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Alkohol bis zum Abwinken: Wie gefährlich ist Binge Drinking?
Veröffentlicht am:09.02.2023
3 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 28.09.2023
Im Alkoholrausch können Menschen die Kontrolle verlieren und aggressiv werden. Es kommt vor, dass sie sich am nächsten Tag nicht mehr an ihr Verhalten erinnern. Das gilt nicht für den Organismus: Wer viel trinkt, riskiert bleibende Schäden.
Binge Drinking und Rauschtrinken – was ist der Unterschied?
Rauschtrinken ist eine riskante Form des Alkoholkonsums, bei der Trinkende eine erhebliche Menge Alkohol zu sich nehmen. Eine konkrete, allgemeingültige Definition gibt es nicht. In einer Studie des Robert Koch-Instituts mit dem Titel „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA 2014/2015-EHIS) sprechen Forscher und Forscherinnen von Rauschtrinken, wenn eine Person mindestens einmal im Monat sechs oder mehr alkoholische Getränke mit jeweils 10 Gramm Alkohol trinkt.
Zum Vergleich: Eine Flasche Bier (0,33 Liter) mit einem Alkoholgehalt von 4,8 Prozent enthält 12,7 Gramm Alkohol, ein Glas Wein (0,2 Liter) mit 11 Prozent hat 17,6 Gramm. Das wären also sechs Flaschen Bier oder sechs Gläser Wein – unabhängig davon wie schnell die Menge getrunken wird. Es geht per Definition darum, diese Mengen „während einer Gelegenheit“ mindestens einmal im Monat zu trinken.
Der Begriff Rauschtrinken wird häufig auch synonym mit „Komasaufen“ oder dem englischen Begriff Binge Drinking („to binge on something“ = sich mit etwas vollstopfen) verwendet. Das ist jedoch etwas unscharf: Während beim Rauschtrinken die Trinkmenge pro Trinkgelegenheit gemessen wird, geht es beim Binge Drinking darum, in einem kurzen Zeitfenster große Mengen Alkohol zu trinken, mit dem Ziel berauscht zu sein oder einen Kontrollverlust herbeizuführen. Binge Drinking ist also eher eine Form von Rauschtrinken.
Wer ist vom Binge Drinking betroffen?
Eszessiver Alkoholkonsum ist sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen zu vernehmen. Laut der GEDA-Studie berauschen sich 43 Prozent der erwachsenen Männer und 25 Prozent der erwachsenen Frauen in Deutschland mindestens einmal im Monat mit Alkohol. Am weitesten verbreitet ist Rauschtrinken in der vergleichsweisen jungen Altersgruppe von 18 bis 29 Jahren. Jugendliche wurden in dieser Umfrage von 2014/2015 nicht berücksichtigt. Einen Einblick in das Trinkverhalten von Jugendlichen geben hingegen diese Zahlen des Statistischen Bundesamts: Im Jahr 2019 wurden rund 14.500 Kinder und Jugendliche von 10 bis zum vollendeten 17. Lebensjahr wegen Rauschtrinken in einem Krankenhaus behandelt. 22 Prozent von ihnen waren unter 15 Jahre alt. Eine Konkretisierung, ob es sich bei diesen Fällen um Binge Drinking handelt, ist nicht möglich, weil die Betroffenen keine Angaben dazu gemacht haben.
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Warum ist Rauschtrinken so gefährlich?
Die Wirkung großer Mengen an Alkohol tritt sehr schnell ein. Das Bewusstsein verändert sich, wichtige Warnsignale und Reflexe fallen aus. Im Rausch gehen Menschen eher Risiken ein, können Körper und Geist nicht mehr gut kontrollieren. Unmittelbare Folgen können Bewusstlosigkeit, Verkehrsunfälle und Gewalthandlungen sein. So wird beispielsweise eine erhöhte Neigung zu Suizidversuchen mit Rauschtrinken assoziiert. Für weibliche Jugendliche erhöhe ein Rauschzustand zudem das Risiko, Opfer ungewünschter sexueller Aktivitäten zu werden.
Besonders bei Jugendlichen kann Alkohol auch zu Langzeitfolgen führen. In diesen Jahren tritt das Gehirn in eine in einzigartige Entwicklungsphase ein. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass wiederholtes Rauschtrinken diese Entwicklung des jugendlichen Gehirns beeinträchtigen kann. Kognitive Fähigkeiten wie die Konzentrationsfähigkeit und das Erinnerungsvermögen können beeinträchtigt werden so wie das Sozialverhalten. Körperliche Langzeitfolgen sind insbesondere Lebererkrankungen.
Was können Eltern von Binge-Drinking-Kindern tun?
Rauschtrinken ist gefährlich – für Erwachsene, aber insbesondere auch für Kinder und Jugendliche. Je früher Kinder mit dem Konsum von Alkohol beginnen, desto höher ist das Risiko, dass sie später ein problematisches Trinkverhalten entwickeln. Daher sollten Eltern folgende Hinweise beachten:
- Besprechen Sie mit Ihren Kindern sachlich und nicht dramatisierend, welche kurz- und langfristigen Folgen Alkoholkonsum haben kann.
- Setzen Sie klare Grenzen zu Alkoholkonsum auf Partys.
- Wenn Ihr Kind oft und viel trinkt oder im Freundeskreis Ihres Kindes häufig Alkohol getrunken wird, sprechen Sie mit ihm über mögliche Motive des Alkoholkonsums.
- Wenn Ihr Kind angetrunken nach Hause kommt, diskutieren Sie dies in Ruhe. Falls das Kind stark alkoholisiert ist, verschieben Sie das Gespräch auf den nächsten Morgen.
- Eltern, die das Gefühl haben, ihr Kind nicht mehr zu erreichen, sollten sich Hilfe holen, zum Beispiel auf der Website der Bundeszentrale für gesundheitlichen Aufklärung zu diesem Thema: www.kenn-dein-limit.de.
Das Bundesgesundheitsministerium hält für Eltern weiterführende Informationsmaterialien zum Umgang mit dem Alkoholkonsum ihrer Kinder bereit. Eltern, die bemerken, dass ihre Kinder Alkohol trinken, sollten immer auch ihren eigenen Alkoholkonsum hinterfragen und sich bemühen ein gutes Vorbild zu sein.