Zahnschmerzen bei Erkältung: Beschwerden trotz gesunder Zähne

Wer Zahnschmerzen hat, sollte zum Zahnarzt oder zur Zahnärztin gehen. Mit den modernen zahnmedizinischen Diagnosemethoden ist die Wurzel des Übels in der Regel schnell gefunden: Karies, Parodontitis, ein beschädigter Zahn, eine kaputte oder herausgefallene Füllung – es gibt viele Gründe, die Zahnschmerzen auslösen. Ihr Zahnarzt oder Ihre Zahnärztin kann meist Abhilfe schaffen.

Es kommt jedoch vor, dass trotz sorgfältiger Untersuchung die Ursache der Zahnschmerzen nicht gefunden werden kann, weil Zähne und Zahnfleisch völlig gesund sind. Dann geht der Schmerz vielleicht gar nicht von den Zähnen selbst aus, sondern hat einen anderen Ursprung. Solche Zahnschmerzen beschreibt man in der Fachsprache als nicht-odontogen. Nicht-odontogene Zahnschmerzen sind Schmerzen, die im Bereich der Zähne empfunden werden, aber nicht von den Zähnen, dem Zahnbett (Parodontium) oder dem Zahnfleisch herrühren.

Schmerzen im Zahnbereich können mit verschiedenen körperlichen Störungen oder Erkrankungen zusammenhängen. Wenn die Zähne nicht selbst für die Beschwerden verantwortlich sind, ist in vielen Fällen eine Erkältung der Auslöser.

Andere Ursachen für nicht-odontogen bedingte Zahnschmerzen sind seltener und können unter anderem folgende Ursachen haben:

• Muskelprobleme vor allem im Kiefer-, Kopf- oder Hals können auf die Zähne ausstrahlen und dort Schmerzen verursachen.
• Fehlsignale des Nervensystems, wenn zum Beispiel das Schmerzempfindungssystem durch eine Verletzung beeinträchtigt ist, können Zahnschmerzen auslösen, ohne dass ein Problem mit den Zähnen selbst besteht.
• Kopfschmerzen, besonders Clusterkopfschmerzen oder Migräne, äußern sich bei manchen Betroffenen auch als Zahnschmerzen.
• Herzprobleme wie Angina Pectoris können sich auch an den Zähnen mit Schmerzen bemerkbar machen.

Ein Husten oder ein leichter Schnupfen hat keinen Einfluss auf das Schmerzempfinden in den Zähnen. Eine Erkältung macht sich nur dann an den Zähnen bemerkbar, wenn sie auch die Nasennebenhöhlen betrifft: Das ist typischerweise bei einer Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) der Fall. Eine Sinusitis ist meist die Folge einer Erkältung. Wenn die Nase bei Schnupfen mehr Schleim produziert, um Krankheitserreger auszuschwemmen, sammelt er sich auch in den Nebenhöhlen der Nase an. Eine mögliche Folge sind geschwollene Schleimhäute und Entzündungen der Nasennebenhöhlen.

Die Nasennebenhöhlen sind Hohlräume im Schädel. Neben den Stirnhöhlen, den Keilbeinhöhlen und den Siebbeinzellen auf Höhe der Nasenwurzel zählen dazu auch die beiden Kieferhöhlen direkt über der Mundhöhle. Mögliche Anzeichen einer Sinusitis sind daher drückende Schmerzen nicht nur hinter der Stirn und im Bereich der Nasenwurzel, sondern auch im Oberkiefer. Je nachdem, welche Nasennebenhöhle am stärksten von der Entzündung betroffen ist, sind die jeweils darüber liegenden Gesichtspartien am schmerzhaftesten.

Kieferhöhle und Mundhöhle liegen sehr dicht beieinander und die Spitzen der oberen Zahnwurzeln reichen vom Oberkiefer bis an die Kieferhöhle. Außerdem sind die Zähne im Oberkiefer und die Kieferhöhlen durch Ausläufer desselben Hirnnervs, des Oberkieferastes des Trigeminusnervs miteinander verbunden. Menschen mit einer starken Erkältung oder einer Nasennebenhöhlenentzündung empfinden daher die Druckschmerzen im Oberkiefer, die eigentlich von den Kieferhöhlen ausgehen, oft als Zahnschmerzen. Dies ist besonders dann der Fall, wenn eine Entzündung in den Kieferhöhlen zusätzlich auf einen Zahnnerv drückt.

Wegen der Lage der Nasennebenhöhlen oberhalb der Mundhöhle ist der Unterkiefer nicht von Schmerzsymptomen bei einer Erkältung betroffen: Bei einer Sinusitis oder einer Erkältung kommt es nur zu Zahnschmerzen im Oberkiefer und nicht im Unterkiefer. Die Schmerzen treten dabei meist an mehreren Zähnen auf. Die Betroffenen beschreiben den Schmerz als drückend, dumpf, stechend oder pochend. Manchmal wird der Zahnschmerz von einem Druck unter den Augen begleitet. Durch Senken des Kopfes, Druck auf die Kieferhöhlen, Husten oder Niesen kann er sich verstärken. Auch Kälte und Kauen können Zahnschmerzen, die von den Nasennebenhöhlen ausgehen, verschlimmern.

Wenn gesunde Zähne bei einer Erkältung schmerzen, ist in der Regel keine besondere Behandlung der Zahnschmerzen erforderlich. Sobald die Schwellungen und Sekretansammlungen in den Nasennebenhöhlen zurückgehen, klingen auch die Zahnschmerzen ab. Wenn dies nicht der Fall ist und die Zahnschmerzen anhalten, sollten Sie sich von Ihrem Zahnarzt oder Ihrer Zahnärztin untersuchen lassen.

Allerdings können Sie sich trotz typischer Symptome im Oberkiefer nicht sicher sein, ob Ihre Zahnschmerzen tatsächlich von einer Erkältung herrühren oder nicht doch eine andere Ursache haben. Wenn Sie mit Zahnschmerzen und einer Erkältung die zahnärztliche Praxis aufsuchen, sollten Sie in jedem Fall mitteilen, dass Sie auch unter Erkältungsbeschwerden leiden. Falls sich keine Zahnprobleme feststellen lassen, kann der Zahnarzt oder die Zahnärztin einen Zusammenhang zwischen den Zahnschmerzen und der Erkältung herstellen.

Eine leichte Erkältung bedarf keiner ärztlichen Behandlung und legt sich von selbst. Es gibt bewährte Hausmittel, um die Symptome zu lindern und den Heilungsprozess zu beschleunigen. Dasselbe gilt meist auch für eine Nasennebenhöhlenentzündung, die in der Regel nach ein bis zwei Wochen abklingt. Falls die Entzündung ohne ärztliche Hilfe nicht abheilt oder Sie starke Beschwerden haben, ist es ratsam, Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin aufzusuchen. Gegebenenfalls werden Sie an eine Hals-Nasen-Ohren-Praxis überwiesen. Hier kann zum Beispiel abgeklärt werden, ob nicht nur eine Infektion mit Viren vorliegt (was meistens der Fall ist), sondern ob auch bakterielle Erreger nachgewiesen werden können. Nur dann kann der Einsatz eines Antibiotikums sinnvoll sein.

Die engen anatomischen Beziehungen zwischen Kieferhöhlen und Oberkiefer können bei Erkrankungen zu Beeinflussungen in beide Richtungen führen. Deshalb gibt es nicht nur die Möglichkeit, dass sich eine Nasennebenhöhlenentzündung auf die Zähne auswirkt, sondern auch die umgekehrte Wirkung: eine entzündliche Erkrankung der Nasennebenhöhlen, die ihre Ursache in einer Zahnerkrankung hat. Fachleute nennen das eine odontogene Sinusitis.

Meist ist dies eine Folge früherer zahnmedizinischer Eingriffe, einer Infektion des Oberkiefers oder einer Verletzung von Zähnen im Oberkiefer. In diesem Fall sollte die zahnmedizinische Behandlung der zugrunde liegenden Zahnerkrankung der erste Schritt bei der Behandlung der Nasennebenhöhlenentzündung sein. Daher ist es ebenso ratsam, den HNO-Arzt oder die HNO-Ärztin über Zahnprobleme zu informieren wie Ihren Zahnarzt oder Ihre Zahnärztin über Erkältungssymptome. So kann auch hier die Verbindung zwischen Zahnerkrankung und Nasennebenhöhlenentzündung leichter nachvollzogen werden.