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Psychologie

Altersbilder und ihre Wirkung: Warum Umdenken angesagt ist

Veröffentlicht am:16.06.2022

5 Minuten Lesedauer

Die Bilder, die Menschen vom Alter haben, unterscheiden sich von Land zu Land, von Epoche zu Epoche und von Person zu Person. Meistens prägen Vorurteile oder Stereotype die Auffassungen. In unserer Gesellschaft findet jedoch gerade ein Umdenken statt.

Ein fröhliches Seniorenpaar mit Motorrad und Sonnenbrillen in der Stadt.

© iStock / Halfpoint

Was versteht man unter gesellschaftlichen Altersbildern?

Gesellschaftliche Altersbilder sind laut Definition allgemeine Vorstellungen vom Alter. Diese beziehen sich auf den Prozess des Älterwerdens, das Altsein sowie ältere Menschen als soziale Gruppe.

Die Frage, was genau das Alter ausmacht, ist nicht so einfach zu beantworten. So gibt es in unserer Gesellschaft nicht nur ein, sondern verschiedene Altersbilder, die sowohl negative als auch positive Aspekte beinhalten können. Viele Menschen verbinden das Älterwerden mit einer Zunahme von körperlichen Einbußen, Vergesslichkeit und einem Verlust von sozialen Kontakten. Gleichzeitig wird älteren Menschen Gelassenheit und Weisheit zugeschrieben.

Klar ist, dass gesellschaftliche Altersbilder nie die Realität eines einzelnen Menschen abbilden. So entwickelt sich jeder im Laufe seines Lebens ganz individuell im Hinblick auf den Lebensstil, das soziale Verhalten oder den Gesundheitszustand. Ein Altersbild ist also eine Verallgemeinerung – es fasst die Vorstellungen der Gesellschaft zu älteren Menschen zusammen, unabhängig davon, inwiefern sie zutreffen.

Wie entsteht ein Altersbild?

Altersbilder bestehen nicht von Natur aus, sondern sind soziale Konstruktionen, die im Alltag durchaus eine Funktion haben. Aus den Vorstellungen vom Alter entstehen zum Beispiel Verhaltensmuster. Dazu gehört unter anderem, achtsam gegenüber älteren Menschen zu sein und ihnen beispielsweise einen Sitzplatz in einem öffentlichen Verkehrsmittel anzubieten.

Altersbilder unterscheiden sich dabei nach dem jeweiligen kulturellen Hintergrund und beruhen auf persönlichen Erfahrungen. Die Grundlage hierfür wird schon früh gelegt. So verinnerlichen bereits Kinder die in einer Gesellschaft vorherrschenden Altersstereotype, die ihnen unter anderem durch Bücher oder Werbung vermittelt werden.

Welche Wirkung haben Altersbilder?

Altersbilder können erhebliche Auswirkungen haben:

  • Sie können die persönlichen Vorstellungen vom Alter und wie man selbst mit altersbedingten Veränderungen umgeht beeinflussen.
  • Sie können eine große Rolle dabei spielen, wie man sich gegenüber älteren Menschen verhält.
  • Die gesellschaftlichen Altersbilder tragen dazu bei, welches persönliche Altersbild jeder Einzelne entwickelt. Das wiederum kann einem gesunden Altern im Wege stehen und die Gesundheit direkt und kurzfristig über gesundheitsschädliche Stressreaktionen beeinflussen. Langfristig können solche persönlichen, der Gesellschaft angepassten Altersbilder zu Verhaltensweisen führen, die die Gesundheit beeinträchtigen. Wissenschaftliche Studien weisen zumindest darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen negativen Altersbildern, schlechteren Gedächtnisleistungen und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu geben scheint. Das heißt: Manche Menschen passen womöglich unbewusst ihr Verhalten an Altersstereotype an oder entwickeln eine negative Erwartungshaltung.

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Welche Altersstereotype gibt es?

Über ältere Menschen gibt es sowohl positive als auch negative Vorurteile. Sie gelten einerseits als besonnen, erfahren und gütig, andererseits aber auch als gebrechlich, einsam und pflegebedürftig. Lange Zeit waren in Deutschland vor allem eher negative Altersstereotype verbreitet. Hier einige Beispiele für gängige und inzwischen zumeist überholte Altersbilder:

  • „Das Alter beginnt mit 65 Jahren.“
  • „Alte Menschen können nichts Neues mehr lernen.“
  • „Ältere Beschäftigte sind weniger produktiv.“
  • „Alte Menschen wollen mit moderner Technik nichts zu tun haben.“
  • „Die Alten nehmen den Jungen die Arbeitsplätze weg.“
  • „Steigende Lebenserwartung bedeutet mehr Krankheit und Pflege.“
  • „Prävention und Rehabilitation können im Alter nichts mehr bewirken.“
  • „Altern führt zu geringerer Mobilität.“
  • „Alte Menschen fallen ihren Angehörigen zur Last.“
  • „Alternde Gesellschaften sind reformunfähig.“
Ein Großvater und Enkel spielen zusammen Basketball und schlagen sich durch einen Zaun in die Hände ein.

© iStock / Geber86

Altersbilder sind im Wandel. Die Vorstellung, dass ältere Menschen gebrechlich und pflegebedürftig seien, ist veraltet.

Altersbilder im Wandel

Die gängigen gesellschaftlichen Altersbilder entsprechen oft nicht den heutigen vielfältigen Lebensentwürfen und Stärken älterer Menschen. Es handelt sich um Vorurteile oder Stereotype, die falsche oder pauschalisierende Annahmen über ältere Menschen enthalten. Oft wird auch nicht berücksichtigt, dass ältere Menschen andere Bedürfnisse haben als junge Menschen, auf die eine sich verändernde Gesellschaft eingehen sollte.

Diesem Umstand versuchen Ministerien und Verbände zunehmend entgegenzuwirken. So möchte beispielsweise das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit seiner Initiative „Neue Bilder vom Alter“ differenzierte und realistische Altersbilder verbreiten und fördern. Ziel ist es, die vielfältigen Lebensentwürfe älterer Menschen bekannter zu machen und diese Altersgruppe zu ermutigen, ihre Fähigkeiten selbstbestimmt in die Gesellschaft einzubringen. Auch junge Menschen sollen dazu angeregt werden, ihr Altersbild kritisch zu überprüfen.

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Aufgrund des fortschreitenden demografischen Wandels mit einer älter werdenden Gesellschaft ist die Vorstellung verbreitet, dass sich die Demokratie zu einer Gerontokratie, einer Altenherrschaft, entwickelt. Damit geht die Befürchtung einher, dass der immer größer werdende Anteil älterer Wählerinnen und Wähler die eigenen Interessen immer besser durchsetzen könnte.

Die wissenschaftliche Datenlage bestätigt dies jedoch nicht. Vielmehr gibt es bei den älteren Menschen eine große Vielfalt an Lebenslagen und Lebenssituationen und dementsprechend verschiedene politische Interessen. In der Wirtschaft wurden Seniorinnen und Senioren über Jahre hinweg kaum beachtet. Heute sind sie eine wichtige Zielgruppe im Marketing und in der Werbung.

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Altersbilder hinterfragen

Hinterfragen Sie sich und Ihre Vorstellungen vom Alter doch einmal selbst:

Wie stellen Sie sich das Altern vor? Welche Altersbilder haben Sie in Ihrer Kindheit und Jugend erlernt? Wie erleben Sie ältere Menschen in Ihrem Umfeld? Wie wollen Sie selbst im Alter leben?

Sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, hilft dabei, Vorurteile und negative Altersbilder abzubauen – für ein gesundes Altern und Leben.

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