Stoffwechsel
Haben wir wirklich Einfluss auf unseren Hormonhaushalt?
Veröffentlicht am:13.01.2025
4 Minuten Lesedauer
Hormone übernehmen wichtige Steuerungen im Körper. Geraten sie in Schieflage, kann das für Menschen spürbar werden. Doch inwieweit kann man den Hormonhaushalt selbst beeinflussen, zum Beispiel mit Sport oder Ernährung?
Was bringt das Hormonsystem aus dem Takt?
Im Körper des Menschen zirkulieren viele verschiedene Hormone, die in einem fein aufeinander abgestimmten Zusammenspiel Vorgänge im Organismus regeln. Sie übernehmen zum Beispiel Aufgaben beim Wachstum, bei der Fortpflanzung sowie im Energie- und Wasserhaushalt. Hormone sind Eiweiße, die von inneren Drüsen gebildet werden, um die Informationen zu anderen Stellen im Körper zu tragen, deswegen werden sie auch Botenstoffe genannt. Mit ihnen koordiniert und steuert der Organismus Vorgänge in Billionen von Zellen, aus denen unser Körper besteht. Dabei arbeiten die inneren (endokrinen) Drüsen, die die Hormone über den Blutweg zum Wirkort senden, eng mit dem Nervensystem zusammen, das die Befehle durch elektrische Signale übermittelt. Das Hormonsystem setzt sich unter anderem aus der Schilddrüse, den Nebennieren, der Bauchspeicheldrüse, den Eierstöcken beziehungsweise den Hoden und bestimmten Hirnregionen, insbesondere dem Hypothalamus und der Hirnanhangdrüse, zusammen. Überall dort befinden sich sogenannte endokrine Drüsen, welche Hormone direkt ins Blut abgeben. Der Begriff „Hormon“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „erregen“ oder „antreiben“, und genau das ist es, was die Botenstoffe tun. Schon sehr kleine Mengen der Kommunikationshelfer reichen aus, um schnell einen Effekt zu erzielen. Doch so sensibel der Hormonhaushalt agiert, so empfindlich reagiert er auch auf innere und äußere Einflüsse. In einigen Lebensabschnitten sind Hormonschwankungen normal, zum Beispiel in der Pubertät, in der Schwangerschaft und in den Wechseljahren. Doch auch Autoimmunerkrankungen wie beim Diabetes Typ 1, verletzte Hormondrüsen durch eine Strahlentherapie oder hormonbildende Tumore können ein hormonelles Ungleichgewicht verursachen.
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Auch der Lebensstil beeinflusst den Hormonhaushalt
Selbst der Schlaf wird durch Hormone beeinflusst, besonders Melatonin spielt beim Einschlafen und Schlafen eine wichtige Rolle. Melatonin schüttet der Körper über die Zirbeldrüse im Hirn mit Eintreten der Dunkelheit aus, der Melatoninspiegel steigt bis drei Uhr nachts auf sein Maximum, um dann bis zum Morgen wieder abzufallen. Melatonin gibt den Menschen die nötige „Bettschwere“, um ein- und durchzuschlafen. Als Wachmacher wirkt hingegen das Hormon Cortisol, das ab der Mitte der Nacht aus der Nebennierenrinde ausgeschüttet wird und morgens seinen höchsten Spiegel erreicht. Daneben unterliegen viele andere Hormone einer Veränderung über den Tag und werden durch den Schlaf beeinflusst, zum Beispiel das Wachstumshormon sowie Ghrelin und Leptin. So haben Studien gezeigt, dass Schlafstörungen und Schlafentzug das appetitsteigernde Ghrelin und das für das Sättigungsgefühl verantwortliche Leptin stören können. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, dass Schlafentzug und Schlafstörungen das Risiko für Übergewicht steigern. Wenn der Hormonhaushalt durcheinander ist, kann das Folgen für den Körper haben, wie Übergewicht oder einen beeinträchtigten Schlaf-Wach-Rhythmus. Problematisch für den Hormonhaushalt ist auch Alkohol. Hohe Alkoholspiegel führen über den Hypothalamus und die Hirnanhangsdrüse zum Beispiel zu einem höheren Cortisonspiegel, können den Menstruationszyklus und die Fruchtbarkeit stören, das Längenwachstum von Heranwachsenden beeinträchtigen und zu einer Störung der Schilddrüsenhormone führen. Noch ist unklar, durch welchen Mechanismus, fest steht jedoch, dass zudem das Rauchen den Hormonspiegel beeinflussen kann. Studien deuten darauf hin, dass chronischer Zigarettenkonsum die Ausschüttung zum Beispiel von Schilddrüsenhormone, Cortison oder Östrogen steigert.
Was kann man selbst tun, um den Hormonhaushalt zu regulieren?
Einer systematischen Auswertung der bestehenden Studienlage zufolge kann körperliche Betätigung den Cortisolspiegel senken und bei Menschen mit Schlafstörungen den Schlaf verbessern. Allerdings unterliegen diese Ergebnisse Einschränkungen: Hochwertige Studien liegen überwiegend nur zu Frauen mit Brustkrebs vor, Studien mit älteren Menschen fehlen. Es wird auch immer wieder diskutiert, ob man mit einer gezielten Ernährung den Hormonhaushalt ins Gleichgewicht bringen kann. Doch was muss man essen, um den Hormonhaushalt zu regulieren? Um Antworten darauf zu finden, ernährte sich im Rahmen einer Studie eine Gruppe von Menschen drei Monate lang entweder mediterran oder vegetarisch. Die Forschenden untersuchten, inwieweit dies die Hormone beeinflusst, die eine Rolle im Energiehaushalt spielen. Tatsächlich führte sowohl die mediterrane als auch die vegetarische Ernährung zu einer Verbesserung der Hormone, die das Sättigungsgefühl und die Fetteinlagerung in die Fettzellen steuern. Das Sexualhormon Testosteron scheint hingegen durch eine sehr proteinreiche Ernährung zu sinken. Eine kurzfristige kohlenhydratarme Kost über weniger als drei Wochen verursachte bei Männern eine Erhöhung des Cortisolwerts in Ruhe. Sowohl bei einer kurzfristigen als auch bei einer langfristigen Low-Carb-Diät zeigte sich nach dem körperlichen Training ein erhöhter Cortisolspiegel. Möglicherweise könnte auch eine fettarme Diät das Testosteron negativ beeinflussen. Insgesamt gibt es zum Zusammenhang zwischen Hormonen und Ernährung nur sehr wenig wissenschaftliche Erkenntnisse.
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Hormonstörungen gehören in fachkundige Hände
Der Organismus produziert viele verschiedene Hormone, um die Körperfunktionen zu steuern – daher verwundert es nicht, dass Störungen der unterschiedlichen Hormonsysteme zu zahlreichen unterschiedlichen Symptomen führen. Eine Unterfunktion der Hypothalamus-Hypohpysen-Schilddrüsenachse kann zum Beispiel zu Verstopfung, depressiven Verstimmungen, Müdigkeit, Antriebslosigkeit oder Haarausfall führen, eine Störung der Hypothalamus-Hypophysen-Geschlechtshormon-Achse unter anderem zu Menstruationsstörungen zu Unfruchtbarkeit oder reduziertem Sexualverlangen. Dies sind aber nur ein paar Beispiel von vielen möglichen Symptomen. Bei Beschwerden ist es sinnvoll, fachkundigen Rat einzuholen, der Hausarzt oder die Hausärztin ist dafür die erste Anlaufstelle.