Verdauungssystem
Was hilft gegen Verstopfung?
Veröffentlicht am:05.05.2021
6 Minuten Lesedauer
Rund 15 Prozent der Menschen hierzulande haben zeitweise oder dauerhaft mit Verstopfung zu kämpfen – also mit akuter oder chronischer Obstipation, wie das Leiden in der Fachsprache heißt. Nicht immer ist gleich ein Abführpräparat erforderlich. Oft lässt sich der Darm auch durch mehr Bewegung, viel Trinken oder mithilfe einfacher Hausmittel anregen.
Wann zum Arzt mit einer Verstopfung?
Generell nimmt die Neigung zur Verstopfung mit steigendem Alter zu. Die zugrundeliegenden Ursachen sind komplex und nur zum Teil geklärt. Sie reichen von unerwünschtenArzneimittelwirkungen über Stoffwechselstörungen bis hin zu Erkrankungen des darmeigenen Nerven- und Muskelsystems. Zum Beispiel können Opioide, die zur Linderung starker Schmerzen eingesetzt werden, oder Wirkstoffe gegen Depressionen dazu führen, dass der Darm ins Stocken gerät. Betroffene, die unter dauerhafter Verstopfung leiden, sollten ihren Arzt oder ihre Ärztin möglichst rasch davon in Kenntnis setzen, um gemeinsam das weitere Vorgehen zu besprechen.
Ernsthafte Erkrankungen, die sich in seltenen Fällen hinter einer Obstipation verbergen, lassen sich so erkennen oder ausschließen. Noch wichtiger wird der Gang in die Praxis, wenn die Verstopfung von Bauchschmerzen, starken Blähungen oder Blut im Stuhl begleitet ist.
Welche Symptome weisen auf eine chronische Verstopfung hin?
Viele Menschen kennen das Gefühl einer Verstopfung vor allem vom Reisen. Veränderte Ess-, Trink-und Schlafgewohnheiten, eine vielleicht ungewohnte Hitze sowie die fehlende Bewegung nach einer mehrstündigen Fahrt oder einem langen Flug lassen den Darm oft schwerfälliger arbeiten. Meist löst sich das Problem spätestens nach zwei, drei Tagen von selbst. Auch wenn man, beispielsweise an Feiertagen, mehr isst und sich weniger bewegt als sonst, kann es zum vorübergehenden Stau im Darm kommen. Verstopfungen dieser Art sind zwar lästig, aber in der Regel harmlos.
Von einer chronischen Verstopfung spricht man erst dann, wenn mindestens 3 Monate lang regelmäßig oder wiederholt mindestens zwei der folgenden Symptome aufgetreten sind:
- starkes Pressen beim Stuhlgang
- klumpiger, harter Stuhl
- Gefühl der unvollständigen Entleerung
- Gefühl, dass die Stuhlpassage blockiert ist
- Notwendigkeit manueller Hilfe zur Erleichterung der Entleerung
- weniger als drei Entleerungen pro Woche
Was kann man selbst gegen Verstopfung tun?
Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass es noch lange kein Zeichen von Verstopfung ist, wenn man den Darm nicht jeden Tag entleert. Sowohl dreimal täglich als auch dreimal in der Woche gelten als normale Rhythmen. Wer jedoch immer wieder unter Verstopfung leidet, kann zunächst einige einfache Maßnahmen ergreifen, um seine Verdauung in Schwung zu bringen. Die folgenden Tipps haben sich besonders bewährt:
- Frühstücken Sie in Ruhe.
- Planen Sie danach ausreichend Zeit für den Gang zur Toilette ein.
- Vermeiden Sie Stress so gut es geht.
- Bewegen Sie sich täglich mindestens eine halbe Stunde lang, gerne auch mehr.
- Trinken Sie jeden Tag anderthalb bis zwei Liter Wasser oder ungesüßte Kräuter- und Früchtetees.
- Verzehren Sie ballaststoffreiche Kost.
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Warum sind Ballaststoffe bei Verstopfung so wichtig?
Ballaststoffe sind weitgehend unverdauliche, faserartige Nahrungsbestandteile, die vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen. Im Darm nehmen sie relativ große Mengen Wasser auf. Dadurch machen sie den Stuhl weicher und erhöhen zudem sein Volumen, was wiederum die Darmbewegungen anregt. Ballaststoffe fördern somit nicht nur den Stuhlgang, sie machen darüber hinaus auch besonders lange satt und schützen so unter anderem vor Übergewicht.
Als besonders gute Quellen für Ballaststoffe gelten Vollkornbrot, Getreideflocken, Vollkornnudeln und Naturreis sowie Gemüse, Obst, vor allen auch in getrockneter Form, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen. Ein paar dieser Lebensmittel sollten daher bei keiner Mahlzeit fehlen. Experten empfehlen, jeden Tag mindestens 30 Gramm Ballaststoffe zu essen.
Flohsamenschalen für die Ballaststoffzufuhr
Zeigen die genannten Maßnahmen auch nach vier Wochen keine Wirkung, kann man zusätzlich spezielle Ballaststoffpräparate ausprobieren, zum Beispiel Weizenkleie oder Flohsamenschalen. Beide sind inzwischen in fast jedem Supermarkt und in Drogerien erhältlich. Die oft empfohlene Weizenkleie enthält überwiegend wasserunlösliche Ballaststoffe, die bei manchen Menschen zu vermehrter Gasbildung und Blähungen führen können. Als besser verträglich gelten Flohsamenschalen, die große Mengen löslicher Ballaststoffe liefern. Die regelmäßige Einnahme derartiger Präparate sollte allerdings mit einem Arzt oder einer Ärztin besprochen werden, da sie bei manchen Erkrankungen des Darms eher schadet als nutzt.
Ballaststoffmenge langsam erhöhen
Wer bisher nur wenige der Pflanzenfasern verzehrt hat, erhöht ihre Zufuhr am besten schrittweise. Das macht sie besser bekömmlich und mögliche Nebenwirkungen, wie Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall, werden vermieden. Damit Ballaststoffe ihre positiven Effekte voll entfalten können, ist es wichtig, ausreichend zu trinken. Die nötige Menge von anderthalb bis zwei Litern Wasser am Tag sollte möglichst über den Tag verteilt aufgenommen werden. Am besten deckt man seinen Flüssigkeitsbedarf mit Wasser sowie ungesüßten Kräuter- und Früchtetees.
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Was kann man gegen Verstopfung tun, wenn Hausmittel nicht wirken?
Erforderlich wird ein Besuch in der Arztpraxis spätestens dann, wenn keines der genannten Hausmittel die gewünschte Linderung verschafft. Die meisten Abführmittel, Laxantien genannt, gibt es rezeptfrei in der Apotheke. Doch Vorsicht: Die unreflektierte Einnahme von Abführmitteln kann die Zusammensetzung der Blutsalze verändern, wodurch sich die Darmtätigkeit weiter verlangsamen kann. In der Folge werden dann oft noch mehr Abführmittel eingenommen und es entwickelt sich ein Teufelskreis. Daher ist es ratsam, die Art und die Darreichungsform des Wirkstoffs sowie dessen Dosierung und die Einnahmefrequenz mit dem Arzt zu besprechen.
Werden sie gelegentlich zur Behandlung einer Verstopfung eingesetzt, also nicht als tägliche Gewohnheit, und treten dabei kein Durchfall oder andere Nebenwirkungen auf, spricht nichts gegen eine Anwendung – auch nicht bei Schwangeren, die vergleichsweise häufig mit Verstopfung zu kämpfen haben. Die wichtigsten Abführmittel sind:
- Macrogol
- Natriumpicosulfat
- Bisacodyl
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Wie entfalten Abführmittel ihre Wirkung?
Macrogol, auch bekannt als Polyethylenglycol (PEG), ist eine Art synthetischer Ballaststoff, den die Bakterien des Darms nicht verwerten können. Somit kommt es bei seiner Einnahme gegen Verstopfung zu keiner unerwünschten Gasbildung, die Blähungen hervorrufen könnte. Die weiße, kristalline Substanz, die zusammen mit Flüssigkeit eingenommen wird, kann große Mengen Wasser binden. Dadurch werden – wie bei den natürlichen Ballaststoffen – der Stuhl weicher und das Stuhlvolumen größer, sodass die Bewegungen des Darms zunehmen. Der Wirkstoff selbst wird unverdaut wieder ausgeschieden.
Natriumpicosulfat und Bisacodyl werden erst im Darm von den dort vorhandenen Enzymen und Bakterien in ihre abführend wirkende Form umgewandelt, kurz BHPM genannt. Diese bewirken, dass dem Stuhl weniger Wasser entzogen wird und mehr Flüssigkeit aus der Umgebung in den Darm gelangt, wodurch der Stuhl ebenfalls weicher und voluminöser wird. Es kommt zu einer verstärkten Bewegung der Darmmuskulatur, sodass der Stuhl leichter Richtung After transportiert wird.
Welche weiteren Laxantien gibt es?
Alternativ zu diesen drei Wirkstoffen können Zucker, wie Lactose und Lactulose, oder Zuckeralkohole, zum Beispiel Sorbitol und Lactitol, gegen die Obstipation zum Einsatz kommen. Sie führen jedoch öfter als Macrogol, Natriumpicosulfat und Bisacodyl zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Blähungen. Erst wenn all diese Präparate keine Linderung verschaffen, kommen verschreibungspflichtige Medikamente ins Spiel. Die meisten Menschen mit Verstopfung können auf sie jedoch verzichten.