Verdauungssystem
Darmspiegelung: Unkompliziert Leben retten
Veröffentlicht am:21.10.2021
5 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 14.12.2023
Darmspiegelung – allein das Wort treibt manchen Menschen den Schweiß auf die Stirn. Doch die Prozedur ist nicht nur unproblematisch – sie kann vor allem auch Leben retten. Hier erfahren sie alles Notwendige über die Koloskopie als Krebsvorsorge.
Warum ist eine Darmspiegelung als Krebsvorsorge so wichtig?
Neben Lungen-, Brust- und Prostatakrebs zählt Darmkrebs zu den vier häufigsten Krebsarten in Deutschland. Die Heilungschancen sind abhängig von dem Stadium, in dem der Krebs entdeckt wird. Eine Darmspiegelung, die auch Koloskopie genannt wird, kann Krebs schnell aufspüren und ihn sogar verhindern. Bei einem Eingriff können bereits Vorformen der bösartigen Tumore frühzeitig erkannt und entfernt werden. Laut dem Internisten und Gastroenterologen Dr. med. Andreas Schröder kann so bei neun von zehn Patienten Darmkrebs verhindert werden.
Was passiert bei einer Darmspiegelung?
Bei einer Darmspiegelung wird der gesamte Dickdarm durchleuchtet und auf Polypen und krebsverdächtiges Gewebe untersucht. Dazu führt das medizinische Fachpersonal einen flexiblen, etwa 1,5 Meter langen Schlauch mit einem Durchmesser von circa einem Zentimeter durch den After in den Darm. Dieser Schlauch nennt sich Koloskop und ist mit einer Lichtquelle und einer Kamera ausgestattet, mit der das Darminnere betrachtet werden kann.
Für den Fall, dass verdächtige Schleimhautstellen entdeckt werden, wird ein kleines Instrument durch das Koloskop geschoben, mit dem eine Probe entnommen, die anschließend direkt untersucht wird.
Eine Darmspiegelung dauert etwa 15 bis 45 Minuten, in dieser Zeit können die meisten Darmpolypen gefunden werden, besonders wenn sie bereits zu einem Karzinom gewachsen sind. Einen hundertprozentigen Schutz bietet der Eingriff jedoch nicht.
Ab wann ist eine Darmspiegelung zu empfehlen?
In Deutschland bieten Krankenkassen jedem Mann ab 50 Jahren und jeder Frau ab 55 Jahren zweimal an, im Rahmen der Krebsvorsorge eine Darmspiegelung durchführen zu lassen.
Finden Ärzte und Ärztinnen auffällige Polypen, wird eine zweite Spiegelung nach drei bis fünf Jahren empfohlen. Stellen sie hingegen keine Auffälligkeiten fest, wird eine weitere Darmspiegelung erst frühestens nach zehn Jahren erneut zur Kontrolle angeboten. Darmkrebs wächst langsam, weshalb es in der Regel mehrere Jahre dauert, bis aus Darmpolypen Krebs entstehen kann. Ab dem 75. Lebensjahr wird von einer Darmspiegelung zur Früherkennung abgeraten, da das Risiko für Komplikationen zu hoch ist.
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Darmkrebs frühzeitig erkennen
Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind wichtig – nicht nur der jährliche Gesundheitscheck in der hausärztlichen Praxis, sondern auch gezielte Untersuchungen, die zur Früherkennung einzelner Erkrankungen dienen, zum Beispiel Darmkrebs.
Welche Nebenwirkung hat eine Darmspiegelung (Koloskopie)?
„Mögliche Komplikationen sind zum Beispiel Blutungen oder Perforationen (Darmdurchbrüche)“, erklärt Dr. Schröder. Diese Blutungen werden überwiegend durch das Entfernen der Polypen ausgelöst. In der Regel lassen sie sich aber gut behandeln und in den Griff bekommen. Sie treten bei zwei bis drei von 1.000 Männern beziehungsweise bei ein bis zwei von 1.000 Frauen auf. Noch seltener kommt es zu einer Perforation. Ein solcher Darmdurchbruch kann jedoch mitunter lebensgefährlich sein und muss sofort operiert werden.
Auch Herz-Kreislauf-Probleme können als Nebenwirkung einer Darmspiegelung auftreten, sind aber ebenfalls selten. Häufiger kann es dagegen zu Blähungen oder Schmerzen kommen, die durch die Weitung des Darms entstehen. Diese Symptome sind aber unbedenklich und treten nur vorübergehend auf. Mögliche Nebenwirkungen sind ein wichtiger Teil des Aufklärungsgespräches, leider kommt es jedoch immer wieder vor, dass Patienten und Patientinnen nicht optimal informiert werden.
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1. Aufklärungsgespräch
Der Arzt oder die Ärztin klärt über die Risiken auf und bespricht mit dem Patienten oder der Patientin den Vorgang einer Darmspiegelung, mögliche Nebenwirkungen und die Maßnahmen, die zur Vorbereitung getroffen werden müssen.
2. Vorbereitung/Darmreinigung
Vor dem Eingriff muss der Darm entleert werden, damit der Arzt oder die Ärztin optimale Sicht hat. Dazu trinken die Patienten und Patientinnen meistens am Abend vor dem Termin ein Abführmittel mit etwa zwei bis vier Litern Flüssigkeit. Erlaubt sind Wasser, Saft, Tee und Brühe. Feste Kost darf zwei bis drei Stunden vor dem Abführen und bis zu der Untersuchung nicht aufgenommen werden.
3. Sedierung
Die Behandlung an sich findet ohne Narkose statt. Es besteht aber die Möglichkeit, ein sedierendes Medikament zu bekommen, sodass man von der Untersuchung kaum etwas mitbekommt. Der Patient oder die Patientin liegt auf der Seite, die behandelnde Person bläst Luft in den Darm, um ihn zu weiten und die sogenannte Koloskopie beginnt.
4. Behandlung
Falls der Arzt oder die Ärztin auf Auffälligkeiten an der Darmwand stößt, entnimmt er mithilfe von winzigen Zangen Gewebeproben. Darmpolypen werden direkt entfernt.
5. Erholung
Nach der Darmspiegelung dürfen Patienten und Patientinnen sofort wieder etwas essen. Sind während der Behandlung Polypen entfernt worden, empfiehlt es sich aber, damit zu warten. Der Arzt oder die Ärztin wird Sie dazu beraten und gegebenenfalls nächste Schritte besprechen. Haben Sie Beruhigungsmittel zu sich genommen, sollten Sie die nächsten 24 Stunden weder Auto fahren noch Maschinen bedienen.