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Psychologie

Psyche und Beschwerden mit dem Herzen – wie hängt das zusammen?

Veröffentlicht am:24.10.2024

4 Minuten Lesedauer

Entdecken Sie die Zusammenhänge zwischen Psyche und Herzbeschwerden und erfahren Sie, wie Stress und Depression das Herz beeinflussen.

Eine älterer Mann mit Brille und Vollbart spricht beim Check-up mit seiner Ärztin über seine Herzbeschwerden.

© iStock / FatCamera

Wenn die Psyche auf das Herz schlägt

Viele Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind zusätzlich psychisch belastet. Sie leiden beispielsweise häufiger als der Bevölkerungsdurchschnitt unter chronischem Stress oder unter Depressionen. Viele Studien zeigen, dass psychische Belastungen mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergehen.

In einigen Fällen können sich starke emotionale Belastungen auch unmittelbar und akut auf das Herz auswirken. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Broken-Heart-Syndrom: Es kann ähnliche Symptome wie ein Herzinfarkt verursachen. Auch bei Menschen, deren Herzgesundheit bereits durch eine koronare Herzkrankheit (KHK) vorgeschädigt ist, können emotional aufwühlende Ergebnisse einen Herzinfarkt auslösen. Es gibt aber noch andere Wege, auf denen psychische Probleme die Herzgesundheit beeinträchtigen können. Chronischer Stress spielt dabei eine besondere Rolle. Jeder und jede hat sich schon einmal gestresst gefühlt: Prüfungsdruck, Belastungen am Arbeitsplatz oder Konflikte in der Familie. Stress ist allgegenwärtig und wird oft als harmlos oder zumindest normal empfunden. Er gehört einfach zum Leben dazu. Dauerstress erhöht jedoch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

So reagiert das Herz-Kreislauf-System auf Stress

Stress versetzt unseren Körper in Alarmbereitschaft: Er schüttet Adrenalin und andere Stresshormone aus, die den Organismus in eine erhöhte Reaktionsbereitschaft versetzen. Stress wirkt sich zum Beispiel direkt auf die Regulation des Blutdrucks aus. Der Blutdruck steigt und das Herz schlägt schneller. Treten Stresssituationen nur gelegentlich auf, ist das für gesunde Menschen in der Regel kein Problem. Sie haben sogar einen nützlichen Effekt: Da unser Körper in Stresssituationen kurzfristig leistungsfähiger wird, können wir in kritischen Situationen schnell und effektiv reagieren. Manche Menschen empfinden gelegentlichen Stress daher sogar als motivierend. Man spricht dann von Eustress oder „positivem Stress“. Das Gegenteil ist Distress, der nicht motiviert, sondern Betroffene hemmt und belastet.

Chronischer Stress und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Negativer Stress ist vor allem dann problematisch, wenn sich Menschen ständig gestresst fühlen. Denn der dauerhaft gestörte Stresshormonhaushalt kann zu Bluthochdruck führen, der wiederum die Blutgefäße schädigt und das Risiko für Arteriosklerose erhöht. Dadurch steigt auch das Risiko für die Koronare Herzkrankheit und in deren Folge das Risiko für schwerwiegende Herzerkrankungen wie einen Herzinfarkt.

Depression und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Stress ist nur ein Beispiel dafür, wie psychische Probleme die Herzgesundheit gefährden können. Ein anderes ist die Depressionen. Zwar stehen bei Depressionen in der Regel psychische Symptome im Vordergrund, doch körperliche Veränderungen treten ebenfalls auf – so wie bei chronischem Stress auch. So gehen Depressionen häufig mit erhöhter Ermüdbarkeit, Schlafstörungen oder verändertem Appetit einher. Während einer Depression ist außerdem der Spiegel des Stresshormons Cortisol oft erhöht. Dieser erhöhte Cortisolspiegel begünstigt die Entwicklung von Bluthochdruck und in der Folge Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie die koronaren Herzkrankheit (KHK) und Schlaganfälle. Auch chronisch erhöhte Entzündungswerte können bei einer Depression auftreten. Diese schädigen das Herz-Kreislauf-System und erhöhen das Risiko für weitere körperliche Erkrankungen wie Diabetes.

Lebensstil: Faktoren bei psychischen Belastungen

Neben diesen direkten körperlichen Mechanismen gibt es auch indirekte Faktoren. Manche psychisch belastete Menschen neigen dazu, sich zurückzuziehen, sich zu wenig zu bewegen, sich ungesund zu ernähren oder wichtige medizinische Vorsorge- oder Therapieempfehlungen zu vernachlässigen. Das erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ungesunde Ernährung zum Beispiel begünstigt unter anderem Typ-2-Diabetes und Übergewicht, die wiederum Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind. Auch der Versuch, psychische Probleme vorübergehend durch Rauchen oder übermäßigen Alkoholkonsum zu lindern, verstärkt die negativen gesundheitlichen Auswirkungen – nicht nur auf das Herz-Kreislauf-System, sondern auch auf andere Organe wie Lunge und Leber.

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Was tun gegen die Wechselwirkung von Herzerkrankungen und psychischen Problemen?

Chronischer Stress und psychische Erkrankungen sind nicht nur Risikofaktoren für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern wirken sich auch ungünstig auf den Behandlungserfolg und die Prognose bestehender Erkrankungen aus. So haben Menschen, die nach einem Herzinfarkt an einer Depression erkranken, eine deutliche höhere Sterblichkeit als Herzinfarkt-Patienten und -Patientinnen, die nicht depressiv sind. Bei der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollte daher immer auch die psychische Dimension berücksichtigt werden.

So wie die Psyche das Herz-Kreislauf-System belastet, gefährden Herz-Kreislauf-Erkrankungen umgekehrt auch die psychische Gesundheit: zum Beispiel, indem sie Sorgen und Ängste auslösen – um die eigene Gesundheit, vor Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit oder ganz konkret vor dem Tod. Solche Ängste können sowohl bestehende psychische Probleme verstärken als auch solche Probleme erst auslösen – etwa wenn eine Herzerkrankung von Betroffenen psychisch nicht angemessen verarbeitet wird.

Eine ältere Frau und drei weitere Personen machen im Sportkurs Gruppenübungen, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.

© iStock / JackF

Regelmäßige Bewegung fördert die Fitness, senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und steigert das Wohlbefinden – ein Schlüssel zu einem gesunden Leben.

Zur Behandlung und Prävention von Herzerkrankungen: Stress begrenzen

Besonders hilfreich ist es, chronischen Stress als bedeutenden Risikofaktor zu vermeiden. Das gilt präventiv, bevor es zu einer Herz-Kreislauf-Erkrankung kommt – und erst recht bei einer bestehenden Erkrankung, um deren Therapie nicht zu gefährden. Krankenkassen helfen dabei mit Stresspräventionsprogrammen. Hilfreich ist auch das Erlernen von Entspannungstechniken wie Atemübungen, progressiver Muskelentspannung oder autogenem Training.

Beim persönlichen Lebensstil geht es darum, eine ausgewogene Work-Life-Balance zu erreichen, um Stress gar nicht erst aufkommen zu lassen. Ist dies aufgrund zu hoher Aufgabenbelastungen nicht möglich, sollte auch darüber nachgedacht werden, Aufgaben abzugeben, die Arbeitszeit zu verkürzen oder unter Umständen auch ein Gespräch mit Vorgesetzten zu führen. So können Betroffene ihr berufliches Aufgabenfeld besser an ihre eigenen gesundheitlichen Bedürfnisse anpassen. Und was beim Thema (Herz-)Gesundheit immer wichtig ist: eine ausgewogene Ernährung, angemessene körperliche Aktivität und ausreichender, erholsamer Schlaf.

Professionelle Hilfe bei psychischen Erkrankungen: Das leistet die AOK

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