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Verdauungssystem

Das Roemheld-Syndrom: Wenn Blähungen Herzbeschwerden auslösen

Veröffentlicht am:09.01.2024

4 Minuten Lesedauer

Beim Roemheld-Syndrom führt Luft im Darm zu Beschwerden am Herzen. Die Ursachen für die Entstehung der Gase sind unterschiedlich. Spezielle Medikamente und eine Ernährungsumstellung schaffen Abhilfe.

Eine junge Frau liegt mit schmerzverzerrtem Gesicht auf der Couch und hält sich den Bauch.

© iStock / LaylaBird

Was ist das Roemheld-Syndrom?

Beim sogenannten Roemheld-Syndrom, medizinisch auch gastrokardiales Syndrom genannt, sorgen Gasansammlungen im Darm für Herzprobleme. Dass sich Gas im Verdauungstrakt bildet, ist völlig normal. Überschüssige Gase lässt der Körper wieder heraus – durch Aufstoßen oder Flatulenzen (Blähungen). Wenn jedoch mehr Gas entsteht, als der Körper loswerden kann, kann dies zu unangenehmen Beschwerden führen; etwa zu Magenschmerzen oder Darmkrämpfen.

Bei einigen Menschen kann eine übermäßige Gasansammlung zudem das Zwerchfell anheben und in Richtung Herz verlagern, sodass dessen Arbeit beeinträchtigt wird. Dies kann zu Beschwerden führen, die als Roemheld-Syndrom bezeichnet werden. Das Roemheld-Syndrom ist also keine Erkrankung im eigentlichen Sinn. Es ist ein Symptomkomplex, der im Rahmen einer Erkrankung auftreten kann.

Benannt wurde diese gastrokardiale Symptomgruppe nach dem Arzt Ludwig von Roemheld, der entdeckte, dass Herzbeschwerden häufiger im Zusammenhang mit Verdauungsstörungen vorkamen. Roemhelds Theorie, dass Herzrhythmusstörungen mit Magen-Darm-Beschwerden zusammenhängen können wurde in verschiedenen Studien bestätigt.

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Welche Symptome haben Betroffene beim Roemheld-Syndrom?

Beim Roemheld-Syndrom beeinträchtigt übermäßige Luft im Oberbauch die Lage und Funktion des Herzens. Das kann zu Herzrhythmusstörungen führen, die für viele Betroffene sehr beängstigend sind. Sie empfinden zum Beispiel Beschwerden wie Herzrasen oder Herzstolpern, haben ein Engegefühl in der Brust oder Brustschmerzen. Auch Kurzatmigkeit, Hitzewallungen, Schwindel, Übelkeit oder Angstzustände können auftreten.

Neben den Herzbeschwerden können sich weitere Beschwerden zeigen, die häufig mit starken Blähungen einhergehen, zum Beispiel Bauchschmerzen oder Darmkrämpfe. Ein Völlegefühl sowie Appetitlosigkeit können ebenfalls durch die vermehrten Gase ausgelöst werden. Fast immer leiden Betroffene unter dem ungewollten Abgang von Winden oder Rülpsern, die sich nicht unterdrücken lassen. Werden die Blähungen beispielsweise durch Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Magen-Darm-Infekte ausgelöst, sind Symptome wie Durchfall oder Erbrechen typische Begleiter.

Diagnose eines Roemheld-Syndroms

Das Roemheld-Syndrom ist eine Ausschlussdiagnose. Bei Beschwerden am Herzen, egal, ob es um Herzrasen, Atemnot oder ein Engegefühl geht, muss ärztlicher Rat eingeholt werden. Oft sind die Ursachen harmlos, aber es kann auch eine ernste Herzerkrankung dahinterstecken. Erst, wenn eine Herzerkrankung sicher ausgeschlossen ist, wird der Arzt oder die Ärztin ein Roemheld-Syndrom als Ursache in Erwägung ziehen. Daher gilt: Bei Herzbeschwerden immer bei einem Arzt oder einer Ärztin vorstellen!

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Welche Ursachen gibt es für das Roemheld-Syndrom?

Das Roemheld-Syndrom wird durch übermäßige Gase im Körper ausgelöst. Sie können verschiedene Ursachen haben und beispielsweise auftreten, wenn eine Person stark blähende Lebensmittel gegessen hat, zum Beispiel Zwiebeln, Knoblauch, Kohl oder Hülsenfrüchte.

Auch psychische Störungen und Stress können Verdauungsbeschwerden auslösen, die mit Blähungen einhergehen. Akute Magen-Darm-Infektionen, eine Entzündung des Darms (Enteritis) oder eine Entzündung der Magenschleimhaut (Gastritis) können ebenfalls eine Rolle bei der übermäßigen Ansammlung von Gasen im Magen-Darm-Trakt spielen. Blähungen sind zudem ein typisches Symptom beim Reizdarmsyndrom.

Nahrungsmittelunverträglichen sind eine weitere mögliche Ursache für Blähungen. Typisch sind sie, wenn Betroffene Milchzucker (Laktose) nicht richtig verdauen können. Wer nach dem Verzehr von Milchprodukten unter Blähungen leidet, sollte daher einen Laktose-Intoleranz-Test durchführen lassen. Gut zu wissen: Oftmals werden kleine Laktose-Mengen noch vertragen, sodass Beschwerden erst bei stärkerem Verzehr auftreten – und dann womöglich das Roemheld-Syndrom auslösen.

Eine junge Frau sitzt entspannt auf der Couch, hält ein Buch in der einen und einen Henkelbecher in der anderen Hand.

© iStock / Daniel de la Hoz

Entspannung und Kräutertees beruhigen den Bauch, wenn er mit Blähungen zu kämpfen hat.

Wie wird das Roemheld-Syndrom behandelt?

Die Therapie des Roemheld-Syndroms besteht in der Behandlung und Vermeidung der Blähungen. Ist eine Grunderkrankung der Auslöser der vermehrten Luft im Magen-Darm-Trakt, muss eine entsprechende Therapie erfolgen. Bei Unverträglichkeiten ist es entscheidend, dass Sie auf die entsprechenden Lebensmittel verzichten. Darüber hinaus gibt es mehrere Möglichkeiten, überschüssige Luft im Körper zu vermeiden beziehungsweise zu reduzieren:

Umstellung der Ernährung

Es gibt Lebensmittel, die Blähungen fördern. Dazu zählen unter anderem Zwiebeln, Kohl, Hülsenfrüchte wie Bohnen und Linsen, aber auch Müsli, frisches Brot und Rohkost. Kohlensäurehaltige Getränke wie Limonaden oder sprudelndes Mineralwasser steigern ebenfalls den Gasgehalt im Darm. Beim Roemheld-Syndrom ist es daher wichtig, dass Sie blähende Lebensmittel möglichst meiden und außerdem langsam essen und gut kauen, damit mit der Mahlzeit möglichst wenig zusätzliche Luft in den Verdauungstrakt gelangt.

Behandlung mit Medikamenten

Reicht eine Ernährungsumstellung und das Vermeiden bestimmter Lebensmittel nicht aus, gibt es spezielle Medikamente, die Gase so verändern, dass sie vom Körper besser aufgenommen oder abgesetzt werden können. Pflanzliche Arzneimittel mit ätherischem Fenchel-, Anis- oder Kümmelöl verhindern eine zu starke Gärung der Nahrung, die zu Gasbildung führt, und fördern die Verdauung. Medikamente aus der Gruppe der Prokinetika sorgen dafür, dass der Nahrungsbrei schneller verdaut wird und weniger Gärungsprozesse entstehen.

Was Sie noch gegen Blähungen tun können

Soforthilfe gegen Blähungen, die das Roemheld-Syndrom auslösen können, verschafft Ihnen eine Wärmflasche auf dem Bauch. Auch Kräutertees wirken beruhigend, wenn sie zum Beispiel Kamillenblüten, Pfefferminzblätter oder Kümmel- und Fenchelsamen enthalten.

Zur Vorbeugung gegen Blähungen hilft auch, Stress zu vermeiden und sich ausreichend zu bewegen. Insbesondere, wenn Sie berufsbedingt viel sitzen müssen, tut es der Verdauung gut, regelmäßig aufzustehen und spazieren zu gehen. Auch spezielle Übungen, die die Bauchmuskeln trainieren, können einem Roemheld-Syndrom vorbeugen. Probieren Sie beispielsweise aus, sich auf den Rücken zu legen, beide Beine anzuheben und dann in der Luft „Fahrrad zu fahren“.

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