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Stoffwechsel

Prädiabetes erkennen und Typ-2-Diabetes vorbeugen

Veröffentlicht am:05.05.2023

5 Minuten Lesedauer

Prädiabetes ist der oft unbemerkte Vorbote eines Diabetes mellitus Typ 2. Doch bei Prädiabetes ist es noch nicht zu spät: Wird er rechtzeitig erkannt und folgen die richtigen Schritte, kann Diabetes oft verhindert werden.

Eine Ärztin misst den Bauchumfang einer Patientin mit Prädiabetes.

© iStock / Antonio_Diaz

Was ist Prädiabetes?

Prädiabetes wird von Fachleuten als Vorstufe des Typ-2-Diabetes bewertet. Sowohl das Risiko, später einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, als auch die Wahrscheinlichkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind bei Prädiabetes erhöht. Das Hauptmerkmal des Typ-2-Diabetes ist ein stark erhöhter Blutzuckerspiegel. Da die Körperzellen den Zucker schlechter aufnehmen, ist die Glukosekonzentration im Blut zu hoch. Bei einem Prädiabetes ist der Blutzuckerspiegel zwar erhöht, aber noch nicht so stark wie bei einem Diabetes.

Die Rolle des Insulins bei Prädiabetes

Wie beim Diabetes spielt auch beim Prädiabetes das Insulin eine entscheidendende Rolle. Insulin ist ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird und den Transport von Glukose ins Zellinnere bewirkt, wo es der Energiegewinnung dient. Schon bei einem Prädiabetes nehmen die Zellen nicht mehr so viel Zucker auf. Dadurch steigt der Blutzucker an. Die möglichen Gründe: Entweder schüttet die Bauchspeicheldrüse nicht genügend Insulin aus oder die Zellen werden resistent gegen Insulin.

Häufigkeit und Arten von Prädiabetes

Viele Menschen mit der Diabetes-Vorstufe wissen überhaupt nicht, dass sie einen Prädiabetes haben. Dabei ist die Gesamtzahl der Betroffenen hoch: Laut einer repräsentativen Analyse des Robert Koch-Instituts (RKI) hat jeder Fünfte in Deutschland aus der Gruppe der 18- bis 79-Jährigen einen Prädiabetes, wobei die Häufigkeit mit dem Alter deutlich zunimmt. Medizinerinnen und Mediziner unterscheiden zwei mögliche Phänomene, die bei Prädiabetes vorliegen können:

  • Abnorme Nüchternglukose

    Sie wird in der Fachsprache auch Impaired Fasting Glucose (IFG) genannt. Damit ist gemeint, dass der Blutzuckerspiegel im nüchternen Zustand – also nach mindestens acht Stunden ohne Nahrungsaufnahme – erhöht ist. Bei einer IFG liegt der Glukosewert zwischen 100 und 125 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) Blutplasma aus der Vene. Das entspricht 5,6 bis 6,9 Millimol pro Liter (mmol/l), wie es in der Fachsprache oft heißt. Bei Gesunden sind es unter 100 mg/dl (< 5,6 mmol/l) und bei Diabetikern über 125 mg/dl (> 7 mmol/l).

  • Gestörte Glukosetoleranz

    Fachleute sprechen hier auch von einer Impaired Glucose Tolerance (IGT). Bei einer IGT steigt der Blutzuckerwert nach einer Mahlzeit stärker an als normal. Etwa zwei Stunden nach dem Essen liegt er im Bereich 140 bis 199 mg/dl (7,8 bis 11,0 mmol/l). Der Normalwert beträgt unter 140 mg/dl, bei Diabetes sind es über 200 mg/dl (11,1 mmol/l).

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Gibt es Prädiabetes-Symptome?

Abweichungen bei den Blutzuckerwerten sind zwar nachweisbar, aber nicht spürbar. Es gibt auch keine anderen Anzeichen, die eindeutig auf einen Prädiabetes hinweisen. In der Regel zeigen Betroffene überhaupt keine Symptome. Deshalb ist die Zahl der nicht diagnostizierten Fälle von Prädiabetes hoch. Eine frühzeitige Diagnose ist jedoch wichtig, um die Entstehung eines Typ-2-Diabetes zu verhindern. Mögliche Anzeichen für Prädiabetes sind Verdunkelungen der Haut an bestimmten Körperstellen. Das können der Hals, die Achselhöhlen oder die Leistengegend sein.

Da solche Symptome aber weder eindeutig sind noch verlässlich auftreten, ist es umso wichtiger, die Risikofaktoren zu kennen, die einen Prädiabetes begünstigen:

  • Typ-2-Diabetes im engeren Familienumfeld (Eltern, Geschwister)
  • Übergewicht
  • großer Taillenumfang
  • fleischlastige und/oder zuckerreiche Ernährung
  • geringe körperliche Aktivität
  • Schlafapnoe
  • Rauchen
  • fortgeschrittenes Alter (über 45 Jahre)

Zusätzliche Risikofaktoren bei Frauen sind:

  • durchgemachter Schwangerschaftsdiabetes
  • Geburt eines Kindes mit über viereinhalb Kilogramm Geburtsgewicht
  • Polyzỵstisches Ovarialsyndrom (PCOS)

Typische Merkmale für den Übergang von Prädiabetes zu Typ-2-Diabetes sind:

  • erhöhter Durst und häufiges Wasserlassen
  • verstärkter Hunger
  • häufige Müdigkeit
  • verschwommenes Sehen
  • Taubheit oder Kribbeln in den Füßen oder Händen
  • häufige Entzündungen und nur langsam heilende Wunden
  • unbeabsichtigte Gewichtsabnahme

Im Gegensatz zu einem voll ausgebildeten Diabetes ist ein Prädiabetes oft noch umkehrbar. Wenn einige der Risikofaktoren auf Sie zutreffen, ist es deshalb wichtig, sich ärztlich beraten zu lassen, um einen eventuellen Prädiabetes zu erkennen und rechtzeitig gegensteuern zu können.

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Eine Frau joggt einen von Bäumen gesäumten Fußweg entlang.

© iStock / mheim3011

Regelmäßige körperliche Aktivität senkt das Risiko, an einem Prädiabetes zu erkranken.

Was tun bei Prädiabetes, um Typ-2-Diabetes zu verhindern?

Für den Typ-2-Diabetes ist meist eine Kombination aus erblicher Veranlagung, Bewegungsmangel und ungesunder Ernährung verantwortlich. Das gilt auch für den Prädiabetes. Auf die erblichen Faktoren haben wir keinen Einfluss, wohl aber auf die persönliche Lebensweise. Dadurch lässt sich eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes oft verhindern oder zumindest verzögern. Im Idealfall können die Blutzuckerwerte wieder in den Normbereich gebracht und damit das Diabetesrisiko deutlich gesenkt werden. Das hat im Jahr 2021 eine dreijährige Studie des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) mit mehr als tausend Teilnehmenden ergeben.

Das Hauptergebnis dieser sogenannten Prädiabetes-Lebensstil-Interventionsstudie: Die Änderung des individuellen Lebensstils hin zu gesünderer Ernährung und mehr Bewegung ist die wichtigste Maßnahme, um einen Typ-2-Diabetes bei Menschen mit Prädiabetes zu verhindern. Ein weiteres Resultat: Je höher das Risiko für einen Typ-2-Diabetes, desto weitreichender müssen die Änderungen des Lebensstils sein. Demnach ist es entscheidend, dass Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Ihr persönliches Diabetesrisiko möglichst genau ermittelt, um geeignete Vorsorgemaßnahmen zu treffen.

Konkrete Schritte

Wenn Sie einige Empfehlungen beherzigen, die auch unabhängig von Diabetes die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden fördern, können Sie die Wahrscheinlichkeit verringern, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken:

  • Regelmäßige Bewegung und/oder Sport

    Bewegung regt den Stoffwechsel an und verringert die Insulinresistenz der Zellen. Muskelzellen wiederum verbrauchen viel von der Glukose, die über die Nahrung aufgenommen wird. Weil Ausdauertraining viel Energie verbraucht und Krafttraining die Muskelmasse vergrößert, ist eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining zur Diabetes-Prävention sinnvoll.

  • Ausgewogene Ernährung

    Empfehlenswert ist eine Mischkost aus Kohlenhydraten, Eiweiß und Fett. Alle drei sind für den Körper lebensnotwendig. Wichtig ist zudem, dass die Nahrung ballaststoffreich ist und dass auf zuckerhaltige Erfrischungsgetränke verzichtet wird.

  • Gewicht verringern

    Übergewicht ist deshalb ein Hauptrisikofaktor für (Prä-)Diabetes, weil vermehrtes Fettgewebe die Insulinresistenz der Zellen begünstigt. Eine Reduzierung des Körpergewichts sollte sich im Idealfall durch Bewegung und gesunde Ernährung von selbst einstellen.

  • Verzicht auf Rauchen

    Zusätzlich zu den zahlreichen Gesundheitsgefährdungen, die mit dem Rauchen verbunden sind, kann es die Insulinresistenz erhöhen und dadurch das Risiko für einen Typ-2-Diabetes steigern.

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