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So gefährlich sind Schmerzmittel im Freizeitsport

Veröffentlicht am:18.10.2024

4 Minuten Lesedauer

Bei Schmerzen sollten auch Sportbegeisterte auf Sport verzichten. Vor dem Joggen oder Fußballtraining eine Ibu einzuwerfen, um trotz Schmerzen Sport treiben zu können, ist keine gute Idee. Warum Sport und Schmerzmittel nicht zusammenpassen.

Ein älterer bärtiger Mann in Joggingbekleidung sitzt in einem Park auf einem Weg. Er hält sich das angewinkelte linke Knie. Das Gesicht ist schmerzverzerrt.

© iStock / VioletaStoimenova

Körperlichen Grenzen überschreiten mit Schmerzmitteln: schlechtes Beispiel Spitzensport

Schmerz und sportliche Höchstleistung schließen sich aus. Und das aus gutem Grund. Ein schmerzender Fuß signalisiert uns: Stopp, aufhören, es geht nicht mehr weiter! Doch genau darum geht es im Spitzensport: immer weiter! Gleichzeitig fördert die körperliche Dauerbelastung im Leistungssport Verschleiß und Verletzungen, die wiederum Schmerzen verursachen, die mit Schmerzmitteln gelindert werden sollen.

Der spanische Tennisprofi Rafael Nadal dürfte in den letzten Jahren nur wenige Matches ohne Schmerzmittel bestritten haben und auch der schwedische Fußballstar Zlatan Ibrahimović berichtet davon, über einen längeren Zeitraum mit Schmerzmitteln gespielt zu haben. Es lassen sich noch viele weitere prominente Beispiele finden. Einer Studie von 2021 zufolge nehmen ein Drittel der Spieler und Spielerinnen in den deutschen Profifußballligen regelmäßig Schmerzmittel ein.

Schmerzmittel sind erlaubt und gelten nicht als Doping. Sie sind ja auch keine Leistungssteigerer, sondern eher „Leistungsermöglicher“. Das macht ihren dauerhaften Gebrauch nicht weniger bedenklich. Zum einen können Schmerzmittel unerwünschte Nebenwirkungen haben. Zum anderen: Wer körperliche Warnsignale ignoriert und über die Schmerzgrenze hinaus trainiert, behindert die natürliche Heilung und Regeneration. Schmerzmittel im Leistungssport können daher ein gesundheitliches Problem für Sportler und Sportlerinnen darstellen.

Kann man von rezeptfreien Schmerzmitteln wie Ibuprofen abhängig werden?

Menschen, die oft unter Schmerzen leiden, kann der Wunsch nach Schmerzfreiheit zum Übergebrauch von Schmerzmitteln verleiten. Deshalb besteht das Risiko des Missbrauchs in Form einer zu häufigen oder zu hochdosierten Einnahme. Koffeinhaltige Mischpräparate können das Risiko zusätzlich erhöhen. Sie lindern nicht nur Schmerzen, sondern machen auch wach und klar, wodurch sich Betroffene leistungsfähiger fühlen. Missbrauch ist allerdings nicht gleich Abhängigkeit. Rezeptfreie Schmerzmittel machen in der Regel nicht abhängig und können aprupt und meist auch ungefährlich wieder abgesetzt werden. Wegen der unerwünschten Nebenwirkungen gibt es aber viele gute Gründe, rezeptfreie Schmerzmittel nur begrenzt einzusetzen. Denn eine zu lange, zu hoch dosierte oder zu häufige Einnahme dieser Schmerzmittel kann unter anderem bestehende Kopfschmerzen verstärken und chronisch werden lassen.

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Ibu und Sport: Rezeptfreie Schmerzmittel im Breitensport

Verglichen mit der problematischen Handhabung von Schmerzmitteln unter Profisportlern und -sportlerinnen ist der Schmerzmittelkonsum im Freizeitsport weniger weit verbreitet. Wenn es hier um Schmerzmittel geht, dann in der Regel um rezeptfreie Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), zum Beispiel Acetylsalicylsäure (ASS, unter anderem Aspirin), Ibuprofen oder Diclofenac. NSAR werden nicht nur im Spitzensport, sondern auch von vielen Freizeitsportlern und -sportlerinnen eingesetzt. Das Schmerzmittel der Wahl ist meist Ibuprofen, das zusätzlich entzündungshemmend wirkt.

NSAR sind bei richtiger und zeitlich begrenzter Anwendung bei gesunden Menschen in der Regel unproblematisch, aber vor allem ein langfristiger Konsum kann zu Nebenwirkungen führen, darunter Magen-Darm-Beschwerden, Leberschäden sowie Nieren- und Harnwegsschäden. Deshalb gilt: Auch ein (vergleichsweise) leichtes Schmerzmittel wie Ibuprofen sollte nur gezielt bei Schmerzen eingesetzt werden und die auf der Packungsbeilage angegebenen Einzel- und Tageshöchstdosen dürfen nicht überschritten werden.

Schmerzmittel zur Schmerzprophylaxe

Sowohl im Profi- als auch im Freizeitsport kommt es vor, dass NSAR entgegen ihrer Zulassung vorbeugend eingenommen werden. Die Sportreibenden nehmen bei einem anstehenden Wettkampf oder längeren Trainingseinheiten an, dass sie Schmerzen bekommen könnten, die sie in ihrer Leistungsfähigkeit einschränken. Um dies zu verhindern, nehmen sie prophylaktisch Schmerzmittel. Das ist aber nicht zu empfehlen: Denn für eine prophylaktische Einnahme sind diese Medikamente nicht gedacht – und deshalb auch nicht dafür zugelassen, sondern nur zur Bekämpfung bestehender Schmerzen.

So häufig sind Ibuprofen und Co. im Freizeitsport

Wie verbreitet diese Praxis im Freizeitsport ist, lässt sich schwer sagen. Eine Umfrage beim Bonn-Marathon 2010 hat beispielsweise ergeben, dass über die Hälfte der Befragten vor dem Marathon vorbeugend Schmerzmittel eingenommen hat.  Viele spätere Untersuchungen konnten diese hohen Zahlen jedoch nicht bestätigen. Der präventive Gebrauch von Schmerzmitteln ist vermutlich kein Massenphänomen und kommt vor allem im Ausdauersport vor.  Umso wichtiger ist es, über die möglichen Gefahren aufzuklären und den Anfängen zu wehren.

Eignen sich Schmerzmittel zur Leistungssteigerung?

Manche Sportler und Sportlerinnen glauben, mit Schmerzmitteln länger und härter trainieren und ihre Leistung steigern zu können. Das stimmt nur insofern, als Schmerzmittel es ermöglichen, trotz Schmerzen Sport zu treiben. Allerdings sollten Freizeitsportler und -sportlerinnen auf keinen Fall unter Schmerzen trainieren und bei anhaltenden Schmerzen keine Schmerzmittel auf eigene Faust einnehmen, sondern einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Ansonsten haben NSAR kein leistungssteigernde Wirkung. Sie hemmen bestimmte Enzyme, die an der Entstehung von Schmerz beteiligt sind. Mit der Leistungsfähigkeit hat dies nichts zu tun. Das gilt auch für anders wirkende Schmerzmittel.

Auf der Tartanbahn einer Sportanlage in einem Wohngebiet mit mehrstöckigen Häusern macht ein junges Paar Dehnübungen. Der Mann und die Frau knien dabei, fassen sich an den Händen und strecken jeweils ihr linkes Bein aus.

© iStock / enigma_images

Besser als Schmerzmittel: Aufwärmen und Dehnübungen vor dem Sport.

Besser als Schmerzmittel: auf den eigenen Körper hören

Profisportler und -sportlerinnen stehen unter ständiger ärztlicher Kontrolle. Auch dann ist Schmerzmittelmissbrauch immer noch problematisch, aber zumindest ist ihr Behandlungsprogramm genau auf sie abgestimmt und Verletzungen sowie Nebenwirkungen werden überwacht. Wenn Freizeitsporttreibende sich in Eigenregie Schmerzmittel verordnen, sei es zur Schmerzprophylaxe oder zur vermeintlichen Leistungssteigerung, fehlt diese Kontrolle.

Das macht Schmerzmittel im Sport so gefährlich

Wer Sport unter dem Einfluss von Schmerzmitteln betreibt, nimmt eine Überbeanspruchung noch gesunder oder bereits verletzter Gelenke und Muskeln nicht mehr ausreichend wahr. Daher besteht beim Sport mit Schmerzmitteln eine akute Überlastungsgefahr, wodurch sich das Risiko neuer Verletzungen erhöht, die möglicherweise unbemerkt bleiben. Gleichzeitig können sich bestehende Verletzungen verschlimmern und im schlimmsten Fall chronisch werden. Auf der anderen Seite nimmt mit der regelmäßigen Einnahme von NSAR die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen zu. Bei dauerhaftem Schmerzmittelmissbrauch unter sportlicher Belastung ist die Gefahr von seltenen Nebenwirkungen wie Nierenversagen oder Magengeschwüren dann deutlich erhöht.

Tipps zum schmerzmittelfreien Sportvergnügen

Sport und Schmerzmittel sind also keine gute Kombination. Besser ist es, auf den eigenen Körper zu hören und sportbedingte Verletzungen und Schmerzen gar nicht erst entstehen oder sich verschlimmern zu lassen. Wichtig dazu ist: 

  • Kein Sport unter Schmerzen. Stattdessen ist Schonung angesagt. Schmerz ist ein eindeutiges körperliches Stoppsignal, das Sie weder ignorieren noch mit Schmerzmitteln betäuben sollten.
  • Gute Vorbereitung auf den Sport (Aufwärmen, Dehnübungen etc.). So senken Sie das Verletzungsrisiko und vermeiden sportbedingte Schmerzen.

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