Stoffwechsel
Autofahren mit Diabetes: gut vorbereitet hinters Steuer
Veröffentlicht am:17.10.2023
7 Minuten Lesedauer
Studien zeigen: Diabetiker und Diabetikerinnen sind in der Regel genauso fahrtauglich wie Menschen ohne Diabetes. Dennoch sollten sie bestimmte Vorsichtsmaßnahmen treffen. Wir sagen, welche das sind und wann Autofahren bei Diabetes verboten ist.
Darf ich mit Diabetes mellitus Auto fahren?
Kann ein Mensch mit Diabetes bedenkenlos ein Kraftfahrzeug steuern? Experten der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) haben zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen ausgewertet und kommen zu dem Schluss: Diabetiker und Diabetikerinnen sind nur unwesentlich häufiger in Unfälle verwickelt. Die DDG rät jedoch dazu, Fahrten gut vorzubereiten – und in bestimmten Fällen das Auto stehen zu lassen.
Autofahren mit Diabetes: Vorsicht vor Unter- oder Überzuckerung!
Fast jede zehnte Person mit Führerschein ist an Diabetes erkrankt. Autofahren ist den Betroffenen erlaubt. Doch alle sollten sich bewusst machen: Wenn der Blutzucker bei der Fahrt auf kritische Werte abfällt oder extrem ansteigt, erhöht sich die Unfallgefahr. Auf zu wenig Zucker im Blut reagiert das Gehirn sehr empfindlich:
- Die Konzentrationsfähigkeit nimmt ab.
- Das Reaktionsvermögen verschlechtert sich.
- Im schlimmsten Fall drohen Bewusstseinsstörungen und Krampfanfälle.
Bei zu hohen Blutzuckerwerten können folgende Symptome auftreten:
- Müdigkeit und Sehstörungen
- Übelkeit und Erbrechen
- Verwirrtheit und Bewusstseinstrübung
- im schlimmsten Fall Bewusstlosigkeit
Diabetes im Straßenverkehr: Wer darf fahren – wer nicht?
Manchmal geht es bei Diabetes schneller, als man denkt, und der Blutzucker ist im Keller. Ist die Unterzuckerung schwer, sind Betroffene verwirrt oder sogar bewusstlos und benötigen Hilfe. Schon bei zwei dieser Notfälle pro Jahr kann ein Arzt oder eine Ärztin ein Fahrverbot aussprechen. Wer dies missachtet und einen Unfall verursacht, kann drastisch bestraft werden.
Unter welchen Bedingungen dürfen Menschen mit Diabetes weiter Auto fahren?
Schwere Unterzuckerungen bei Diabetes treten häufiger auf, wenn Diabetiker und Diabetikerinnen auf eine neue Therapie eingestellt werden. Das betrifft speziell mit Insulin oder Sulfonylharnstoffen behandelte Patienten und Patientinnen. Blutzuckerschwankungen lassen sich meist gut in den Griff bekommen, wenn der Arzt oder die Ärztin die Behandlung anpasst oder umstellt. Wer dann durch Schulungen und Trainings nachweist, dass er Unterzuckerungen frühzeitig erkennen kann, darf wieder Auto fahren.
Diabetes: Wann droht ein Fahrverbot?
Nicht selbst ein Auto fahren dürfen Menschen mit Diabetes, die von einer Schlafapnoe betroffen sind. Bei dieser Atemstörung, die im Schlaf auftritt, kommt es immer wieder zu längeren Atemstillständen. Wegen der nächtlichen Atemaussetzer schlafen die Betroffenen schlecht, sind daher meist müde und weniger leistungsfähig. Bei einer diabetischen Retinopathie leidet die Fahrtüchtigkeit ebenso: Sehstörungen schränken den klaren Blick ein.
Blutzuckerschwankungen im Verkehr: Für den Notfall gerüstet sein
Auch wenn Ihr Blutzuckerspiegel stabil angepasst ist: Sie sollten als Diabetikerin oder Diabetiker beim Autofahren immer für den Fall gerüstet sein, dass es doch einmal zum kritischen Blutzuckerabfall kommt. Wichtig ist, dass Sie die ersten Anzeichen eines zu niedrigen, aber auch eines zu hohen Blutzuckers erkennen und schnell reagieren. Mit diesen Regeln beugen Sie gefährlichen Situationen vor:
- Prüfen Sie vor der Autofahrt, ob Traubenzucker und ein Snack leicht greifbar sind.
- Stellen Sie sicher, dass Sie blutzuckersenkende Medikamente dabei haben.
- Bestimmen Sie Ihren Blutzucker bevor Sie starten – bei längeren Autofahrten auch zwischendurch. Liegt der Wert im unteren Bereich, sollten Sie ein bis zwei Broteinheiten zu sich nehmen und warten, bis der Blutzucker angestiegen ist.
- Kündigt sich eine Unterzuckerung an, etwa durch Schwitzen, Herzrasen oder Zittern, essen Sie umgehend Traubenzucker. Er lässt den Blutzucker wieder rasch ansteigen. Anschließend hilft ein Müsliriegel oder eine Schnitte Brot. Die Kohlenhydrate sorgen dafür, dass der Blutzucker weiter oben bleibt.
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Entwarnung – mit Ausnahmen
Experten und Expertinnen der Deutschen Diabetes-Gesellschaft weisen darauf hin, dass Menschen mit Diabetes in aller Regel in der Lage sind, ein Fahrzeug zu führen. Ausgenommen sind Diabetiker und Diabetikerinnen mit schweren Unterzuckerungen, Schlafapnoe oder Retinopathien. Dies dient der eigenen Sicherheit, aber auch dem Schutz der anderen Verkehrsteilnehmer.
Autofahren als Beruf: auch mit Diabetes erlaubt
Wer als Berufskraftfahrer oder -fahrerin sein Geld verdient, sollte wissen: Diabetes ist in der Regel kein Hinderungsgrund. Keine Behörde sieht die Erkrankung als generelles Ausschlusskriterium für einen Arbeitsplatz hinterm Steuer. Zwar wird von Führerscheinbewerbern, die Fahrgäste befördern wollen, ein gesundheitlicher Eignungstest verlangt – doch diesen Check müssen auch Menschen ohne Diabetes durchlaufen, um ihre Konzentrationsfähigkeit und Belastbarkeit zu beweisen. In einer Leitlinie „Diabetes und Straßenverkehr“ haben Experten der DDG klare Positionen zur Fahrtauglichkeit von Diabetikern und Diabetikerinnen bezogen. Leitlinien werden von Experten und Expertinnen in Fachgesellschaften erarbeitet, um Ärzten und Ärztinnen, Medizinpersonal sowie Patienten und Patientinnen eine Orientierung rund um Erkrankungen und deren Behandlungen zu geben.