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Verdauungssystem

Wie gefährlich sind Abführmittel und was ist Laxanzienabusus?

Veröffentlicht am:12.05.2023

6 Minuten Lesedauer

Bei einer Verstopfung greifen viele Betroffene schnell zu Abführmitteln, obwohl diese oft nicht notwendig sind. Eine falsche Anwendung oder ein Missbrauch (Laxanzienabusus) sind jedoch schädlich und können zu Nebenwirkungen führen.

Ältere Frau hält ein Glas Wasser in der Hand und führt eine Tablette zum Mund.

© iStock / stefanamer

Wie wirkt Abführmittel?

Eine Möglichkeit, sich bei einer Verstopfung (Obstipation) Linderung zu verschaffen, ist die Einnahme von rezeptfreien Laxanzien (Abführmitteln). Laxanzien sind Arzneimittel, die den Stuhlgang erleichtern und zur Behandlung einer Verstopfung eingesetzt werden können. Es gibt pflanzliche und chemische Abführmittel. Ihre Wirkung ist je nach Präparat unterschiedlich. Die Funktion ist jedoch bei allen Mitteln gleich: Sie sollen die Darmentleerung fördern und erleichtern. Meist pflanzliche Laxanzien enthalten Quellmittel wie Flohsamenschalen oder Leinsamen. Sie erhöhen den Darminnendruck, indem sie viel Wasser binden und so das Volumen der verdauten Nahrung erhöhen. Dadurch fördern sie die Darmbewegung und damit den Stuhlgang. Eine weitere Form von Abführmitteln sind Gleitmittel aus schwer resorbierbaren Ölen wie Paraffinöl. Sie weichen den Stuhlgang im Darm auf und machen ihn gleitfähiger. Problematisch für die Darmgesundheit sind bei falscher Anwendung darmstimulierende (reizende) Abführmittel die sowohl pflanzlichen als auch chemischen Ursprungs sein können. Sie fördern den Einstrom von Elektrolyten und Wasser in den Darm und regen die Darmbewegung an. Dabei verliert der Körper jedoch viel Flüssigkeit und wichtige Mineralstoffe wie Kalium und Chlorid.

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Wann darf man Abführmittel einnehmen?

Wenn der Stuhlgang vier Tage lang ausbleibt, der Stuhlgang hart und klumpig ist, man bei der Darmentleerung stark pressen muss und ständig das Gefühl einer unvollständigen Entleerung hat, spricht man von einer Verstopfung. Das kann vorübergehend etwa bei Bewegungsmangel, zu geringer Flüssigkeitsaufnahme oder zu wenig Ballaststoffen in der Nahrung auftreten und lässt sich meist durch eine Lebensstilveränderung wieder beheben.

Bei einer längerfristig bestehenden Verstopfung sollte man Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin halten. Gegebenenfalls ist dann die vorübergehende Einnahme eines pflanzlichen oder chemischen Abführmittels sinnvoll. Abführmittel werden häufig bei einer Verstopfung verordnet, die im Rahmen einer Erkrankung auftreten, bei der Einnahme bestimmter Medikamente oder einer Schwangerschaft auftritt. Sie kommen aber auch im Krankenhaus zum Einsatz – beispielsweise, wenn Patienten und Patientinnen durch Bettlägerigkeit und Bewegungsmangel nach einer Operation unter Verstopfungen leiden.

Doc Felix erklärt, wie Abführmittel wirken und was sie im Darmtrakt machen.

Anwendung von Abführmitteln

Laxanzien werden auch bei chronischer Obstipation angewendet. Von chronischer Verstopfung spricht man aber erst, wenn Betroffene mindestens drei Monate lang regelmäßig oder wiederholt unter den entsprechenden Symptomen leiden. Gesunde Menschen benötigen in der Regel keine Abführmittel. Ist die Verdauung aus dem Takt geraten, lässt sich die Darmfunktion meist durch Bewegung, ballaststoffreiche Ernährung und ausreichendes Trinken wieder regulieren.

Wenn Betroffene dennoch zu Abführmitteln greifen, ist eine bedachte Anwendung und Dosierung wichtig. Wählen Sie nach Möglichkeit milde Abführmittel mit natürlichen Quellstoffen. Insbesondere darmstimulierende Laxanzien sollten ohne ärztliche Rücksprache nicht länger als zwei Wochen angewendet werden. Ein zu langer Gebrauch ohne akuten Bedarf kann zu Nebenwirkungen führen.

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Nebenwirkungen von Abführmitteln

Eine mögliche Nebenwirkung von darmstimulierenden Abführmitteln ist der Verlust von Elektrolyten. Zu den stimulierenden Präparaten gehören sowohl pflanzliche Laxanzien mit Anthraglykosiden, die natürlicherweise in Aloe, Faulbaumrinde oder auch Rhabarber vorkommen, als auch chemische Abführmittel, in denen Bisacodyl und Natriumpicosulfat enthalten ist.

Diese Stoffe können den Elektrolyt- und Wasserhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen. Durch den Verlust von Mineralstoffen, insbesondere von Kalium, sind Folgen wie Muskelschwäche, Herzrhythmusstörungen, krampfartige Magen-Darm-Beschwerden und Darmreizungen möglich. Bei Quellstoffen treten mitunter akute Blähungen auf. Weitere unerwünschte Nebenwirkungen von Anthraglykosiden sind akute Bauchschmerzen oder bei vermehrter Einnahme eine schwärzliche Pigmentierung der Dickdarmschleimhaut. Bei längerer Einnahme von Paraffinölen kann ein Fremdkörpergranulom entstehen, eine knötchenförmige Neubildung, ausgelöst durch eine chronische Entzündung.

Können Abführmittel schädlich sein?

Da die meisten Abführmittel rezeptfrei in Apotheken erhältlich sind, werden sie häufig ohne ärztlichen Rat eingenommen. Dadurch kommt es leicht zu einer falschen Anwendung oder sogar einem Missbrauch (Laxanzienabusus). Die regelmäßige Einnahme von Abführmitteln führt zu einer Gewöhnung des Körpers. Der Darm kann dann ohne die Unterstützung der Substanzen nicht mehr richtig arbeiten. Wird das Medikament von einem Tag auf den anderen abgesetzt, ist die Darmentleerung möglicherweise zunächst erschwert. Das führt bei Betroffenen häufig dazu, dass sie das Präparat weiter einnehmen oder die Dosis erhöhen, da der Effekt mancher Abführmittel bei dauerhafter Einnahme abnehmen kann. Daraus kann ein Teufelskreis entstehen. Bevorzugt sollten Quellmittel oder Lactulose zum Einsatz kommen, da von ihnen kein Missbrauch bekannt ist.

Missbrauch von Abführmitteln: Wann spricht man von Laxanzienabusus?

Werden Laxanzien nicht entsprechend ihrer Indikation eingenommen, spricht man von Laxanzienmissbrauch. Das geschieht zum Beispiel, wenn Menschen nicht an Verstopfung leiden, aber dennoch Abführmittel nutzen, um etwa zu „entschlacken“ oder abzunehmen. Teilweise werden Laxanzien von Menschen, die an Magersucht oder Bulimie leiden, als vermeintliche Diäthelfer missbraucht, in der Annahme, damit abnehmen zu können. Auch falsche Vorstellungen von der Häufigkeit des Stuhlgangs sowie Störungen aus dem psychosomatischen Spektrum können Ursache eines Missbrauchs von Laxanzien sein.

Abführmittel haben keine direkte psychische Wirkung und gehören nicht zu den Suchtstoffen. Eine echte Abführmittelsucht kann daher nicht entstehen. Wer Laxanzien regelmäßig und missbräuchlich einnimmt, kann jedoch in einen Teufelskreis der Abhängigkeit geraten.

Gedeckter Tisch, mit Salat und Obst. Eine Person gibt der anderen Salat auf einen Teller mit Brot und Oliven auf.

© iStock / Xsandra

Durch eine ballaststoffreiche Ernährung sowie ausreichend Trinken und Bewegung lassen sich Verdauungsprobleme bei gesunden Menschen häufig regulieren.

Abführmittelentzug: Abführmittel absetzen

Wenn Sie ein Abführmittel über einen längeren Zeitraum eingenommen haben, sollten Sie es nicht von einem auf den anderen Tag absetzen. Es besteht sonst die Gefahr eines Darmverschlusses. Besonders bei einer höheren Dosierung sollte das Absetzen unter ärztlicher Begleitung und Kontrolle der Darmmotilität erfolgen. Wie lange die Entwöhnung dauert, hängt von der Dosierung und Dauer der Abführmitteleinnahme ab. In jedem Fall erfolgt das Absetzen schrittweise über ein bis drei Wochen. Zusätzlich sollten Patienten und Patientinnen ausreichend trinken.

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