Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Stoffwechsel

Medikamente und Lebensmittel – manche passen nicht zusammen

Veröffentlicht am:10.03.2023

7 Minuten Lesedauer

Vorsicht Wechselwirkungen: Dass Grapefruitsaft sich mit manchen Medikamenten nicht gut verträgt, wissen viele. Doch es gibt noch mehr Lebensmittel, die in Kombination mit einigen Medikamenten zu Problemen führen können. Welche, erfahren Sie hier.

Hände entnehmen eine blaue Pille aus einer bunten Medikamentendose.

© iStock / miniseries

Wechselwirkungen von Medikamenten und Lebensmitteln sind möglich

Nie mit Milch oder Tee? Zu diesem Medikament keinen Alkohol und zu jenem keinen Spinat? Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe von Medikamenten, die Wechselwirkungen mit bestimmten Lebensmitteln eingehen. Das heißt: Das, was Sie essen oder trinken, kann die Wirkung eines Medikaments verstärken oder abschwächen.

Hier finden Sie eine zusammengestellte Übersicht, welche häufig verordneten Medikamente mit welchen Lebensmitteln nicht zusammenpassen. Die Liste kann aber nicht vollständig sein. Fragen Sie deshalb immer Ihren Arzt und Ihrer Ärztin oder in der Apotheke, worauf Sie achten müssen, wenn Sie ein neues Medikament verschrieben bekommen. Und lesen Sie zur Vorsicht immer auch den Beipackzettel.

Passende Artikel zum Thema

Die häufigsten Medikamente mit möglichen Lebensmitteln-Wechselwirkungen

Antiarrhythmika (gegen Herzrhythmusstörungen)

  • Wirkstoffe: Amiodaron und Dronedaron, die zum Beispiel gegen Vorhofflimmern helfen sollen
  • Welche Lebensmittel sind riskant? Grapefruitsaft
  • Was kann passieren? Grapefruitsaft kann durch seine Stoffwechselwirkung die Konzentration der Medikamente im Blut erhöhen. Dann drohen Symptome einer Überdosierung, zum Beispiel Herzrhythmusstörungen.
  • Wie können Sie das Risiko vermeiden? Während der Therapie mit Antiarrhythmika sollten Sie vollständig auf alle grapefruithaltigen Lebensmittel verzichten. Ein zeitlicher Abstand zwischen Trinken/Essen und Medikamenteneinnahme reicht nicht aus.

Antibiotika (Harnwegs- oder Atemwegserkrankungen)

  • Wirkstoffe: Ciprofloxacin, Norfloxacin und Doxycyclin
  • Welche Lebensmittel sind riskant? Milch, Käse, Joghurt und einige Mineralwasser, die Kalzium enthalten.
  • Was kann passieren? Kalzium kann im Magen mit bestimmten Antibiotika schwerlösliche Verbindungen eingehen. Dadurch werden die Antibiotika schlechter vom Körper aufgenommen und wirken schwächer. Antibiotika wie Penicillin oder Erythromycin reagieren jedoch nicht problematisch auf Milch.
  • Wie können Sie das Risiko vermeiden? Zwischen Einnahme des Antibiotikums und dem Genuss von Milch sollten zwei Stunden liegen.

Antidepressiva (bei Depressionen)

  • Wirkstoffe: Amitryptilin, Citalopram, Tranylcypromin oder Moclobemid, die bei Depressionen die Stimmung aufhellen sollen
  • Welche Lebensmittel sind riskant? Gerbstoffhaltige Lebensmittel. Dazu zählen zum Beispiel schwarzer und grüner Tee, Kaffee, Wein und Weintrauben. Wenn Sie Tranylcypromin oder Moclobemid einnehmen, ist Vorsicht bei tyraminhaltigen Lebensmitteln geboten, zum Beispiel bei Rotwein, gereiftem Käse und Schokolade.
  • Was kann passieren? Gerbstoffe bilden mit den Wirkstoffen schwer lösliche Verbindungen. Diese kann der Körper schlecht aufnehmen und scheidet sie aus – die Mittel wirken schwächer oder gar nicht. Ein weiteres Risiko besteht bei Tranylcypromin- und Moclobemid-Einnahme. Diese Mittel hemmen den Abbau von Tyramin, das dann zu stark ansteigt, wenn Sie zum Beispiel reifen Käse essen. Die Folge können lebensbedrohliche Blutdruckkrisen sein.
  • Wie können Sie das Risiko vermeiden? Zwischen der Einnahme von Antidepressiva und dem Kaffee- oder Teekonsum sollte mindestens eine Stunde Zeit liegen. Falls Sie Tranylcypromin einnehmen, müssen Sie eine streng tyraminarme Diät einhalten. Auch bei einer Moclobemid-Behandlung sollten Sie tyraminhaltige Nahrungsmittel möglichst meiden. Moclobemid und Tranylcypromin müssen nach der Mahlzeit eingenommen werden, da es sich um lipophile (das heißt gut in Fett lösliche) Arzneistoffe handelt und die Aufnahme des Arzneistoffs durch eine Mahlzeit verbessert wird. Unter anderem werden durch die Mahlzeit vermehrt Gallensalze ausgeschieden.

Passend zum Thema

Antidiabetika (senken den Blutzucker)

  • Wirkstoffe: Metformin, Sulfonylharnstoffe oder Insulin, die den Blutzucker von Diabetikern senken
  • Welche Lebensmittel sind riskant? Alkohol
  • Was kann passieren? Eine mögliche Nebenwirkung blutzuckersenkender Mittel ist die Unterzuckerung. Alkohol verstärkt dieses Risiko, auch noch mehrere Stunden nach dem Konsum. Zusätzlich schwächt Alkohol die Anzeichen für eine Unterzuckerung ab (zum Beispiel Unruhe, Schwitzen, Zittern). Gegenmaßnahmen werden eventuell zu spät ergriffen, schlimmstenfalls besteht dann Lebensgefahr.
  • Wie können Sie das Risiko vermeiden? Diabetiker und Diabetikerinnen, die blutzuckersenkende Mittel nehmen, müssen mit Alkohol besonders vorsichtig sein. Geringe Mengen können Sie aber trinken. Falls Sie Insulin spritzen, sollten Sie zu einem alkoholischen Getränk immer eine kohlenhydratreiche Mahlzeit essen.

Kalzium-Antagonisten (zum Senken des Blutdrucks)

  • Wirkstoffe: Vom Dihydropyridin-Typ, zum Beispiel Nifedipin
  • Welche Lebensmittel sind riskant? Grapefruitsaft
  • Was kann passieren? Grapefruitsaft hemmt den Abbau der Kalziumantagonisten, deren Wirkspiegel im Blut dann zu stark steigt. Die Folge können ein zu niedriger Blutdruck, Wassereinlagerung am Knöchel, Kopfschmerzen und plötzliche Gesichtsrötung sein.
  • Wie können Sie das Risiko vermeiden? Meiden Sie während der Dauer der Behandlung vorsichtshalber grapefruithaltige Lebensmittel vollständig. Ein zeitlicher Abstand zwischen Trinken/Essen und Medikamenteneinnahme reicht nicht aus.

Eisenpräparate (gegen Eisenmangel)

  • Wirkstoffe: Eisenverbindungen. Ein ausreichender Eisenspiegel im Blut ist für viele zentrale Körperfunktionen wichtig.
  • Welche Lebensmittel sind riskant? Schwarzer Tee, Kaffee, Weizenkleie, Sojaprodukte, Phosphat (Cola-Getränke, Eier), Oxalat (Spinat, Rhabarber), Phytat (Vollkornprodukte)
  • Was kann passieren? Eisenpräparate können im Verdauungstrakt mit vielen Lebensmitteln so reagieren, dass sie im Darm schlechter aufgenommen werden. Folge: Die Wirkung sinkt, der Eisenmangel bleibt.
  • Wie können Sie das Risiko vermeiden? Nehmen Sie Eisenpräparate am besten nüchtern eine Stunde vor dem Frühstück zusammen mit einem Vitamin-C-haltigen Fruchtsaft ein. Denn Vitamin C fördert die Eisenaufnahme aus dem Verdauungstrakt.

Passend zum Thema

Osteoporosemittel (gegen Knochenschwund)

  • Wirkstoffe: Kalziumpräparate und Bisphosphonate, die gegen Knochenschwund eingenommen werden.
  • Welche Lebensmittel sind riskant? Gerbstoffe (Kaffee, schwarzer und grüner Tee). Bei Bisphosphonat-Behandlung kalziumreiches Mineralwasser, Nahrungsergänzungsmittel mit Kalzium, Eisen- und Magnesiumsalze sowie Milch und andere Milchprodukte.
  • Was kann passieren? Gerbstoffe können mit Osteoporosemitteln schwer lösliche Verbindungen eingehen. Bisphosphonate reagieren auf diese Weise auch mit kalziumhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln und Milchprodukten (da diese viel Kalzium enthalten). Die Arzneimittel werden in diesen Verbindungen vom Körper schlechter aufgenommen und wirken schwächer.
  • Wie können Sie das Risiko vermeiden? Kalziumpräparate sollten Sie mit mindestens einer Stunde Abstand zum Trinken von Kaffee oder Tee einnehmen. Bei Bisphosphonaten lassen Sie je nach Wirkstoff bis zu zwei Stunden Zeit verstreichen und nehmen die Mittel am besten mit einem großen Glas Leitungswasser bei aufrechter Oberkörperhaltung ein.

Nichtsteroidale Antirheumatika, kurz: NSAR (gegen Schmerzen und Entzündungen)

  • Wirkstoffe: Acetylsalicylsäure (ASS), die schmerzlindernd und entzündungshemmend wirkt. Da sie auch die Verklumpung der Blutplättchen hemmen, werden Wirkstoffe wie ASS auch zum Schutz vor Herz- oder Hirninfarkt eingenommen.
  • Welche Lebensmittel sind riskant? Alkohol
  • Was kann passieren? NSAR schädigen ebenso wie Alkohol potenziell die Magenschleimhaut. Die Kombination beider Substanzen erhöht das Risiko für Blutungen im Magen-Darm-Bereich teils drastisch.
  • Wie können Sie das Risiko vermeiden? Trinken Sie möglichst wenig Alkohol, wenn Sie NSAR-Medikamente einnehmen.

Paracetamol

  • Wirkung: Es wirkt schmerzlindernd und fiebersenkend und hilft zum Beispiel bei Erkältungskrankheiten.
  • Alkohol – Was kann passieren? Starker, regelmäßiger Alkoholkonsum schädigt die Leber. Sie kann das Paracetamol nicht so gut abbauen. Die giftigen Abbauprodukte können dann zu einem akuten Leberversagen führen.
  • Alkohol – Wie können Sie das Risiko vermeiden? Alkoholabhängige Personen sollten Paracatemol nur in Rücksprache mit ihrem Arzt einnehmen. Bei normaler Leberfunktion ist ein moderater Alkoholkonsum bei bestimmungsgemäßer Anwendung von Paracetamol erlaubt.

Passende Artikel zum Thema

Plättchenhemmer (zur Vorbeugung von Blutgerinnseln)

  • Wirkstoffe: Clopidogrel, das zum Beispiel nach einem Herzinfarkt eingesetzt wird
  • Welche Lebensmittel sind riskant? Grapefruitsaft
  • Was kann passieren? Inhaltsstoffe der Grapefruit können die Wirkung von Clopidogrel beeinträchtigen. Das Risiko für eine unerwünschte Verklumpung der Blutplättchen steigt.
  • Wie können Sie das Risiko vermeiden? Werden Sie mit Clopidogrel behandelt, verzichten Sie während der gesamten Dauer vollständig auf grapefruithaltige Lebensmittel.

Schilddrüsenhormone (Ausgleich der Schilddrüsenunterfunktion)

  • Wirkstoffe: Zum Beispiel Levothyroxin soll die verminderte Hormonproduktion bei Schilddrüsenunterfunktion ausgleichen oder einer Kropfbildung entgegenwirken.
  • Welche Lebensmittel sind riskant? Milchprodukte, Kaffee, Sojaprodukte, Ballaststoffe (zum Beispiel in Obst und Gemüse, Vollkornprodukten), aber auch Mineralwasser mit darin enthaltenen Salzen (vor allem Kalzium, Aluminium und Eisen).
  • Was kann passieren? Viele Nahrungsmittel hemmen die Aufnahme von Levothyroxin aus dem Verdauungstrakt und lassen die Hormonspiegel schwanken. Es droht eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse.
  • Wie können Sie das Risiko vermeiden? Nehmen Sie Levothyroxin nüchtern eine Stunde vor dem Frühstück mit einem Glas Leitungswasser ein. Dann ist eine ballaststoffreiche Ernährung unbedenklich.
Zwei Personen schneiden Grapefruits für einen Smoothie.

© iStock / SrdjanPav

Grapefruit verträgt sich mit vielen Medikamenten nicht gut – informieren Sie sich vor der Einnahme eines Medikaments über mögliche Wechselwirkungen.

Statine (bei Koronarer Herzkrankheit)

  • Wirkstoffe: Atorvastatin, Fluvastatin oder Simvastatin senken den LDL-Cholesterinspiegel und werden zum Beispiel gegen die Koronare Herzkrankheit (KHK) eingesetzt.
  • Welche Lebensmittel sind riskant? Grapefruitsaft, Rotschimmelreis (wird in pulverisierter Form zur Färbung von Soßen, Pasten und Tofu eingesetzt, aber auch als Nahrungsergänzungsmittel verkauft).
  • Was kann passieren? Grapefruitsaft bremst den Abbau von Statinen und kann damit den Blutspiegel der Mittel stark erhöhen. Die Gefahr unerwünschter Nebenwirkungen steigt (Krämpfe, Schwäche, Muskelschmerzen). Rotschimmelreis enthält einen statinähnlichen Stoff, was ebenfalls zu den oben genannten Symptomen führen kann.
  • Wie können Sie das Risiko vermeiden? Verzichten Sie auf grapefruithaltige Lebensmittel. Ein zeitlicher Abstand zwischen Trinken/Essen und Medikamenteneinnahme reicht nicht aus. Auch Rotschimmelreis sollten Sie in jeder Form während einer Statin-Behandlung meiden.

Vitamin-K-Antagonisten (bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

  • Wirkstoffe: Etwa Phenprocoum. Es wirkt gerinnungshemmend und blutverdünnend und wird bei verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zum Beispiel bei Vorhofflimmern, eingesetzt.
  • Welche Lebensmittel sind riskant? Alkohol, chininhaltige Getränke (zum Beispiel Bitter Lemon, Tonic Water), Goji-Produkte (Tees, Marmeladen oder Ähnliches aus Bocksdornbeeren), Vitamin-K-reiches Gemüse (Spinat, Brokkoli, Rosenkohl)
  • Was kann passieren? Alkohol kann die Wirkung von Gerinnnungshemmern sowohl verstärken als auch abschwächen; es drohen Blutungen oder Blutverklumpungen. Chininhaltige Getränke und Goji-Beeren verstärken mitunter den blutverdünnenden Effekt der Mittel und können so gefährliche Blutungskomplikationen bewirken. Vitamin-K-reiches Gemüse erhöht zwar den Vitamin-K-Spiegel, bremst aber erst in sehr großen Mengen die Wirkung der Medikamente.
  • Wie können Sie das Risiko vermeiden? Meiden Sie möglichst Alkohol oder chininhaltige Getränke und verzichten Sie auf Produkte aus der Goji-Beere. Vitamin-K-reiches Gemüse können Sie essen, aber es sollten keine stark schwankenden oder außergewöhnlich großen Mengen sein.

Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?