Verdauungssystem
Wie entsteht Speichel, und warum ist er wichtig?
Veröffentlicht am:23.03.2023
4 Minuten Lesedauer
Beim Begriff Speichel denken viele Menschen an Spucken und Sabbern. Tatsächlich spielt er aber eine wichtige Rolle für die Gesundheit, insbesondere für die Mundhygiene. Das ist Grund genug, die Speichelbildung zu fördern.
Was ist Speichel?
Speichel besteht aus verschiedenen Sekreten. Zu den wichtigsten Bestandteilen zählen neben Wasser verschiedene Elektrolyte wie Natrium und Kalium sowie Schleimstoffe. Darüber hinaus finden sich im Speichel abgestoßene Zellen der Mundschleimhaut und Bakterien. Auch einige Bestandteile aus dem Blut können im Speichel vorhanden sein.
Wie entsteht Speichel?
Der Speichel, in der medizinischen Fachsprache Saliva genannt, wird von verschiedenen Speicheldrüsen in der Mundhöhle produziert. Hierzu zählen die drei großen Kopfspeicheldrüsen, die jeweils paarweise vorhanden sind. Sie befinden sich unterhalb der Ohren, der Zunge und an der Innenseite des Unterkiefers. Hinzu kommt eine Vielzahl kleiner Speicheldrüsen, die über die gesamte Mundschleimhaut verteilt sind.
Die großen Kopfspeicheldrüsen produzieren etwa 90 Prozent des Speichels. Die restlichen 10 Prozent übernehmen die kleinen Speicheldrüsen. Insgesamt bildet der menschliche Körper ungefähr einen halben bis ganzen Liter Speichel am Tag. Die Speichelbildung findet fast rund um die Uhr statt: Selbst im Ruhzustand entstehen bei gesunden Menschen circa 0,3 Milliliter Speichel pro Minute. Am Tag oder während des Essens sind es circa fünfmal mehr – bis zu anderthalb Milliliter pro Minute. Nur im Schlaf kommt die Speichelproduktion fast vollständig zum Erliegen.
Was beeinflusst den Speichelfluss?
Die Speichelmenge ist nicht immer gleich, sondern wird weitgehend vom vegetativen Nervensystem kontrolliert. Dieses sorgt etwa auch dafür, dass uns schon beim Anblick einer leckeren Mahlzeit oder auch nur beim Gedanken daran im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser im Mund zusammenläuft. Über einen sogenannten bedingten Reflex wird dabei die Speichelsekretion erhöht. Im Verlauf des Tages schwankt die Speichelproduktion. Der Speichelfluss hängt zudem von weiteren Einflussfaktoren ab. Hierzu zählen unter anderem:
Was ist ein Speichelstein?
Diese verengen oder blockieren die Ausführungsgänge der betroffenen Speicheldrüsen. In der Folge kann der produzierte Speichel nicht mehr richtig abfließen und staut sich. Dadurch können die Drüsen anschwellen. Mögliche Ursachen sind Verletzungen, starker Flüssigkeitsverlust oder eine verringerte Speichelproduktion durch bestimmte Medikamente wie sogenannte Anticholinergika, die beispielsweise bei Asthma bronchiale oder Harninkontinenz verabreicht werden.
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Wofür ist Speichel gut?
Auch wenn viele Menschen mit Speichel unangenehme Bilder wie Spucken und Sabbern verbinden – es gibt zahlreiche Gründe, dem Speichel mehr Wertschätzung entgegenzubringen, denn: Er erfüllt zahlreiche wichtige Aufgaben.
- Schluckfunktion: Ohne Speichel wäre der Mensch kaum in der Lage, Nahrung aufzunehmen. Er umhüllt die zerkaute Nahrung und macht sie gleitfähig, sodass der Nahrungsbrei leichter geschluckt werden kann.
- Vorverdauung der Nahrung: Speichel enthält verschiedene Enzyme, die für eine Vorverdauung von Fetten, Eiweißen und Kohlenhydraten sorgen.
- Besseres Geschmacksempfinden: Speichel trägt auch zur Geschmacksentfaltung bei. Er sorgt dafür, dass sich Geschmacksstoffe aus der Nahrung beim Essen leichter lösen und verteilen, wodurch man sie besser schmecken kann.
- Schutzschicht: Speichel beschichtet die Mundschleimhaut mit einem Proteinfilm, der sie vor mechanischen Verletzungen, schädlichen Keimen, chemischen Substanzen und Giftstoffen schützt.
- Spülfunktion: Der Speichelfluss wirkt wie eine Art natürliche Mundspülung, indem er Essensreste aus der Mundhöhle und von den Zähnen entfernt.
- Säurepuffer: Säure aus Lebensmitteln oder solche, die von Bakterien im Mund aus Zucker gebildet wird, greift den Zahnschmelz an und fördert die Entstehung von Karies. Speichel hilft dabei, Säuren zu neutralisieren, so dass der pH-Wert im gesunden Bereich (von 5,1 bis 7,1) bleibt.
- Remineralisierung: Die im Speichel enthaltenen Mineralien hemmen zusammen mit Proteinen eine Demineralisation des Zahnschmelzes und unterstützen bis zu einem gewissen Grad die Remineralisierung, also die Wiedereinlagerung von Mineralien in den Zahnschmelz. Zudem gelten viele im Speichel enthaltene Proteine als antimikrobiell.
Was kann man für eine gesunde Speichelbildung tun?
- Ob Sie einen trockenen Mund oder zu viel Speichel haben, hängt zu einem großen Teil von der Flüssigkeitszufuhr des Körpers ab. Wer die gesunde Speichelbildung unterstützen möchte, sollte daher darauf achten, ausreichend zu trinken (mindestens 1,5 Liter am Tag).
- Die Luftfeuchtigkeit in den Innenräumen sollte etwa zwischen 40 und 60 Prozent liegen. Das können Sie mit einem sogenannten Hygrometer messen, welches Sie für wenige Euro im Baumarkt bekommen. Die Luftfeuchtigkeit lässt sich unter anderem über Pflanzen wie Farne und aufgestellte Wasserschalen erhöhen.
Hält Mundtrockenheit länger an oder treten zusätzlich Beschwerden beim Kauen oder Schlucken auf, sollten Sie dies ärztlich abklären lassen. Eine verminderte Produktion von Speichel kann als Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten entstehen – eventuell ist es möglich, das Präparat zu wechseln. Ebenso kann ein trockener Mund bei verschiedenen Krankheiten auftreten, etwa bei Rheuma oder einem gestörten Zuckerstoffwechsel (Diabetes mellitus). Dann kann gegebenenfalls künstlicher Speichel in Form von Tropfen oder Sprays helfen. Der Speichelfluss nimmt auch zu, wenn Sie saure Bonbons lutschen oder Ihr Essen verstärkt würzen.