Verdauungssystem
Einfachem Sodbrennen lässt sich ganz leicht vorbeugen
Veröffentlicht am:29.12.2020
10 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 17.07.2023
Sodbrennen kennt fast jeder. Vor allem nach einem üppigen Mahl kann es zu dem sauren Aufstoßen kommen. Tritt es selten auf, ist es kein Grund zur Sorge, oft helfen schon einfache Tipps. Kommt es häufiger vor, kann eine ernste Ursache dahinterstecken.
Was ist Sodbrennen?
Sodbrennen wird auch Reflux genannt und beschreibt nichts anderes, als dass Magensaft über die Speiseröhre nach oben aufsteigt. Eigentlich sollte das nicht passieren. Dafür befindet sich ein Schließmuskel am Eingang des Magens, eine Art Ventil, das Nahrung und Getränke normalerweise nur in eine Richtung hindurch lässt. Wenn der Magen stark gedehnt wird, kann sich dieses Ventil jedoch öffnen, und die Magensäure gelangt nach oben. Ein weiterer Risikofaktor für Sodbrennen ist Übergewicht. Dieses erhöht den Druck in der Bauchgegend und kann dadurch die Arbeit des Schließmuskels dauerhaft beeinträchtigen. Eine weitere mögliche Ursache ist ein sogenannter Zwerchfellbruch, weil Probleme mit dem Zwerchfell die Lage des Magens verändern können. Auch eine Schwangerschaft, eine Muskelschwäche oder eine vorangegangene Magenoperation können zu regelmäßigem Sodbrennen führen.
Bei manchen Menschen gibt es keinen offensichtlichen Grund dafür, dass der Schließmuskel erschlafft. Einen Einfluss darauf haben aber neben fettigen Speisen auch Alkohol und Nikotin. Hinzu kommen zum Teil psychische Ursachen wie Stress und Ärger.
Tritt Sodbrennen regelmäßig auf, sprechen Mediziner von der Refluxkrankheit. Darunter leiden in Deutschland etwa 20 bis 25 Prozent der Erwachsenen. Übrigens können auch andere Erkrankungen des Verdauungstraktes Sodbrennen auslösen. In der Regel lassen sie sich jedoch gut vom Reflux unterscheiden. Dieser bessert sich nämlich im Stehen und wird schlimmer, sobald sich die Betroffenen hinlegen.
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Ab wann sollten Sie mit Sodbrennen zum Arzt gehen?
Seltenes Sodbrennen, das nur nach einer üppigen Mahlzeit auftritt, ist kein Grund zur Sorge. Kommt es regelmäßig zum Reflux, ist es jedoch sinnvoll, zur Ärztin oder zum Arzt zu gehen und die Ursache abzuklären. In den meisten Fällen helfen schon einfache Tipps und eine Ernährungsumstellung, um das Sodbrennen in den Griff zu kriegen.
Je häufiger sich Sodbrennen bemerkbar macht, desto größer ist auch der Handlungsbedarf. Denn auf der einen Seite kann das saure Aufstoßen nach dem Essen sehr unangenehm sein und die Lebensqualität deutlich beeinflussen. Wenn der Schließmuskel dauerhaft nicht funktioniert, steigt die Magensäure zudem im Liegen nach oben und stört den Schlaf.
Auf der anderen Seite kann Sodbrennen auf Dauer gefährlich werden. Bei dem Magensaft handelt es sich um eine Säure, die eine ätzende Wirkung auf die Schleimhäute hat. Das kann unterschiedliche Folgen haben, etwa eine Entzündung der Speiseröhre. Erste Anzeichen sind Halsschmerzen, auch das Schlucken fällt schwer. Im weiteren Verlauf breiten sich die Schmerzen häufig weiter aus. Erbrechen und Durchfall können hinzukommen.
Bei etwa 40 Prozent der Menschen mit einer Refluxkrankheit stellen Ärzte zudem sichtbare Schäden an den Schleimhäuten fest, die auch Erosionen genannt werden. Wird das Sodbrennen nicht ausreichend behandelt, verändern sich schließlich unter Umständen die Zellen im unteren Bereich der Speiseröhre. Es kann zum sogenannten Barett-Ösophagus kommen, bei dem die Speiseröhre im unteren Abschnitt verengt ist. Faktisch handelt es sich beim Barett-Ösophagus um eine Vorstufe des Speiseröhrenkrebses.
Welche Hausmittel können gegen Sodbrennen helfen?
Schon bei leichtem Sodbrennen ist es sinnvoll, durch einfache Maßnahmen gegenzusteuern. Denn in den meisten Fällen wird der Reflux durch Nikotin sowie durch bestimmte Speisen und Getränke verstärkt. In der Regel sind das Lebensmittel, die besonders süß, sauer, fett oder scharf sind.
Wer häufig unter Sodbrennen leidet, sollte daher nicht rauchen und auf diese Produkte verzichten oder sie nur in Maßen genießen:
Getränke |
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Alkohol |
Kaffee |
Tee |
Kakao |
sehr zuckerhaltige Getränke, wie Limonaden |
Säfte mit viel Zucker oder hohem Säureanteil |
Speisen |
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fettgebackene oder frittierte Lebensmittel |
ofenfrisches Brot |
Mayonnaise |
Hülsenfrüchte |
geräucherte Produkte |
Süßigkeiten und Gebäck |
scharfe Gewürze |
Pfefferminz |
Zu den wichtigen Hausmitteln gegen Sodbrennen gehören auch Verhaltensänderungen:
- Eventuelles Übergewicht sollten Sie nachhaltig reduzieren.
- Essen Sie nicht über das Sättigungsgefühl hinaus und nehmen Sie lieber vier bis sechs kleine Mahlzeiten am Tag zu sich als wenige große.
- Essen Sie nicht kurz bevor Sie ins Bett gehen wollen.
- Lassen Sie sich beim Essen Zeit und kauen Sie die Speisen sorgfältig.
- Achten Sie darauf, dass Ihre Kleidung keinen Druck auf den Bauchraum ausübt. Hosenbund und Gürtel sollten nicht zu eng sein.
- Im Bett sollte das Kopfteil leicht erhöht sein, um einen Rückfluss der Magensäure zu unterbinden. Bei manchen Menschen hilft es auch, wenn sie sich auf die Seite legen, weil das die Lage des Magen-Schließmuskels ebenfalls verändert.
- Reduzieren Sie Stress. Gegebenenfalls können Sie Entspannungsübungen wie autogenes Training, Meditation, progressive Muskelentspannung oder Yoga ausprobieren.
- Sorgen Sie für regelmäßige Bewegung.
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Welche Medikamente helfen gegen Sodbrennen?
Ernährungsumstellung und Verhaltensmaßnahmen reichen nicht immer aus, um das Sodbrennen zu begrenzen. Für solche Fälle gibt es verschiedene Medikamente, die dazu dienen, die Magensäure zu neutralisieren oder ihre Produktion einzuschränken. Sehr selten kann eine Operation nötig werden.
Medikamentöse Behandlung
Wenn aus Sodbrennen eine leichte Speiseröhrenentzündung wird, können rezeptfreie Medikamente Linderung verschaffen. Hierbei empfehlen Apothekerinnen oder Apotheker häufig ein sogenanntes Antazidum. Ein solcher Wirkstoff neutralisiert überschüssige Magensäure und bindet Gallensäure, die bei heftigem Sodbrennen vom Dünndarm in den Magen oder sogar bis in die Speiseröhre zurückfließen kann.
So helfen Antazida beim Schutz der Speiseröhrenschleimhaut und fördern das Abklingen von Entzündungen. In der Regel wirkt der Stoff innerhalb weniger Minuten.
Wenn die Beschwerden länger anhalten, sollten Sie spätestens nach zwei Wochen eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Sie oder er kann bei einem entsprechenden Befund rezeptpflichtige Medikamente verschreiben, zu denen unter anderem die sogenannten Protonenpumpenblocker zählen (also Arzneistoffe wie Omeprazol, Esomeprazol oder Pantoprazol). Diese Medikamente hemmen im Magen die Säureausschüttung und können so zu einer raschen Besserung der Beschwerden führen.
H2-Blocker wie Famotidin oder Ranitidin hemmen ebenfalls die Säureausschüttung, wirken jedoch etwas weniger stark. Je nach Dosierung sind sie als rezeptfreies oder verschreibungspflichtiges Präparat erhältlich.
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist der Einsatz eines Prokinetikums. Dieser verschreibungspflichtige Wirkstoff hilft dabei, die Magen-Darm-Muskulatur anzuregen und damit den Schließmuskel in Richtung Speiseröhre zu straffen. Grundsätzlich kann sich dadurch der Rückfluss von Magensäure reduzieren lassen, die Wirksamkeit fällt jedoch etwas schwächer aus als bei den Protonenpumpenblockern.
Operative Behandlung
Nicht in jedem Fall lassen sich die Beschwerden auf rein medikamentöse Weise behandeln. Wird das Sodbrennen beispielsweise durch einen Zwerchfellbruch verursacht, kann eine Operation notwendig werden. Meistens kann schonend operiert werden, nämlich als laparoskopischer Eingriff: durch mehrere kleine Bauchschnitte und mithilfe eines speziellen Sichtrohrs (Endoskop) und Operationsbestecks. Dann kann der Arzt oder die Ärztin mithilfe einer besonderen Nahttechnik und aus körpereigenem, lokalem Gewebe an der Einmündung der Speiseröhre einen neuen Muskelring formen. Dieser wird in der Regel aus dem oberen Magenabschnitt gebildet und hilft beim Verschließen des Mageneingangs.