Verdauungssystem
Symptome und Formen einer Malabsorption
Veröffentlicht am:07.06.2023
4 Minuten Lesedauer
Wenn die Fähigkeit, Nährstoffe, Wasser oder auch Elektrolyte aus der Nahrung aufzunehmen, beeinträchtigt ist, spricht man von Malabsorption. Dieser Überbegriff umfasst eine Vielzahl von Erkrankungen mit unterschiedlichen Ursachen und Symptomen.
Was ist eine Malabsorption?
Der Begriff Malabsorption fasst eine Vielzahl unterschiedlicher Störungen zusammen, die im Rahmen der Aufnahme von Nährstoffen, Wasser oder auch Elektrolyten auftreten können. Bei der schrittweisen Verarbeitung der Nahrung im Magen-Darm-Trakt werden die Makronährstoffe (Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate) in Einzelbestandteile zerlegt. Ebenso wie Mikronährstoffe (unter anderem Vitamine und Mineralstoffe) nimmt der Körper diese größtenteils über die Dünndarmschleimhaut auf. Die Nährstoffaufnahme wird als Resorption bezeichnet. Durch eine Malabsorption ist diese Aufnahme jedoch aus unterschiedlichen Gründen gestört. Die Folge: Der Körper kann die notwendigen Nährstoffe nicht ausreichend aufnehmen und verwerten.
Bleibt ein Malabsorptionssyndrom unbemerkt, kann sich das negativ auf die Gesundheit und die Lebensqualität der Betroffenen auswirken. Ist der Körper nicht in der Lage, genügend Makronährstoffe aufzunehmen, äußert sich dies häufig in Form von Verdauungsbeschwerden und Gewichtsverlust – obwohl die Betroffenen ausreichend Nahrung zu sich nehmen. Ist die Versorgung mit Mikronährstoffen eingeschränkt, kann sich dies zudem unter anderem auf Knochen, Haut, Haare und Augen auswirken. Die Behandlung richtet sich nach den spezifischen Ursachen und der Form des Malabsorptionssyndroms.
Hauptursachen einer Malabsorption
Auch im Rahmen einer akuten Magen-Darm-Infektion kann es zu einer vorübergehenden Malabsorption kommen. Ursachen für eine Verwertungsstörung können zum Beispiel eine Nährstofftransportstörung, eine funktionelle oder auch eine morphologische Veränderung sein wie beispielsweise:
- Bauchspeicheldrüsen-, Gallenblasen- oder Lebererkrankungen
- Pankreasinsuffizienz
- Mukoviszidose
- Verstopfung der Gallenwege
- Erkrankungen der Gallenblase
- Lebererkrankungen
- Erkrankungen des Lymphsystems
- intestinale Lymphangiektasie
- Lymphome
- Schädigung der Dünndarmschleimhaut
- Infektionskrankheiten wie Morbus Whipple oder Tropische Sprue
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
- Autoimmunkrankheiten wie die Zöliakie
- übermäßiger Konsum von Alkohol, bestimmten Medikamenten oder Drogen
- Strahlen- und Chemotherapie
- Kurzdarmsyndrom
- bakterielle Überwucherung des Dünndarms (SIBO)
- Überproduktion von Magensäure (z. B. Zollinger-Ellison-Syndrom)
- Lebensmittelunverträglichkeiten
Auch bestimmte Lebensmittelunverträglichkeiten können zu einer partiellen Malabsorption führen. Beispiele dafür sind die nicht erbliche Fruktoseintoleranz und die Laktoseintoleranz. Zöliakie oder Morbus Crohn können die Ursachen einer sekundären Laktoseintoleranz sein, bei der die Aktivität des Enzyms Laktose eingeschränkt ist.
Formen eines Malabsorptionssyndroms
Durch strukturelle Veränderungen der Dünndarmwand, etwa entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, kann eine allgemeine Malabsorption entstehen. Allgemein bedeutet das, dass die Aufnahme (fast) aller Nährstoffen beeinträchtigt ist. Dann spricht man von einer globalen Resorptionsstörung. In anderen Fällen betrifft die Verwertungsstörung nur einen bestimmten Nährstoff (partielle Resorptionsstörung), etwa bei der Fruktosemalabsorption. Zu den partiellen Resorptionsstörungen gehören:
Verschiedene Arten der Kohlenhydratmalabsorption
Bei der Kohlenhydratmalabsorption reagieren Betroffene empfindlich auf einzelne oder mehrere Kohlenhydrate wie Mehrfachzucker (etwa bei Stärke), Laktose (Milchzucker) oder auch Fructose (Fruchtzucker). Können Kohlenhydrate im Dünndarm nicht richtig aufgenommen werden, gelangen sie in den Dickdarm. Dort werden sie fermentiert und von Bakterien zu kurzkettigen Fettsäuren und Gasen umgewandelt, was zu Blähungen und fettigen Stühlen führt.
Fettmalabsorption
Die Fett-Malabsorption gehört zu den häufigsten Arten von Malabsorption. Wie der Begriff schon verrät, hat der Dünndarm bei dieser Verwertungsstörung Probleme damit, Fette aufzunehmen. Dadurch wandern sie in den Dickdarm und verursachen in der Regel Fettstühle. Oft können auch fettlösliche Vitamine wie Vitamin A, Vitamin D, Vitamin E und Vitamin K nicht aufgenommen werden.
Eiweißmalabsorption
Eiweiß-Malabsorptionen treten in der Regel auf, wenn eine Unverträglichkeit wie Milcheiweiß- oder Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) vorliegt. Häufige Symptome bei Zöliakie sind Durchfall und Gewichtsverlust.
Was ist der Unterschied zwischen Malabsorption und Maldigestion?
Die Malassimilation ist ein Zustand, in dem der Körper die aufgenommene Nahrung nur vermindert ausnutzen kann. Das kann verschiedene Ursachen haben. Bei der Maldigestion ist die Aufspaltung der Nahrung in Nährstoffe gestört, weil bestimmte Verdauungsenzyme fehlen oder defekt sind. Bei der Malabsorption ist die Aufspaltung der Nahrung kein Problem. Stattdessen ist die Aufnahme oder der Transport der Nährstoffe gestört.
Symptome und Folgen einer Malabsorption
Je nach Art der Malabsorption können die Symptome unterschiedlich sein. Es gibt jedoch auch Überschneidungen. Zu Beginn äußert sich eine Malabsorption durch Magen-Darm-Beschwerden, weil bestimmte Nährstoffe im Dünndarm nicht resorbiert werden. Mit der Zeit können dadurch Mangelerscheinungen auftreten, weil diese Nährstoffe dem Körper fehlen. Bei Kindern kann es zu Entwicklungsverzögerungen oder Skelettdeformitäten kommen. Folgende Symptome können auf eine Malabsorption hindeuten:
- Unterleibsschmerzen
- aufgeblähter Bauch
- Blähungen
- Übelkeit und Erbrechen
- Diarrhoe (Durchfall)
- Steatorrhoe (Fettstühle)
Die Anzeichen einer Unterernährung können sich so darstellen:
- ungewollter Gewichtsverlust
- Muskelschwund
- häufige Infektionen
- leichte Blutergüsse
- trockene Haut und Hautverletzungen
- trockenes Haar und Haarausfall
- Dehydrierung
- Ödeme
- Anämie
- Reizbarkeit
- Apathie
- Müdigkeit
- Ausbleiben der Periode bei Frauen
- Wachstumsverzögerungen bei Kindern
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Wie wird eine Malabsorption diagnostiziert?
Besteht der Verdacht, dass ein Malabsorptionssyndrom den Beschwerden zugrunde liegt, kann der Arzt oder die Ärztin geeignete Tests einsetzen, wie zum Beispiel den Wasserstoff-Atemtest bei Verdacht auf eine Kohlenhydratunverträglichkeit oder eine bakterielle Überbesiedelung des Dünndarms. Ein Stuhltest kann Aufschluss über den Fettgehalt im Stuhl und über eine Fettmalabsorption geben. Er kann aber auch einen Parasitenbefall nachweisen oder Anhaltspunkte zu einer eingeschränkten Funktion der Bauchspeicheldrüse geben. Ein Bluttest kann Hinweise auf einen Nährstoffmangel geben, der auf einer Malabsorption beruht. Auch im Rahmen der Diagnostik einer Zöliakie kommen verschiedene Bluttests zum Einsatz.
Unterernährung kann auch ein Indiz für ein Malabsorptionssyndrom sein. Durch die beeinträchtigte Fähigkeit, Nährstoffe, Wasser oder Elektrolyte aus der Nahrung aufzunehmen, verschlechtert sich der Ernährungszustand zunächst schleichend, aber fortlaufend. Unterernährung kann deshalb möglicherweise auch erst im fortgeschrittenen Stadium bemerkt werden. Kritisch ist dies besonders bei Kindern, da sie sich noch in der Entwicklung befinden. Häufige Beschwerden bei Kindern sind Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Bauchschmerzen, Blähungen und Unwohlsein oder auch anhaltende Durchfälle. Diese sollten genauso wie eine mangelnde Gewichtszunahme und Wachstumsstörungen unbedingt ärztlich abgeklärt werden, um unter anderem eine Malabsorption auszuschließen.
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