Verdauungssystem
Analvenenthrombose: Wie das Blutgerinnsel am After entsteht
Veröffentlicht am:15.04.2025
5 Minuten Lesedauer
Ein juckendes oder brennendes Gefühl signalisiert Menschen mit einer Analvenenthrombose oft, dass etwas nicht stimmt. Beim Tasten in der Region rund um den After können sie dann eine Schwellung spüren – doch wie verschwindet der Knubbel wieder?

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Was ist eine Analvenenthrombose?
Bei einer Analvenenthrombose (Analthrombose) bildet sich ein Blutgerinnsel, entweder am Aftereingang oder im Analkanal, also im letzten Abschnitt des Verdauungstrakts. Auch wenn der Begriff „Thrombose“ in diesem Zusammenhang manchmal zu Verunsicherungen führt, ist eine Analvenenthrombose harmlos – anders als zum Beispiel bei einer tiefen Beinvenenthrombose besteht hier keine Gefahr, dass sich das Blutgerinnsel ablöst und in der Lunge ein Blutgefäß verstopft. Die Erkrankung, die unter anderem mit Schmerzen einhergehen kann, ist für Patienten und Patientinnen lästig, bildet sich aber in der Regel innerhalb weniger Tage bis Wochen von alleine zurück, eine Operation ist nur selten nötig. Proktologen und Proktologinnen, die sich um das Fachgebiet von Erkrankungen des Enddarms kümmern, sehen eine Analvenenthrombose im Praxisalltag häufig: Ungefähr fünf Prozent ihrer Patienten und Patientinnen weisen das Krankheitsbild auf. Ein Blutgerinnsel im Analbereich zeigt sich meist bei Erwachsenen mittleren Alters, wobei Männer etwas häufiger erkranken. Kinder sind nur sehr selten betroffen.
Welche Symptome löst eine Analvenenthrombose aus?
Bei einer Analvenenthrombose geht es meist schnell: Innerhalb von Minuten bis Stunden bildet sich eine Schwellung, entweder im After oder an dessen Rand. Sie ist als bläulich-rötliche Vorwölbung zu erkennen, die wenige Millimeter, aber auch mehrere Zentimeter betragen kann. Doch nicht immer ist die Analthrombose auf den ersten Blick sichtbar: Das gilt insbesondere dann, wenn das Blutgerinnsel nur stecknadelkopfgroß oder die Analregion stark behaart ist. Die Schwellung kann zu einem starken Schmerz, Juckreiz, einem Spannungsgefühl oder zu einem stechenden und brennenden Gefühl führen. Ertasten Betroffene die Region rund um den After, spüren sie dabei Knoten, die sich prall-elastisch anfühlen können.
Ursachen der Analvenenthrombose im Überblick
Es gibt verschiedene Faktoren, die das Krankheitsbild auslösen, manchmal finden Mediziner und Medizinerinnen aber auch keine Ursache für die Analvenenthrombose.
Folgendes kann Blutgerinnsel in der Analregion begünstigen:
- thermische Einflüsse wie Kälte (Sitzen auf einem kalten Untergrund) oder schwülwarme Wetterlagen
- Anstrengungen beim Sport, zum Beispiel beim Joggen
- ein erhöhter Druck im Bauch, ausgelöst durch Husten, schweres Heben, Pressen beim Toilettengang, bei fortgeschrittener Schwangerschaft oder bei der Geburt
- hormonelle Umstellungen, zum Beispiel während der Schwangerschaft oder Menstruation
- ernährungsbedingte Einflüsse (Alkohol und Gewürze)
- Eingriffe am Enddarm oder Analverkehr
Achtung, Verwechslungsgefahr: vergrößerte Hämorrhoiden und Analvenenthrombose
Jeder Mensch hat Hämorriden – die rege durchbluteten Gefäßpolster befinden sich am Ausgang des Enddarms, also in unvermittelbarer Nähe zum After. Zusammen mit dem Schließmuskel sorgen sie dafür, dass der Darm sich schließt und kein Stuhl ungewollt nach draußen gelangt. Problematisch wird es nur dann, wenn die Hämorrhoiden vergrößert sind – in dem Fall führen sie, genauso wie eine Analvenenthrombose, oft zu Beschwerden wie Juckreiz oder Brennen in der Afterregion. Manchmal stiftet auch der Begriff „Äußere Hämorriden“, der ab und zu fälschlicherweise als Synonym für eine Analthrombose verwendet wird, Verwirrung. Im Gegensatz zu Hämorrhoiden liegt bei einer Analvenenthrombose ein Gerinnsel in einer Vene, genauer gesagt der Venen des Plexus haemorrhoidalis caudalis, vor. Richtig ist aber, dass vergrößerte Hämorrhoidalpolster Analthrombosen begünstigen können.
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So sieht die Behandlung einer Analvenenthrombose aus
Patienten und Patientinnen, die Symptome wie Schmerzen verspüren oder eine Schwellung in der Analregion ertasten, können eine Praxis für Allgemeinmedizin oder für Proktologie aufsuchen. Der Arzt oder die Ärztin sieht sich den betroffenen Körperbereich an und tastet ihn ab. Untersuchungsinstrumente wie ein Spekulum sind nur dann nötig, wenn sich das Blutgerinnsel tiefer im Analkanal befindet. Wie Mediziner und Medizinerinnen bei einer diagnostizierten Analvenenthrombose vorgehen, hängt vom Leidensdruck der Betroffenen ab. Leicht ausgeprägte oder zurückgehende Beschwerden erfordern entweder keine oder eine konservative Behandlung, zum Beispiel mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen. Alternativ kann der Arzt oder die Ärztin ein entzündungshemmendes Kortikoid in Salbenform im Analbereich verordnen. Leidet der Patient oder die Patientin unter starken Schmerzen, ist möglicherweise ein ambulanter operativer Eingriff sinnvoll. Unter örtlicher Betäubung macht der Mediziner oder die Medizinerin einen kleinen Schnitt und räumt das Blutgerinnsel, seltener den gesamten Knoten aus – das Vorgehen bringt Betroffenen eine schnelle Linderung. Unbehandelt oder mit konservativen Maßnahmen beträgt die Dauer einer Analvenenthrombose etwa ein bis zwei Wochen. Halten die Beschwerden länger an, ist in jedem Fall ein ärztlicher Rat notwendig, um andere Ursachen wie einen Abszess oder ein Analkarzinom auszuschließen.

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Analvenenthrombose: Was können Betroffene selbst tun?
Patienten und Patienten können ihre Genesung aktiv unterstützen, zum Beispiel mit Hausmitteln bei Analvenenthrombose. Dazu zählen:
- Kühlung: Einige Menschen mit einer Analvenenthrombose empfinden Kälte als angenehm. Ein Eisbeutel oder ein Kühlpack, mehrmals täglich auf die betroffene Stelle aufgebracht, kann Linderung verschaffen. Um lokale Erfrierungen zu vermeiden, wickeln Betroffene am besten ein Geschirrtuch um die Kältequelle. Achtung: Kälte tut nicht jeder Person mit den Beschwerden gut, hier ist vorsichtiges Ausprobieren gefragt.
- Weichbettung: Langes Sitzen, vor allem auf einem harten Untergrund, kann den Druck auf die Analregion erhöhen und dadurch die Schmerzen verstärken. Regelmäßiges Bewegen und das Sitzen auf einem weichen Kissen sind daher sinnvoll. Betroffene können auch einen Sitzring nutzen – er verfügt über eine Aussparung in der Mitte und sorgt damit für eine Druckentlastung im Bereich des Anus.
- Angepasstes Toilettenverhalten: Durch die Schwellung steht die Analregion im wahrsten Sinne des Wortes unter Druck. Patienten und Patientinnen sollten unnötigen Druck vermeiden. Der kann nicht nur durch Sitzen entstehen, auch das Pressen beim Stuhlgang und das feste Reiben mit Toilettenpapier sind jetzt am besten tabu. Denn dadurch kann die Haut, die das Blutgerinnsel bedeckt, Schaden nehmen. Die Folge können Blutungen oder Infektionen sein.
- Stuhlauflockernde Maßnahmen: Mit einem lockeren Stuhl vermeiden Patienten und Patientinnen das Pressen auf der Toilette. Ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Flohsamenschalen oder Pflaumen machen den Stuhl weich. Auch ist es wichtig, ausreichend zu trinken: Mindestens anderthalb Liter pro Tag sollten es sein.
- Sitzbäder: Betroffene können in Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin auch mehrmals täglich Sitzbäder als Hausmittel bei Analvenenthrombose anwenden – sie lindern häufig kurzfristig die Schmerzen, regen die Durchblutung an und entspannen die Muskulatur. Doch Vorsicht: Heißes Wasser kann die Analregion unnötig reizen, daher verwenden Patienten und Patientinnen besser lauwarmes Wasser.
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