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Stoffwechsel

Sieben Mythen rund um Diabetes: Was ist wahr, was ist falsch?

Veröffentlicht am:10.02.2025

4 Minuten Lesedauer

Um Diabetes mellitus, im Volksmund „Zuckerkrankheit“, ranken sich zahlreiche Mythen. Viele dieser Aussagen werden ungeprüft für bare Münze genommen. Wir haben für Sie einige Behauptungen zum Thema Diabetes gecheckt. Was ist wahr und was ist falsch?

Eine junge Frau in sportlicher Kleidung. An ihrem rechten Oberarm ist ein Sensor zum Blutzuckermessen sichtbar.

© iStock / Halfpoint

Mythos 1: Nur Kinder erkranken an Typ-1-Diabetes

Das ist nicht richtig.

Die meisten Menschen erkranken zwar in jungen Jahren an Diabetes Typ 1, aber auch im Erwachsenenalter, manchmal sogar im Seniorenalter, kann diese Form des Diabetes erstmals auftreten. Haben ältere Menschen erhöhte Blutzuckerwerte, denken viele erst einmal an einen Typ-2-Diabetes, denn dieser ist eine typische Erkrankung im Erwachsenenalter.

Meist klärt sich der Irrtum aber rasch auf, denn bei Typ-2-Diabetes helfen blutzuckersenkende Tabletten – bei Typ-1-Diabetes jedoch nicht. Menschen mit Typ-1-Diabetes brauchen unbedingt eine Insulintherapie, weil ihre Bauspeicheldrüse nur noch wenig oder kein Insulin zur Regulierung des Blutzuckerspiegels produziert.

Umgekehrt ist es auch nicht richtig, dass nur Erwachsene an Diabetes Typ 2 erkranken. Leider sind auch immer mehr Kinder betroffen. Viele ernähren sich ungesund und bewegen sich zu wenig. Studien besagen, dass übergewichtige Kinder ein erhöhtes Risiko haben, irgendwann an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Diabetes kann – als Langzeiteffekt – bei übergewichtigen Kindern auch erst nach vielen Jahren entstehen. Deswegen ist es wichtig, einen Prädiabetes, also die Vorstufe des Diabetes Typ 2, frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern.

Mythos 2: Wer Übergewicht hat, bekommt irgendwann Diabetes

Jein, das stimmt so nicht ganz.

Übergewicht ist wohl der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung eines Typ-2-Diabetes. Je mehr übergewichtige Menschen mit wenig körperlicher Bewegung es gibt, desto rasanter steigt die Zahl der Typ-2-Diabetiker und -Diabetikerinnen. Daher lohnt es sich, das Gewicht zu reduzieren und sich regelmäßig zu bewegen. Besonders das Fett im Bauchbereich gilt als gefährlich. Denn im inneren Bauchfett, auch viszerales Fett genannt, sitzen sehr viele aktive Zellen. Diese produzieren Botenstoffe, die das Diabetesrisiko erhöhen. Allerdings erkrankt nicht zwangsläufig jeder übergewichtige Mensch an einem Diabetes mellitus.

Eine Kleine Glasschüssel auf einem Holztisch. Die Schüssel ist gefüllt mit weißem Traubenzuckerpulver, davor liegen Traubenzuckerbonbons und -täfelchen.

© iStock / Santje09

Bei einer Unterzuckerung hebt Traubenzucker den Blutzuckerspiegel schnell wieder an.

Mythos 3: Schokolade ist am besten gegen Unterzuckerung

Nein, das stimmt nicht.

Bei einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) muss es schnell gehen. Sehr wichtig ist es dann, den Blutzuckerspiegel rasch zu heben. Dazu ist Schokolade nicht gut geeignet, weil ihr hoher Fettanteil die Aufnahme von Zucker im Blut verzögert. Stattdessen ist Traubenzucker der Klassiker bei Unterzuckerung. Menschen mit Diabetes sollten immer ein Päckchen griffbereit haben, um bei ersten Anzeichen einer Hypoglykämie schnell reagieren zu können. Traubenzucker lässt den Zuckergehalt des Blutes rasch ansteigen. Und eine Scheibe Brot, gleich anschließend gegessen, beugt einem erneuten Blutzuckerabfall vor.

Mythos 4: Blutzuckersenker führen zu Unterzuckerungen

Das ist nicht ganz richtig.

Es stimmt zwar für einige Blutzuckersenker, aber nicht für alle. Zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) kann es kommen, wenn der Insulinspiegel zu hoch ist. Wird etwa die Insulinmenge nicht richtig auf das Essen abgestimmt und zu viel gespritzt, kann der Zuckergehalt im Blut stark sinken. Auch blutzuckersenkende Tabletten können eine Hypoglykämie hervorrufen. Sulfonylharnstoffe zum Beispiel werden bei Typ-2-Diabetes eingenommen und kurbeln die körpereigene Insulinausschüttung an, wodurch der Blutzucker sinkt.

Heute wird bei Diabetes Typ 2 jedoch in der Regel zuerst Metformin eingesetzt. Bei diesem Medikament ist keine Unterzuckerung zu befürchten, denn Metformin beeinflusst die Insulinkonzentration im Blut meist nicht. Eine Gefahr besteht aber, wenn Diabetikerinnen oder Diabetiker gleichzeitig weitere Medikamente einnehmen oder Alkohol trinken. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Betroffene selbst ihren Blutzucker senken können, beispielsweise durch eine Umstellung der Ernährung oder mehr Bewegung.

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Mythos 5: Beim Insulinspritzen muss eine Hautfalte gebildet werden

Nein, das ist nicht richtig.

In der Vergangenheit haben es Menschen mit Diabetes so gelernt, weil sich das Unterhautfettgewebe vom Muskel trennen lässt, wenn man eine Hautfalte abhebt. So sollte beim Spritzen mit den früher üblichen längeren Nadeln nicht der Muskel getroffen werden. Denn das tut erstens weh, und zweitens gelangt Insulin aus dem Muskel zu schnell ins Blut. Mit den heute üblichen kürzeren Nadeln ist genaues Spritzen einfacher, auch ohne den Trick mit der Hautfalte.

Hilfe für Patientinnen und Patienten mit Diabetes

Mythos 6: Süßigkeiten sind bei Diabetes verboten

Jein, das stimmt nicht ganz.

Auf Süßigkeiten, die reinen Zucker enthalten – Bonbons zum Beispiel – sollten Menschen mit Diabetes möglichst verzichten. Reiner Zucker gelangt sehr rasch ins Blut und kann den Blutzucker nach oben schnellen lassen. Ab und zu ist jedoch Naschwerk in kleinen Mengen erlaubt, wenn es neben dem Zucker auch Ballaststoffe oder Fette enthält. Gegen ein Stückchen – vor allem dunkle – Schokolade hin und wieder ist nichts einzuwenden.

Menschen mit Typ-2-Diabetes sollten jedoch genau auf ihr Körpergewicht achten. Übergewicht kann die Insulinresistenz verstärken, also den Effekt, dass Körperzellen immer mehr Insulin brauchen, um den Zucker aus dem Blut aufnehmen zu können. Die Bauchspeicheldrüse erhöht ihre Insulinproduktion, kann jedoch auf Dauer schlapp machen und die Insulinproduktion komplett einstellen.

Mythos 7: Sex ist für Diabetiker mit Herzproblemen tabu

Nein, das stimmt nicht.

Sex ist körperlich anstrengend, das ist schon richtig. Und es stimmt auch, dass Menschen mit Diabetes ein höheres Herzinfarktrisiko tragen. Deswegen ist Sex aber nicht automatisch tabu. Wenn der Blutzucker gut eingestellt und Treppensteigen ohne Beschwerden möglich ist, droht auch im Bett keine Gefahr für das Herz. Bei Beschwerden wie Atemnot sollte das Thema jedoch unbedingt mit dem Arzt oder der Ärztin des Vertrauens angesprochen werden.

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