Verdauungssystem
Schmerzen beim Stuhlgang: Nur eine Verstopfung?
Veröffentlicht am:05.05.2023
11 Minuten Lesedauer
Hinter Schmerzen beim Stuhlgang stecken oft vorübergehende Verdauungsstörungen. Wenn die Schmerzen jedoch stark oder dauerhaft sind, kann auch eine ernsthafte Erkrankung die Ursache sein. Wann sollte man Beschwerden ärztlich abklären lassen?

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Wo können Schmerzen beim Stuhlgang entstehen?
Am Ende des Verdauungsprozesses werden die unverdaulichen Nahrungsbestandteile über den After ausgeschieden. Zuvor sammeln sie sich im letzten Abschnitt des Dickdarms, dem rund 20 Zentimeter langen Enddarm. Der Enddarm besteht aus dem Mastdarm (Rektum) und dem Analkanal. Beim gesunden Menschen wird der Stuhl mit Hilfe des Schließapparates kontrolliert, das heißt willentlich ausgeschieden. Zum Schließapparat gehören die Schließmuskeln und die Hämorrhoiden, die den Darm nach außen verschließen.
Im unteren Bereich des Analkanals befinden sich Schmerzrezeptoren. Auch die Haut um den After herum ist sehr schmerzempfindlich. Deshalb spüren wir Schmerzen beim Stuhlgang meist am After. Weitere unangenehme Begleiterscheinungen beim Toilettengang können Juckreiz oder Brennen sein. Defäkationsschmerzen – wie Schmerzen beim Stuhlgang in der Fachsprache heißen – haben meist eine der drei folgenden Erkrankungen als Ursache.
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Verstopfung
Wenn man den Darm seltener als gewöhnlich entleeren kann und/oder der Stuhlgang sehr schwerfällt, liegt meist eine Verstopfung vor. Gelegentliche Verstopfungen sind normal und legen sich in der Regel von selbst. Zu Verstopfungen kann es zum Beispiel kommen, wenn zu wenig Flüssigkeit aufgenommen wird oder die Nahrung zu wenig Ballaststoffe enthält. Wenn der Stuhl drückt, aber nicht kommt, und man sich dabei sehr anstrengen muss, kann das mit Schmerzen verbunden sein. Außerdem ist bei einer Verstopfung der Stuhl meist sehr hart, was das Herausdrücken umso schmerzhafter macht.
Vorübergehende Verstopfungen stellen in den meisten Fällen kein großes medizinisches Problem dar. Anhaltende oder regelmäßig wiederkehrende Verstopfungen mit permanent hartem Stuhl, der immer wieder zu starkem Pressen zwingt, können aber zu Folgeerkrankungen wie Analfissuren oder Problemen mit den Hämorrhoiden führen.
Analfissuren
Eine Analfissur ist ein länglicher Riss in der Schleimhaut des Analkanals. Bei einer Analfissur treten oft stechende Schmerzen beim Stuhlgang auf, gefolgt von einem brennenden Schmerz, der stundenlang anhalten kann. Meist kommt es auch zu Blutungen beim Stuhlgang. Der Stuhl ist allerdings nicht komplett rötlich, sondern es sind eher kleine Mengen an hellrotem Blut erkennbar. Oder man bemerkt auf dem Toilettenpapier etwas Blut. Typischerweise ist eine Verstopfung mit hartem Stuhlgang für die Fissur verantwortlich.
Andere mögliche Ursachen sind:
- anhaltender Durchfall
- entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
- Schwangerschaft und Entbindung
- In seltenen Fällen sexuell übertragbare Infektionskrankheiten wie Syphilis oder Herpes
Wie viele andere kleine äußere Verletzungen können auch Analfissuren von selbst heilen. Eine ärztliche Untersuchung ist dennoch ratsam, da sich dabei der Verdacht auf eine Fissur rasch bestätigen lässt und eine mögliche zugrundeliegende Erkrankung ausgeschlossen werden kann. Liegen keine weiteren Erkrankungen vor, beschränkt sich die Behandlung in der Regel auf eine Stuhlregulierung durch ballaststoffreiche Ernährung und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie Salben oder abführende Medikamente. Nur wenn Fissuren dadurch nicht abheilen oder beständig wiederkehren, kann eine Operation nötig werden.
Vergrößerte Hämorrhoiden
Veränderungen der Hämorrhoiden können Schmerzen beim Stuhlgang verursachen, sind aber oft nur mit lästigem Nässen, Jucken und Brennen verbunden. Auch bei vergrößerten Hämorrhoiden tritt beim Stuhlgang oft Blut aus. Wie bei der Analfissur ist das ständige starke Pressen beim Stuhlgang der häufigste Auslöser – meist in Folge einer anhaltenden Verstopfung. Auch kann sich dauerhaft weicher Stuhl oder anhaltender Durchfall ungünstig auf das Hämorrhoidalgewebe auswirken.
Für vergrößerte Hämorrhoiden gibt es außerdem folgende typische Risikofaktoren:
- anhaltender Husten
- Übergewicht
- Schwangerschaft
- hohes Lebensalter
- ballaststoffarme Ernährung
- Bewegungsmangel
- zu geringe Flüssigkeitszufuhr
Veränderungen an den Hämorrhoiden lassen sich leicht erkennen, stark vergrößerte Hämorrhoiden schon mit bloßem Auge. Die Therapie besteht in der Stuhlregulierung durch ballstoffreiche Ernährung mit viel Flüssigkeit. Unterstützend stehen etablierte medikamentöse Therapien in Form von Salben, Zäpfchen und Tabletten zur Verfügung. Je nach Schweregrad des Hämorrhoidalleidens kommen auch verschiedene operative Verfahren infrage.
Analthrombose Reizdarmsyndrom Abszesse Fisteln Darmvorfall Endometriose Darm- und Analkrebs

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Wann und zu welchem Arzt oder welcher Ärztin?
Blutungen aus dem Enddarm sollten immer ärztlich untersucht werden, um den Ursachen auf den Grund zu gehen – auch Juckreiz, Nässen und Schmerzen. Die erste Anlaufstelle ist die hausärztliche Praxis, von wo aus im Bedarfsfall eine Überweisung an einen Proktologen oder eine Proktologin – so heißen die Fachleute für Erkrankungen des Enddarms – erfolgt. Bei entfärbtem, blutigrotem oder teerschwarzem Stuhl sowie bei starken Schmerzen sollte immer umgehend eine ärztliche Praxis aufgesucht werden.
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