Stoffwechsel
Leben mit Diabetes – was ändert sich jetzt für mich?
Veröffentlicht am:03.01.2023
7 Minuten Lesedauer
Die Diagnose Diabetes wirft viele Fragen auf, die im Grunde alle auf eine hinauslaufen: Wie verändert sich mein Leben? Hier finden Sie wichtige Informationen rund um Ernährung, Bewegung, medizinische Untersuchungen und Reisen mit Diabetes.
Diagnose Diabetes – was jetzt?
Die Diagnose Diabetes, ob Typ 1 oder Typ 2, kann ein Schock sein. Für viele stellt sich die Frage, was es jetzt bedeutet, mit Diabetes zu leben. Zu Beginn ist es von Bedeutung, sich zu informieren und zu orientieren. Wichtig ist auch: Sie sind damit nicht allein. Die AOK unterstützt Sie in allen Bereichen Ihres Lebens, um gut mit der Erkrankung leben zu können.
Online-Coach Diabetes
Sie können sich im Online-Coach umfassend über die Abläufe in Ihrem Körper und die Therapie informieren und lernen, wie Sie Ihre Ziele erreichen. Denn Sie selbst können zur Verbesserung Ihres Gesundheitszustands stark beitragen. Die AOK unterstützt Sie auf diesem Weg.
Diabetes und Ernährung
Für Diabetespatienten und -patientinnen gilt grundsätzlich die gleiche Empfehlung, wie für jeden anderen auch: Achten Sie auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Besonders empfehlenswert ist eine mediterrane Kost mit viel Gemüse, Fisch und gesunden Fetten.
Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 können über ihre Ernährung entscheidend dazu beitragen, langfristig ihre Werte zu verbessern. Abnehmen kann die Insulinwirkung verbessern sodass sich der Blutzuckerspiegel nach dem Essen wieder schneller normalisiert. Übergewicht ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für einen Typ-2-Diabetes. Aber keine Sorge: Vor Ihnen steht nun kein Leben voller strenger Diäten und Verzicht. Für die Gewichtsabnahme wird weder zu bestimmten Diäten geraten, noch werden Sie auf Lebensmittel komplett verzichten müssen.
Sind Sie an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankt oder auf Insulin angewiesen, ist vor allem wichtig zu wissen, wie viele Kohlenhydrate Sie zu sich nehmen. Erst dann können Sie die passende Menge Insulin spritzen. Was Sie dabei beachten müssen, lernen Sie am Anfang Ihrer Therapie in einer Schulung.
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Diabetes und Bewegung
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, wöchentlich mindestens 150 Minuten aktiv zu sein – das gilt auch für Personen mit Diabetes. Am besten sind Sie mehrmals die Woche für eine halbe Stunde aktiv, statt das Pensum auf einmal abzuarbeiten. Gehen Sie viele Wege zu Fuß, nehmen Sie die Treppe statt des Aufzugs, parken Sie das Auto entfernter vom Ziel oder steigen Sie eine Station eher aus Bus und Bahn aus. Noch wirkungsvoller ist es, wenn Sie regelmäßig Sport treiben, idealerweise drei- bis viermal pro Woche.
- Sport und Typ-2-Diabetes: Körperliche Aktivität fördert die Muskelbildung und steigert Ihren Kalorienverbrauch – das hilft beim Abnehmen. Ebenso verbessert Sport die Insulinempfindlichkeit und damit den Zuckerstoffwechsel: Denn bewegte Muskeln holen sich Zucker aus dem Blut, um daraus die nötige Energie zu gewinnen. Zugleich gelangt Zucker leichter ins Zellinnere, weil häufige körperliche Aktivität die Zellmembran so verändert, dass das Insulin wieder besser als „Türöffner“ funktioniert.
- Sport und Typ-1-Diabetes: Wenn Sie Sport treiben, müssen Sie das bei der Berechnung von Insulin und der Glukoseaufnahme über die Nahrung bedenken. Sport kann den Glukoseanstieg nach dem Essen verringern und Ihren Langzeit-Blutzuckerwert HbA1C-Wert verbessern. Durch Sport kann diese Diabetes-Form jedoch nicht geheilt werden.
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Regelmäßige Arztbesuche bei Diabetes
Nehmen Sie die Kontrolltermine bei Ihrer Arztpraxis wahr, denn Ihr behandelnder Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin ist Ihr wichtigster Ratgeber bzw. Ihre wichtigste Ratgeberin im Umgang mit der Erkrankung. Es ist für den Verlauf der Behandlung wichtig, Blutwerte und weitere Körperfunktionswerte regelmäßig zu überprüfen. Nur so können Veränderungen früh erkannt und bleibende Schäden oder Folgeerkrankungen vermieden werden.
Die AOK an Ihrer Seite
AOK-Curaplan Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2
Die AOK bietet ein strukturiertes Disease-Management-Programm (DMP) für Diabetes-Patienten und -Patientinnen, damit diese gut mit ihrer Erkrankung leben können.
Die folgenden Untersuchungen sollten Sie regelmäßig von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin vornehmen lassen:
- HbA1c-Messung: Der Blutzuckerlangzeitwert zeigt an, wie hoch Ihr Blutzucker in den vergangenen acht bis zwölf Wochen durchschnittlich war.
- Fußuntersuchung: Mediziner und Medizinerinnen testen zum Beispiel mithilfe einer Stimmgabel und durch Abtasten der Füße, ob Nervenschäden oder Durchblutungsstörungen bestehen. Beides kann zu einem diabetischen Fuß führen, oft mit schlecht heilenden Wunden und Geschwüren an den Füßen.
- Blutdruck: Bluthochdruck ist bei beiden Diabetestypen sehr häufig und steigert das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Ihren Blutdruck sollten Sie regelmäßig selbst messen. Die Blutdruckmessung ist aber auch bei jedem Arztbesuch vorgesehen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, welcher Zielbereich für Sie in der Norm liegt.
- Augenuntersuchung: Hier wird überprüft, ob zum Beispiel eine diabetisch bedingte Erkrankung der Netzhaut vorliegt. Das kann bei anhaltend hohen Blutzuckerwerten der Fall sein.
- Untersuchung der Nierenfunktion: Um Nierenschäden rechtzeitig zu erkennen, erfolgt mindestens einmal jährlich eine Berechnung der geschätzten „glomerulären Filtrationsrate“ (Messgröße zur Beurteilung der Funktionsleistung der Nieren). Abhängig von persönlichen Risikofaktoren wird bei Bedarf der Urin auf das Eiweiß Albumin überprüft.
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FAQ: Die häufigsten Fragen von Diabetespatienten und -patientinnen
Vor den ersten Behandlungsschritten stellen sich Patienten und Patientinnen Fragen, was die Diagnose Diabetes für sie bedeutet. Wichtigster Ansprechpartner ist dann Ihr Arzt oder Ihre Ärztin. Auch die AOK hilft mit Informationen und Angeboten.
Wie kann ich mit Diabetes leben?
Diabetes erfordert ein gewisses Maß an Wissen und Disziplin. Unter Umständen bedeutet dies, einige Angewohnheiten zu verändern. Folgen Sie aber Ihren Therapieempfehlungen, wie die Überwachung Ihres Blutzuckers und eine Änderung des Lebensstils mit Ernährungsumstellung und regelmäßiger Bewegung, ist ein weitgehend normales Leben mit Diabetes möglich.
Ist die Krankheit gefährlich?
Ein zu hoher, aber auch ein zu niedriger Zucker kann für alle Personen mit Diabetes gefährlich werden. Wenn Sie aber Ihrem Behandlungsplan folgen und Ihre Blutzuckerwerte gut im Griff haben, können Sie in der Regel gut mit der Krankheit leben. Wer hingegen die Therapieempfehlungen nicht ernst nimmt oder sogar ignoriert, riskiert eine Verschlimmerung der Erkrankung und schwere Folgeschäden. Das können Erblindung, Nierenversagen, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Durchblutungsstörungen der Beine bis hin zur Amputation sein.
Darf ich keinen Zucker mehr essen?
Diabetiker und Diabetikerinnen müssen weder auf Kohlenhydrate noch auf Süßes völlig verzichten. Das richtige Maß ist entscheidend und das Wissen, dass Haushaltszucker, der vor allem in Süßigkeiten und auch in Fertigprodukten enthalten ist, den Blutzucker sehr schnell ansteigen lässt und den Stoffwechsel so überfordern kann.
Bedeutet Diabetes, dass ich lebenslang Medikamente einnehmen muss?
Menschen mit Diabetes Typ 1 müssen lebenslang Insulin spritzen. Viele Personen mit Diabetes Typ 2 können hingegen die Einnahme von Medikamenten oder Insulin hinauszögern, in vielen Fällen sogar vermeiden, wenn sie es schaffen, ihre Blutzuckerwerte dauerhaft zu senken. Mit einer Ernährungsumstellung, mehr Bewegung und der Normalisierung des Körpergewichts ist das oft möglich. Das gilt vor allem, wenn die Erkrankung noch nicht weit fortgeschritten ist.
Spritzen alle Diabetiker Insulin?
Typ-1-Diabetiker und -Diabetikerinnen müssen täglich Insulin spritzen – für sie ist es lebensnotwendig. Bei Menschen mit Typ-2- gibt es mittlerweile andere moderne Therapieformen, durch die der Blutzucker kontrolliert werden kann. Insulin zählt hier zum letzten Schritt der Diabetestherapie.
Kann ich mit Diabetes schwanger werden?
Diabetes ist kein Grund, auf eine Schwangerschaft zu verzichten. Für die Gesundheit von Mutter und Kind ist es allerdings notwendig, dass der Blutzucker richtig eingestellt ist. Diabetikerinnen mit Kinderwunsch wird empfohlen, sich möglichst vor einer Schwangerschaft von ihrem Diabetologen oder ihrer Diabetologin und dem Frauenarzt oder der Frauenärztin beraten zu lassen.
Sind meine Kinder auch gefährdet, wenn ich Diabetes habe?
Die Veranlagung für Diabetes kann vererbt werden. Deshalb sind für Kinder von Menschen mit Diabetes eine gesunde Ernährung und viel Bewegung besonders wichtig. Denn das kann das Risiko, Typ-2-Diabetes in jungem Alter zu bekommen, minimieren oder eine Erkrankung sogar ganz verhindern.
Geht Diabetes wieder weg?
Diabetes Typ 1 ist nicht heilbar. Patienten und Patientinnen sind ihr Leben lang auf Insulin von „außen“ angewiesen. Auch Typ-2-Diabetiker und -Diabetikerinnen werden von dieser Krankheit ihr ganzes weiteres Leben begleitet. Mit einem gesunden Lebensstil können sie allerdings ihren Stoffwechsel verbessern, sodass keine oder weniger Medikamente nötig sind. Eine gesunde Ernährung, mehr Bewegung und Normalisierung des Körpergewichts unterstützen das.
Ist Diabetes tödlich?
Wird Diabetes Typ 1 nicht erkannt und behandelt, kann eine extreme Überzuckerung oder Übersäuerung des Blutes zum Tode führen. Auch für Menschen mit Typ-2-Diabetes kann eine starke Überzuckerung des Blutes tödlich enden. Solche lebensbedrohlichen Situationen treten allerdings bei Typ 2 nur sehr selten auf. Ist der Blutzucker dauerhaft gut eingestellt, haben Menschen mit Diabetes eine annähernd normale Lebenserwartung.
Gefährlich ist auch eine unsachgemäße Therapie mit Insulin und einigen blutzuckersenkenden Medikamenten: Einnahmefehler können zu Unter- oder Überzuckerung führen. Sind diese besonders stark, kann Bewusstlosigkeit bis hin zu Koma die Folge sein. Diabetiker sollten die Symptome einer Unter- oder Überzuckerung kennen, um rechtzeitig reagieren zu können.
Gleichgesinnte finden
Der Austausch mit anderen Betroffenen kann dabei helfen, besser mit der eigenen Erkrankung umzugehen. Viele Selbsthilfegruppen haben sich dem Deutschen Diabetiker Bund oder der Organisation „Deutsche Diabetes Hilfe – Menschen mit Diabetes“ angeschlossen.