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Alkoholismus bei Frauen

Veröffentlicht am:17.03.2025

6 Minuten Lesedauer

Alkoholmissbrauch galt lange Zeit als Männerproblem. Doch auch Frauen trinken zu oft und zu viel Alkohol. Erfahren Sie hier, ob Frauen aus anderen Gründen trinken als Männer und welche Folgen diese Sucht für Frauen.

Eine junge Frau mit Sonnenbrille sitzt auf einem Balkon und trinkt Weißwein aus einem Weinglas.

© iStock / Nektarstock (Symboldbild)

Frauen und Alkoholsucht

Sekt zum Geburtstag, Bier zum Feierabend und Wein zum Essen – der Konsum von Alkohol ist in Deutschland verbreitet und weitgehend akzeptiert. Doch was, wenn es nicht beim gelegentlichen Glas bleibt?

Wer regelmäßig Alkohol trinkt, setzt sich erheblichen Gesundheitsrisiken aus. Alkohol ist ein Zellgift, das sich über den Blutkreislauf schnell im ganzen Körper verteilt und die Organe schädigen kann. Bei Frauen treten körperliche und psychische Folgen schneller auf als bei Männern, was am unterschiedlichen Körperbau liegt. So ist beispielsweise die Leber bei Frauen kleiner und baut Alkohol langsamer ab.

Suchtforscher und -forscherinnen sowie Mediziner und Medizinerinnen sprechen auch von riskantem Konsum und schädlichem Gebrauch. Gewinnt Alkohol immer mehr Macht über einen Person, kann er in die Abhängigkeit führen.

Doch ab wann gilt der Konsum als „riskant“? Das lässt sich an der Menge festmachen: Sowohl für Frauen als auch für Männer gibt es bestimmte Richtwerte, die pro Tag nicht überschritten werden sollten:

  • Bei Frauen sind das 12 Gramm Alkohol (das entspricht 0,125 Liter Wein oder 0,3 Liter Bier),
  • bei Männern 24 Gramm.

Etwa jeder sechste erwachsene Mann und jede neunte erwachsene Frau in Deutschland konsumiert jede Woche eine riskante Menge an Alkohol. Im Jahr 2020 starben etwa 14.200 Menschen – davon 3.600 Frauen – an einer ausschließlich durch Alkoholkonsum bedingten Krankheit.

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Frauen und Alkohol

Die Gründe, warum Frauen zu viel Alkohol trinken, sind vielfältig.

  • Eine Rolle spielt, dass Frauen heute eigenständiger, emanzipierter und finanziell unabhängiger sind als früher und sich dem Trinkverhalten der Männer immer mehr angepasst haben.
  • Es ist gesellschaftlich akzeptiert, bei vielen Gelegenheiten Alkohol zu trinken: beim Essen, bei Geburtstagen und Hochzeiten, Feiern am Arbeitsplatz oder in Vereinen.
  • Alkohol ist billig und leicht verfügbar.
  • Die Doppelbelastung von Beruf und Haushalt erhöht bei vielen Frauen den Druck – und bei Stress, Problemen und Krisen greifen einige häufiger zum Alkohol, um so die belastende Situation kurzzeitig hinter sich zu lassen. Dieses Verhalten wird auch als Coping bezeichnet, englisch für „bewältigen“ oder „Bewältigungsstrategie“. In diesem Fall ist es eine schädliche Bewältigungsstrategie.

Im Gegensatz dazu geben Männer häufiger an, eher zum Vergnügen zu trinken. Auch ist bei ihnen das Rauschtrinken ausgeprägter. Jedoch sind Männer tendenziell schlechter in der Lage, emotional belastende Auslöser für ihr Trinkverhalten zu erkennen. Für eine gezielte Suchtbehandlung ist es wichtig, auch diese Unterschiede zu berücksichtigen.

Anzeichen der Alkoholabhängigkeit

Alkoholabhängige Menschen – Frauen wie Männer – trinken oft heimlich. Deswegen ist es für Angehörige und Freunde nicht immer leicht, die Sucht zu erkennen. Dennoch lassen sich meist bestimmte Hinweise ausmachen – zum Beispiel wenn sich das Hautbild verändert, die betroffenen Frauen ihr Äußeres vernachlässigen, stark an Gewicht verlieren, häufig depressiv wirken und sich sozial immer mehr zurückziehen.

Weitere Anzeichen für eine Alkoholabhängigkeit sind:

  • ein starker Wunsch oder sogar Zwang, Alkohol zu konsumieren
  • Schwierigkeiten, das Trinkverhalten zu kontrollieren, zum Beispiel die Menge, den Beginn oder das Ende des Trinkens
  • körperliche Entzugserscheinungen, wenn der Konsum eingeschränkt oder beendet wird, unter anderem Zittern, Schweißausbrüche und Schlaflosigkeit
  • steigende Trinkmenge
  • Vernachlässigung von Hobbies und Interessen
  • fortgesetzter Alkoholkonsum, trotz bereits eingetretener gesundheitlicher und sozialer Folgen, zum Beispiel eine Schädigung der Leber oder der Verlust des Arbeitsplatzes

Trafen mindestens drei dieser Faktoren im zurückliegenden Jahr zu, liegt sehr wahrscheinlich eine Abhängigkeit vor.

Hoher Konsum in Deutschland

In Deutschland ist der Konsum von Alkohol zwar in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen, der Pro-Kopf-Verbrauch liegt jedoch deutlich über dem Durchschnitt der Europäischen Union. Als Grenzwert für einen risikoarmen Alkoholkonsum nennt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), dass Frauen nicht mehr als ein kleines Glas Bier oder Wein täglich trinken und an mindestens zwei Tagen in der Woche ganz auf Alkohol verzichten sollten.

Kosten des Alkoholmissbrauchs

Dem Gesundheitswesen entstehen durch den Alkoholmissbrauch von Frauen und Männern hohe direkte Kosten für die daraus folgende Behandlung und Pflege. Im Jahr 2022 lagen die direkten Kosten bei mehr als 16,5 Milliarden Euro. Hinzu kamen indirekte Kosten, die noch einmal doppelt so hoch waren. Dazu zählen etwa Produktionsausfall durch krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit, Frühverrentung und vorzeitiger Tod.

Quelle

Alkohol schadet Frauen mehr als Männern

Alkohol kann bei Frauen stärkere Folgen haben – sie sind auch schneller betrunken als Männer. Ein Grund dafür ist, dass sie über weniger Körperflüssigkeit verfügen und sich der Alkohol dadurch weniger verteilen kann. Mittlerweile gibt es auch Hinweise darauf, dass die Auswirkungen und gesundheitlichen Schädigungen durch Alkohol bei Frauen gravierender sind als bei Männern. So soll das Risiko für Leber-, Gehirn- und Herzschäden bei Frauen höher sein. Studien zeigen zudem, dass Alkohol die Produktion von Östrogen fördert, wodurch sich das Risiko für Brustkrebs erhöht. Der übermäßige Konsum von Alkohol kann auch soziale Folgen haben, wie den Verlust des Arbeitsplatzes, der Wohnung oder Konflikte in der Familie. Davon sind Männer und Frauen gleichermaßen betroffen. Alkoholabhängige Frauen sind jedoch stärker gefährdet, Opfer von Gewalt zu werden. Sie werden häufig als leichtes Opfer betrachtet. Dazu trägt bei, dass Menschen unter Alkoholeinfluss gefährliche Situation unterschätzen und sich Frauen dann noch schlechter vor Gewalt schützen können als ohnehin schon.

Alkohol in der Schwangerschaft

Schwangere Frauen sollten keinen Alkohol trinken, da dies bleibende Schäden beim ungeborenen Kind (Fetales Alkoholsyndrom) verursachen kann. Dazu gehören Missbildungen und schwere Entwicklungsstörungen. Auch in der Stillzeit sollten Frauen auf Alkohol verzichten, denn über das Blut kann er in die Muttermilch gelangen. Jedes Jahr kommen in Deutschland etwa 10.000 Babys mit Beeinträchtigungen zur Welt, weil ihre Mütter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken haben. Diese angeborenen Beeinträchtigungen können zu Lernschwierigkeiten, Ruhelosigkeit, Reizbarkeit oder erhöhter Aggressivität führen.

Vier Personen, die Teil einer Gesprächsrunde sind und auf roten Stühlen sitzen. Eine junge Frau spricht, die anderen schauen sie aufmerksam an.

© iStock / FG Trade Latin (Symboldbild)

Auch nach der Entwöhnung sind Hilfe und Unterstützung wichtig, zum Beispiel durch den regelmäßigen Besuch einer Selbsthilfegruppe.

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Sucht vorbeugen und behandeln

Der Verzicht auf Alkohol ist ein wichtiger Schritt zu mehr Gesundheit und Lebensqualität. Doch trocken zu werden und trocken zu bleiben, ist kein leichter Weg. Immer wieder kann es zu Rückschlägen kommen. Familie und Freunde können unterstützen. Und es gibt vielfältige Hilfen. Erste Anlaufstelle kann die hausärztliche Praxis sein. Neben einer diagnostischen Einschätzung, Beratung und Koordination von eventuell notwendigen Behandlungen kennen Hausärztinnen und Hausärzte die regionalen Hilfsstrukturen besonders gut. Frauen mit Beratungsbedarf und Frauen mit Alkoholabhängigkeit finden außerdem Hilfe bei Suchtberatungsstellen und Selbsthilfegruppen. Alkoholabhängigkeit wird auch in suchtmedizinischen Abteilungen der psychiatrischen Kliniken behandelt. Ist die Entgiftung bereits erfolgt und eine erste Phase der Abstinenz erreicht, kann eine suchtmedizinische Rehabilitationsbehandlung sinnvoll sein. Anerkanntes Ziel dieser Therapie ist oft die lebenslange Abstinenz von Alkohol.

Auch telefonische Beratungsstellen, zum Beispiel die Telefonseelsorge bieten die Möglichkeit, offen und anonym über persönliche Probleme zu sprechen. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen können mit Adressen von Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen weiterhelfen. In Deutschland gibt es mehr als 1.400 Beratungsstellen. Selbsthilfegruppen können sehr viel Unterstützung bieten. Dort können sich Betroffene mit anderen austauschen, die in einer ähnlichen Situation sind. Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) in Berlin hilft bei der Suche nach einer geeigneten Gruppe und informiert darüber, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um selbst eine solche Gruppe zu gründen.

Die Behandlung einer Alkoholabhängigkeit gliedert sich in drei Phasen:

  • Die erste Phase der Behandlung ist der Entzug, die sogenannte körperliche Entgiftung. Bei Alkohol ist er meistens nach zwei oder drei Wochen abgeschlossen. Die Behandlung kann stationär oder ambulant durchgeführt werden.
  • Nach dem Entzug geht es im zweiten Schritt um die Entwöhnung. Persönliche Probleme und Erfahrungen werden bearbeitet, die in die Abhängigkeit geführt haben. Einzel- und Gruppengespräche stehen im Mittelpunkt.
  • Hilfe und Unterstützung sind auch nach der Entwöhnung wichtig. Bei der Nachsorge geht es darum, sich in kritischen Situationen an eine Beratungsstelle wenden zu können. Hilfreich ist auch der Besuch einer Selbsthilfegruppe.

Um einer Sucht oder Alkoholabhängigkeit gezielt vorzubeugen, ist es wichtig, die relevanten Zielgruppen anzusprechen und sie über die Gefahren des Alkoholmissbrauchs aufzuklären. Dazu gehören Kinder und Jugendliche, Frauen und Männer oder ältere Menschen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) führt regelmäßige Studien zur Suchtprävention durch, bietet ein Infotelefon an und spricht die einzelnen Zielgruppen in ihren Lebenswelten an: sei es in der Schule, der Freizeit oder am Arbeitsplatz. Materialien zur Suchtvorbeugung werden zudem kostenlos zur Verfügung gestellt.

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