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Magenschutztabletten – warum sie auch schaden können

Veröffentlicht am:21.11.2023

4 Minuten Lesedauer

Magenschutztabletten können helfen, Säure im Magen zu reduzieren und unangenehme Beschwerden wie Sodbrennen oder saures Aufstoßen zu lindern. Die Einnahme ist allerdings medizinisch nicht immer ratsam.

Eine Frau sitzt auf der Couch und hält eine Verpackung mit Magenschutztabletten in der Hand, während sie die Packungsbeilage liest.

© iStock / Filmstax

Was sind Magenschutztabletten?

Magenschutztabletten sind Arzneimittel, die auf unterschiedliche Weise die Menge an Säure im Magen reduzieren können. Das ist vorübergehend hilfreich, wenn der Magen zu viel Magensäure bildet, etwa durch Stress, fettiges Essen, Genussmittel wie Kaffee, Alkohol oder Nikotin.

Magenschutztabletten kommen vor allem bei Erkrankungen mit erhöhter Säureproduktion zum Einsatz. Die Medikamente schützen dann die Magenschleimhaut bei:

Säureblocker können auch Schäden an der Magenschleimhaut vorbeugen, die etwa durch die langfristige Einnahme bestimmter Medikamente (beispielsweise Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac) entstehen. Ob die zusätzliche Einnahme von Magenschutztabletten sinnvoll ist, entscheiden der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin individuell.

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Welche Arten von Magenschutztabletten gibt es?

Je nach Wirkstoff unterscheiden Fachleute verschiedene Gruppen von Magenschutztabletten: Protonenpumpenhemmer, H2-Blocker und Antazida.

Protonenpumpenhemmer

Die sogenannten Magensäureblocker hemmen ein bestimmtes Enzym und bewirken, dass die Drüsenzellen im Magen weniger Säure ausschütten. Die auch Protonenpumpenhemmer oder -inhibitoren (PPI) genannten Medikamente kommen oft bei wiederkehrenden Beschwerden wie Sodbrennen, saurem Aufstoßen oder der Refluxkrankheit zum Einsatz oder werden parallel zur Einnahme von bestimmten Schmerzmitteln eingenommen. In Abhängigkeit der zugelassenen Anwendungsgebiete sind sie teils ohne Rezept in der Apotheke erhältlich oder werden je nach Beschwerden durch einen Arzt oder eine Ärztin verschrieben. Wichtig: PPI müssen die Betroffenen auf nüchternen Magen einnehmen, idealerweise eine Stunde vor einer Mahlzeit.

H2-Blocker

Diese Magenschutztabletten verhindern, dass der Botenstoff Histamin an bestimmte Andockstellen im Magen bindet, damit der Magen weniger Säure bildet. Ärzte oder Ärztinnen verschreiben H2-Blocker oft, wenn die Betroffenen keine Protonenpumpenhemmer einnehmen können. Typische Einsatzgebiete sind bestehende Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre oder eine Magenschleimhautentzündung. Die Mittel wirken etwa sechs bis zehn Stunden und werden unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen. H2-Blocker sind verschreibungspflichtig.

Antazida

Diese Mittel gibt es als Gel, flüssig oder als Kautabletten. Sie wirken direkt im Magen, indem sie durch basische Mineralien wie Aluminium- und Magnesiumhydroxid sowie Calcium- und Magnesiumcarbonat oder auch Natriumhydrogencarbonat die vorhandene Magensäure neutralisieren. Antazida eignen sich besonders zur symptomatischen Behandlung bei leichteren, gelegentlichen Beschwerden. Da sie bereits nach wenigen Minuten wirken, können Betroffene sie nach Bedarf gemäß den Einnahmeempfehlungen einnehmen. Diese Mittel sind jedoch keine Dauerlösung, da sie bei Daueranwendung Verstopfung, Durchfall oder erhöhte Magnesiumspiegel verursachen können. Wer regelmäßig unter Beschwerden wie Sodbrennen leidet, sollte diese unbedingt medizinisch abklären lassen.

Sind Magenschutztabletten für eine dauerhafte Anwendung geeignet?

Auch wenn viele Magenschutzmedikamente ohne Rezept erhältlich sind, sollten Sie diese nicht länger als zwei Wochen am Stück einnehmen. Denn hinter andauernden Beschwerden können schwerwiegende Erkrankungen stecken, die eine ärztliche Abklärung und eine entsprechende Behandlung erfordern. Außerdem haben auch rezeptfrei erhältliche Mittel für den Magen unerwünschte Nebenwirkungen: Die Magensäure ist dafür da, Bakterien und andere Krankheitserreger abzutöten. Ist die Magensäure aber dauerhaft stark reduziert, kann sie diese Aufgabe nicht mehr erfüllen. Die Erreger überleben dann die Magenpassage und erhöhen das Risiko für Darm-Beschwerden. Antazida neutralisieren zwar die vorhandene Säure, wirken sich aber nicht auf die Säureproduktion selbst aus. Aber auch Antazida haben unerwünschte Nebenwirkungen. Vor allem Patientinnen und Patienten mit einer Niereninsuffizienz sollten vor der Nutzung ärztlichen Rat einholen. Antazida haben einen hohen Einfluss auf andere Medikamente. Daher sollten die Betroffenen immer ärztlich kontrollieren lassen, ob sie Antazida ohne Auswirkungen auf andere Medikationen anwenden können.

Protonenpumpenhemmer können langfristig zu einem Mangel an Vitamin B12 und Eisen führen, da die Magensäure dafür verantwortlich ist, diese Nährstoffe von der Nahrung zu trennen. Es gibt auch Hinweise, dass das Risiko für Knochenbrüche steigt. Denn der Mangel an Magensäure vermindert die Aufnahme des Knochenbausteins Kalzium. Eine länger andauernde Anwendung ist nur in bestimmten Fällen und unter ärztlicher Aufsicht ratsam, dabei sollten Sie jährlich das Blutbild kontrollieren lassen. Zeigen sich Mangelerscheinungen der genannten Nährstoffe, sollten Betroffene die Medikamente absetzen. Generell gilt aber: Setzen Sie ärztliche verschriebene Medikamente nicht selbstständig ab, sondern besprechen Sie sich vorab mit Ihren behandelnden Ärzten oder Ärztinnen.

In der Regel werden die Medikamente schrittweise abgesetzt, etwa indem Betroffene Protonenpumpenhemmer nur noch jeden zweiten Tag einnehmen. Denn wer die Medikamente zuvor länger als zwei Monate eingenommen hat, muss bei abruptem Absetzen mit dem sogenannten Rebound-Phänomen rechnen. Dabei können vorübergehend typische säurebedingte Symptome wie etwa Sodbrennen verstärkt auftreten.

Eine junge Frau sitzt draußen und hält eine Keramiktasse randvoll mit Tee.

© iStock / AscentXmedia

Kräutertee statt Kaffee: Schon kleine Verhaltensänderungen können dem empfindlichen Magen helfen.

Welche Alternativen zu Magenschutztabletten gibt es?

Magenschutz ist auch ohne Magenschutztabletten möglich. Betroffene, die beispielsweise häufiger unter Sodbrennen leiden, können Verhaltensweisen ändern, die eine verstärkte Säureproduktion im Magen fördern. Dazu gehört:

  • auf Genussmittel wie Zigaretten, Kaffee und Alkohol verzichten
  • fett- und/oder säurehaltige sowie stark gewürzte Speisen meiden
  • Stress verringern
  • Getränke ohne Kohlensäure trinken
  • kleine Portionen essen
  • Übergewicht reduzieren
  • etwa drei Stunden vor dem Schlafengehen nichts mehr essen

Leiden Sie vor allem nachts unter Beschwerden? Dann kann es sinnvoll sein, den Oberkörper zum Schlafen zu erhöhen oder sich auf die linke Seite zu drehen, sodass der Magenverschluss oben liegt. Manchen Menschen hilft es, zum Essen ein Glas Wasser mit einem Teelöffel Apfelessig zu trinken oder nach dem Essen langsam ein Stück Ingwerwurzel zu kauen – wissenschaftlich belegt ist die Wirkung aber nicht. In jedem Fall gilt: Dauern die Beschwerden an oder kommen weitere Symptome hinzu, sollten Sie ärztlichen Rat einholen.

Magenschutztabletten in der Schwangerschaft: Was Sie beachten sollten

Etwa die Hälfte der Schwangeren ist von Sodbrennen betroffen. Das unangenehme Brennen tritt vermehrt zum Ende der Schwangerschaft auf. Der Körper produziert in dieser Zeit mehr Progesteron und Östrogen. Diese Hormone bewirken eine Entspannung der Muskulatur, damit es nicht zu vorzeitigen Wehen kommt. Eine Folge kann allerdings auch sein, dass der Schließmuskel der Speiseröhre nicht mehr zuverlässig funktioniert und die Magensäure aufsteigen kann. Betroffene sollten sich mit den Beschwerden an den behandelnden Gynäkologen oder die behandelnde Gynäkologin wenden, um zu besprechen, welche Medikamente infrage kommen.

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