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Drogen in der Popkultur – Risiko für Suchtkranke?

Veröffentlicht am:30.09.2024

5 Minuten Lesedauer

Drogen haben in der Popkultur einen festen Platz. Suchterkrankte werden so ständig mit dieser Welt konfrontiert. Warum Drogensongs und -filme ein Problem für Menschen mit Suchtgefährdung und Suchterkrankung sind – und wo Betroffene Hilfe finden.

Ein Sänger mit Mikro in der Hand singt in Richtung des Publikums.

© iStock / ZeynepKaya

Der Rausch in der Popkultur

Der Dreiklang „Sex, Drugs and Rock ‘n’ Roll“ ist seit Jahrzehnten das vielbeschworene Credo der Popkultur. Es scheint, als würde der Konsum von Drogen jeglicher Art einfach zum ausschweifenden Lebensstil von Musikerinnen und Musikern dazuzugehören. Besonders eng verwoben waren Drogen und Musik in den 1960er-Jahren, dem sogenannten „psychedelischen Jahrzehnt“. Im Rausch suchte die Gegenkultur nach alternativen Lebensformen und neuen Möglichkeiten, sich kreativ zu entfalten. Schon bald schlugen sich diese Rauscherfahrungen auch in der Musik nieder: „Lucy in the Sky with Diamonds“ von den Beatles, Jimi Hendrix’ „Purple Haze” oder „Heroin” von The Velvet Underground sind nur einige Beispiele für bekannte Songs, die sich um den Konsum von LSD, Marihuana und anderen Rauschmitteln drehen. Einmal verankert, bleiben Drogen, Alkohol und Zigaretten bis heute ein wichtiges Thema in allen Genres der Musik, von Rock und Blues über Hip-Hop und Techno bis hin zur deutschen Schlagermusik.

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Jeder zweite Popsong handelt von Drogen

Der Frage, wie viel Rausch in moderner Musik steckt, ging eine Studie nach, die im Fachmagazin „The Journal of the American Board of Family Medicine“ veröffentlicht wurde. Forscher nahmen darin die beliebtesten Songs der letzten 30 Jahre unter die Lupe und überprüften, welche Rolle Drogen in den Liedtexten spielen.

Das Ergebnis zeigt, dass Drogen nicht nur ein fester Bestandteil der Popmusik sind, sondern sogar immer häufiger thematisiert werden: In fast der Hälfte aller untersuchten Liedtexte der Musik der Top-40-Charts geht es um Drogen- und Alkoholkonsum. Auffällig ist vor allem die steigende Zahl der Songs, in denen es um den Konsum von Opioiden geht. Das ist aber vermutlich auf die sogenannte Opioidkrise zurückzuführen, die durch den Missbrauch von verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln ausgelöst wurde und laut US-Behörden allein im Jahr 2022 für den Großteil der mehr als 107.000 Drogentoten im Land verantwortlich war.

Auch im deutschen Fernsehen sind häufig Drogen zu sehen. Alkohol ist dabei das mit Abstand am häufigsten gezeigte Suchtmittel. Eine Analyse der 200 besten Filme aller Zeiten der Internet Movie Database (IMDB) kam außerdem zu dem Ergebnis, dass in 68 Prozent der Filme Tabak und in 8 Prozent der Filme Cannabis konsumiert wurde. Eine Alkoholvergiftung wurde in 32 Prozent der Filme thematisiert – meist in positiver Weise und ohne die negativen Konsequenzen.

Erhöhtes Rückfallrisiko für Suchtkranke

Ob legale Drogen wie Alkohol und Nikotin, schmerzstillende Opioide oder illegale Suchtmittel wie Kokain oder Amphetamine: Drogen und ihr Konsum sind in der heutigen Popkultur allgegenwärtig. Für suchtkranke Menschen kann das zum Problem werden, vor allem wenn sie zu einseitig darauf setzen, sogenannten Triggern aus dem Weg zu gehen – also externe Reize zu vermeiden, die sie mit dem Konsum der Droge in Verbindung bringen. Für einige kann ein Trigger ein bestimmtes Geräusch sein, das umgehend das Verlangen weckt, die Droge zu konsumieren. Das kann eine Filmszene sein, die sich um den Besuch beim Drogendealer dreht. Oder ein Song im Radio, der den Konsum des Rauschmittels verherrlicht. Wenn der richtige Umgang mit solchen Triggern nicht gelernt wird, kann es Personen auch nach einer langen Abstinenz schwerfallen, nicht wieder rückfällig zu werden.

Im sogenannten Suchtgedächtnis sind alle Situationen abgespeichert, die mit dem Konsum der Droge verknüpft waren. Mit dem Reiz regt sich auch das Verlangen nach dem „High-Gefühl“, das der Konsum der Droge ausgelöst hat. In einem Alltag, in dem Medien allgegenwärtig sind und Kommunikationstechnologien immer mehr unser Leben bestimmen, wird es für Suchtkranke jedoch immer schwieriger, sich komplett von diesen Reizen fernzuhalten. Deshalb ist es in der Behandlung von Suchterkrankungen wichtig, Strategien zu erlernen, mit Trigger-Situationen umzugehen.

Frau mit Weinglas vor Laptop.

© iStock / Milos Spasic

Lieder und Filme über Drogen sind Teil der modernen Popkultur. Aber können diese Darstellungen den Drogenkonsum begünstigen? Studien legen zumindest einen Zusammenhang nahe.

Popkulturelle Inhalte als Einstieg in die Sucht

Die zunehmende Darstellung von Drogen in der Popkultur kann aber noch aus einem anderen Grund problematisch sein. Medien und soziale Netzwerke haben einen großen Einfluss auf die psychosoziale Entwicklung junger Menschen. Besonders Filme und Musik können den Einstieg in gefährliche Verhaltensweisen wie Drogenkonsum begünstigen. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Jugendliche bewundern oft Eigenschaften und Verhaltensweisen, die ihre Stars auszeichnen, und imitieren sie. Das kann die lässige Zigarette oder die durchgefeierte Drogennacht im Film miteinschließen. Zudem ahmen junge Menschen gerne Verhaltensweisen nach, die sich über die sozialen Medien verbreiten. Jugendliche sind aufgrund ihrer Hirnentwicklung – zwischen der späten Kindheit und dem Erwachsenenalter ist die Risikofreude und der Reiz des Neuen besonders ausgeprägt – sehr empfänglich für Einflüsse aus der Popkultur. Viele Studien untersuchen eine Verbindung zwischen dem Risikoverhalten von Jugendlichen und drogenverherrlichenden Inhalten.

Popkultur kann ein Faktor sein, der bei der Entstehung einer Drogenabhängigkeit eine Rolle spielt. In den meisten Fällen hat eine Suchterkrankung aber mehrere Ursachen, die unterschiedlich stark ausgeprägt sind. So können beispielweise familiäre Faktoren wie die Veranlagung, das Suchtverhalten der Eltern oder das Aufwachsen in prekären Verhältnissen die Entstehung einer Suchterkrankung fördern. Der Gruppenzwang durch Gleichaltrige, frühzeitiger Tabakkonsum, fehlendes Wissen über die Gefahren des Konsums oder eine hohe Verfügbarkeit von Drogen können weitere Risikofaktoren sein, die eine Abhängigkeit begünstigen. Auch die Corona-Pandemie hatte wahrscheinlich Auswirkungen darauf, dass der Drogenkonsum in den letzten Jahren in die Höhe schnellte: In der Krisensituation, in der gewohnte Alltagsabläufe plötzlich nicht mehr möglich waren, griffen viele vermehrt zu Drogen – vermutlich auch, um Ängste, Stress und negative Gefühle in Schach zu halten.

Meist dienen also mehrere, miteinander verflochtene Gründe als Auslöser für eine Drogensucht. Zugleich könnten popkulturelle Inhalte aber die „Macht“ haben, die Einstellung gegenüber dem Konsum von Drogen zu formen und zu beeinflussen. Darstellungen von Drogenkonsum in den Massenmedien könnten ein begünstigender Faktor dafür sein, dass vor allem Jugendliche die Gefahren des Konsums unterschätzen und riskante Verhaltensweisen nachahmen. Weitere Studien könnten dabei helfen, diesen Zusammenhang zwischen dem Konsum popkultureller Inhalte und einem Wandel in der Einstellung gegenüber Drogen zu bekräftigen. Eine Stärkung der Medienkompetenz könnte zudem eine wichtige Präventivmaßnahme sein, um Jugendlichen dabei zu helfen, popkulturelle Inhalte kritisch zu hinterfragen.

Hilfe bei einer Suchterkrankung

Wenn eine Suchterkrankung das eigene Leben beeinträchtigt oder man bei Angehörigen, Freunden oder Freundinnen oder Kollegen beziehungsweise Kolleginnen problematisches Suchtverhalten entdeckt, sollte man professionelle Unterstützung suchen. Auch nach einem Rückfall sollten sich Betroffene umgehend Hilfe holen. Ein erster Ansprechpartner kann die Suchtberatungsstelle oder die Hausärztin oder der Hausarzt sein. In fast jeder Stadt gibt es Beratungsstellen für Menschen mit Suchtproblemen und ihre Angehörigen. Die Datenbank der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen hilft dabei, die passende Anlaufstelle aus über 1.400 Beratungsstellen und 800 stationären Suchthilfeeinrichtungen zu finden. Wer selbst Suchtkranken helfen möchte, kann sich zum Beispiel ehrenamtlich in der Suchtkrankenhilfe engagieren. Dazu wendet man sich am besten direkt an eine Einrichtung in der Nähe und fragt, welche Hilfe gerade gebraucht wird.

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