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Cannabisteillegalisierung: Wie riskant ist der Konsum?

Veröffentlicht am:13.09.2024

9 Minuten Lesedauer

Seit April 2024 ist das neue Cannabis-Gesetz in Kraft. Besitz und Anbau sind damit in Deutschland für Erwachsene unter bestimmten Bedingungen legal. Welche Regelungen gelten? Wie wirkt die Droge? Und welche Gesundheitsrisiken birgt der Konsum?

Hände untersuchen Blätter und Blüten einer Cannabispflanze.

© iStock / Tinnakorn Jorruang

Was ist Cannabis?

Cannabis gehört zu den am weitesten verbreiteten Rauschmitteln. Gewonnen wird es aus der Hanfpflanze, die zu den ältesten Nutz- und Heilpflanzen zählt. Die berauschende Wirkung von Cannabis beruht vor allem auf der Substanz THC (Tetrahydrocannabinol) – einem von über 60 Cannabinoiden, die in der Cannabispflanze vorkommen. THC ist weitgehend in der weiblichen Hanfpflanze enthalten. Cannabis wird vor allem zu zwei Produkten verarbeitet: Marihuana und Haschisch. Bei Marihuana handelt es sich um die getrockneten Blüten oder blütennahen Blätter der weiblichen Hanfpflanze. Haschisch ist Cannabisharz, das zu Platten gepresst wurde. Beide werden meist zerbröselt, mit Tabak vermischt, zu einer Zigarette („Joint“) gedreht und geraucht („Kiffen“). Die Wirkung ist normalerweise bereits unmittelbar beim Rauchen spürbar und klingt dann innerhalb von ein bis drei Stunden nach dem Konsum langsam ab.

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Wie wirkt Cannabis?

Jeder Cannabisrausch ist anders. Wie die Droge wirkt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören der THC-Gehalt, die Konsumform, die eigene Tagesverfassung und die Umgebung, in der konsumiert wird. Cannabis kann positive oder negative Gefühle verstärken. Grundsätzlich lässt sich daher nur schwer vorhersagen, wie Cannabis wirkt.

Positiv erlebte Wirkungen können sein:

  • euphorische Gefühle
  • Gelassenheit, Gefühl von Leichtigkeit
  • intensivere Sinneswahrnehmungen
  • Gesprächigkeit

Bei den unangenehmen Wirkungen handelt es sich häufig um:

  • Angst und Unruhe bis hin zum sogenannten Horrortrip
  • Wahrnehmungsstörungen
  • Erinnerungslücken
  • Schwindel, Übelkeit und Herzrasen bis hin zum Kreislaufkollaps

Beim Konsum hoher Dosierungen, synthetischer Cannabinoide oder beim Mischkonsum mit anderen psychoaktiven Substanzen steigt das Risiko für negative Effekte. In seltenen Fällen können schwere psychische Störungen, wie schizophrene Psychosen ausgelöst werden.

Wie wirkt Cannabis im Gehirn und welche Risiken gehen damit einher? Doc Felix klärt im Video auf und gibt einen Tipp, wie man auch ohne den Konsum von Drogen ein „High“-Gefühl erleben kann.

Wie sieht die aktuelle Gesetzeslage aus?

Am 1. April 2024 ist in Deutschland das Cannabisgesetz in Kraft getreten. Seitdem können Erwachsene in Deutschland unter bestimmten Bedingungen legal Cannabis konsumieren. Außerdem kann seit dem 1. Juli 2024 Cannabis nicht mehr nur privat, sondern auch in Vereinigungen angebaut werden. Für Minderjährige bleibt Cannabis weiterhin verboten. Auch Erwachsenen ist aus Jugendschutzgründen der Konsum in Sichtweite von Schulen oder anderen Jugendeinrichtungen nicht erlaubt. Mit dem Gesetz verfolgt die Bundesregierung das Ziel, den illegalen Cannabismarkt einzudämmen sowie die Qualität und den THC-Gehalt von Cannabis für Konsumenten besser kontrollierbar zu machen und die Weitergabe verunreinigter Substanzen zu verhindern. Trotzdem birgt die Teillegalisierung Risiken: In anderen Ländern, in denen Cannabis legalisiert wurde, nahm der Konsum etwas stärker zu als in Bevölkerungsgruppen ohne Zugang zu legalen Cannabisprodukten. Gleichzeitig kam es zu einem mäßigen Anstieg der Notaufnahmekontakte aufgrund akuter oder chronischer Gesundheitsprobleme, wie Cannabisvergiftungen oder Cannabiskonsumstörungen.

Was sind die langfristigen Risiken des Cannabiskonsums?

Langjähriger und intensiver Cannabiskonsum kann die Leistungsfähigkeit des Gehirns beeinträchtigen. Besonders das Lernen und das Gedächtnis leiden darunter. Nach Einstellung des Konsums können sich diese Fähigkeiten wieder bessern, aber ob kleine bleibende Schäden zurückbleiben, ist noch unklar. Ein früher Einstieg in den Konsum kann dauerhafte kognitive Schäden verursachen, da er die Gehirnentwicklung, die bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen noch nicht abgeschlossen ist, stört.

Erhöhtes Risiko für Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Starker Cannabiskonsum kann auch zu Bronchitis und Entzündungen der oberen Atemwege führen. Da Cannabis oft zusammen mit Tabak geraucht wird und viele der bei der Verbrennung entstehenden Substanzen krebserregend sind, bestehen bei dieser Konsumform die gleichen Risiken wie beim Tabakrauchen allein.

Cannabis kann die Herzfrequenz und den Blutdruck erhöhen und damit auch das Risiko für Herzrhythmusstörungen und Herzinfarkte steigern. Menschen mit Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sollten daher besonders vorsichtig sein.

Das Suchtpotenzial von Cannabis

Langfristiger regelmäßiger Cannabiskonsum kann zu psychischer Abhängigkeit führen, die mit Entzugserscheinungen einhergeht, wenn der Konsum eingestellt wird. Etwa zehn Prozent der regelmäßigen Cannabiskonsumenten und bis zu 50 Prozent der kontinuierlichen täglichen Konsumenten sind von einer Cannabiskonsumstörung (englisch: Cannabis Use Disorder, CUD) betroffen. Kriterien für eine CUD sind ein starkes Verlangen nach der Droge, das zum Verlust der Kontrolle über den Konsum führt. Trotz des Wissens über Schäden in Verbindung mit dem Cannabiskonsum können Betroffene ihr Konsumverhalten nicht ändern. Auch die Vernachlässigung wichtiger sozialer, beruflicher oder Freizeitaktivitäten geht oft damit einher. In der Folge erleben Betroffene deutliche Einschränkungen in ihrem sozialen oder beruflichen Funktionieren oder können dieses nur noch mit Mühe aufrechterhalten.

Hände rollen einen mit Cannabis gefüllten Joint.

© iStock / FangXiaNuo

Erwachsene können in Deutschland seit dem 1. April 2024 unter bestimmten Bedingungen legal Cannabis konsumieren. Meist wird Cannabis als sogenannter Joint geraucht.

Psychosen durch Cannabiskonsum

Personen mit einer CUD haben auch ein höheres Risiko für schizophrene Psychosen. Bei jungen Männern könnten bis zu 20 Prozent aller Schizophrenie-Erkrankungen durch die Prävention einer CUD vermieden werden, legt eine im Fachblatt „Psychological Medicine“ veröffentlichte Studie nahe. Regelmäßige Konsumenten leiden zudem nachweislich häufiger an Depressionen und depressiven Symptomen als Nichtkonsumenten.

Risikoreduktion beim Konsum von Cannabis

Am effektivsten vermeidet man die Risiken, die mit dem Konsum von Cannabis einhergehen, indem man ganz darauf verzichtet. Minderjährige, aber auch gefährdete Erwachsene wie Menschen mit persönlicher oder familiärer Vorgeschichte von psychischen Erkrankungen, Menschen mit Herzerkrankungen sowie schwangere und stillende Frauen sollten überhaupt kein Cannabis konsumieren. Auch junge Erwachsene unter 25 Jahren meiden Cannabis wegen der negativen Effekte auf die Gehirnentwicklung am besten ganz. Alle anderen, die trotz der gesundheitlichen Risiken von den Möglichkeiten der Cannabis-Teillegalisierung Gebrauch machen möchten, sollten darauf achten, Cannabis nur gelegentlich, also keinesfalls täglich zu konsumieren und hohe THC-Dosen, synthetische Cannabinoide sowie einen Mischkonsum mit anderen psychoaktiven Drogen einschließlich Alkohol und Tabak zu vermeiden. Wegen des erhöhten Unfallrisikos muss zudem gewährleistet sein, dass der Konsum in einer sicheren Umgebung stattfindet.

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