Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Verdauungssystem

Akute Pankreatitis: Die Entzündung verstehen

Veröffentlicht am:18.04.2023

4 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 04.04.2024

Starke Schmerzen im Oberbauch sind ein wichtiges Warnsignal für eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung. Häufig heilt die Entzündung nach ein bis zwei Wochen wieder ab. Doch sie kann auch lebensgefährlich werden. Wie eine Pankreatitis entsteht.

Mann mit einer akuten Pankreatitis liegt auf dem Sofa und hält sich vor Schmerz den Bauch.

© iStock / elenaleonova

Wie kommt es zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse?

Die Bauchspeicheldrüse ist ein 12 bis 18 Zentimeter langes Organ, das quer im Oberbauch hinter dem Magen liegt. Mediziner und Medizinerinnen sprechen auch vom Pankreas. Die Bauchspeicheldrüse hat zwei essenzielle Aufgaben im Körper:

  1. Sie produziert einen Verdauungssaft mit Verdauungsenzymen, die Fette, Kohlenhydrate und Eiweiße aus unserer Nahrung spalten, sodass diese im Darm aufgenommen werden können.
  2. Sie produziert Hormone, die den Blutzucker regulieren. Dazu gehört zum Beispiel Insulin, welches bei der Blutzuckerkrankheit Diabetes mellitus im Mittelpunkt steht.

Das Pankreas produziert pro Tag etwa 1,5 bis 2 Liter Verdauungssaft, der über einen Gang in den oberen Abschnitt des Dünndarms gelangt. Verschiedene Schutzmechanismen sorgen dafür, dass die Enzyme dabei nicht die Körperzellen oder im Speziellen das Pankreasgewebe verdauen, da auch diese – wie unsere Nahrung – aus Fetten, Kohlenhydraten und Eiweißen bestehen. Die Verdauungsenzyme werden darum zum Beispiel nur als Vorstufen gebildet und erst im Dünndarm durch andere Enzyme aktiviert. Werden die Schutzmechanismen gestört, kann das der Bauchspeicheldrüse schaden und zu Entzündungen führen. Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung wird auch Pankreatitis genannt.

Akute und chronische Pankreatitis

Es gibt zwei unterschiedliche Entzündungsformen im Pankreas: eine akute und eine chronische. Bei einer akuten Pankreatitis erfolgt ein entzündlicher Schub, der mit starken Schmerzen und Funktionsabnahme der Bauchspeicheldrüse einhergeht. Das Organ kann jedoch wieder vollständig heilen. Bei einer chronischen Pankreatitis treten wiederkehrende entzündliche Schübe auf, mit denen die Funktion der Bauchspeicheldrüse nach und nach weiter abnimmt.

Ursachen für eine akute Pankreatitis

Die häufigste Ursache für eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung sind Gallensteine. Der Gang, über den der Verdauungssaft aus der Bauchspeicheldrüse in den Dünndarm fließt, vereinigt sich bei vielen Menschen kurz vor dem Übergang in den Darm mit dem Gallengang. Dieser transportiert den Gallensaft, der für die Fettverdauung und -aufnahme ebenfalls wichtig ist. Wenn Gallensteine die gemeinsame Mündung verschließen, können die Sekrete nicht ablaufen und es kommt zu einem Rückstau. Dieser kann zur vorzeitigen Aktivierung der Verdauungsenzyme führen – mit der Folge, dass sich die Bauchspeicheldrüse selbst verdaut und entzündet.

Starker Alkoholkonsum ist die zweithäufigste Ursache für akute Bauchspeicheldrüsenentzündungen. Die genauen Mechanismen dahinter sind noch nicht geklärt. Jedoch gibt es zahlreiche Studien, die einen Zusammenhang von Alkohol und Entzündungen im Pankreas belegen.

Es gibt weitere Risikofaktoren, die eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung begünstigen können. Dazu zählen zum Beispiel erhöhte Fettwerte (Triglyzeride) im Blut. Bei etwa zehn Prozent der Betroffenen lässt sich keine eindeutige Ursache für die akute Entzündung feststellen.

Im Schaubild werden die Verdauungsorgane sowie Gallensteine als Ursache einer akuten Pankreatitis gezeigt.
Blockieren Gallensteine den Abfluss aus der Bauchspeicheldrüse, staut sich Verdauungssaft auf und es kann eine akute Pankreatitis entstehen.

Die Symptome einer akuten Pankreatitis

Starke, gürtelförmige Schmerzen sind das Hauptsymptom einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung. Sie treten vor allem im Oberbauch auf und können in den Rücken ausstrahlen. Folgende Symptome kommen häufig dazu:

  • Übelkeit und Erbrechen,
  • Fieber,
  • Kreislaufprobleme sowie
  • ein aufgeblähter, gummiartiger Bauch.

Wenn die Bauchspeicheldrüse entzündet ist, sind die Schmerzen meist so stark, dass die Betroffenen sofort eine Arztpraxis oder ein Krankenhaus aufsuchen. Die Patienten und Patientinnen werden dann meistens stationär im Krankenhaus behandelt – denn etwa 20 Prozent der Fälle einer akuten Pankreatitis gehen mit schweren Komplikationen einher. Möglich sind beispielsweise schwere Organschäden oder eine Infektion mit Bakterien – was lebensbedrohlich sein kann. Etwa 55.000 Menschen erkranken pro Jahr an einer akuten Pankreatitis. Männer sind dabei etwas häufiger als Frauen betroffen und das Erkrankungsalter liegt meist über 45 Jahren.

Je nach Ausprägung der Entzündung und je nachdem wie stark das Gewebe Schaden genommen hat, kann die Erkrankung sehr unterschiedlich verlaufen. Bei vier von fünf Erkrankten klingt die Entzündung nach etwa ein bis zwei Wochen mit Behandlung ab. Je schwerer der Verlauf, desto länger dauert es, bis die Patienten und Patientinnen sich vollständig erholen.

Passende Artikel zum Thema

Wie sieht die Therapie bei einer akuten Pankreatitis aus?

Bei einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung werden vor allem die Symptome behandelt und die Bauchspeicheldrüse, so gut es geht, entlastet. Dazu gehören zum Beispiel verschiedene Medikamente, die die Schmerzen, die Übelkeit und das Erbrechen lindern. Häufig kommen starke Schmerzmittel, sogenannte Opioide, zum Einsatz. Durch die starken Beschwerden ist es für die Betroffenen oft nicht möglich, ausreichend zu trinken. Darum erhalten sie über einen Tropf Flüssigkeit und Elektrolyte, um einen Flüssigkeitsmangel und damit möglicherweise einhergehenden Schockzustand zu verhindern. Bei einer bakteriellen Infektion sind Antibiotika erforderlich.

Die Betroffenen haben durch die Beschwerden außerdem Schwierigkeiten zu essen. Viele Patienten und Patientinnen verspüren nach ein bis zwei Tagen aber bereits wieder Appetit und Hunger und können beginnen, normal zu essen. Dabei ist es sinnvoll, mit fettarmer und leichter Kost zu starten, um die Bauchspeicheldrüse zu entlasten. Stellt sich keine Besserung ein oder bestehen Komplikationen, kann der Körper über eine Magensonde oder intravenös mit den wichtigsten Nährstoffen versorgt werden.

Wurde die akute Pankreatitis durch Gallensteine verursacht, werden diese entfernt und eventuell später auch die Gallenblase, um die Ausbildung weiterer Gallensteine und Entzündungen zu verhindern. Für Patienten und Patientinnen mit hohem Alkoholkonsum lautet die Empfehlung, auf Alkohol zu verzichten oder die Menge zu reduzieren.

Bei einer akuten Pankreatitis sollte eine fettarme und bekömmliche Ernährung, zum Beispiel in Form von Fisch und Gemüse, bevorzugt werden.

© iStock / Maria_Lapina

Bei einer akuten Pankreatitis fällt das Essen schwer, kommt der Appetit zurück, ist es ratsam zunächst fettarme Kost zu sich zu nehmen.

Unterstützung beim Alkoholverzicht

Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?