Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Sucht

Vorbildfunktion der Eltern: „Handysucht“ vorbeugen

Veröffentlicht am:08.10.2024

5 Minuten Lesedauer

Scrollen, tippen und spielen am Smartphone gehört zum Alltag von Kindern und Jugendlichen. Damit kein Suchtverhalten daraus wird, sind Eltern als gute Vorbilder gefragt. Was tun, damit die Nutzung von Mobilgeräten nicht problematisch wird?

Eine Mutter sitzt lässig mit ihren beiden Töchtern, die im Teenageralter sind, auf dem Sofa im Wohnzimmer. Jede hat ein Smartphone in der Hand und blickt gebannt darauf. Sie nehmen keine Notiz voneinander.

© iStock / miljko

Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen

Kinder wachsen heute mit digitalen Medien auf, sie sind aus ihrem Alltag nicht mehr wegzudenken. Immer früher nutzen sie Smartphones und Tablets, um ihren Interessen und Bedürfnissen nachzugehen. Sie spielen online, streamen Musik und Videos oder schreiben sich Nachrichten über Messenger-Dienste. Auch Social Media spielt eine wichtige Rolle. Um sich über das Weltgeschehen zu informieren, nutzen Kinder und Jugendliche in Deutschland YouTube, gefolgt von TikTok und Instagram. Vor allem mit dem Smartphone sind sie online. Das zeigt eine Umfrage zum Medienkonsum im Jahr 2023. Von den 12- bis 19-Jährigen gaben 93 Prozent an, ihr Smartphone täglich zu verwenden. Im Durchschnitt verbrachten die Befragten im Jahr 2023 224 Minuten pro Tag im Internet. Das sind fast 100 Minuten mehr als im Jahr 2012. Damals lag der Wert noch bei 131 Minuten. Die Zeit, die Kinder und Jugendliche in Deutschland vor dem Fernseher verbringen, ist dagegen auf 39 Minuten gesunken.

Allerdings kommt es weniger auf die Bildschirmzeit an, also wie viele Minuten oder Stunden junge Menschen online verbringen, sondern was sie online machen. Digitale Medien sind ein notwendiger Bestandteil der Bildungserfahrungen und ein Kommunikationsmittel. Sie werden genutzt, um sich mit anderen auszutauschen. Das kann soziale Verbindungen fördern. Entscheidend ist, was sie stattdessen nicht machen und die Frage, was verdrängt wird, wenn das Kind viel Zeit online verbringt. Und ob dadurch die motorische, soziale oder sprachliche Entwicklung eingeschränkt wird und die Mediennutzung dazu führt, dass weniger Zeit für Familie, Freunde und Schule bleibt. Wenn das Kind morgens nicht mehr aufsteht, nicht zur Schule geht, nicht mehr mit der Familie isst oder sehr aggressiv wird, wenn es darauf angesprochen wird, können das Anzeichen einer Handysucht sein.

Passende Artikel zum Thema

Was macht der Medienkonsum mit Kindern?

Der Medienkonsum kann sich positiv, aber auch negativ auswirken. Digitale Medien bieten die Möglichkeit, mit der ganzen Welt zu chatten und sich Wissen anzueignen. Sie können auch das Lernen fördern und als Bildungsinstrument in Schulen eingesetzt werden. Zum Beispiel lässt sich mit einem Blog die geschriebene Sprache verbessern. Andererseits wird übermäßiger Medienkonsum mit psychischen Erkrankungen in Verbindung gebracht, zum Beispiel mit Angstzuständen und Depression. Der kausale Zusammenhang ist aber noch nicht eindeutig bewiesen. Auch Schlafstörungen und Fettleibigkeit können mögliche Folgen sein. Kinder, die mehr als zwei Stunden täglich vor dem Bildschirm verbringen, haben häufiger Verhaltensprobleme und eine schlechtere Sprachentwicklung als Kinder, die weniger als eine Stunde davor sitzen. Für die sprachliche Entwicklung sind die frühen Kindheitsjahre und die Interaktion mit Erwachsenen entscheidend.

Smartphone: Eltern sind wichtige Vorbilder bei der Nutzung

Viele Eltern ertappen sich dabei, dass sie selbst zu viel Zeit mit dem Smartphone oder Tablet verbringen. Das eigene Verhalten zu reflektieren ist wichtig, denn es beeinflusst den Medienkonsum der Kinder. Eltern sind die wichtigsten Vorbilder beim Gebrauch digitaler Medien. Denn Kinder lernen von ihnen, ahmen sie nach und übernehmen bestimmte Verhaltensmuster. Deshalb sollten Eltern ihren Kindern vorleben, wie einegesunde Nutzung aussieht. Dazu kommt, dass Kinder frustriert sind, quengeln und durch auffälliges Verhalten mehr Aufmerksamkeit fordern, wenn die Eltern viel Zeit mit Tablet, Smartphone oder Fernsehen verbringen, statt sich mit dem Nachwuchs zu beschäftigen.

Verhalten der Eltern beeinflusst emotionale Intelligenz der Kinder

Welche Auswirkungen es auf Kinder hat, wenn Eltern den Kinderwagen schieben oder am Esstisch sitzen und aufs Handy schauen, zeigt eine Studie des Department of Communication der University of California, des Leibniz‐Institut für Wissensmedien in Deutschland und der Amsterdam School of Communication Research, University of Amsterdam, in den Niederlanden. Das Verhalten und der Medienkonsum der Eltern können einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der emotionalen Intelligenz von Kindern haben. Kinder, deren Eltern das mobile Gerät häufiger in ihrer Gegenwart nutzen, weisen eine niedrigere emotionale Intelligenz auf als Kinder, deren Eltern das nicht machen. Der Begriff „emotionale Intelligenz“ ist nicht eindeutig definiert und umstritten, kurz gesagt versteht man darunter jedoch den Grad, in dem Menschen in der Lage sind, ihre Emotionen zu nutzen, um ihre Gedanken und ihr Verhalten zu steuern sowie ihre eigenen Gefühle und die Gefühle anderer genau zu verstehen. Menschen mit einer höher ausgeprägten emotionalen Intelligenz haben im späteren Leben in der Regel glücklichere Beziehungen, sind erfolgreicher im Berufsleben und haben grundsätzlich ein stärkeres Gefühl der Zufriedenheit.

Das können Eltern tun

Digitale Medien haben das Familienleben und das Aufwachsen von jungen Menschen in den letzten 25 Jahren stark verändert. Wie können Eltern ihre Kinder dabei unterstützen, gut und gesund damit umzugehen? Die Initiative „Ins Netz gehen“ hat einige Tipps für Eltern zusammengestellt:

  • Achten Sie selbst darauf, wie viel Zeit sie online verbringen.
  • Legen Sie ein Medientagebuch an und notieren Sie dort die Zeiten, die Sie mit digitalen Medien verbringen. Nach einem Monat können Sie sich die Zeiten anschauen.
  • Halten Sie bildschirmfreie Zeiten ein. 
  • Stellen Sie für bestimmte Apps ein Zeitlimit ein.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Inhalte, die es konsumiert. Und achten Sie darauf, dass sie altersgemäß sind.
  • Bleiben Sie up to date und stärken Sie die eigene Medienkompetenz. Informieren Sie sich über aktuelle Entwicklungen und Trends. 
  • Bitten Sie Ihr Kind, Ihnen zu zeigen, was es online macht. 
  • Unternehmen Sie etwas als Familie in der Freizeit – ohne digitale Medien. Gehen sie ins Museum, machen sie Ausflüge, treiben sie gemeinsam Sport oder kochen sie zusammen.
Ein Vater sitzt im Schneidersitz vor einer Coach auf dem Fußboden. In seinen Armen hält er seine beiden kleinen Töchter. Die drei stecken die Köpfe zusammen und schauen auf ein Tablet, das der Vater in seiner linken Hand hält. Mit seinem rechten Arm umfasst er die ältere Tochter, die rechte Hand liegt auf ihrem Oberschenkel. Die ältere Tochter freut sich über das, was sie auf dem Tablet sieht. Die jüngere Tochter sitzt dem linken Oberschenkel des Vaters und schaut auch auf den Bildschirm.

© iStock / NSimages

Ein Vater schaut sich mit seinen beiden Töchtern etwas Lustiges auf dem Tablet an.

Medienkompetenz und Medienerziehung

Fast alle Familien, in denen Kinder heutzutage aufwachsen, haben einen Zugang zum Internet und zu Handy und/oder Smartphone. Jedes fünfte Kleinkind verfügt über ein eigenes Tablet und jedes zehnte über ein Handy oder Smartphone. Zwei- bis Fünfjährige nutzen bereits kostenpflichtige Streamingdienste, Sprachassistenten, kostenfreie Videoportale und hören Hörspiele, Hörbücher und Podcasts. In der Regel machen sie das gemeinsam mit ihren Eltern. Schon früh mit der Medienerziehung zu beginnen und Kindern Medienkompetenz zu vermitteln, ist wichtig. Damit ist nicht nur die Fähigkeit gemeint, Tablet & Co. bedienen zu können, sondern Kinder zu unterstützen, sicher und mit Freude online unterwegs zu sein. Eltern, die über eine hohe Medienkompetenz verfügen, können ihre Kinder besser bei der Nutzung begleiten. Verschiedene Initiativen bieten dabei Hilfe und Unterstützung an.

Weiterführende Links zum Thema

Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?