Stoffwechsel
Hormone: kleine Botenstoffe mit großer Wirkung
Veröffentlicht am:03.01.2025
8 Minuten Lesedauer
Ob Wachstum, Stoffwechsel oder Sexualität: Die winzigen Botenstoffe spielen eine Schlüsselrolle in unserem Körper. Wie Hormone wirken und welche hormonell bedingten Krankheiten es gibt, erfahren Sie hier.

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Was sind Hormone?
Hormone sind Botenstoffe im menschlichen Organismus. Der Körper braucht diese Botenstoffe, um kontrolliert funktionieren zu können. Der menschliche Organismus besteht aus Billionen von Zellen, vom Haupthaar bis zum Zehnagel. Alle zusammen bilden ein hochkomplexes Ganzes, in dem unzählige Prozesse wie zum Beispiel der Energie- und Wasserhaushalt oder Wachstum und Fortpflanzung reguliert werden müssen. Das Hormonsystem, auch endokrines System genannt, übernimmt viele wichtige Steuerungsaufgaben und wirkt als Kommunikationssystem des Körpers. Die einzelnen Hormone üben dabei Signalfunktionen aus und übertragen zum Beispiel chemische Signale zwischen den Nervenzellen. Die meisten Hormone gelangen über den Blutkreislauf an ihren jeweiligen Bestimmungsort, wo sie nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip an spezielle Rezeptoren andocken: So kann sich immer nur das passende Hormon mit dem jeweiligen Rezeptor verbinden. Einmal angedockt, wird die „Botschaft“ übermittelt und eine entsprechende Aktion in den Zellen ausgelöst. Dazu reichen schon winzige Mengen eines Hormons aus. Der Begriff „Hormon“ spiegelt übrigens genau diese Eigenschaft als Auslöser wider: Das griechische Verb horman bedeutet „anregen“ oder „antreiben“.
Der Körper ist auf die Signale der Hormone angewiesen. Hormone haben Einfluss auf zahlreiche Körperfunktionen, darunter:
- Energiehaushalt
- Wasser- und Salzhaushalt
- Knochenstoffwechsel
- Entwicklung und Sexualität
- Tag-Nacht-Rhythmus
- Verdauung
- Gefühlslage
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Es gibt unterschiedliche Arten von Hormonen
Die zahlreichen Hormone, die zusammen den Hormonhaushalt ausmachen, lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunkten unterscheiden. Die beiden Hauptkriterien für diese Unterscheidung sind der Entstehungsort und die Zusammensetzung der Hormone.
- Wo Hormone entstehen: Die meisten Hormone werden in den sogenannten endokrinen Drüsen gebildet und von diesen ins Blut abgegeben. Einige dieser Hormone gelangen dann frei im Blut an ihren Bestimmungsort, andere sind auf bestimmte Trägerstoffe angewiesen. Endokrine Drüsen befinden sich unter anderem in der Bauchspeicheldrüse, in den Keimdrüsen in Hoden und Eierstöcken, der Hirnanhangdrüse (Hypophyse), der Zirbeldrüse im Zwischenhirn oder in den Nebennieren. Neben diesen Hormonen aus endokrinen Drüsen gibt es noch die Gewebshormone. Sie werden nicht in Drüsen, sondern in einzelnen Zellen gebildet und beeinflussen benachbarte Zellen. Gewebshormone werden also nicht über das Blut transportiert. Außerdem produzieren einige Organe neben ihrer eigentlichen Funktion auch Hormone.
- Woraus Hormone bestehen: Nach ihrer stofflichen Zusammensetzung lassen sich drei Haupttypen von Hormonen unterscheiden:
- Eiweiße (Proteo- und Peptidhormone)
- Amine und Abkömmlinge von Aminosäuren
- Steroidhormone
Insulin und Glukagon Adrenalin, Noradrenalin und Acetylcholin Melatonin und Cortisol Testosteron Östrogen Erythropoetin (EPO) Schilddrüsenhormone T3 und T4 Somatotropes Hormon (auch Somatotropin)
Einzelne Hormone ergänzen sich gegenseitig
Die hormonellen Gegenspieler oder Antagonisten Insulin-Glukagon, Adrenalin-Acetylcholin und Cortisol-Melatonin sind nur drei Beispiele dafür, wie Hormone zusammenwirken, um unseren Körper funktions- und leistungsfähig zu halten. Dabei greifen die einzelnen Wirkmechanismen ineinander und ergänzen sich zu einem sinnvollen Ganzen. Der Hormonhaushalt ist sogar so komplex, dass es Hormone gibt, die eine übergeordnete Funktion haben: Sie steuern, wie viel von einem anderen Hormon ausgeschüttet wird. Die meisten dieser übergeordneten Hormone werden in der Hirnanhangdrüse oder in einem bestimmten Bereich des Zwischenhirns, dem Hypothalamus, gebildet.
Ein Beispiel: Wenn im Blut zu wenig Schilddrüsenhormone vorhanden sind, wird die Information über diesen Mangel an die Hirnanhangdrüse weitergeleitet, die dann ein spezielles Hormon ausschüttet, das die Schilddrüse anregt, mehr von den benötigten Hormonen zu produzieren. Man nennt das hormonelle Regelkreise.

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Wenn der Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht gerät
Es gibt Erkrankungen, die den Hormonhaushalt stören, indem sie die Bildung einzelner Hormone verstärken, einschränken oder deren Wirkungsweise beeinträchtigen. Ist ein Hormon vermehrt oder vermindert vorhanden, äußert sich das auf eine bestimmte Weise – als ausbleibende oder übermäßige Wirkung.
Wenn beispielsweise zu viele Hormone produziert werden, die den Kreislauf anregen, laufen viele Körperfunktionen permanent auf Hochtouren. Dies führt zu gesundheitlichen Beschwerden wie Gewichtsverlust, Hitzewallungen, Nervosität, Schlafstörungen oder Herzrasen. Bei einem Mangel an solchen Hormonen ist das Gegenteil der Fall und Appetitlosigkeit oder Tagesmüdigkeit sind mögliche Folgen. Insbesondere Frauen sind häufig von hormonellen Störungen betroffen, wenn sich das weibliche Hormonsystem während einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren verändert.
Krankheiten, die mit dem Hormonhaushalt zusammenhängen
Diabetes mellitus Typ 1 Diabetes mellitus Typ 2 Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) Morbus Addison Cushing-Syndrom Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) Kleinwuchs und Riesenwuchs
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Was tun, um Hormonstörungen zu behandeln?
Die konkreten therapeutischen Maßnahmen hängen natürlich von der jeweiligen hormonellen Störung ab. Die beiden wichtigsten Behandlungsansätze sind:
- Hormone als Medikament zuführen bei einem Mangel: beispielsweise Insulin bei Diabetes.
- Hemmung der Hormonproduktion bei einem Überschuss: Dazu gibt es für die verschiedenen Hormondrüsen spezielle Medikamente, die ihre Produktionstätigkeit drosseln.