Stoffwechsel
Typ-2-Diabetes: Wie geht es nach der Diagnose weiter?
Veröffentlicht am:22.01.2025
4 Minuten Lesedauer
Etwa 8,7 Millionen Menschen in Deutschland sind an Typ-2-Diabetes erkrankt. Für viele ist die Diagnose zunächst ein Schock. Wie geht es danach weiter? Und wie lässt es sich mit der Erkrankung gut leben? Ein Erfahrungsbericht.
Diabetes Typ 2: Die Diagnose verändert alles
Wochenlang fühlte sich Jörg Lohse müde und abgeschlagen. Er war lange ratlos, probierte eine Vitaminkur mit Säften, doch sein Befinden verschlechterte sich weiterhin. Ende 2017 suchte der gebürtige Nürnberger schließlich seinen Hausarzt auf – und erfuhr, dass er Typ-2-Diabetes hat. Damals war es eine schlimme Nachricht für Jörg Lohse. „Mein erster Gedanke war, dass ich jetzt nur noch Salat essen darf“, sagt er im Rückblick. Salat stand bis dahin eher selten auf seinem Speiseplan. Vielmehr mochte er Süßes und Fertiggerichte. Inzwischen hat der 54-Jährige seinen Speiseplan umgestellt und seine Lebensgewohnheiten verändert. Seinen Diabetes hat er dadurch gut im Griff.
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Wie entsteht Diabetes Typ 2?
Normalerweise schüttet die Bauchspeicheldrüse nach dem Essen das Hormon Insulin aus, das Zucker aus dem Blut als Energiequelle in die Zellen schleust. Liegt jedoch ein Typ-2-Diabetes vor, reagieren die Zellen weniger stark auf das Insulin und der Zucker bleibt im Blut. Die Bauchspeicheldrüse produziert daraufhin zunächst mehr Insulin. Doch irgendwann genügt auch die erhöhte Menge nicht, um den Zucker in die Zellen zu bringen. Die Folge: Er reichert sich im Blut an und der Blutzuckerspiegel steigt. Im Verlauf kann auch die Bauchspeicheldrüse erschöpfen, sodass die Insulinproduktion sinkt.
Es gibt viele Risikofaktoren für den Diabetes Typ 2, aber auch eine genetische Veranlagung. Der Diabetologe Professor Andreas Fritsche vom Universitätsklinikum Tübingen warnt grundsätzlich davor, einen Typ-2-Diabetes allein als „Folge eines ungesunden Lebensstils“ zu bewerten. Jörg Lohse ist allerdings ein Beispiel dafür, wie sehr Betroffene den Krankheitsverlauf durch einen veränderten Lebensstil beeinflussen können.
Seit der Typ-2-Diagnose lebt er aktiver und isst gesünder. Mit seinem Diabetesmessgerät kann Jörg Lohse checken, ob seine Blutzuckerwerte im grünen Bereich liegen. Diese Information gibt ihm Sicherheit im Alltag.
Was erhöht das Risiko für Diabetes Typ 2?
Die Ursache für einen Typ-2-Diabetes ist in der Regel eine Kombination aus verschiedenen Faktoren. Dazu gehören:
- familiäre Veranlagung
- ungesunde Ernährung und Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Rauchen
- Alter über 45 Jahre
- die Einnahme bestimmter Medikamente
- bei Frauen: Vorgeschichte von Schwangerschaftsdiabetes
Auch das Geschlecht spielt eine Rolle. Männer haben ein biologisch höheres Risiko als Frauen, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Der Grund: Sie haben mehr Bauch- und Leberfett. Frauen sind dagegen durch das Hormon Östrogen lange Zeit geschützt, doch nach der Menopause steigt das Risiko stark an.
Diabetes-Therapie ohne Medikamente
Jörg Lohses Hausarzt verordnete ihm zunächst ein blutzuckersenkendes Medikament. Als sich seine Werte wieder auf normalem Niveau eingependelt hatten, beschloss er in Absprache mit seinem Arzt, die Einnahme zu reduzieren. Außerdem krempelte er sein Leben komplett um.
„Ich werde auch mit Hafernudeln und Eiweißbrot wunderbar satt, esse jetzt viel mehr Gemüse und nur noch wenig Kartoffeln und Reis. Gern auch etwas Käse und fettarmes Fleisch.“
Jörg Lohse
Typ-2-Diabetiker
Der Mittelfranke gab das Rauchen auf und meldete sich im Fitnessstudio an. Zugleich verzichtete er auf Fertigprodukte und stieg auf frische Lebensmittel um. Er lernte kochen, experimentierte mit zucker- und kohlenhydratarmen Rezepten und stellte fest: „Ich werde auch mit Hafernudeln und Eiweißbrot wunderbar satt, esse jetzt viel mehr Gemüse und nur noch wenig Kartoffeln und Reis. Gern auch etwas Käse und fettarmes Fleisch.“ Kann er ein Vorbild für andere Menschen mit Typ-2-Diabetes sein? Das muss jeder und jede für sich selbst entscheiden und herausfinden, ob wenig Kohlenhydrate, eine pflanzenbasierte Kost oder die Mittelmeerküche für sie das Richtige ist, rät die Deutsche Diabetes Gesellschaft und empfiehlt:
- sich ausgewogen
- sowie ballaststoffreich zu ernähren,
- keine zu großen Portionen zu essen,
- sparsam mit stark verarbeiteten oder stärkereichen Lebensmitteln umzugehen.
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Das kostenfreie Behandlungsprogramm AOK-Curaplan umfasst regelmäßige ärztliche Untersuchungen, Beratungsgespräche und Hintergrundinformationen zu Diabetes.
Diabetes Typ 2: Früherkennung ist wichtig
Die Veränderungen im Alltag zeigten bei Jörg Lohse schon bald Wirkung. Bereits nach drei Monaten wog er sieben Kilogramm weniger, auch der Langzeitzuckerwert (HbA1c) hatte sich normalisiert. Der HbA1c-Wert beschreibt, wie hoch der Blutzucker in den vorangegangenen acht bis zwölf Wochen war. Es gelten folgende Werte:
- HbA1c kleiner als 5,7 Prozent: kein Diabetes
- HbA1c zwischen 5,7 Prozent und 6,4 Prozent: Prädiabetes
- HbA1c von 6,5 Prozent oder mehr: Diabetes
Um zu kontrollieren, welchen Erfolg die Therapie bei Diabetes hat, ist es wichtig, dass der HbA1c-Wert regelmäßig bestimmt wird. Ist er dauerhaft zu hoch, steigt das Risiko für Folgeerkrankungen, zum Beispiel Herzinfarkt, Krebs, Schlaganfall oder Schäden an Augen und Nieren. Deshalb sei es auch so wichtig, den Diabetes Typ 2 früh zu erkennen, betont der Diabetologe Professor Andreas Fritsche. Wer ständig müde, schlapp und durstig ist, wem übermäßig oft die Blase drückt oder wem schwindelig ist, sollte ärztlichen Rat einholen.
So hilft die AOK
Der Online-Coach Diabetes unterstützt Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 dabei, einen positiven Umgang mit der Erkrankung zu finden. Er beinhaltet keine persönliche Beratung, sondern hilft, die Krankheit besser zu verstehen und motiviert zu einem gesünderen Lebensstil mit mehr Bewegung und gesunder Ernährung. Damit die Erkrankung nicht weiter fortschreitet und die Betroffenen länger fit und leistungsfähig bleiben.
Um Folgeerkrankungen vorzubeugen, geht Jörg Lohse alle drei Monate zum Diabetes-Check. Bereits seit sieben Jahren liegen seine Werte im grünen Bereich. Er wiegt mittlerweile 20 Kilogramm weniger und fühlt sich deutlich fitter. „Früher lag ich am Wochenende oft auf der Couch. Heute zieht es mich geradezu nach draußen.“ Für Jörg Lohse veränderte der Befund alles. Doch er wurde aktiv und lernte, gut mit der Erkrankung zu leben.