Verdauungssystem
Was sagen Form und Beschaffenheit des Stuhlgangs aus?
Veröffentlicht am:17.04.2023
6 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 20.04.2023
Der menschliche Stuhl kann unterschiedlich beschaffen sein: von klumpig bis breiig. Viele Formen sind unbedenklich. Hier lesen Sie, was den Stuhl beeinflusst und bei welchen Anzeichen eine ärztliche Untersuchung ratsam ist.
Wie sieht normaler Stuhlgang aus?
Der Stuhl verrät einiges über uns und unsere Gesundheit. Die Farbe des Stuhls und auch seine Form und Konsistenz geben Aufschluss darüber, wie man sich ernährt, und manchmal auch darüber, ob ein Problem im Magen-Darm-Trakt oder eine Erkrankung vorliegt.
Normaler Stuhl besteht zu rund drei Vierteln aus Wasser. Den Rest machen unverdauliche Bestandteile aus – vor allem Ballaststoffe –, abgestoßene Zellen der Darmschleimhaut, Darmbakterien und Sekrete. Diese Zusammensetzung macht unauffälligen Stuhl braun und weich. Beim Stuhlgang lässt sich gesunder Stuhl ohne Beschwerden in einem Stück oder einzelnen Klumpen ausscheiden, wodurch die typische Wurstform entsteht. Allerdings hat jeder Mensch einen ganz individuellen Stuhl, so dass der Begriff „normal“ auch beim Stuhl eine persönliche Angelegenheit ist. Das fängt schon damit an, dass jeder eine einzigartige Zusammensetzung von Darmbakterien aufweist – ein ganz eigenes und unverkennbares Stuhl-Mikrobiom. Damit geht auch eine ganz persönliche Stuhlbeschaffenheit einher.
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Wie sieht kranker Stuhl aus?
Die Beschaffenheit des Stuhls kann zwischen hart und sehr weich variieren, ohne dass ein medizinisches Problem vorliegt. Die meisten Abweichungen von der Idealform, vor allem solche, die schon nach wenigen Stuhlgängen wieder verschwinden, sind selten Anlass zur Sorge. Ein Stuhlgang, der flockig schwimmt, kann zum Beispiel besonders viele unverdauliche pflanzliche Fasern enthalten. Je stärker oder langfristiger die Auffälligkeiten sind – also zum Beispiel dauerhaft zu fester Stuhlgang, harter Stuhlgang in kleinen Kötteln oder ständig sehr weicher Stuhlgang und Blähungen –, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein gesundheitliches Problem besteht.
Ein wichtiger Faktor für die Konsistenz des Stuhls ist die Verweildauer des Nahrungsbreis im Dickdarm, wo er durch den Entzug von Wasser eingedickt wird. Die beiden Extreme einer verlängerten oder verkürzten Verweildauer im Darm sind Verstopfung und Durchfall. Bei einer Verstopfung bleibt der Stuhl zu lange und bei Durchfall nur kurz im Darm. Wobei man noch nicht von Verstopfung spricht, wenn der Stuhlgang ein oder zwei Tage ausbleibt. Alles zwischen drei Stuhlgängen am Tag bis zu drei in der Woche wird von Fachleuten als normal und unbedenklich angesehen. Als Durchfall gilt es, wenn man mehr als dreimal täglich zur Toilette muss und/oder flüssigen Stuhl hat.
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Stuhlgang-Konsistenz-Tabelle
Zur medizinischen Beurteilung der Stuhlqualität hat sich die Bristol-Stuhlformenskala etabliert. Sie unterscheidet sieben Stuhlformen. Mediziner und Medizinerinnen verwenden die Tabelle als Hilfsmittel zur Diagnose von Verstopfung oder Durchfall oder um die Wirksamkeit von Behandlungen bei verschiedene Darmerkrankungen zu bewerten. Sie eignet sich aber auch gut, um den eigenen Stuhlgang zu beurteilen.
Wie bereits erwähnt hat jeder Mensch individuelle Stuhlformen und Stuhlfrequenzen. Am wichtigsten ist, dass der Stuhl nicht zu hart oder flüssig ist und er ohne Beschwerden ausgeschieden werden kann – also ohne unkontrollierten Stuhlabgang (wie bei starkem Durchfall), ohne Schmerzen oder starkes Pressen (wie bei einer Verstopfung).
Typ | Beschaffenheit | Qualität des Ausscheidens | Mögliches Anzeichen für |
---|---|---|---|
1 | harter Stuhlgang: einzelne kleine, manchmal nussartige Kügelchen | fällt schwer | (schwere) Verstopfung |
2 | sehr fester Stuhlgang: wurstartig, aber klumpig | kaum bis keine Beschwerden | (leichte) Verstopfung |
3 | fester bis weicher Stuhlgang: wurstartig, nicht mehr klumpig, aber mit rissiger Oberfläche | unauffällig, keine Beschwerden | |
4 | weicher Stuhlgang: wurstartig mit glatter Oberfläche | unauffällig, keine Beschwerden | |
5 | weicher Stuhlgang: einzelne Klümpchen mit glattem Rand | leicht auszuscheiden | zu wenig Ballststoffe im Essen |
6 | breiiger Stuhlgang: einzelne Klümpchen mit unregelmäßigem Rand | sehr leicht auszuscheiden | (leichter) Durchfall |
7 | dünner Stuhlgang: flüssig, ohne feste Bestandteile | äußerst leichtes bis unkontrolliertes Ausscheiden | (schwerer) Durchfall |
Ernährung
So wie sich bestimmte Lebensmittel in den Farben des Stuhls niederschlagen können – zum Beispiel Rote Bete, Blaubeeren oder Spinat – können sie auch die Konsistenz beeinflussen. Bei Verstopfungen und zu hartem Stuhl etwa kann ballaststoffreiche Nahrung die Beschaffenheit verbessern. Zudem kann sie die Stuhlfrequenz erhöhen. Manchmal kann auch eine einzelne Mahlzeit den Stuhl verändern. So löst scharfes Essen bei empfindlichen Menschen mitunter Durchfall aus. Solche kurzfristigen Beschwerden legen sich, wenn die ursächliche Speise den Magen-Darm-Trakt wieder verlassen hat. Eine ausgewogene Ernährung fördert eine gesunde Darmflora und eine dauerhaft gute Stuhlqualität.
Medikamente
Bei manchen Menschen reagiert der Verdauungstrakt auf bestimmte Wirkstoffe, die in Medikamenten enthalten sind. Zu den möglichen Nebenwirkungen verschiedener Medikamente – zum Beispiel zur Therapie von Diabetes mellitus oder der Parkinson-Krankheit – können Veränderungen beim Stuhlgang gehören. Oft ist die Farbe betroffen, der Stuhl kann aber auch weicher oder fester werden. Wenn sich nach der Einnahme eines neuen Medikamentes die Stuhlkonsistenz auffällig verändert und Probleme beim Stuhlgang auftreten, sollte das mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin abgeklärt werden.
Krankheiten
Viele Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes können sich im Stuhl niederschlagen, zum Beispiel entzündliche Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Vergrößerte Hämorrhoiden und Blutungen in den unteren Darmabschnitten können die Stuhlfarbe verändern. Er zeigt sich dann leuchtend rot. Das kann ein Hinweis auf gutartige blutende Polypen oder auch auf ein Karzinom sein und sollte immer ärztlich abgeklärt werden.
Psychische Belastungen
Psychische Belastungen wie Überarbeitung oder Stress wirken sich oft negativ auf die Verdauung aus und schlagen einem sprichwörtlich auf den Magen, wodurch sich auch die Stuhlbeschaffenheit ändern kann.
Dauerhafte Verstopfung
Dauerhafte und mit Beschwerden verbundene Abführprobleme lassen sich manchmal durch die Umstellung auf ballaststoffreiche Ernährung verbessern. Wenn nicht, sollten Sie besser Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin aufsuchen, bevor Sie sich mit frei verkäuflichen Abführmitteln selbst zu therapieren versuchen.
Anhaltender Durchfall
Oft ist eine Magen-Darm-Infektion die Ursache von Durchfall. In der Regel legt sich Durchfall nach einigen Stuhlgängen wieder. Wenn starker Durchfall aber länger als drei Tage anhält, sollten Betroffene einen Arzt oder eine Ärztin konsultieren. Anhaltender Durchfall geht mit einem hohen Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust einher – das kann insbesondere für kleine Kinder und ältere Menschen gefährlich werden. Auch Menschen, die täglich Medikamente einnehmen, sollten bei anhaltendem Durchfall ärztlichen Rat einholen, da die Medikamente möglicherweise nicht vollständig aus dem Darm aufgenommen werden und deshalb nicht richtig wirken können.
Schleimiger Stuhlgang
Der Darm sondert immer Schleim ab, um den Stuhlgang zu erleichtern. Daher ist ein gewisser Schleimanteil im Stuhl normal. Stark mit Schleim durchsetzter Stuhl kann jedoch ein Anzeichen einer entzündlicher Erkrankung im Magen-Darm-Trakt oder der Darmschleimhaut wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sein.
Teerstuhl
Schwarzer, teerartig schimmernder Stuhl ist meist eine Folge von Blutungen im oberen Verdauungstrakt (Speiseröhre, Magen oder Dünndarm). Oft ist ein Magengeschwür die Ursache der Blutung. Schwarzer Stuhl muss immer untersucht werden.
Bleistiftstuhl
So wird eine auffällige Verformung des Stuhls genannt, die wegen des geringen Durchmessers an einen Bleistift oder ein Band erinnert. Tritt der Bleistiftstuhl wiederholt auf, kann eine Verengung im Enddarmbereich vorliegen, die unbedingt abgeklärt werden muss. Ursache kann ein Rektumkarzinom, eine funktionelle Störung wie das Reizdarmsyndrom oder eine entzündliche Darmerkrankung wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sein.
Auffällige Farben
Stuhlverfärbungen sind meist kein Grund zur Sorge, da sie sind ernährungsbedingt sind. Bei Unsicherheit hinsichtlich Farbe, Konsistenz und Geruch sowie bei zusätzlichen Symptomen wie Fieber, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen ist es aber sinnvoll, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen sollten Sie, wenn es Hinweise auf Blutungsquellen gibt. Auch entfärbte Stühle und Fettbeimengungen sind ein Hinweis auf ernsthafte Erkrankungen, die ärztlich abgeklärt werden müssen.
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Krankheiten verhindern mit Vorsorgeuntersuchungen
Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind wichtig – nicht nur der jährliche Gesundheitscheck für Menschen ab 35, sondern auch gezielte Untersuchungen, die zur Früherkennung einzelner Erkrankungen dienen, zum Beispiel Darmkrebs.