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Gesundheitsmagazin

Sucht

Alkoholsucht – Wie entsteht eigentlich die Abhängigkeit?

Veröffentlicht am:09.07.2021

11 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 08.08.2024

Regelmäßiger Alkoholkonsum gehört zu den wichtigsten vermeidbaren Gesundheitsrisiken des Menschen. Dennoch ist Alkohol und sein Konsum tief in unserer Gesellschaft verwurzelt. Was das genau für die Entwicklung einer Sucht bedeutet, verrät der Experte Prof. Dr. Falk Kiefer.

Mann sitzt auf der Couch und schaut auf ein Glas mit Alkohol.

© iStock / sam thomas

Prof. Dr. Falk Kiefer, Ärztlicher Direktor der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim

© privat

Prof. Dr. Falk Kiefer ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. Schwerpunkte seiner Arbeit und Forschung sind die Entwicklung von Abhängigkeitserkrankungen und deren Bewältigung.

Was ist Alkoholsucht genau?

Zuallererst: Der Begriff „Alkoholsucht“ ist eigentlich nicht der richtige Fachbegriff. Der Begriff „Sucht“ kommt aus dem Volksmund, der sich von dem Wort „Siechen“ ableitet und eine sehr unscharfe Bedeutung hat. Suchtforscher und Mediziner nutzen daher die medizinischen Fachbegriffe des riskanten Konsums, schädlichen Gebrauchs und der Abhängigkeit von Alkohol.

Worin unterscheiden sich riskanter Alkoholkonsum, schädlicher Gebrauch und Alkoholabhängigkeit?

  • Riskanter Konsum
    Von riskantem Konsum sprechen wir, wenn man Alkoholmengen trinkt, die über einen längeren Zeitraum körperliche und psychische Folgeprobleme wie Leberzirrhose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen. Das kann man an der Trinkmenge festmachen. Hierfür gibt es Grenzwerte: bei Frauen 12 Gramm Alkohol am Tag (das entspricht 0,125 Litern Wein oder 0,3 Litern Bier), bei Männern 24 Gramm Alkohol. Ein Teil der Menschen mit schädlichem Alkoholgebrauch steuert irgendwann in die Abhängigkeit.
  • Schädlicher Gebrauch
    Ein schädlicher Gebrauch liegt vor, wenn durch Alkoholkonsum eine nachweisliche Folgeschädigung der psychischen oder körperlichen Gesundheit aufgetreten ist, wie zum Beispiel eine Leberschädigung durch exzessives Trinken oder depressive Verstimmungen infolge von starken Alkoholkonsums.
  • Alkoholabhängigkeit
    Eine Alkoholabhängigkeit wird diagnostiziert, wenn das Trinkverhalten bestimmte Kriterien erfüllt. Die Abhängigkeit lässt sich hierbei nicht an einer tatsächlichen Trinkmenge festmachen. Sie zeigt sich vielmehr an der Macht, die der Alkohol im Leben eines Menschen hat – zum Bespiel wenn Alkohol immer mehr das Leben bestimmt und Aktivitäten des Lebens um das Trinken herum gestaltet werden. Dass es immer schwieriger wird, den eigenen Alkoholkonsum im Griff zu behalten, trotz der negativen Konsequenzen. Die Abhängigkeit ist das, was im Volksmund häufig als Sucht bezeichnet wird.

Diese Kriterien zur Diagnose einer Alkoholabhängigkeit gibt es:

  • Starker Wunsch oder Zwang, Alkohol zu konsumieren
  • Weniger Kontrolle beim Konsum, zum Beispiel bei Beginn, Beendigung oder Menge des Trinkens
  • Körperliche Entzugssymptome bei Reduktion oder Abstinenz von Alkohol
  • Wenn sich eine Toleranz gegenüber der Wirkung des Alkohols entwickelt hat, also immer mehr Alkohol getrunken wird
  • Wenn frühere Hobbies und Interessen für den Konsum eingeschränkt werden
  • Wenn weiter Alkohol konsumiert wird, obwohl schädliche Folgen schon vorliegen, wie zum Beispiel eine Leberschädigung oder bei Verlust des Jobs

Wenn drei oder mehr dieser Kriterien während des letzten Jahres gleichzeitig vorhanden waren, kann man mit Sicherheit von einer Abhängigkeit ausgehen.

Selbsttest

Wie testet man sich selbst auf Alkoholabhängigkeit?

Mit dem sogenannten CAGE-Test kann man sein eigenes Trinkverhalten testen. Bei mehr als zwei Antworten mit „Ja“ ist das Vorliegen eines Alkoholmissbrauchs wahrscheinlich – möglicherweise hat sich auch bereits eine Alkoholabhängigkeit entwickelt.

  1. C – Cut down: Haben Sie jemals das Gefühl gehabt, Sie müssten Ihren Alkoholkonsum vermindern?
  2. A – Annoyed: Haben andere Personen Sie dadurch geärgert, dass diese Ihr Trinkverhalten kritisiert haben?
  3. G – Guilt feelings: Haben Sie sich jemals schlecht oder schuldig wegen Ihres Trinkens gefühlt?
  4. E – Eye opener: Brauchen Sie morgens Alkohol, um erst richtig leistungsfähig zu werden?

Wie entwickelt sich eine Alkoholabhängigkeit – gibt es Auslöser?

Kernpunkt der Abhängigkeit ist, dass man ein Suchtmittel über einen längeren Zeitraum wiederholt konsumiert. Es spielen aber auch andere Faktoren eine Rolle, die jemanden anfälliger für die Entwicklung einer Abhängigkeit machen können. Das sind zum Beispiel soziale Faktoren: Warum konsumiert man ein Suchtmittel überhaupt?

Kinder kommen nicht von alleine auf die Idee, Kokain oder Alkohol zu konsumieren – dafür braucht es gesellschaftliche Umstände, Vorbilder und Möglichkeiten, aber auch psychische Befindlichkeiten. Diese Faktoren motivieren aber nur zum Konsum, nicht zur Abhängigkeit – sie entsteht aus dem regelmäßigen Konsum.

Gibt es auch eine Suchtveranlagung?

Grundsätzlich ja. Wir wissen aus Studien, dass Sucht mit einer gewissen familiären Veranlagung einhergeht. Für die Veranlagung spielen sowohl soziale Aspekte, also die Vorbildfunktion der Familie, aber auch genetische Faktoren eine Rolle. Das Wissen ist aber noch nicht gut genug, als dass wir einzelne Gene für Suchtanfälligkeit verantwortlich machen können.

Wahrscheinlich gibt es keine Gene, die einen süchtig machen, sondern Gene, die einen ein bisschen mehr zum Konsum motivieren. Wenn jemand zum Beispiel Alkohol „gut verträgt“, dann konsumiert er womöglich auch mehr. Möglicherweise gibt es auch Gene, die einen eher davon abhalten zu konsumieren, die zum Beispiel Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen nach Alkohol auslösen.

Es gibt also keine klassischen „Suchtgene“, sondern Gene mit positivem Einfluss auf unser Konsumverhalten. Je mehr man von einem Suchtmittel konsumiert, desto eher kann das Suchtmittel einen auch irgendwann süchtig machen.

„Suchtmittel manipulieren unser Gehirn und unser Lernen.“

Prof. Dr. Falk Kiefer
Ärztlicher Direktor der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim

Das Gehirn verändert sich bei einer Sucht – was passiert dabei genau?

Unser Gehirn verändert sich permanent. Alles was wir lernen, muss im Gedächtnis abgelegt werden. Neue Erlebnisse werden mit bisher gemachten Erfahrungen in Kontext gebracht und dann gespeichert. Das findet strukturell statt – in Form von synaptischen Verschaltungen (die Kontaktstellen zwischen den einzelnen Nervenzellen).

Somit hat alles, was wir erleben, Einfluss auf unser Gehirn. Suchtmittel tun das auch, indem sie die Situationen, in denen man Suchtmittel konsumiert hat, positiv „manipulieren“. Sie werden als etwas Gewinnbringendes abgespeichert – ähnlich wie ein Like auf Facebook oder Instagram.

Wenn Sie zum Bespiel gelernt haben, dass Fußball gucken immer mit Bier trinken einhergeht, wird nicht nur das Fußball gucken an sich durch den Alkohol aufgewertet, sondern immer, wenn sie Fußball schauen, wird die Situation mit Trinken verschaltet. Dadurch geht das Gehirn gleich auf die Suche nach alkoholischen Getränken. Suchtmittel manipulieren unser Lernen und stellen alles, was mit dem Suchtmittelkonsum in Verbindung steht, als positiv dar. Damit beeinflussen Sie unsere Wahrnehmung und Kognition.

Eine Frau sitzt am Tisch vor dem Laptop und trinkt Rotwein.

© iStock / Stígur Már Karlsson /Heimsmyndir

Durch den Lockdown gab es mehr Gelegenheiten zum Trinken – zum Beispiel auch tagsüber und nicht nur abends.

Sind Jugendliche besonders gefährdet?

Das jugendliche Gehirn ist in einer Umbruchsphase und viel empfänglicher für die Wirkung von Suchtstoffen, so wie es auch empfänglicher für den Einfluss anderer äußerer Einflüsse ist. Es lernt schneller, weshalb auch süchtiges Verhalten schneller gelernt werden kann. Auch Gedanken wie „Alkohol gehört zum Partymachen dazu" oder „Feiern macht nur Spaß, wenn man Alkohol trinkt“ werden in dieser Zeit erlernt.

Je früher Alkoholkonsum bei Jugendlichen beginnt, umso schwerwiegender sind die Langzeitfolgen. Aus suchtmedizinischer Sicht ist es daher sinnvoll, den Beginn des Alkoholkonsums, die ersten Erfahrungen rauschhaften Trinkens nach hinten zu verschieben.

Suchtprävention

Diese Seiten und Projekte richten sich speziell an Jugendliche:

Unter Kenn-dein-Limit können sich Jugendliche über die Risiken von Alkohol informieren und das eigene Konsumverhalten kritisch betrachten.

Auf der Seite Null Alkohol – Volle Power können sich sich Jugendliche über die Auswirkungen des Alkoholkonsums auf ihren Alltag und ihre Hobbys informieren.

KlarSicht – Ein Mitmach-Parcour zu Tabak und Alkohol mit Rollenspielen, Quiz und Diskussionen

Beim Projekt Drugcom der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung können Jugendliche sich anonym und sicher beraten lassen.

Welche Rolle spielt dabei die gesellschaftliche Anerkennung eines Suchtmittels?

Die spielt eine sehr wesentliche Rolle, denn je höher die Verfügbarkeit eines Suchtmittels in der Gesellschaft ist, umso mehr Menschen konsumieren es und umso mehr Menschen werden letztendlich abhängig. Alkohol ist bei uns leicht zu beschaffen und immer verfügbar. Öffentliche Alkoholwerbung ist überall zu finden. Jedes Kind und jeder Jugendliche wird mit diesem Suchtmittel konfrontiert.

Die Zahlen sprechen für sich: Über zehn Millionen Menschen in Deutschland haben einen gesundheitsschädigenden Alkoholkonsum und fast zwei Millionen Menschen sind alkoholabhängig.

Sucht kennt auch keine sozialen Grenzen und ist in allen gesellschaftlichen Schichten verbreitet. Entsprechend lernen Kinder innerhalb aller Schichten von ihren Eltern und ihren Freunden einen vermeintlich normalen Umgang mit Alkohol und anderen Drogen.

Warum ist Alkohol gesellschaftlich akzeptiert im Vergleich zu anderen Drogen?

Das hat einen kulturellen Hintergrund. Alkohol ist in unserer Gesellschaft sehr tief verankert. In Deutschland kommen zwei Trinkstile zusammen – der skandinavische und der südeuropäische:

  • In Skandinavien wird eher akzeptiert, ab und zu auch einmal schwer betrunken zu sein. Wenn Sie dort aber regelmäßig jeden Tag trinken, gelten Sie schnell als jemand, der ein Alkoholproblem hat.
  • In Südeuropa hält man dagegen den regelmäßigen Konsum von Alkohol für unproblematisch, dagegen gilt es als anstößig, betrunken zu sein.
  • In Mitteleuropa ist beides gesellschaftlich akzeptiert und im Alltag integriert.

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Was sind die Langzeitfolgen einer Alkoholabhängigkeit?

Eine alarmierende Zahl ist, dass in Deutschland circa 74.000 Menschen pro Jahr in Folge von Alkoholmissbrauch sterben. Jeder siebte Todesfall bei Männern ist auf Alkoholkonsum zurückzuführen.

Dabei sind nur etwa zehn Prozent der alkoholabhängigen Patienten in einer suchttherapeutischen Behandlung – und das trotz bereits vorliegender körperlicher Schädigung. Bei der Behandlung der körperlichen Folgekrankheiten sollte möglichst auch immer das ursprüngliche Problem, also die Alkoholabhängigkeit, mitbehandelt werden.

Auf welche Organe wirkt Alkohol am meisten?

Alkohol wirkt über alle Organsysteme toxisch. Die wesentlichen Folgeschäden sind:

  • Neuropsychiatrische Folgeerkrankungen: zum Beispiel Alkoholdemenz, Nervenschädigungen (Neuropathien)
  • Leberschäden: Leberverfettung und Leberzirrhose
  • Entzündungen der Bauchspeicheldrüse
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: zum Beispiel Herzschwäche, Bluthochdruck mit der Folge eines erhöhten Risikos für Herzinfarkt und Schlaganfall
  • Krebserkrankungen: deutliche Assoziation vor allem mit Rachen-, Speiseröhren- sowie Brustkrebs

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Stimmt es, dass Alkohol die gefährlichste Droge ist?

Das ist nicht ganz einfach zu belegen, da viele Faktoren bei der Einstufung der Gefährlichkeit einer Droge eine Rolle spielen. Dazu gehören körperliche, soziale, psychische und gesellschaftliche Aspekte und Folgeschäden.

Es gab eine große Studie im Jahr 2010, in der die schädlichen Ausmaße von Suchtmitteln zusammengetragen und verglichen wurden. Darin war Alkohol tatsächlich eine der gefährlichsten Substanzen. Das steht im starken Widerspruch dazu, dass Alkoholkonsum in den westlichen Ländern kaum reguliert ist – im Vergleich zu vielen anderen illegalen Drogen.

Außerdem ist Alkoholkonsum eine der wichtigsten vermeidbaren Gesundheitsrisiken für den Menschen. Das ist ein Widerspruch, mit dem wir leben und den wir im Moment nicht auflösen können, weil Alkohol in unserer Gesellschaft so stark verankert ist. Weitere gesellschaftliche und politische Regulierung wäre jedoch dringend angebracht.

Steigt der Alkoholkonsum in Krisenzeiten, wie zum Beispiel der aktuellen Corona-Pandemie?

Ja, Stand Mai 2021 liegen schon einige Daten dazu vor, die allerdings nicht ganz einheitlich sind. Aber in einem gewissen Umfang wird in den meisten europäischen Ländern ein Anstieg des Alkoholkonsums von zehn bis 20 Prozent beobachtet. Dabei ist auffällig, dass eine bestimmte Teilgruppe vor allem mehr konsumiert – nämlich die Menschen, die vorher auch schon regelmäßig getrunken haben. Es gibt aber auch eine andere Teilgruppe: Die, die auf Partys, mit Freunden oder Kollegen mal etwas getrunken haben, trinken jetzt weniger. Von daher gleicht sich das in den Studien etwas aus.

Das Problem ist aber, dass die Menschen, die schon vorher regelmäßig und auch zuhause konsumiert haben, durch den Lockdown mehr Gelegenheiten zum Trinken haben – zum Beispiel auch tagsüber und nicht nur abends. Dazu kommt der andere Faktor, dass manche Menschen durch die Pandemie auch ängstlicher geworden sind und mehr gestresst sind im häuslichen Umfeld und deshalb Alkohol trinken. Hinzu kommen Sorgen und existenzielle Nöte bei vielen Mitmenschen. Solche psychosozialen Faktoren haben einen Einfluss.

Unsere Verhaltensweisen passen sich häufig der Umwelt an – das ist normal. Ein gesteigerter Konsum wäre an sich auch gar nicht problematisch, wenn Alkohol nicht ein Suchtmittel wäre. Denn Suchtmittel führen dazu, dass man am Konsum kleben bleibt – auch nach der Pandemie wird der Konsum gesteigert bleiben. Es ist somit zu erwarten, dass wir eine Zunahme von Alkoholabhängigen nach der Pandemie haben, weil mehr Menschen in den Hochkonsum geraten sind. Das kann nach ein bis fünf Jahren in einer Abhängigkeit münden.

Wie wird Alkoholabhängigkeit behandelt?

Je früher ein Alkoholgefährdeter Hilfe erhält, desto besser sind seine Chancen, dauerhaft trocken zu bleiben. Die Behandlung durchläuft meistens diese vier Stufen:

Schritt 01/04

Beratung

Zu Beginn gilt es herauszufinden, ob tatsächlich ein schädlicher Gebrauch oder eine Alkoholabhängigkeit vorliegt. Ein Gespräch mit Experten in Beratungsstellen kann dabei helfen.

Gemeinsam werden die nächsten möglichen Schritte geplant. Ein wichtiges Ziel bei der ersten Anlaufstelle ist es, bei den Betroffenen den Willen zu stärken, sich mit seinem Alkoholproblem auseinanderzusetzen.

Suchtberatungsstellen können im Laufe dieses Prozesses in allen Phasen vom Erstkontakt bis zur Nachsorge eine wichtige Rolle einnehmen. Auch haben Selbsthilfegruppen eine nicht zu unterschätzende Wirkung: Sie schaffen die Möglichkeit, in einem geschützten Rahmen offen über ihre Erfahrungen zu sprechen.

Das kann die Abstinenz maßgeblich unterstützen. Abstinenz ist auch eine Entscheidung, für die sich die Betroffenen immer wieder aufs Neue bewusst entscheiden müssen. Denn die Sucht kann nicht einfach ganz verlernt oder gar vergessen werden.

Manchmal ist es schwer abhängigen Menschen indiviuell nicht möglich oder es ist nicht realistisch, dass absolute Abstinenz erreicht werden kann. Dann sollte eine Reduktion des Konsums angestrebt werden, um die Schäden des Trinkens zu minimieren. Das gilt ebenso für Menschen mit riskantem oder auch schädlichem Konsum.

Welche Angebote bietet meine AOK zum Thema Sucht und Suchtprävention an?

Die Leistungen der AOK unterscheiden sich regional. Mit der Eingabe Ihrer Postleitzahl können wir die für Sie zuständige AOK ermitteln und passende Leistungen Ihrer AOK anzeigen.

Worauf können Alkoholabstinente im Alltag achten?

Das Ziel sollte sein, dass Alkoholabhängige den Alkohol komplett aus ihrem Alltag heraushalten. Dadurch müssen sie sehr viel geplanter durch ihr Leben gehen, weil Alkohol ihnen überall begegnen kann. Alkohol vor der Nase zu haben, löst diese starke Belohnungsvorhersage im Gehirn aus und lässt einen Tunnelblick entstehen. Darum ist es wichtig, sich im Vorhinein Pläne zu machen, wie zum Beispiel:

  • Wenn ich in den Supermarkt gehe, wo gehe ich lang?
  • Wenn ich Freunde treffe, wird dort Alkohol konsumiert?
  • Was tue ich, wenn mir jemand Alkohol anbietet?

Hier ist es dann hilfreich, verschiedene Strategien vorzubereiten, um nicht in der akuten Konfrontation mit Alkohol reagieren zu müssen. Betroffene können sich eine Ausrede parat legen, warum sie nicht trinken wollen, sich Unterstützung bei jemandem suchen oder auch die Situation verlassen. Sie müssen sehr bewusst durch den Alltag gehen – das braucht viel Übung, Aufmerksamkeit und Achtsamkeit.

Wir wissen aber, dass Rückfälle zu der Erkrankung gehören können. Das ist nicht das Ende der Welt – aus jedem Rückfall kann Wichtiges gelernt werden, um zu dem Ziel der dauerhaften Abstinenz zu kommen.

Ist versteckter Alkohol in Lebensmitteln für Alkoholabstinente problematisch?

Alkohol in Lebensmitteln ist selten problematisch als Substanz an sich. Aber es kann die Grenzen und den Vorsatz der Abstinenz beeinträchtigen. Es ist viel einfacher, eine klare Schwelle zu leben: Ich konsumiere keinen Alkohol – so gibt es keinen Spielraum für tägliche Verhandlungen mit sich selbst.

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