Psychologie
Wie fühlt sich eine Borderline-Persönlichkeitsstörung an?
Veröffentlicht am:11.03.2022
13 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 22.03.2022
Nadine Breaty ist Content-Creatorin und bespielt täglich Plattformen wie Instagram, YouTube und TikTok mit eigenen Bildern und Videos. 2018 wurde bei ihr eine Borderline-Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. In ihrem Tagebuch berichtet sie davon.
Was ist eine Borderline-Persönlichkeitsstörung?
Viele Menschen mit Borderline haben Stimmungsschwankungen, was zwischenmenschliche Beziehungen stark belastet. Zwar sind ihre Beziehungen zu anderen Menschen oft intensiv oder phasenweise sehr nah, aber zugleich wenig stabil und konfliktbeladen und können dann ins Destruktive umschlagen. Trotzdem haben sie Angst vor dem Verlassenwerden oder dem Alleinsein, andererseits vor Nähe. Sie fühlen sich innerlich oft zerrissen, stark angespannt und ihren Stimmungen ausgeliefert. Durch ihre Impulsivität können sie ihr Verhalten schwerer kontrollieren als andere Menschen. Weil ihr Selbstwertgefühl sowie ihre Körper- und Gefühlswahrnehmung instabil sind, neigen viele zu Selbstverletzungen und Suchtmittelkonsum, einige auch zu Suizidversuchen. Anderseits haben viele Menschen mit dieser Diagnose eine Individualität, einen Gefühlsreichtum, eine Fähigkeit zu besonderer Intensität in zwischenmenschlichen Beziehungen und eine sensible Wahrnehmung sozialer Situationen, um die sie viele beneiden. Und viele Stärken mehr! Diese gilt es, im Weg der Veränderung zu finden und zu stärken.
Unser Experte Dr. Moritz de Greck ist Leiter des Schwerpunkts Psychosomatik, Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapie sowie Oberarzt der psychosomatischen Tagesklinik am Universitätsklinikum Frankfurt am Main. Er ordnet die Tagebucheinträge von Nadine Breaty für Sie ein.
Seine Expertise beruht dabei nicht auf einer persönlichen Begegnung mit der Protagonistin.
Nadine Breatys Tagebuch: Woche 1
Wie ich mich fühle, ist diese Woche schwer zu beschreiben, denn schon oft kam es mir so vor, als würde ich nichts mehr fühlen. Der Grund dafür war meine Borderline-Persönlichkeitsstörung, die mir zeitweise jegliche Lebensfreude und Emotion genommen hat.
Doch was ich in meiner Therapie gelernt habe, ist, dass ich durch mein eigenes Handeln eine große Kontrolle über mein Leben haben kann. Körper und Seele sind keine zwei verschiedenen Paar Schuhe, sondern laufen zusammen Hand in Hand. Was mir hilft, um beides zu vereinen, ist eine To-do-Liste – die schreibe ich mir jeden Morgen, als kleine Motivation und auch, um mir den Stress zu nehmen. Selbst wenn ich es nur schaffe, eine Aufgabe am Ende des Tages abzuhaken, dann ist das okay, denn ich habe es versucht und morgen beginnt ein neuer Tag mit neuen Chancen.
Immer, wenn ich mein Leben plane, denke ich in unterschiedlichen Kategorien, wie zum Beispiel: Sport, Ernährung, Schlaf, Hygiene. Praktisch wie in dem Spiel „The Sims“, nur dass ich mein eigener Hauptcharakter bin. Wenn ich auf diese körperlichen Dinge achtgebe, dann wird es mir zu mindestens 50 Prozent gut gehen und das ist wirklich viel.
Natürlich gibt es dann noch die andere Seite, meine Seele. Bin ich für diese auch verantwortlich und kann ich etwas ändern, wenn es mir mental schlecht geht? Die Antwort ist Ja, aber du musst wissen, wie, denn jeder Mensch funktioniert in diesem Bereich anders. Für mich ist das ein Spaziergang in der Natur, ein gutes Buch zu lesen, Meditieren oder Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen. Diese beiden Seiten, Körper und Seele, fließen täglich in meine To-do-Liste mit ein. So sorge ich dafür, dass es mir gut geht. Es liegt in meiner Verantwortung. Das Schlimmste, was du tun kannst, ist, im Bett liegen zu bleiben.
„Traumata im Kindesalter sowie die genetische Ausstattung und Sensibilität können eine Borderline-Störung begünstigen.“
PD Dr. Moritz de Greck
Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Frankfurt am Main
© privat
Die Einschätzung unseres Experten Dr. de Greck
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine psychische Erkrankung, die zur Gruppe der emotional instabilen Persönlichkeitsstörungen gehört, einer Untergruppe der Persönlichkeitsstörungen. Die Krankheit entwickelt sich meist langfristig, im Gegensatz zu episodenhaft verlaufenden psychischen Erkrankungen, wie zum Beispiel einer Depression. Sehr häufig liegen traumatische Ereignisse m Kindheitsalter als Ursache vor, aber auch die genetische Ausstattung und die Sensibilität spielen eine Rolle. Menschen, die zum Beispiel besonders empathisch, reizempfindlich oder sensibel sind, sind für diese Art der psychischen Erkrankung anfälliger.
Patienten mit einer Borderline-Störung leiden zum einen unter stark ausgeprägten, hilflos machenden Emotionen wie zum Beispiel ohnmächtiger Wut, erdrückender Traurigkeit oder unkontrollierbaren Verlust- und Zukunftsängsten. Gleichzeitig plagen sie sehr selbstkritische negative Gedanken bis hin zu Suizidgedanken. Häufig kommt es auch zu selbstverletzendem Verhalten.
Bei schweren Verlaufsformen einer Borderline-Persönlichkeitsstörung liegen oft noch weitere Begleiterkrankungen wie eine Depression vor. Mediziner sprechen hier von Komorbidität. Das macht die Behandlung schwerer.
Viele Patienten leiden auch unter innerer Leere. Frau Breaty beschreibt zum Beispiel ein Gefühl der Gefühllosigkeit. Um den Alltag mit der Krankheit leichter zu machen, raten wir unseren Patienten häufig dazu, To-do-Listen, Pläne oder Tagesziele aufzuschreiben. Sich zudem immer wieder positive Dinge ins Bewusstsein zu rufen, wie auch Frau Breaty es tut, ist genau richtig. Entgegen der weitverbreiteten Annahme, dass eine Borderline-Persönlichkeitsstörung nicht heilbar sei, zeigen Studien mittlerweile das Gegenteil: Mit einer Psychotherapie kann die Borderline-Persönlichkeitsstörung sehr wohl erfolgreich behandelt werden. Mehr als zwei Dritteln der Patienten kann geholfen werden, allerdings benötigt man hierzu vergleichsweise viel Zeit – mehrere Jahre.
Nadine Breatys Tagebuch: Woche 2
Anfang letzter Woche habe ich nur mit Arbeiten verbracht, da kam der kleine Winterurlaub mit meiner Familie am Ende der Woche wie gerufen. Es ist schon einige Jahre her, dass wir zusammen Ski gefahren sind, weshalb ich mich umso mehr freute. Am Donnerstag ging es endlich los. Dafür, dass wir nur fünf Tage weg waren, war unser Auto so vollgepackt, dass wir auch für einen Monat hätten wegbleiben können. Lange Autofahrten liebe ich. Ich sitze immer auf der Rückbank, schaue meine Lieblingsserie aus meiner Kindheit und spiele Nintendo. Da fühle ich mich dann immer noch manchmal wie ein Kind, ohne große Sorgen und Probleme. Erst wenn man älter wird, bemerkt man, wie schnell die Zeit einem wegläuft.
Die meiste Zeit in meinem Leben verbringe ich momentan an meinem Handy. Zwölf Stunden Screen Time waren es noch am Montag, heute im Skiurlaub sind es fünf. Damals in der Psychiatrie war ich drei Monate offline. Ich sage immer: Das war mit die beste Zeit meines Lebens. Jetzt offline zu sein ist für mich kaum vorstellbar, denn Social Media ist mein Beruf und ich mache diesen Job unfassbar gern und mit viel Liebe.
Dennoch kann Social Media super toxisch sein. Es stiehlt wahnsinnig viel Zeit und man setzt sich auseinander mit Dingen, die man normalerweise gar nicht mitbekommen würde. Ich beschäftige mich mehr mit dem Leben anderer als mit meinem eigenen. Das ist sehr ungesund. Einer der größten Fehler, die man machen kann, ist, sich zu vergleichen. Ich habe diese Woche viele Storys gesehen, in denen andere nach L.A., New York, Dubai und Paris reisen. Laut Social Media das perfekte Leben. Dabei sollte ich doch eigentlich selbst am besten wissen, dass vieles dort nur Fake ist. In mir hatte sich aber eine richtige Eifersucht entwickelt. Mir kamen nur die Fragen in den Kopf: Warum werde ich nicht eingeladen? Bin ich nicht gut genug? Habe ich nicht die besseren Zahlen? Was kann ich eigentlich?
Nachdem ich einen Schritt zurückgetreten bin, beruhigten sich meine negativen Gedanken. Denn ich bin gerade, nach einer so langen Zeit, mit meiner Familie im Urlaub und schöner könnte es eigentlich gar nicht sein. Die Sonne scheint, wir fahren Ski und ich sehe meine Eltern glücklich zusammen lachen. Man sollte immer das schätzen, was man in diesem Moment hat, denn man weiß nie, wann es das letzte Mal sein wird.
„Selbstliebe und Achtsamkeit spielen eine wichtige Rolle im Umgang mit einer Borderline-Störung.“
PD Dr. Moritz de Greck
Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Frankfurt am Main
© privat
Die Einschätzung unseres Experten Dr. de Greck
Frau Breaty geht hier genau richtig vor und lenkt ihre Gefühle auf das Positive um: Wenn die für Borderline typischen selbstkritischen Gedanken überhandnehmen, ist es wichtig, sich auf schöne Dinge im Hier und Jetzt zu konzentrieren. Wohlwollend mit sich umzugehen ist ein weiterer wichtiger Schlüssel. In der Therapie verwenden wir gern die Metapher des „wohlwollenden Begleiters“. Dahinter verbirgt sich ein Gedankenspiel: Was würde ich einem guten Freund raten oder was würde ich ihm sagen, wenn ihn starke Selbstzweifel plagen? Mit Freunden gehen wir nämlich sehr häufig viel wohlwollender und liebevoller um als mit uns selbst. Anfangs ist es meistens sehr schwer, sich selbst gegenüber so positive Gedanken zu denken oder auszusprechen, sodass viele Wiederholungen und Training notwendig sind.
Selbstakzeptanz und Selbstliebe sowie Achtsamkeit spielen eine wichtige Rolle im Umgang mit der Borderline-Erkrankung. Das unter anderem lernen Patienten in der Therapie. Zudem entwickelt man dort gemeinsam Strategien, die helfen, mit den eigenen Emotionen in kritischen Situationen gut umzugehen. Denn nicht bei allen Borderline-Patienten gelingt der Alltag so gut wie bei Frau Breaty. Es gibt leider auch schwerere Fälle. Bei Borderline verzeichnen wir auffallend hohe Selbstverletzungs- sowie Suizidraten. Eine Psychotherapie ist in vielen Fällen unabdingbar, ansonsten verschlechtert sich die Situation meist nur.
Um negative Gedanken quasi zu betäuben, sehen wir bei Borderline-Patienten häufig suchtähnliches Verhalten. Betroffene klammern sich sehr an Dingen fest, die sie ablenken und beruhigen. Das können zum Beispiel Drogen, Onlinespiele, die tägliche Arbeit oder auch der Konsum sozialer Medien sein. Hier ist ein gesunder, kurzfristig und langfristig nicht schädlicher Umgang mit süchtig machenden Substanzen und Verhaltensweisen enorm wichtig.
Nadine Breatys Tagebuch: Woche 3
Am Montag bin ich aus unserem kleinen Winterurlaub zurück nach Hause gefahren. Dass eine lange Autofahrt vor uns lag, hat mir aber nichts ausgemacht. Es war so schönes Wetter und die Sonnenstrahlen schienen die ganze Autofahrt in mein Gesicht. Die Sonne hatte ich bis jetzt dieses Jahr noch nicht so viel gesehen. Es ist leider immer nur das gleiche graue, regnerische, kalte Wetter.
Endlich zu Hause angekommen, erwartete mich ein großer Berg an Aufgaben, private als auch berufliche. Zunächst war ich noch motiviert, doch sobald sich das Wetter von Sonne auf Regen umstellte, änderte sich meine Stimmung sofort. Von Dienstag bis Freitag bestand meine Woche eigentlich nur aus Aufstehen, Arbeiten, Essen, Schafen. In dieser Zeit habe ich nicht einmal das Haus verlassen. Ich hatte zwar versucht, mir motivierende Ziele zu setzen, aber wirklich funktioniert hat es nicht. Das momentane Wetter stiehlt mir einfach zu viel Energie. Dadurch, dass ich eine Zeit lang auf Ibiza gelebt habe, weiß ich, wie positiv sich ein paar Sonnenstrahlen auf das Leben auswirken können.
Die Monotonie zu Hause muss ich jetzt noch eine Woche lang aushalten, dann bin ich wieder viel unterwegs und sehe was von der Welt – das ist immerhin schon mal eine Sache, die mich motiviert. Trotzdem weiß ich: So kann ich die nächste Woche nicht weitermachen.
Nun ist Sonntag und ich erstelle mir eine Art Stundenplan für die nächste Woche. Manchmal muss man sich eben zu seinem Glück zwingen, denn wenn ich jetzt nichts ändere, könnte ich wieder depressiv werden und das möchte ich nicht. Meine Ziele für die nächste Woche sind: täglich Sport treiben, gesund ernähren, zwei Liter Wasser am Tag trinken, täglich eine Runde spazieren gehen, maximal acht Stunden am Tag arbeiten, acht Stunden schlafen und abends nicht mehr das Handy benutzen. Ich bin sehr gespannt, ob ich das schaffe.
„Feste Strukturen und Tagesziele helfen Borderline-Patienten, ihren Alltag besser zu managen.“
PD Dr. Moritz de Greck
Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Frankfurt am Main
© privat
Die Einschätzung unseres Experten Dr. de Greck
Zunächst einmal möchte ich sagen, dass Rückschläge ganz normal sind. Wichtig ist, dass man dann nicht gleich resigniert und versucht, sich trotzdem zu motivieren. Anhaltend schlechtes Wetter kann einem schon mal aufs Gemüt schlagen. Das ist sogar genetisch bedingt. Warum sollte man bei nasskaltem Wetter gerne rausgehen wollen? Die Verletzungsgefahr, die Unfallgefahr und auch die Erkältungsgefahr sind höher. Es ist also allein schon aus diesen Gründen gesünder, drinnen zu bleiben – da würde zudem doch jeder lieber im warmen Bett liegen bleiben. Frau Breaty macht es daher richtig und erstellt sich rechtzeitig einen Plan für die nächste Woche, um im Alltag nicht unterzugehen. Wem das zu viel ist, der kann sich auch von Tag zu Tag einen Plan machen, mit einem oder mehreren To-dos, am besten jeweils unterteilt nach vormittags, nachmittags und abends. Das kann zum Beispiel sein, vormittags einen Spaziergang zu machen, nachmittags Sport zu treiben und abends selbst Essen zu kochen. Monotonie, von der Frau Breaty spricht, erleben wir alle mal. Was Monotonie bei Borderline-Patienten weniger erträglich macht, sind die negativen und häufig sehr selbstkritischen Gedanken, die dann auch noch dazukommen.
Positiv zu bewerten ist außerdem, dass Frau Breaty sehr gut in der Lage ist, sich selbst zu reflektieren. Nur so kann ein Patient wahrnehmen, dass etwas gerade nicht rundläuft, um dann in der nächsten Woche daran zu arbeiten. Oft haben Borderline-Patienten keine gute Selbsteinschätzung, was Anspannung oder ihr Stresslevel angeht. Mithilfe sogenannter Anspannungsprotokolle lernen Patienten in der Therapie, eine Einschätzung ihres Zustands zu machen.
Nadine Breatys Tagebuch: Woche 4
Neue Woche, neue Chance: Zu Beginn dieser Woche war ich noch sehr erschöpft. Das schlechte Wetter machte es mir immer noch schwer, positiv zu denken. Mein Alltag von Montag bis Donnerstag war daher recht monoton, aber immerhin habe ich diese Woche endlich wieder mit dem Sport begonnen und meine Ernährung wurde besser.
Außerdem konnte ich mich schon aufs Wochenende freuen, denn nach langer Zeit sollte ich endlich wieder unterwegs sein. Ich hatte mich bisher noch nicht getraut, viel zu unternehmen, da die Coronazahlen sehr hoch sind. Am Freitag aber war es endlich so weit: Es ging nach Hamburg für ein Shooting. Die Hinfahrt war aber nicht grade einfach, mein erster Zug war ausgefallen und es war ziemlich anstrengend, eine Alternative zu finden. Aber Gott sei Dank: Nach vier Stunden Fahrt kam ich endlich an.
Das Hotel allerdings bereitete mir ein ungutes Gefühl. Man konnte die Tür nicht von innen abschließen, das verunsicherte mich. Die Nacht dort zu schlafen war für mich nicht einfach, ich hatte Albträume und wollte am liebsten wieder nach Hause fahren zu meiner Familie.
Am nächsten Tag traf ich meine Freunde beim Shooting. Es war so schön, sie alle wiederzusehen, gleichzeitig aber auch ungewohnt, da ich es gar nicht mehr kannte, so viele Menschen auf einmal zu sehen. Es fühlte sich an wie eine Reizüberflutung, es war mir irgendwie zu viel. Daher beschloss ich, rauszugehen in die Stadt und ein wenig zu shoppen. Dort war leider nicht weniger Trubel, aber ich war glücklich, einmal abgelenkt zu sein. Zur Abwechslung schien auch endlich mal die Sonne. Es ist so schön zu merken, dass es bald Frühling wird.
Am nächsten Tag ging es erneut zum Shooting. Es hat sehr viel Spaß gemacht, sich endlich wieder kreativ auszuleben, Content vorzubereiten und Möglichkeiten zu nutzen, die man sonst eigentlich nicht hat. Den Abend habe ich entspannt ausklingen lassen und bin noch mit einer Freundin essen gegangen. Diese Woche war endlich lebenswerter, war wirklich sehr schön.
„Borderline-Patienten leiden nicht selten unter Schlafstörungen und Albträumen.“
PD Dr. Moritz de Greck
Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Frankfurt am Main
© privat
Die Einschätzung unseres Experten Dr. de Greck
Bei Patienten mit einer Borderline-Störung liegt nicht selten ein traumatisches Erlebnis in der Vorgeschichte vor. Schlafprobleme und auch wiederkehrende Albträume können daraus hervorgehen. Um diese in den Griff zu bekommen, gibt es verschiedene therapeutische Techniken. Diese werden zunächst gemeinsam mit dem Therapeuten in der Therapie erlernt und können dann später auch allein angewandt werden. Im Groben fragt man sich bei einer dieser Übungen, wie der Traum erfreulich hätte ausgehen können. So kann man die Thematik besser verarbeiten und das eigene Unterbewusstsein beeinflussen.
Wer generell Schlafprobleme hat – sprich: nicht ein- oder durchschlafen kann –, sollte sich zunächst an allgemeingültige Schlafregeln sowie die richtige Schlafhygiene halten, um Besserung zu erlangen. Hierzu gehört zum Beispiel, nichts Schweres mehr vor dem Zubettgehen zu essen und Bildschirmzeiten zeitig vor dem Schlafen zu beenden.
Die Reizüberflutung in großen Menschenmengen, von der Frau Breaty spricht, beobachten wir momentan bei sehr vielen Menschen, nicht nur speziell bei psychisch Erkrankten. Grund ist aktuell oft die lange Pandemiezeit, die ein Einigeln zu Hause beinahe unumgänglich machte. Dieses Phänomen bezeichnen Experten als das sogenannte Cave-Syndrom („Cave“: engl. für Höhle). Gemeint ist, dass es vielen Menschen aktuell schwerfällt, soziale Kontakte so unbeschwert zu genießen wie vor der Pandemie. Frau Breaty macht es aber genau richtig. Sie stellt sich der Situation und geht gleichzeitig gut und wohlwollend mit sich um. Es kommt wie eigentlich immer auf eine gute Balance an: Die eigenen Grenzen zu kennen, ist sehr wichtig, man sollte sich jedoch nie zu sehr schonen und aktiv am Leben teilnehmen.