen Stereotypen können dazu führen, dass Männer im Gegensatz zu Frauen weniger fürsorglich gegenüber dem eigenen Körper und ihrer Mental Health, also ihrer psychischen Gesundheit, sind. Zudem sprechen sie seltener über ihre Krankheiten. Im typischen Rollenbild des „starken Geschlechts“ scheint dafür für viele einfach kein Platz zu sein. „Die traditionelle Männerrolle begünstigt die Bereitschaft, Risiken einzugehen“, sagt Dr. Annette Bornhäuser von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
So wenig Männer ihre körperliche Verletzlichkeit beachten, so selten ziehen sie in Betracht, dass sie seelische Probleme haben könnten. Eine dreimal so hohe Selbstmordrate wie bei Frauen ist jedoch ein deutliches Warnzeichen, wie die Stiftung Männergesundheit berichtet. Aber so weit muss es gar nicht kommen: Auch Schlafstörungen können die Folge sein, ebenso Depressionen. Im Jahr 2023 berichten bei einer Befragung 7,5 Prozent der Männer, innerhalb der letzten zwei Wochen von einer depressiven Symptomatik betroffen gewesen zu sein, bei den Frauen waren es 8,8 Prozent.
Mögliche Ursachen für die Probleme: Arbeitslosigkeit, die als Demütigung empfunden wird, Geldsorgen oder das Zerbrechen von Beziehungen und Freundschaften. „Psychische Erkrankungen werden bei Männern aber häufig nicht erkannt und oft unzureichend therapiert. Zum einen, weil sie weniger oft professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und Rat suchen, zum anderen, weil viele ihre seelischen Probleme lange verdrängen“, sagt Kurt Miller.
„Psychische Krankheiten werden bei Männern of nicht erkannt“
Prof. Kurt Miller
Vorstand der Stiftung Männergesundheit
Movember: ein Schnurrbart für die psychische Gesundheit
Eine Organisation, die Männergesundheit, Mental Health und Früherkennungsuntersuchungen in den Fokus der Öffentlichkeit rücken will, ist die Movember Foundation e.V. Der Name Movember ist eine Kombination aus November und „Moustache“, dem französischen Wort für Schnurrbart. Seit 2003 ruft die Movember Foundation e.V. Jahr für Jahr die Männerwelt auf, sich im November einen Schnurrbart wachsen zu lassen. Teilnehmende können sich auf der Aktionsseite registrieren und mit ihrem Schnurrbart ein sichtbares Zeichen für die Männergesundheit setzen.
Was bringt mir der Movember?
Laut der Organisation soll der Movember nicht nur als Symbol für die Männgergesundheit gelten, sondern auch Aufmerksamkeit erregen und einen Austausch anstoßen.
Zum Mitmachen: Im Rahmen dieser Aktion bitten Oberlippenbartträger zum Beispiel im Bekannten- und Freundeskreis um Spenden oder starten eigene Spendenaktionen zugunsten der Erforschung und Vorbeugung von Prostata- und Hodenkrebs sowie von Depressionen und Suizid.
Ein positiver Effekt: Eine so markante optische Veränderung fällt auf. Der Schnurrbart weckt Neugier und bietet eine ideale Gelegenheit, offen über das Thema Männergesundheit zu sprechen. Damit sensibilisiert die Aktion für Vorsorgeuntersuchungen – ein bei Männern oft wenig beachtetes Thema.
Informiert sein!
Das Männergesundheitsportal des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BiÖG) bietet Ihnen aktuelle und fachlich geprüfte männerspezifische Gesundheitsinformationen, Tipps und Anregungen.
Fakten zur Männergesundheit in Deutschland
Männergesundheit in Deutschland: Ein Blick auf aktuelle Zahlen des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BiÖG).
- Übergewicht: Fast zwei Drittel der Männer (61,6 Prozent) sind übergewichtig (Frauen: 46,7 Prozent).
- Herzinfarkt: Jährlich werden 129 460 Männer wegen eines Infarkts im Krankenhaus behandelt (Frauen: 61 220).
- Rauchen: Mehr Männer (26,4 Prozent) als Frauen (20,2 Prozent) rauchen.
- Erschöpfung: Immer mehr Männer klagen über körperliche und geistige Erschöpfung (seit 2010 hat sich ihre Zahl verdreifacht).
- Alter: Männer (Lebenserwartung 78,5 Jahre) sterben knapp fünf Jahre früher als Frauen (83,3 Jahre).
Könnten Männer viel gesünder sein?
Dass Vorsorgeuntersuchungen bei männlichen Personen nicht sehr hoch im Kurs stehen, weiß auch Dr. Bornhäuser. „Männer fühlen sich oft weniger anfällig für Krankheiten“, begründet die Leiterin des Referats Gesundes Alter, Frauengesundheit, Männergesundheit das Verhalten. Daher werden selbst wichtige Besuche bei Arzt oder Ärztin oder der Gang zum Psychologen oder zur Psychologin häufig auf die lange Bank geschoben. So nutze nur etwa jeder vierte Mann die Krebsvorsorge oder Herz-Kreislauf-Checks. „Dabei sind die häufigsten Männererkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Prostatakrebs nicht nur ernst und lebensgefährdend, sondern zu einem großen Teil vermeidbar“, sagt Dr. Bornhäuser.
Daten und Fakten der BZgA belegen zudem, dass sich Männer oft weniger gesund ernähren. Sie essen gern fett- und fleischreich. Bei Steak und Currywurst wird das „starke Geschlecht“ oft schwach, Obst und Gemüse dagegen sind häufig nur Deko. So gilt bereits fast die Hälfte der Männer in Deutschland als übergewichtig, bei den Frauen ist es nur jede Dritte. Doch mit jedem Kilo steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten – der häufigsten Todesursache von Männern.
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Vorsorgeuntersuchungen: Warum kümmern sich Männer seltener darum?
Das mangelnde Bewusstsein für die eigene körperliche und mentale Gesundheit hat seine Wurzeln oft in der sozialen Prägung durch die Eltern und deren Verhaltensweisen. „Die Erziehung in jungen Jahren schafft eine wesentliche und dauerhafte Grundlage für gesundheitsbewusstes Verhalten“, sagt Professor Kurt Miller. Es lohnt sich für Eltern, die klassische Männerrolle oder klassisch männliche Stereotype auch mal infrage zu stellen. Was Eltern, Freunde und Altersgenossen vorgelebt haben (beispielsweise, ob sie zur Vorsorgeuntersuchung gegangen sind), bildet einen wichtigen Baustein für ein zukünftiges gesundes Leben. „Grundsätzlich ist es aber nie zu spät, seinem Leben eine neue Richtung zu geben“, so der Professor. Um die alten Rollenbilder zu durchbrechen und ihrer Mental Health etwas Gutes zu tun, dürfen sich männliche Personen deshalb ruhig mehr Erholungsphasen gönnen oder zwischendurch mal eine Auszeit nehmen:
- Einen Kaffee trinken, ohne nebenbei die Mails zu checken, oder ein kurzer Spaziergang, können täglichen Stress spürbar reduzieren.
- Kleine Routinen tragen zu einer stabilen Work-Life-Balance und einem gesteigerten Bewusstsein für Achtsamkeit bei.
- Selbstfürsorge spielt ebenfalls eine wichtige Rolle: Sich morgens nach dem Duschen einzucremen oder bei Unwohlsein den Hausarzt oder die Hausärztin aufzusuchen, sind Beispiele dafür, wie man sich selbst etwas Gutes tun kann.
- Darüber hinaus tragen regelmäßige Bewegung und Sport, idealerweise mindestens dreimal pro Woche 30 Minuten Ausdauersport wie Joggen, Nordic Walking oder Radfahren, maßgeblich zur Verbesserung der psychischen Gesundheit und des allgemeinen Wohlbefindens bei.
Empfehlung von Experten und Expertinnen
Neben Achtsamkeit, Vorsorge und Krebsfrüherkennung lautet die zentrale Empfehlung von Professor Miller: „Risikovermeidung! Vor allem den Alkoholkonsum reduzieren, nicht rauchen, Sport machen und bewusst ernähren.“ Damit lege man einen Grundstein für ein gesundes Leben, oft bis ins hohe Alter. Ebenfalls wichtig: regelmäßige Treffen mit Freunden oder der Besuch von kulturellen Veranstaltungen.
Durchchecken lassen
Beim Check-up kann der Hausarzt oder die Hausärztin Krankheiten frühzeitig erkennen. Untersucht werden Blut und Organe auf Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen, Stoffwechselstörungen wie Diabetes und andere Krankheiten. Für AOK-Versicherte ab 18 Jahren bis zum Ende des 34. Lebensjahres übernimmt die AOK einmalig die Kosten für einen Gesundheitscheck, ab 35 dann alle drei Jahre.
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Auspowern in der Gruppe
Bewegung und Sport sind ein geeignetes Rezept, um die psychische Gesundheit und das eigene Wohlbefinden zu verbessern. Wer dabei auf Gruppendynamik baut, findet bei den AOK-Gesundheitspartnern viele passende Angebote. Easy Running etwa ist ein Outdoortraining, das die Grundlagen für eigenständiges Lauftraining schaffen soll. Functional Training setzt auf Übungen mit dem eigenen Körpergewicht.
Hilfe bei Depressionen
Jeder reagiert anders auf dauerhafte Belastungen. Wenn Sie unter Erschöpfung leiden, sich nachts schlaflos hin- und herwälzen, wenn sich die negativen Gedankenmuster nicht mehr durchbrechen lassen, ist professionelle Hilfe nötig.
Diese als Betroffener zu nutzen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Selbstfürsorge. Die AOK unterstützt Sie mit verschiedenen Hilfsangeboten.
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