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Vapes: Warum sind sie bei jungen Menschen beliebt?
Veröffentlicht am:18.10.2024
4 Minuten Lesedauer
Vapes oder E-Zigaretten werden immer beliebter. Und die Hersteller sprechen vor allem junge Menschen an. Welche Folgen und Risiken sind damit verbunden? Wir geben Antworten.
Jugendliche und der Hype um Vapes
Sie sehen häufig aus wie bunte Stifte und schmecken nach Apfel, Wassermelone, Minze, Menthol, Cola, Cheesecake oder Tabak. Manche enthalten Nikotin, andere sind nikotinfrei. Elektronische Zigaretten (E-Zigaretten), sogenannte Vapes, werden immer beliebter. 2023 lag der Umsatz in Deutschland bei 800 Millionen Euro. Innerhalb von zehn Jahren ist er um das Achtfache gestiegen. Besonders bei jungen Menschen sind Vapes beliebt. Bei Schülerinnen und Schülern der Mittel- und Oberstufe in den Vereinigten Staaten sind sie sogar das am meisten konsumierte Tabakprodukt. In Deutschland lag der Konsum von Einweg-E-Zigaretten im Jahr 2023 bei den 12- bis 17-Jährigen mit 6,7 Prozent leicht unter dem von Tabak-Zigaretten (7,4 Prozent). Bei den 18- bis 25-Jährigen rauchte in den letzten 30 Tagen jeder vierte Tabak-Zigaretten (25,4 Prozent) und jeder achte Einweg-E-Zigaretten (12,0 Prozent).
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt allerdings, dass der Konsum von E-Zigaretten bei Kindern und Jugendlichen in alarmierendem Maße zunimmt. Die Gründe für den Hype um Vapes sind vielfältig. Das Marketing richtet sich gezielt an junge Menschen – vor allem an Jugendliche. Die Hersteller preisen den Konsum als harmloser und weniger gesundheitsschädlich an als das Rauchen von Tabak und der Geschmack wird als verlockend dargestellt. Nach Angaben der WHO gibt es über 16.000 Geschmacksrichtungen. Die Hersteller werben mit purer Geschmacksidentität und unendlichem Dampfgenuss. Influencer und Influencerinnen animieren auf Social Media dazu, Vapes zu konsumieren. Sie sprechen sogar gezielt Kinder an. Manche Produkte verwenden Zeichentrickfiguren oder sehen aus wie Spielzeug und Spiele.
E-Zigaretten sind zudem leicht zugänglich und werden überall angeboten. In Deutschland ist es seit April 2016 zwar verboten, E-Zigaretten an Kinder und Jugendliche zu verkaufen, doch sie können volljährige Freunde damit beauftragen. Auch der Konsum ist unter 18-Jährigen nicht erlaubt. Das gilt für nikotinhaltige Liquids genauso wie für Liquids ohne Nikotin.
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Was sind Vapes?
Vapes bestehen aus einem Verdampfer, einem batteriebetriebenen Heizelement und einer Kartusche, die eine Flüssigkeit enthält – auch E-Liquid genannt. Beim Rauchen wird diese Flüssigkeit erwärmt, wodurch sie verdampft. Die Zusammensetzung des Liquids ist unterschiedlich und hängt vom jeweiligen Produkt ab. In der Regel enthalten die Liquids Zusatzstoffe wie Aromen und Chemikalien. In nikotinhaltigen Vapes darf die Konzentration des Nikotins in den Liquids nicht höher als 20 mg pro ml sein. E-Zigaretten werden ständig weiterentwickelt. Die meisten Modelle sind Einweg-E-Zigaretten, die nach dem Rauchen im Müll landen. Sie sind jedoch umweltschädlich, weil sie neben Plastik auch Akkus enthalten, die dazu dienen, das Liquid zu erhitzen.
Sind Vapes der Einstieg zum Rauchen von Tabak?
Die Hersteller werben damit, dass Vapes eine Alternative seien, um vom Tabakrauchen wegzukommen. Eine Studie, die im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) durchgeführt wurde, zeigt allerdings, dass der Konsum von E-Zigaretten Jugendliche zum Rauchen von Tabak-Zigaretten anregen kann. 22 Prozent der befragten Zehntklässler und Zehntklässlerinnen, die bereits E-Zigaretten probiert hatten, begannen damit, Tabak zu rauchen. Dagegen waren es bei den Jugendlichen, die zuvor keinerlei E-Zigaretten-Erfahrung hatten, deutlich weniger: nämlich zehn Prozent. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine amerikanische Studie. Der Umstieg auf das Dampfen löse nicht das Problem, sondern ersetze es nur durch ein neues.
Sind Vapes gefährlich und schädlicher als Zigaretten?
Vapes sind trendy. Aber sind E-Zigaretten auch gesundheitsschädlich? Nach derzeitigem Wissensstand enthalten sie zwar weniger Schadstoffe als Tabakrauch. Harmlos sind sie jedoch nicht. Als problematisch gilt vor allem das Liquid. Denn beim Verdampfen der Aromastoffe entstehen Substanzen wie Acrolein, Acetaldehyd oder das krebserregende Formaldehyd. Das Rauchen oder besser das Dampfen von E-Zigaretten kann zum Beispiel zu folgenden gesundheitlichen Problemen führen:
- Augenreizungen
- Problemen mit den Atemwegen
- erhöhte Herzfrequenz
- erhöhter Blutdruck
Die von E-Zigaretten ausgestoßenen Aerosole – also die schwebenden, flüssigen oder festen Stoffe im Dampf – können zudem das Herz-Kreislauf-System schädigen. Und ein tiefes Inhalieren steigert die Aufnahme giftiger, toxischer Substanzen.
In den USA sind Lungenschäden und sogar Todesfälle bekannt. Die neuen Geräte haben auch größere Batterien und können die Flüssigkeit auf höhere Temperaturen erhitzen, wodurch toxische Substanzen (Giftstoffe) entstehen. E-Zigaretten mit Minz- und Mentholgeschmack setzen die Nutzer und Nutzerinnen zudem gefährlichen Mengen der krebserregenden Verbindung Pulegon aus, die 2018 als Lebensmittelzusatzstoff verboten wurde.
Vapes: Suchtpotenzial und Jugendschutz
Die meisten Stoffe, die in Vapes enthalten sind, wurden bisher noch nicht untersucht. Auch die meisten Abbauprodukte, die durch die Erhitzung der Liquids entstehen, sind nach wie vor unbekannt. Somit lässt sich noch nicht sagen, welche Langzeitfolgen für die Gesundheit mit dem Konsum von E-Zigaretten verbunden sind. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. fordert ein Verbot der Aromen und dass das Abgabe- und Konsumverbot für unter 18-Jährige im Sinne des Jugendschutzes besser kontrolliert wird. Sie verweist auch darauf, dass mit der E-Zigarette bei Jugendlichen und jungen Menschen eine neue Generation Nikotin-Abhängiger herangezogen wird, weil Vapes das Suchtpotenzial erhöhen. Studien zeigen, dass gerade die Aromen eine große Anziehungskraft auf Jugendliche haben, die bisher nicht rauchen. Das Dampfen von Vapes weist zwar Ähnlichkeiten mit dem herkömmlichen Tabakrauchen auf, aber es ergibt sich ein deutlich anderes Profil an gefährlichen Verbindungen.
Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes
Der Deutsche Bundestag hat im Juni 2023 den Entwurf der Bundesregierung für ein drittes Gesetz zur Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes beschlossen. Neben dem Verbot „des Inverkehrbringens von erhitzten Tabakerzeugnissen mit charakteristischem Aroma“ sollen die Hersteller auch „Text-Bild-Warnhinweise“ auf den Verpackungen anbringen. Das Gesetz ist allerdings noch nicht in Kraft getreten.
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