Stoffwechsel
Welche Rolle spielt Vitamin D für unsere Knochen?
Veröffentlicht am:12.12.2024
4 Minuten Lesedauer
Ebenso wie der übrige Teil des Körpers sind auch die Knochen auf Nährstoffe angewiesen. Den meisten Menschen kommt dabei der Mineralstoff Calcium in den Sinn, doch auch Vitamin D besitzt eine besondere Aufgabe im Knochenstoffwechsel.
Was ist Vitamin D und welche Funktion hat es im Körper?
Vitamin D – dieser Begriff steht nicht für einen einzelnen Nährstoff, sondern fasst eine Gruppe fettlöslicher Vitamine zusammen: Experten und Expertinnen bezeichnen sie als Calciferole. Die Form, die der Körper für sich nutzen kann heißt Calcitriol. Sie entsteht durch einen komplexen Umwandlungsprozess, der zunächst in der Leber und dann in den Nieren stattfindet. Für diese Transformation benötigt der Organismus jedoch die Vorstufen von Calcitriol: Ergocalciferiol (Vitamin D2) befindet sich in pflanzlichen, Cholecalciferol (Vitamin D3) hingegen in tierischen Lebensmitteln. Selbst eine ausgewogene Ernährung trägt jedoch nur zu einem überschaubaren Teil zur Vitamin-D-Versorgung bei, denn etwa 80 bis 90 Prozent des Nährstoffs stellt der Körper mithilfe der Sonne her. Das funktioniert, indem aus einem Zwischenprodukt der Cholesterinbiosynthese in der Haut Provitamin D3 entsteht. Treffen dann ausreichend Sonnenstrahlen auf die Haut, entsteht daraus Vitamin D3, das in der Leber und den Nieren, genauso wie die aus den Lebensmitteln aufgenommen Vorstufen, zur aktiven Form weiterverarbeitet wird. Calcitriol setzt der Körper danach zu unterschiedlichen Zwecken ein: Vitamin D hilft bei der Herstellung von Proteinen und der Steuerung von Genen. Außerdem ist es wichtig für eine normale Muskelfunktion und ein schlagfertiges Immunsystem. Eine Schlüsselrolle nimmt Vitamin D aber in der Knochengesundheit ein.
So beteiligt sich Vitamin D an der Knochengesundheit
Von wegen totes Gewebe: In Knochen finden stetig Erneuerungsprozesse statt. Dafür sorgen spezialisierte Zellen, die sogenannten Osteoblasten und Osteoklasten. Der Knochenumbau ist wichtig, denn dabei wird nicht mehr benötigtes Gewebe durch Osteoklasten abgebaut und neues durch Osteoblasten aufgebaut. Damit der Knochenstoffwechsel im Gleichgewicht bleibt, reguliert Vitamin D die Aktivität dieser Knochenzellen. Eine Grundvoraussetzung für ein kräftiges Skelett ist zudem die Knochenmineralisierung, der Knochen muss also über genügend Mineralien verfügen – eine entscheidende Rolle übernehmen hier Calcium und Phosphat. Bei der Frage, welches Vitamin die Aufnahme von Calcium in den Körper fördert, kommt Vitamin D ins Spiel: Es unterstützt die Resorption von Calcium, aber auch von Phosphat aus Lebensmitteln im Darm. Diese Nährstoffe werden mithilfe von Vitamin D dann in den Knochen eingebaut. Fehlt dem Körper über eine längere Zeit eine ausreichende Menge an Vitamin D, kann das zu einer sogenannten Knochendemineralisierung führen. Das liegt daran, dass der Organismus durch den Vitamin-D-Mangel zu wenig Calcium aufnimmt. Damit trotzdem genug von dem Mineralstoff zirkuliert, setzt der Körper Calcium aus den Knochen frei, mit weitreichenden Folgen für die Knochengesundheit.
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Welche Folgen hat ein Vitamin-D-Mangel für die Knochen?
Verfügt der Körper über nicht genügend Vitamin D, kann das schwere Auswirkungen auf die Knochen haben, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. Bei Säuglingen und Kindern kann es durch einen erheblichen Vitamin-D-Mangel zu einer sogenannten Rachitis kommen. Dabei handelt es sich um ein Krankheitsbild, bei dem die Knochenentwicklung negativ beeinflusst ist – Betreffende haben Knochenschmerzen, eine Wachstumsverzögerung und weiche Knochen, die zu Verformungen neigen, weil sie keine Mineralien in den Knochen einbauen können. Bei Erwachsenen kann der Mangel zu einer Osteomalazie führen, auch dabei kommt es zu einer Knochenerweichung, weil sich Mineralien aus den Knochen lösen. Im steigenden Lebensalter kann die durch einen Vitamin-D-Mangel ausgelöste unzureichende Versorgung mit Calcium und Phosphat zu einer Osteoporose (Knochenschwund) beitragen – außerdem steigt das Risiko für Knochenbrüche.
Wie viel Vitamin D benötigt der Mensch für gesunde Knochen?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung geht davon aus, dass Babys etwa zehn und Kinder sowie Erwachsene ungefähr 20 Mikrogramm Vitamin D pro Tag für die Knochengesundheit benötigen. In zusätzlicher Form aber nur, wenn die Eigenproduktion fehlt. Häufig lesen Personen in dem Zusammenhang von Internationalen Einheiten (IE), hier entsprechen zehn Mikrogramm 400 IE und 20 Mikrogramm 800 Internationalen Einheiten. Um eine ausreichende Menge an Vitamin D im Körper und damit eine Calcium- und Phosphataufnahme zu unterstützen, gibt es in anderen Ländern durchaus andere Empfehlungen. Das liegt beispielsweise daran, dass einige Leitlinien Beobachtungsstudien miteinbeziehen, um die Werte festzusetzen.
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Wie kann man einem Vitamin-D-Mangel vorbeugen und ihn beheben?
Wer im Alltag einige Tipps berücksichtigt, stellt dem Körper meist ausreichend Vitamin D zur Verfügung.
- Genügend Sonne tanken: Personen halten sich bestenfalls möglichst viel im Freien auf: Mindestens zwei bis dreimal pro Woche sollte die Sonne auf die ungeschützte Haut an Armen, Gesicht und Händen treffen – die optimale Zeit beträgt zwischen fünf und 60 Minuten, entscheidend sind hier der Hauttyp, die Jahreszeit, aber auch die Tageszeit. Generell gilt: Die Dauer sollte etwa 50 Prozent der Zeit betragen, die Menschen ohne Sonnenschutz Sonnenbaden können, bevor sie einen Sonnenbrand bekommen.
- Lebensmittel mit Vitamin D auf den Speiseplan setzen: Auch wenn Personen mit der Ernährung ihren Vitamin-D-Bedarf nicht decken können, kann sie einen gewissen Beitrag leisten. Nennenswerte Mengen enthalten fettreiche Fische wie Lachs, Makrelen oder Hering. Auch Champignons, Steinpilze, Eigelb sowie Leber stellt Vitamin D bereit. Einige Hersteller reichern ihre Produkte, wie Margarine, manchmal mit Vitamin D an – darauf weisen sie auf der Produktverpackung hin.
- Präparate nur bei Bedarf: Im Frühling und Sommer gibt es meist Sonne satt – der Körper speichert nun eine gewisse Menge Vitamin D im Fett- und Muskelgewebe für die Wintermonate. Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D sind also auch im Winter kein Muss.
Haben Personen Bedenken, dass sie ihren Bedarf mit dem Aufenthalt im Freien und der Ernährung nicht decken können, wenden Sie sich am besten an ihre Praxis für Allgemeinmedizin. Das gilt insbesondere für Risikogruppen. Dazu gehören beispielsweise körperlich beeinträchtigte Menschen, die sich viel in geschlossenen Räumen aufhalten. Schnelltests aus dem Drogeriemarkt sind hingegen nicht besonders zuverlässig.