Zähne
Wann muss ein Zahn gezogen werden?
Veröffentlicht am:28.02.2025
7 Minuten Lesedauer
Das Ziehen eines Zahnes ist eine Maßnahme, zu der Zahnärzte und Zahnärztinnen erst greifen, wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind. Wann eine Zahnentfernung notwendig ist und wie sie abläuft, ist hier zusammengefasst.
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Zahn ziehen als allerletztes Mittel
Eigentlich sollen unsere bleibenden Zähne ein Leben lang halten. Im Einzelfall klappt das nicht immer: Unfälle, Karies oder Entzündungen gefährden unsere Zahngesundheit. Trotz sorgfältiger Zahnpflege und regelmäßiger Kontrollbesuche bei der Zahnärztin oder beim Zahnarzt lassen sich Zahnerkrankungen nicht ausnahmslos vorbeugen. Ein Unfall ist schnell passiert und manche Menschen sind beispielsweise anfälliger für Karies als andere.
Ist ein Zahn verletzt oder erkrankt, versuchen Zahnärztinnen und Zahnärzte, ihn zu retten. Dank moderner Zahnmedizin und Zahntechnik ist dies sehr oft erfolgreich. „Sehr oft“ heißt natürlich auch: nicht in jedem Fall. Einen Zahn zu ziehen ist die letzte Maßnahme, zu der Zahnärzte und Zahnärztinnen greifen. Diese ist aber nicht immer zu vermeiden.
Das Ziehen eines Zahns – oder wie Fachleute sagen: eine Zahnextraktion – ist also nur dann notwendig, wenn ein Zahn mit anderen Behandlungsmethoden nicht mehr zu erhalten ist. Doch wann ist das der Fall?
Um es gleich vorweg zu sagen: Unbehandelte Karies und fortgeschrittene Parodontitis sind die häufigsten Gründe für eine Zahnextraktion. Es gibt aber auch andere Gründe, warum ein Zahn gezogen werden muss.
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Fortgeschrittene Karies und Zahnwurzelentzündung
Karies entsteht, wenn sich durch das Zusammenwirken verschiedener Faktoren die harte Zahnsubstanz zersetzt. Wenn wir zum Beispiel viele Kohlenhydrate und insbesondere zuckerhaltige Lebensmittel essen und unsere Zähne nicht ausreichend und regelmäßig putzen, bildet sich Zahnbelag. Die darin enthaltenen Kariesbakterien wandeln den Zucker aus der Nahrung in Säure um, die wiederum Mineralstoffe aus dem Zahnschmelz herauslöst. Dadurch wird der Zahnschmelz durchlässig und Mikroorganismen können in den Zahn eindringen und ihn von innen heraus schädigen. Bleibt eine Karies unbehandelt, kann sie den betroffenen Zahn so stark zerstören, dass er nicht mehr zu retten ist und gezogen werden muss. Außerdem können die Kariesbakterien tief in das Zahninnere und bis in die Kanälchen der Zahnwurzel vordringen und dort eine Zahnwurzelentzündung (Pulpitis) auslösen. Dies ist nicht nur sehr schmerzhaft, sondern stellt auch einen weiteren Risikofaktor für den Verlust von Zähnen dar.
Parodontitis
Eine Entzündung des Zahnfleisches kommt bei vielen Menschen immer wieder einmal vor. Eine solche Zahnfleischentzündung oder Gingivitis verursacht zunächst keine nennenswerten Beschwerden, kann aber auf andere Teile des sogenannten Zahnhalteapparates (Parodontium) übergreifen. Aus der Gingivitis wird dann eine Parodontitis. Wie der Name schon verrät, hält der Zahnhalteapparat die Zähne im Kiefer fest. Unbehandelt führt eine Parodontitis dazu, dass sich der Zahn oder mehrere Zähne immer weiter lockern und schließlich gezogen werden müssen.
Beschädigung durch Unfall
Durch einen Sturz oder einen Sportunfall können Zähne, meist die vorne liegenden Schneidezähne, beschädigt werden. Manchmal kann ein abgebrochenes Zahnstück durch eine sofortige zahnärztliche Notfallbehandlung wieder angeklebt oder durch Füllungen ersetzt werden. Ist dies nicht möglich, muss der im Kiefer verbliebene Rest des Zahnes entfernt werden.
Platzmangel im Kiefer
Wenn ein Zahn das Zahnfleisch nicht durchbrechen kann, weil in der Mundhöhle zu wenig Platz ist, muss er manchmal gezogen werden. Denn sonst verbleibt der Zahn teilweise im Kieferknochen, was ein erhöhtes Infektionsrisiko für den Knochen oder die Nachbarzähne mit sich bringt. Besonders häufig kommt ein solcher Platzmangel bei den Weisheitszähnen vor. Aber auch wenn der Durchbruch der Weisheitszähne selbst unproblematisch ist, können sie die Funktion des Gebisses beeinträchtigen, wenn der Platz in der Mundhöhle nicht ausreicht. Seltener werden Zähne gezogen, um die Mundhöhle für eine kieferorthopädische Behandlung vorzubereiten. Ziel einer kieferorthopädischen Behandlung ist es, die Zähne in eine korrekte Position zu bringen. Das ist nicht immer möglich, wenn der Zahnbogen zu klein ist und daher nicht alle bleibenden Zähne Platz haben.
Vorbeugende Entfernung im Falle einer schweren Erkrankung
Entzündungen in der Mundhöhle können auf andere Körperregionen übergreifen. Daher kann es bei bestimmten Erkrankungen sinnvoll sein, einen Zahn zu entfernen, von dem ein Infektionsrisiko ausgeht. Dies kann zum Beispiel bei schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes der Fall sein. Bei manchen Krebserkrankungen ist deren Behandlung mit einer Unterdrückung der Immunabwehr verbunden. Auch dann kann ein potenzieller Infektionsherd im Mund gefährlich sein und eine Extraktion des betroffenen Zahnes notwendig werden.
Vorsorge und rechtzeitige Behandlung kann Zähne erhalten
Auch wenn sich nicht alle Zahnprobleme vollständig vermeiden lassen, kann eine gute Vorsorge die Risiken für die Zähne deutlich verringern und die Zahngesundheit erhalten. Am wichtigsten sind eine gründliche und regelmäßige Zahnpflege sowie halbjährliche zahnärztliche Kontrolluntersuchungen. Außerdem sollten Sie auf häufige zuckerhaltige Zwischenmahlzeiten verzichten. Viele Zahnerkrankungen lassen sich dadurch entweder verhindern oder zumindest so früh erkennen, dass ihre Auswirkungen so gering wie möglich gehalten werden können.
Und wenn Ihre Zähne schon schmerzen oder andere Probleme wie Zahnfleischbluten auftreten, sollten Sie den Zahnarztbesuch nicht auf die lange Bank schieben. Je früher eine Behandlung erfolgt, desto besser sind die Heilungschancen.
Vorsorgeuntersuchungen tragen dazu bei, Zähne bis ins hohe Alter gesund zu halten
Zahnvorsorge: Das zahlt die AOK
Die AOK übernimmt die Kosten für den Kontrollbesuch und die entsprechenden Vorsorgeleistungen, damit Zahnschmerzen erst gar nicht entstehen.
Behandlungsmöglichkeiten zur Zahnerhaltung
Bevor ein Zahn gezogen werden muss, verfügen Zahnärzte und Zahnärztinnen über eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten bei Karies, Zahnwurzelentzündungen und Parodontitis:
- Bei Karies sind Füllungen das wichtigste Behandlungsmittel. Zunächst entfernen Zahnärzte und Zahnärztinnen die erkrankte Zahnsubstanz, was umgangssprachlich auch als „Bohren“ bezeichnet wird. Der entstandene Hohlraum wird dann mit einem Füllmaterial versorgt und dauerhaft dicht verschlossen, so dass der Zahn wieder voll funktionsfähig ist.
- Mit einer Wurzelkanalbehandlung lässt sich eine bakterielle Entzündung im Wurzelkanal beseitigen und der Zahn kann erhalten werden. Dabei wird entzündetes Gewebe entfernt sowie der Wurzelkanal gereinigt, desinfiziert und gefüllt. Eine operative Entfernung der Wurzelspitze (Wurzelspitzenresektion) ist dann notwendig, wenn die Entzündung auf die Wurzelspitze und den umgebenden Kieferknochen übergegriffen hat.
- Bei einer Parodontitisbehandlung entfernt der Zahnarzt oder die Zahnärztin in der Regel zunächst alle Zahnbeläge und Zahnstein unterhalb des Zahnfleischrandes. Bei tiefen Zahnfleischtaschen kann zusätzlich ein chirurgischer Eingriff notwendig sein, um den Bereich um die Zahnwurzel gründlich zu reinigen. Nachkontrollen, bei denen Zähne und Zahnfleisch regelmäßig auf Veränderungen untersucht werden, sichern den Therapieerfolg.
Die richtige Behandlung kann Zähne retten
Zahnbehandlung: Das zahlt die AOK
Die AOK übernimmt bei Zahnproblemen die Kosten für Ihren Zahnarztbesuch und für die medizinisch notwendige Behandlung.
Wie eine Zahnextraktion abläuft
Zunächst verschafft sich der Zahnarzt oder die Zahnärztin in einem Anamnesegespräch einen Überblick über Ihre medizinische und zahnmedizinische Vorgeschichte. So wird beispielsweise erfragt, ob Sie bestimmte Medikamente einnehmen, die das Blutungsrisiko bei einer Zahnentfernung beeinflussen oder ob Allergien gegen Medikamente bestehen.
Ein aktuelles oder neu zu erstellendes Röntgenbild gibt Aufschluss über Größe, Form und Lage des Zahns sowie über die Beschaffenheit des umliegenden Knochens. So lässt sich abschätzen, wie schwierig der Eingriff vermutlich sein wird.
Einfaches Ziehen oder OP?
Bei einer einfachen Zahnextraktion wird der Zahn unter örtlicher Betäubung mit speziellen Instrumenten vorsichtig gelockert und anschließend mit einer Zange entfernt. Dank der örtlichen Betäubung spüren Sie beim Zähne ziehen nichts. Lässt sich der Zahn auf diese Weise nicht lösen, weil zum Beispiel die Zahnkrone bereits so stark beschädigt ist, dass der Zahn mit einer Zange kaum zu fassen ist, muss der Zahn operativ entfernt werden. Dazu schneidet der Zahnarzt oder die Zahnärztin das umliegende Zahnfleisch auf und schiebt es so weit zurück, dass die Wurzel erreicht und der Zahn entfernt werden kann.
Nach der Extraktion
Nach der Zahnextraktion muss in jedem Fall die Zahnlücke gereinigt und desinfiziert werden. Dabei werden entzündetes Gewebe und eventuell lose Knochenteile entfernt. Zur Wundversorgung reicht es in der Regel aus, wenn der Zahnarzt oder die Zahnärztin die Zahnfleischränder zusammendrückt und der Patient oder die Patientin auf einen Mulltupfer beißt. Nur bei erhöhtem Blutungsrisiko, bei der Extraktion mehrerer nebeneinander liegender Zähne oder bei Komplikationen ist eine Naht erforderlich.

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Was ist nach dem Ziehen eines Zahnes zu beachten?
Solange die örtliche Betäubung wirkt, dürfen Sie nichts essen, auch um sich nicht auf die Zunge oder in die Wange zu beißen. Sobald die Wirkung der Betäubung nachlässt, werden Sie wahrscheinlich Schmerzen verspüren. Es kann auch zu Schwellungen kommen. Eine Kühlung nach der Behandlung lindert die Schmerzen und wirkt gegen Schwellungen und Blutergüsse. Wahrscheinlich wird man Ihnen außerdem raten, zunächst nur weiche Nahrung zu sich zu nehmen und für einige Zeit auf der nicht betroffenen Seite des Mundes zu kauen.
Verhaltensregeln direkt nach dem Eingriff
Ihr Zahnarzt oder Ihre Zahnärztin wird Sie je nach Schwere des Eingriffs ausführlich über die Verhaltensregeln nach der Operation informieren. Um die Wundheilung zu beschleunigen, sollten Sie aber grundsätzlich in den ersten 24 Stunden nach dem Eingriff auf folgende Dinge achten:
- Sich ausruhen und körperliche Betätigung vermeiden; liegen Sie nicht ganz flach, sondern mit leicht erhobenem Kopf
- Nicht rauchen
- Keinen Alkohol trinken
- Keinen Kaffee oder schwarzen Tee trinken
- Den Mund nicht ausspülen (dies kann zum Ausschwemmen von Blutgerinnseln führen, die für die Wundheilung wichtig sind)
Welche Medikamente nach einer Zahnextraktion?
Ihr Zahnarzt oder die Zahnärztin wird Ihnen wahrscheinlich schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente verschreiben oder empfehlen. Acetylsalicylsäure (zum Beispiel Aspirin) darf nach einer Zahnextraktion nicht eingenommen werden, da sie die Blutgerinnung beeinträchtigt. Schmerzen und Schwellungen klingen in der Regel binnen einiger Tagen nach der Zahnextraktion ab. Bei anhaltenden oder starken Schmerzen, Schwellungen, Blutungen oder Fieber sollten Sie sofort Ihren Zahnarzt oder Ihre Zahnärztin informieren.
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Zahnersatz und Kosten: Das zahlt die AOK
Wenn ein Zahn gezogen wird, ist oft ein Zahnersatz notwendig. Die AOK beteiligt sich mit einem Festzuschuss an den Kosten. Die Höhe richtet sich nach dem Befund.