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Wie gefährlich sind Mixgetränke aus Alkohol und Energydrinks?
Veröffentlicht am:07.04.2025
4 Minuten Lesedauer
Im Club oder auf Partys greifen viele Feiernde zu Mixgetränken aus Alkohol und Energydrinks, um die Müdigkeit zu besiegen. Doch die Drinks können ein Gesundheitsrisiko darstellen. Welche Gefahren gibt es?

© iStock / Jacoblund
Alkohol und Energydrinks als Party-Treibstoff
Ob Vodka-E, Jägerbomb oder Flügerl – im Internet finden sich Dutzende Rezepte für Longdrinks oder Cocktails, in denen Alkohol mit Energydrinks gemischt werden. Viele schätzen die wachmachende Wirkung dieser Drinks. Allerdings sollte man diese Mixgetränke besser meiden. Wir erklären, welche Auswirkungen die Kombination aus Alkohol und Energydrinks auf die Gesundheit hat.
Koffein belastet den Kreislauf von Jugendlichen
In Deutschland gelten Energydrinks als Nahrungsergänzungsmittel. Deshalb dürfen sie mehr Koffein enthalten als Erfrischungsgetränke. Allerdings müssen sie den Warnhinweis tragen: „Erhöhter Koffeingehalt. Für Kinder und schwangere oder stillende Frauen nicht empfohlen“. Auch der Koffeingehalt und eine empfohlene tägliche Höchstmenge – verbunden mit dem Hinweis, dass diese nicht überschritten werden darf. Um die Relation verständlich zu machen: Eine 250-Milliliter-Dose eines Energydrinks darf in Deutschland in etwa so viel Koffein enthalten wie eine große (200 Milliliter) Tasse Filterkaffee. Der Koffeingehalt ist damit etwa doppelt so hoch wie der von Cola.
Trotzdem – oder deswegen – sind Energydrinks vor allem bei Jüngeren beliebt. Gesundheitsexperten sehen das nicht ohne Bedenken. Denn zu hoch dosiert können die Getränke zu Herz- und Kreislaufproblemen führen – gerade dann, wenn der Organismus noch nicht voll entwickelt ist. Vereinzelt gab es sogar schon Todesfälle deswegen. Ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO weist außerdem auf mögliche negative Auswirkungen auf das Nervensystem von Kindern und Jugendlichen hin und warnt vor der Gefahr, eine körperliche Abhängigkeit zu entwickeln.
Länder wie Polen, Litauen und Lettland haben den Verkauf von Energydrinks an Minderjährige daher verboten. Auch in Deutschland steht das Thema im Blickfeld: Das Bundesinstitut für Risikobewertung und die Berliner Charité haben eine gemeinsame Studie organisiert, um die Auswirkungen von Energydrinks auf das Herz-Kreislauf-System von Jugendlichen zu untersuchen und Entscheidungshilfen für die Bundesregierung zu formulieren. Die Ergebnisse werden derzeit ausgewertet.
Energydrinks machen Alkohol weniger spürbar
In Kombination mit Alkohol haben Energydrinks zwei Effekte: Zum einen mildern die oft sehr süßen Getränke den scharfen Geschmack des Alkohols. Dadurch lässt er sich leichter – und schneller – trinken.
Zum anderen sorgen die aufputschenden Substanzen in Energydrinks dafür, dass man die Wirkung des Alkohols weniger spürt: Gefühle von Müdigkeit und Trunkenheit treten in den Hintergrund.
In Befragungen gaben Probanden an, sie fühlten sich nach dem Konsum des Mix fitter und leistungsfähiger als diejenigen, die ausschließlich Alkohol getrunken hatten. Reaktionstests ergaben aber keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.
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Energydrinks verleiten dazu, mehr zu trinken
Wer Alkohol in Kombination mit Energydrinks trinkt, fühlt sich nüchterner – ist es aber in Wahrheit nicht. Dieser Effekt kann zu gefährlichen Verhaltensweisen führen. Zum Beispiel, wenn man seine Fahrtüchtigkeit überschätzt und sich betrunken ans Steuer setzt. Außerdem verleitet der Mix dazu, mehr Alkohol zu trinken, denn dank der aufputschenden Wirkung der Energydrinks setzt die Müdigkeit später ein. Das wiederum erhöht das Risiko, abhängig zu werden oder eine Alkoholvergiftung zu erleiden.
Studien aus den USA liefern auch Anhaltspunkte dafür, dass der gleichzeitige Konsum von Energydrinks und Alkohol die Freisetzung von Dopamin steigert. Der euphorisierende Effekt von Alkohol wird so verstärkt. Nach Versuchen an Mäusen verglichen Forscher die Wirkung sogar mit derjenigen von Kokain.
Herz-Kreislauf-Risiken durch Energydrinks und Alkohol
Wer regelmäßig Alkohol trinkt, erhöht das Risiko auf Bluthochdruck. Und der kann wiederum Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose, Herzinfarkte und Schlaganfälle begünstigen.
Der Konsum von Mischgetränken aus Alkohol und Energydrinks kann dieses Risiko zusätzlich erhöhen. Denn Koffein, Taurin oder Guarana, die in den meisten Energydrinks enthalten sind, lassen Puls und Blutdruck ebenfalls steigen – in einer Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München ließ sich dieser Effekt bei Jugendlichen noch 24 Stunden später nachweisen.
Wer also beides gemeinsam konsumiert, treibt seinen Blutdruck doppelt in die Höhe. Außerdem können sowohl Alkohol als auch das in den meisten Energydrinks enthaltene Koffein Herzrhythmusstörungen auslösen.

© iStock / ClarkandCompany
Achtung, Kalorienfalle!
Wer häufig Alkohol-Energydrink-Mischungen konsumiert, wird unter Umständen auch beim Blick auf die Waage bestraft. Alkohol an sich ist schon ein großer Kalorienlieferant: Ein Gramm reiner Alkohol enthält sieben Kalorien, fast so viel wie ein Gramm Fett. In den süßen Energydrinks stecken zudem viel Zucker oder andere Süßungsmittel.
Ein Rechenbeispiel: Eine Viertelliterdose des in Deutschland populärsten Energydrinks kommt nach Herstellerangaben auf gut 110 Kalorien. Ein Shot (4 cl) Wodka enthält weitere knapp 100 Kalorien. Macht gut 200 Kalorien für den Mix.
Wer also an einem Party-Abend fünf solcher Drinks konsumiert, der hat schon knapp die Hälfte seines täglichen Kalorienbedarfs gedeckt. Und wer häufiger auf diese Weise feiern geht, der wird das wohl früher oder später an seinem Hosenbund merken.
Weniger trinken – so klappt‘s
- Trinken Sie Alkohol nicht als Durstlöscher.
- Nehmen Sie zwischendurch immer mal wieder ein alkoholfreies Getränk zu sich, am besten Wasser.
- Trinken Sie nicht auf nüchternen Magen.
- Lassen Sie sich Zeit mit dem Drink. Genießen Sie ihn.
- Suchen Sie in Bars gezielt nach alkoholfreien oder alkoholarmen Cocktails.
- Trinken Sie nicht, um negativen Stimmungen zu entkommen.
- Meiden Sie Trinkspiele und Flatrate-Partys.
Wer hilft bei Alkoholproblemen?
„Kenn dein Limit“ des BiÖG
Das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit betreibt die Aktion „Kenn dein Limit“. Auf deren Website findet man Informationen und Ansprechpartner.Suchtberatung des Deutschen Roten Kreuzes
Das Deutsche Rote Kreuz leistet professionelle Unterstützung für Betroffe und Angehörige in Beratungsstellen, in Selbsthilfegruppen sowie am bundesweiten Sorgentelefon.Suchtberatung der Caritas
Die Suchtberatung der Caritas bietet Beratung per Mail oder vor Ort an. Zudem gibt es Möglichkeiten, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und sich zu informieren.AOK-Clarimedis: medizinische Informationen am Telefon
Clarimedis, der Service der AOK für medizinische Infos am Telefon, kann mit Informationen zum Thema Alkohol weiterhelfen. Unter 0800 1 265 265 oder online unter diesem Link.