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E-Zigaretten: Wie schädlich sind sie wirklich?
Veröffentlicht am:06.08.2021
5 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 06.06.2024
E-Zigaretten werden in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert: Sind die elektronischen Glimmstängel genauso gesundheitsschädlich wie Tabak-Zigaretten? Oder sind sie eine gesündere Alternative? Hier finden Sie alle wichtigen Fakten.
Was sind E-Zigaretten?
„E-Zigaretten“ ist die Abkürzung für elektronische Zigaretten. Sie werden auch Vaporizer genannt. Elektronische Zigaretten bestehen aus einem Verdampfer mit einem Heizelement, einem kleinen Tank beziehungsweise Depot mit der zu verdampfenden Flüssigkeit (Liquid), einem passenden Akku als Energiequelle sowie einem Mundstück mit Mikroprozessor. Die Zusammensetzung des Liquids unterscheidet sich je nach Produkt.
In der Regel besteht die Flüssigkeit hauptsächlich aus Propylenglykol und/oder Glycerin. Beides dient als Verneblungsmittel und Träger für weitere Inhaltsstoffe wie etwa Nikotin und verschiedene Duft- und Aromastoffe (zum Beispiel Vanilleextrakt, Menthol oder Apfelsäure). Da beim Gebrauch von E-Zigaretten – anders als bei herkömmlichen Tabak-Zigaretten – keine Verbrennungsprodukte entstehen, spricht man auch von Dampfen statt von Rauchen.
Wie funktionieren E-Zigaretten?
Im Gegensatz zu herkömmlichen Zigaretten wird bei E-Zigaretten kein Tabak verbrannt, sondern das Liquid erhitzt und mit den entsprechenden Inhaltsstoffen verdampft. Zieht man am Mundstück und drückt – wie bei den meisten E-Zigaretten – gleichzeitig den Power-Button, werden kleine elektronische Heizspiralen im Gerät heiß. Das Liquid verdampft bei den meisten Geräten bei einer Temperatur von 150 bis 200 Grad Celsius.
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Helfen E-Zigaretten bei der Rauchentwöhnung?
E-Zigaretten werden oft als Hilfe zur Rauchentwöhnung beworben. Ob sie Raucherinnen und Rauchern tatsächlich dabei helfen, weniger zu rauchen oder ganz auf Nikotin zu verzichten, wird unter Fachleuten kontrovers diskutiert. Die Cochrane Collaboration, ein globales, unabhängiges Netzwerk aus Forschenden, Ärzten und Ärztinnen, Angehörigen anderer Gesundheitsberufe sowie Patienten und Patientinnen, hat 2020 in einer systematischen Review untersucht, wie wirksam E-Zigaretten den Verzicht auf Tabak wirklich unterstützen.
Ergebnis: Aufhörwilligen Raucherinnen und Rauchern gelang die Tabakentwöhnung mit nikotinhaltigen E-Zigaretten etwas besser als mit herkömmlichen Nikotinersatzprodukten oder nikotinfreien E-Zigaretten. Mithilfe von nikotinhaltigen E-Zigaretten schafften 10 von 100 Raucherinnen und Rauchern den Ausstieg. Bei herkömmlichen Nikotinersatz-Produkten und nikotinfreien E-Zigaretten waren es dagegen 6 von 100. Die Aussagekraft der Ergebnisse stufen die Studienautoren und -autorinnen allerdings als moderat ein.
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Wie schädlich sind E-Zigaretten?
Für die Wissenschaft ist es laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nicht so einfach, die gesundheitlichen Risiken für E-Zigaretten zu beurteilen, denn auf dem Markt ist eine Vielzahl an Modellen und verschiedenen Liquids erhältlich. Nach bisherigem Kenntnisstand enthalten E-Zigaretten im Vergleich zu Tabak-Zigaretten deutlich weniger gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe. Dennoch können von E-Zigaretten Gesundheitsgefahren ausgehen, auch wenn sich die längerfristigen Auswirkungen noch nicht abschließend beurteilen lassen.
In verschiedenen Studien konnte nachgewiesen werden, dass der Konsum von E-Zigaretten zu oxidativem Stress, Entzündungsreaktionen und Funktionsstörungen der Zellen in den Gefäßinnenwänden (endotheliale Dysfunktion) führen kann. Eine endotheliale Dysfunktion begünstigt die Entstehung einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose).
Das häufig verwendete Verneblungsmittel Propylenglykol kann bei empfindlichen Menschen die Augen reizen und Atembeschwerden auslösen. Die langfristigen Folgen sind noch nicht ausreichend untersucht. Einige der in den Liquids verwendeten Aromen können Allergien auslösen. Nikotin kann nicht nur abhängig machen, sondern auch den Blutdruck, das Thromboserisiko, die Magensäureproduktion sowie die Ausschüttung von Stresshormonen erhöhen.
Die repräsentative „Population Assessment of Tobacco and Health“-Studie (PATH) aus den USA hat gezeigt: Für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 und 24 Jahren, die E-Zigaretten rauchen, könnte zwar das Risiko, kardiovaskuläre Erkrankungen zu entwickeln, um 34 Prozent niedriger sein im Vergleich zu Rauchenden „normaler“ Zigaretten. Allerdings gibt es laut einer Untersuchung auf Basis des „Behavioral Risk Factor Surveillance System“ (BRFSS) aus den USA Hinweise auf Risiken des Doppelkonsums von Zigaretten und E-Zigaretten. Wer beides miteinander kombiniert, erhöht demnach seine Wahrscheinlichkeit für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Der Doppelkonsum könnte ein dreifach erhöhtes Schlaganfallrisiko mit sich bringen, geht aus einer Querschnittanalyse hervor.
Eine weitere Gefahr ist das versehentliche Verschlucken von Liquids – vor allem nach dem Selbstmischen. In diesem Fall drohen schwere Vergiftungen. In den USA sollen illegale Produkte auch zu Todesfällen geführt haben.
Wie schädlich ist Dampfen für die Lunge?
Beim Erhitzen der Liquids entsteht ein Aerosol. Die darin enthaltenen feinen und ultrafeinen Flüssigkeitspartikel gelangen in die Lunge und können dort Schäden hervorrufen. Zu diesem Ergebnis sind US-Forschende in einer 2019 veröffentlichten Längsschnittstudie gekommen. Das Risiko für Asthma, chronische Bronchitis, COPD sowie das Lungenemphysem ist somit nicht nur bei Zigaretten erhöht, sondern auch beim Dampfen.
In den USA kam es nach dem Einatmen von Dampf aus elektronischen Zigaretten bis Februar 2020 bei mehr als 2.800 Menschen zu teilweise schweren Lungenentzündungen. Weitere 68 Menschen starben. Im Verdacht steht öliges Vitamin-E-Acetat, das dem Liquid beigemischt wurde. Diese Substanz reichert sich vermutlich in den Lungenbläschen an und behindert die Aufnahme von Sauerstoff.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat in einer Stichprobe 57 E-Liquids vom deutschen Markt und aus Online-Shops überprüft. Dabei fanden die Fachleute allerdings nur in einem Fall sehr geringe Mengen Vitamin-E-Acetat, von denen keine gesundheitlichen Auswirkungen zu erwarten sind.
Dennoch macht das BfR deutlich: „Gesundheitliche Risiken können sich für Konsumentinnen und Konsumenten aus dem Nikotin, den Verneblungs-, Wirk- und Zusatzstoffen sowie möglichen Verunreinigungen ergeben.
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Ist die E-Zigarette krebserregend?
Das beim Erhitzen entstehende Aerosol kann Substanzen enthalten, die als krebserregend gelten. Hierzu zählen vor allem Formaldehyd und Acetaldehyd, die durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als krebserzeugend eingestuft werden. Auch Metalle wie Nickel, Chrom und Blei gelten bei Inhalation als krebserzeugend oder möglicherweise krebserzeugend, und können teilweise als Kontamination in den Liquids nachgewiesen werden. Zwar liegen die Schadstoffmengen im Aerosol in der Regel meist deutlich unter denen im Tabakrauch, und auch die schädlichen Verbrennungsprodukte kommen nicht vor. Dennoch können bei Überhitzung krebserregende Verbindungen entstehen.
Dazu kommt, dass beim Konsum von E-Zigaretten potenziell gesundheitsschädigende Partikel in die Raumluft gelangen. Mögliche Risiken für Dritte können deshalb nicht ausgeschlossen werden.
Ist Dampfen besser als Rauchen?
In E-Zigaretten sind im Vergleich zu Tabak-Zigaretten weniger Schadstoffe enthalten. Daher ist mäßiges und korrekt durchgeführtes Dampfen möglicherweise weniger gefährlich als Rauchen. E-Zigaretten können für Raucherinnen und Raucher, denen es schwerfällt, ohne Nikotin auszukommen, also das kleinere Übel sein. Zudem können elektrische Zigaretten im Einzelfall die Rauchentwöhnung erleichtern. Aber auch der Konsum von E-Zigaretten ist keineswegs harmlos und kann langfristige Folgen für die Gesundheit haben, die teilweise noch nicht abzusehen sind.
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