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Stoffwechsel

Gichtanfall: Wenn zu viel Harnsäure im Blut ist

Veröffentlicht am:22.07.2021

5 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 04.12.2024

Plötzliche Schmerzen, sich heiß anfühlende Gelenke – diese Symptome spüren viele Menschen bei einem Gichtanfall. Auslöser ist zu viel Harnsäure im Blut. Lesen Sie hier, wie Sie die Harnsäure im Gleichgewicht halten und damit Anfällen vorbeugen.

Ältere Frau massiert sich die Finger, weil sie unter Gicht leidet.

© iStock / Victor_69

Was ist Gicht?

Gicht ist eine Stoffwechselkrankheit, die vor allem die Gelenke betrifft. Sie gilt als Wohlstandkrankheit, da sie oft in Verbindung mit Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck auftritt. Daher kommt sie auch überwiegend in Industrieländern vor. Mehr als 90 Prozent der Betroffenen sind Männer. Gicht entsteht, wenn zu viel Harnsäure im Körper ist, dadurch bilden sich winzige Harnsäurekristalle. Die lagern sich insbesondere in den Gelenken ab und können hier schubweise Entzündungen auslösen.

Welche Symptome sind typisch für Gicht?

Ein Gichtanfall entwickelt sich meist innerhalb weniger Stunden, häufig über Nacht. Typisch ist, dass die Gelenke plötzlich stark anschwellen und schmerzen. Sie sind dann überwärmt, gerötet und stark druckempfindlich. Meistens ist beim ersten Gichtanfall nur ein einziges kleines Gelenk betroffen, häufig das Gelenk des großen Zehs. Bei anderen umfasst die Entzündung auch weitere Gelenke, etwa am Knie und Ellbogen oder die Hand-, Finger-, Mittelfuß- und Sprunggelenke.

Wie häufig treten Gichtanfälle auf?

Die meisten Menschen mit Gicht erleben immer wieder solche Anfälle. Manchmal vergehen Monate oder sogar Jahre, bis wieder ein Anfall auftritt. Bei anderen Menschen kommen sie häufiger vor. Ein akuter Gichtanfall klingt oft von allein wieder ab, wenn sich der Harnsäurespiegel im Blut normalisiert. Bei chronischer Gicht, wenn die Erkrankung über mehrere Jahre besteht, sind die Gelenke meistens dauerhaft leicht entzündet, und es kann zu Gelenkschäden kommen – zum Beispiel durch harte Knoten aus Harnsäure an den Gelenken, die zu Verformungen führen können. Dank guter Therapien lassen sich Gichtknoten heute aber meist vermeiden.

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Wie entsteht Gicht?

Gicht entsteht, wenn der Harnsäurespiegel im Blut zu stark ansteigt (Hyperurikämie). Harnsäure ist ein Stoff, den der Körper beim Abbau bestimmter organischer Verbindungen, der sogenannten Purine, bildet. Purine kommen natürlicherweise im Körper vor, werden aber auch über die Nahrung aufgenommen. Die Harnsäure, die beim Abbau der Purine entsteht, wird über die Nieren ausgeschieden. Geschieht dies nicht in ausreichendem Maße, steigt der Harnsäurespiegel im Blut an. Winzige Harnsäurekristalle lagern sich an unterschiedlichen Stellen im Körper ab, vor allem in den Gelenken. Hier können sie einen Gichtanfall auslösen.

Welche verschiedenen Arten der Gicht gibt es?

Medizinerinnen und Mediziner unterscheiden je nach Ursache zwei verschiedene Formen von Gicht:

  • Die primäre Hyperurikämie ist erblich bedingt. In den meisten Fällen bedeutet das, dass nicht genügend Harnsäure über die Nieren ausgeschieden wird. Das ist die Hauptursache für Gichtanfälle. Deutlich seltener liegt eine angeborene Überproduktion von Harnsäure vor.
  • Bei der sekundären Hyperurikämie lassen Erkrankungen, zum Beispiel manche Krebserkrankungen, Nierenerkrankungen oder ein stark entgleister Diabetes mellitus, den Harnsäurespiegel ansteigen. Aber auch bestimmte Arzneien, wie einige Krebsmedikamente oder Entwässerungsmittel, können der Auslöser sein.

Nicht alle Menschen mit einem erhöhten Harnsäurespiegel entwickeln Gicht – nur etwa ein Drittel der Betroffenen leidet unter dieser Gelenkentzündung. Die Ursache dafür ist noch unklar.

Das stark geschwollene Knie eines Mannes.

© iStock / Jose Recinos

Typisch für Gicht ist, dass die Gelenke plötzlich stark anschwellen und schmerzen.

Was kann man bei Gicht tun?

Ein Gichtanfall kommt oft sehr plötzlich und ist für viele Betroffene erst einmal ein Schock. Sie wachen morgens mit Gelenkschmerzen auf und fragen sich: Was kann ich jetzt tun? Die gute Nachricht ist, dass ein Gichtanfall in der Regel innerhalb von einer bis zwei Wochen von allein wieder verschwindet. Die Schwellungen klingen ab und das Gelenk kann sich erholen. Um den Leidensdruck in dieser Zeit zu verringern, kommen zur ärztlichen Behandlung von Gicht im akuten Fall Medikamente zum Einsatz, die Schmerzen lindern und die Entzündung in den Gelenken hemmen:

  • Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika mit Wirkstoffen wie Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen oder Etoricoxib verringern Schmerzen und können die Entzündungen eindämmen. Diese Mittel gibt es in niedrigen Dosierungen ohne Rezept in der Apotheke.
  • Medikamente, die Glukokortikoide enthalten, auch Kortisonpräparate genannt, wirken ebenso gegen Schmerzen und Entzündungen der Gelenke. Sie müssen jedoch von einem Arzt oder einer Ärztin verschrieben werden.
  • Das Gichtmedikament Colchicin wird aus der Herbstzeitlosen, einer Giftpflanze, hergestellt. Auch dieses verschreibungspflichtige Arzneimittel lindert die Entzündung und damit die Beschwerden bei Gicht, entfaltet seine Wirkung jedoch etwas langsamer als andere Medikamente. Wichtig ist es, die Gicht-Behandlung mit Colchicin innerhalb der ersten 36 Stunden nach Einsetzen der Symptome eines Gichtanfalls zu beginnen. Wegen seiner nur langsamen Wirkung und möglichen Nebenwirkungen wird Colchicin aber nicht mehr so häufig eingesetzt.

Bei einem Gichtanfall ärztlichen Rat suchen

Auch wenn Sie einige Medikamente rezeptfrei in der Apotheke bekommen können, ist es ratsam, zumindest beim ersten Gichtanfall einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Diese können mit Ihnen dann weitere Behandlungsschritte besprechen, mit denen sich Gichtanfälle in Zukunft vorbeugen lassen.

Ärzte und Krankenhäuser für Gicht

Welche Hausmittel helfen bei Gicht?

Bei Gicht können in manchen Fällen auch Präparate der Pflanzenheilkunde die Behandlung unterstützen. Abwarten und Teetrinken ist ebenfalls hilfreich bei Gicht. Ausreichende Trinkmengen unterstützen den Körper bei der Harnsäure-Ausscheidung. Manche Teemischungen enthalten Heilpflanzen, die harntreibend und entzündungshemmend wirken sollen, zum Beispiel Kamille, Scharfgarbe, Süßholz, Goldrute, Brennnessel und Angelika. Aber ob Wasser, Kräuter- oder Früchtetee – entscheidend ist das ausreichende Trinken!

Zu den beliebten Hausmitteln bei Gicht gehören auch Wickel und Umschläge. Bei einem akuten Gichtanfall tut ein kalter Umschlag um die betroffene Stelle gut. Die Kälte kann den Schmerz lindern und die Entzündung abflauen lassen. Dazu kann man einen Quarkumschlag nutzen, aber auch kühle Tücher oder ein Kühlpad können Linderung verschaffen.

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Wie hängen Gicht und Ernährung zusammen?

Nach dem Anfall ist vor dem Anfall – das trifft bei Gicht sehr häufig zu. Die meisten Menschen erleben nach einem Gichtanfall einen weiteren. Gicht ist zwar in den meisten Fällen erblich bedingt, aber Auslöser für einen starken Anstieg des Harnsäurespiegels sind andere Faktoren wie üppiges Essen oder ein hoher Fleischkonsum. Daher gibt es trotz der Vorbelastung Möglichkeiten, einem erneuten Gichtanfall vorzubeugen. An erster Stelle steht dabei oft eine Ernährungsumstellung.

Gichtanfälle werden begünstigt durch:

  • sehr fettige Mahlzeiten
  • zu viel purinreiche Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchte oder alkoholische Getränke
  • übermäßig viel Obst mit einem hohen Anteil an Fruchtzucker 
  • zu wenig Flüssigkeit, sodass die Harnsäurekonzentration im Körper steigt
  • zuckerhaltige Getränke

Kann man einem Gichtanfall mit Medikamenten vorbeugen?

Insbesondere bei häufigen oder sehr belastenden Gichtanfällen können Medikamente zum Einsatz kommen. Beispielsweise können Ärzte oder Ärztinnen harnsäuresenkende Arzneimittel mit dem Wirkstoff Allopurinol verschreiben. Dieser Stoff beeinflusst den Abbau der Purine, sodass hierbei nur eine Vorstufe der Harnsäure entsteht, die über die Niere ausgeschieden werden kann. Medikamente mit Wirkstoffen wie Benzbromaron erhöhen die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren.

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