Sucht
Sicher feiern: die Gefahren des Drogenkonsums auf Festivals
Veröffentlicht am:11.11.2024
5 Minuten Lesedauer
Festivals sind für viele der Ort, an dem sie zum ersten Mal mit illegalen Rauschmitteln in Kontakt kommen. Worüber sich Erstkonsumentinnen und -konsumenten im Klaren sein müssen und welche Gefahren es beim Drogenkonsum auf Festivals gibt.
Drei Tage wach: Musikfestivals und Rauschmittel
Durchtanzte Nächte, euphorische Gefühle: Wo lange gefeiert wird, werden häufig Drogen genommen. Vor allem Musikfestivals, insbesondere Festivals für elektronische Tanzmusik, sind berüchtigt für den Konsum von Substanzen aller Art. In den letzten Jahren nahm die Zahl der EDM- (Electronic Dance Music) oder Techno-Festivals deutlich zu. Mittlerweile gibt es weltweit Hunderte dieser Festivals, auf die Zehn- oder Hunderttausende Besucherinnen und Besucher strömen. Auch wenn es sich dabei meist um legale Mainstream-Events handelt, die oft von großen Konzernen gesponsert werden, sind illegale Drogen wie Ecstasy und MDMA unter den Besucherinnen und Besuchern sehr beliebt. Der Grund: Sie rufen Glücksgefühle hervor, steigern das Wohlempfinden, und dienen auf den oft mehrtägigen Partys als Wachmacher. Keine große Sache also? Wenn es doch so viele machen? Nein. Jedem sollte klar sein, dass es keinen Drogenkonsum ohne Risiko gibt. Deshalb ist es immer besser, ganz auf den Konsum zu verzichten. Wer dennoch Rauschmittel zu sich nehmen möchte, sollte sich vorher über die Wirkungen und Risiken der verschiedenen Substanzen informieren.
Passende Artikel zum Thema
Verleiten Festivals zum Drogenkonsum?
Viele Festivalgängerinnen und -gänger kennen bereits von Raves oder vom Clubbesuch am Wochenende, dass dort beim Feiern oft härtere Drogen konsumiert werden. Für andere ist das Festival jedoch der Ort, an dem sie zum ersten Mal mit derartigen Substanzen in Berührung kommen. Auf dem Festivalgelände sind Drogen meist leicht verfügbar, viele Gespräche drehen sich um ihren Konsum. Tipps werden offen weitergegeben – wie man an Drogen kommt oder sich nach dem Rausch am besten erholt. Freunde und Fremde tauschen sich über die Wirkung von Substanzen aus, die sie noch nicht kennen. Doch anders als in der Schule oder in den Medien werden hier Drogenerfahrungen überwiegend in einem positiven Licht dargestellt – das kann in vielen die Lust wecken, selbst mitreden zu können. Gruppenzwang und die leichte Verfügbarkeit von Drogen können schließlich entscheidende Faktoren dafür sein, dass in der lockeren Atmosphäre des Festivals einige selbst einmal mit Partydrogen experimentieren.
Risiken des Drogenkonsums auf Festivals
Gerade Erstkonsumierende sollten dabei die Risiken kennen, die mit dem Konsum illegaler Partydrogen einher gehen. Zum einen gehören dazu die gesundheitsschädigenden Wirkstoffe der Drogen selbst. Zu den Nebenwirkungen gängiger Substanzen wie Ecstasy und MDMA, die Festivalgängerinnen und -gänger häufig konsumieren, gehören zum Beispiel eine erhöhte Körpertemperatur, Dehydrierung, ein erhöhter Puls und Blutdruck, Angstzustände, irrationales Verhalten oder visuelle und akustische Halluzinationen. Zudem kann sich nach Abklingen der Wirkung ein „Ecstasy-Kater“ oder „MDMA-Kater“ einstellen: Damit ist ein Zustand körperlicher Erschöpfung gemeint, der von Schlaf-, Konzentrationsstörungen und Angstzuständen begleitet werden kann und oft mehrere Tage anhält. Darüber hinaus erhöht regelmäßiger Konsum von Ecstasy oder MDMA das Risiko, in eine psychische Abhängigkeit zu geraten. Dauerkonsumierende können sogar neurologische Schäden und irreversible Gedächtnisstörungen davontragen.
Gefahren durch Hitze und Mischkonsum
In der besonderen Umgebung des Festivals können diese Nebenwirkungen aber weiter verstärkt werden. Ecstasy und MDMA können zum Beispiel bereits im Ruhezustand die Körpertemperatur stark erhöhen. Da viele Festivals im Hochsommer stattfinden, ist das Risiko einer Überhitzung auf Festivals besonders hoch. Gefährlich ist auch der Mischkonsum, also das Einnehmen mehrerer psychoaktiver Substanzen auf einmal. Für viele gehört der Konsum von Alkohol selbstverständlich zu einem Festival dazu, doch gerade der Mischkonsum aus Alkohol und MDMA oder Ecstasy ist einer Studie zufolge deutlich schädlicher, als beide Substanzen allein zu konsumieren. Außerdem verstärkt Alkohol die dehydrierende Wirkung von Ecstasy.
Verunreinigte Partydrogen
Ein weiteres Problem ist die toxische Verunreinigung von Partydrogen. Dies kann der Fall sein, wenn das Rauschmittel gestreckt wurde, zum Beispiel mit anderen Substanzen oder Chemikalien. Wer auf dem Schwarzmarkt Drogen kauft, weiß nie genau, wie hoch der Wirkstoff dosiert ist – unter Umständen kann schon eine halbe Pille für eine Überdosis reichen – und was vielleicht noch an anderen Substanzen beigemengt wurde.
Wenn die Nachfrage besonders hoch ist – wie zum Beispiel auf einem Festival – kommt es häufig vor, dass die Drogen verlängert sind – bis zu mehr als 50 Prozent, wie eine australische Studie nahelegt. So werden etwa in Ecstasy-Pillen häufig weitere Drogen wie Methamphetamine oder das Narkosemittel Ketamin nachgewiesen. Im schlimmsten Fall können die zugemischten Substanzen sogar gefährlichere Nebenwirkungen hervorrufen, als die Wirkstoffe der eigentlichen Droge.
Was ist bei Drogennotfällen zu tun?
Gerät jemand auf dem Festival durch Drogenkonsum in eine Notsituation, sollte man sich sofort um die Person kümmern und ärztliche Hilfe rufen. Vor allem, falls man den Zustand nicht richtig einschätzen kann. Bei Panik- oder Angstattacken kann es helfen, die Person an einen ruhigen Ort mit wenig Menschen zu bringen und beruhigend auf sie einzuwirken. Krämpfe, Schwindel oder Ohnmachtsanfälle können Anzeichen für eine Dehydrierung sein. Die betroffene Person sollte sofort an einen kühlen Ort gebracht und mit Wasser versorgt werden. Bei Bewusstlosigkeit oder wenn die Person nicht reagiert, gilt es, keine Zeit zu verlieren und den Notarzt zu rufen.
Sicherer Konsum auf Festivals
Um dieses Risiko zu minimieren, bieten immer mehr Festivals Drogen-Soforttests an. Dort können Besucherinnen und Besucher mitgebrachte oder erworbene Rauschmittel auf Reinheit testen lassen – ohne von der Polizei belangt zu werden. Bei schädlichen Substanzen oder einem Wirkstoff, der zu hoch dosiert ist und schnell zu einer Überdosis führen kann, wird eine Warnung an alle Festivalbesucherinnen und -besucher gesendet. Auch darüber hinaus können die Organisatoren von Festivals einiges dafür tun, um die Sicherheit der Konsumentinnen und Konsumenten von Partydrogen zu erhöhen. Die Möglichkeiten reichen von der Bereitstellung von Trinkwasserstationen und kostenlosen Wasserflaschen bis hin zu schattenspendenden „Chill-out-Räumen“, in die Menschen sich zurückziehen können. In der Zusammenarbeit mit Fachorganisationen können zudem Beratungsgespräche zu Wirkstoffen und Konsumverhalten direkt auf dem Festivalgelände angeboten werden, um die Besucherinnen und -besucher vor Ort zu informieren und über die Gefahren des Drogenkonsums aufzuklären.
Hilfe bei der Prävention und Behandlung von Sucht
Kurse zur Suchtprävention und -behandlung
Die AOK bietet Kurse zur Suchtprävention und -behandlung an. Hier finden Sie passende Angebote in Ihrer Nähe.