Zähne
Zahnseide: Erforderlich oder überbewertet?
Veröffentlicht am:08.09.2021
5 Minuten Lesedauer
Von klein auf wird uns gesagt, wie wichtig das Benutzen von Zahnseide ist. Mittlerweile hat das gute alte Wachsbändchen auf dem Markt jedoch ordentlich Konkurrenz bekommen. Wann Zahnseide die richtige Wahl ist und welche Alternativen es gibt.
Zahnseide: Wie sinnvoll ist sie, und wie wird sie angewendet?
Interdentalbürstchen, gewachste Zahnseide, ungewachste Zahnseide, Mundduschen, Silikon-Sticks: Das Angebot im Drogeriemarkt verdeutlicht, wie wichtig das Säubern unserer Zahnzwischenräume zu sein scheint. Obwohl der Großteil der Kunden nach wie vor zu Zahnseide greift, ist vielen nicht klar, wie sie eigentlich richtig benutzt wird und wie sie dabei hilft, die Zähne zu reinigen.
Bei Zahnseide handelt es sich um einen Faden aus einer speziellen Kunstfaser, der dazu dienen soll, die Zahnzwischenräume besser zu reinigen und so der Entstehung von Karies vorzubeugen. Zahnseide ist in verschiedenen Varianten auf dem Markt:
- Ungewachste Zahnseide ist glatt und recht griffig. Dabei ist die Zahnseide verschiedener Hersteller zum Teil unterschiedlich dick. Es lohnt sich daher, verschiedene Marken auszuprobieren, um ein Produkt zu finden, das für die eigenen Zahnzwischenräume gut geeignet ist.
- Gewachste Zahnseide ist mit einem feinen Film versehen, der sie leichter gleiten lässt. Das erleichtert gerade Ungeübten die Handhabung. Allerdings fällt die Reinigungswirkung durch den Film normalerweise auch etwas schwächer aus als bei der ungewachsten Variante. Einige Produkte sind mit frischen Aromen wie Pfefferminze versehen. Auch Fluorid oder Chlorhexidin gegen Bakterien können in dem Film enthalten sein. Die Frage, ob die Zahnseide gewachst oder ungewachst sein sollte, lässt sich also leicht beantworten: Ungewachst reinigt besser, aber wer mit der Handhabung Schwierigkeiten hat, darf mit gutem Gewissen auf gewachste Produkte ausweichen.
- Tape-Zahnseide ist etwas breiter, aber trotzdem flach und soll besser durch besonders schmale Zwischenräume gleiten.
- Superfloss ist eine gute Variante für Menschen mit größeren Zahnzwischenräumen. Die Fäden sind dicker und aufgeraut.
- Außerdem gibt es Zahnseide, bei der sich dünne und dickere Bereiche abwechseln. Das kann bei Zahnbetterkrankungen hilfreich sein.
Bei vielen Menschen sind die Zahnzwischenzwischenräume nicht gleichmäßig breit. Gegebenenfalls macht es in solchen Fällen Sinn, zwei verschiedene Produkte für die jeweiligen Bereiche des Gebisses zu verwenden.
Wie sinnvoll ist Zahnseide?
Warum sollte man überhaupt Zahnseide benutzen? Reicht das einfache Putzen nicht aus? Das tut es tatsächlich nicht. Denn Bakterien besetzen den gesamten Zahn, also auch die Seitenflächen. Schließlich gelangen Essensreste und Getränke ebenfalls dorthin. Eine regelmäßige Reinigung ist also notwendig, um Karies und einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis) vorzubeugen, eine normale Zahnbürste kann aber nur etwa 70 Prozent der Zahnfläche erreichen. Benötigt wird also ein Werkzeug, mit dem man zwischen die Zähne gelangen kann – Zahnseide.
Wie groß der Effekt der Zahnseide genau ist, lässt sich allerdings nicht mit Sicherheit sagen. Denn die Studienlage ist schwierig. Das hat vor einigen Jahren sogar zu Presseberichten geführt, wonach Zahnseide keinen Nutzen habe. Tatsächlich hatte eine Auswertung verschiedener Untersuchungen lediglich ergeben, dass die Qualität bisheriger Studien zu schlecht sei, um sie als Nachweis zu akzeptieren. Teilweise waren beispielsweise die Teilnehmerzahlen zu gering. Die Bundeszahnärztekammer wünscht sich daher bessere Studien. Für sie besteht an der Bedeutung der Zahnseide für die Zahnpflege kein Zweifel. Das zeigten die Erfahrungen der Zahnärzte in der Praxis. Hinweise darauf, dass eine weniger gründliche Zahnpflege ausreiche und auf Zahnseide verzichtet werden könne, gibt es nach Ansicht der Bundeszahnärztekammer nicht.
Wie verwendet man Zahnseide richtig?
Zahnseide zu benutzen ist etwas umständlich und kostet Zeit. In Deutschland greift daher nur etwa jeder Zehnte zu diesem wichtigen Hilfsmittel zur Zahnzwischenraumpflege. Dabei ist es besser, Zahnseide wenigstens hin und wieder einzusetzen, statt ganz auf sie verzichten. Das Gleiche gilt für die Technik – sie muss nicht perfekt sein. Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie Ihren Zahnarzt um Rat, er wird Ihnen die richtige Anwendung gerne zeigen.
Wann und wie oft Zahnseide benutzen?
Zahnärzte empfehlen, Zahnseide zumindest einmal täglich zu verwenden. Der beste Zeitpunkt ist abends vorm Schlafengehen, damit keine Speisereste über Nacht in den Zahnzwischenräumen verweilen. Ob Sie die Zahnseide vor oder nach dem Zähneputzen einsetzen, spielt dabei keine Rolle. Noch besser wäre es natürlich, die Zahnseide auch morgens in die Zahnpflegeroutine einzubauen.
Wie benutzt man Zahnseide richtig?
Entnehmen Sie der Packung ein Stück Zahnseide, das zwischen 30 und 50 Zentimeter lang ist. Die Enden wickeln Sie sich um die Zeigefinger oder Sie verwenden einen speziellen Zahnseidehalter. Jetzt fädeln Sie die Zahnseide vorsichtig in den ersten Zahnzwischenraum ein, wobei Sie den Faden vor- und zurückbewegen und anschließend auf und ab. Wenn Sie die Zahnseide richtig benutzen, entfernen Sie damit Speisereste und zumindest einen Teil des schädlichen Biofilms.
Kann Zahnseide schädlich sein?
Wenn Sie zuvor noch keine Zahnseide benutzt haben, ist es wahrscheinlich, dass es bei der ersten Anwendung zu Zahnfleischbluten kommt. Das ist normal und hört in der Regel nach wenigen Tagen auf. Andernfalls sollten Sie sicherheitshalber einen Zahnarzt aufsuchen und die Ursache abklären lassen. Grundsätzlich ist es wichtig, bei der Anwendung von Zahnseide nicht zu rabiat vorzugehen. Gerade beim Einfädeln ist Vorsicht gefragt, damit sie nicht mit zu viel Schwung in den Zwischenraum gleitet und dabei das Zahnfleisch verletzt.
Welche sinnvollen Zahnseide-Alternativen gibt es?
Zahnseide ist nicht für jeden Menschen das ideale Produkt, um die Zahnzwischenräume zu reinigen. Wenn die Zähne eher weit auseinanderstehen, sind schmale Interdentalbürsten zum Beispiel oftmals effektiver. Viele vermeintliche Alternativen können Zahnseide aber nicht ersetzen. Das sind die wichtigsten Hilfsmittel:
Zahnseidesticks
Zahnseidesticks werden auch Flossetten genannt. Im Grunde handelt es sich dabei um eine fertige Kombination aus kleiner Halterung und Zahnseide. Wie benutzt man Zahnseidesticks? Im Prinzip genau wie normale Zahnseide: vorsichtig einfädeln, vor- und zurückbewegen sowie auf und ab. Beachten Sie bei der Anwendung von Zahnseidesticks, dass diese nach einmaligem Gebrauch entsorgt werden sollten.
Zahnzwischenraumbürsten
Zahnzwischenraumbürsten sind auch unter der Bezeichnung Interdentalbürsten bekannt. Sie sehen wie winzige Flaschenbürsten aus und sind ideal bei etwas größeren Abständen zwischen den Zähnen. Auch Träger fester Zahnspangen sollten sie benutzen. Es gibt sie in verschiedenen Stärken. Die Anwendung der Zahnzwischenraumbürsten ist leicht. Sie werden vorsichtig vor- und zurückbewegt. Achten Sie darauf, das Zahnfleisch nicht zu verletzen.
Elektrische Zahnseide
Faktisch handelt es sich dabei nicht um Zahnseide, sondern um ein Gerät, das mit hohem Druck ein Gemisch aus Wasser und Luft durch die Zahnzwischenräume presst. In einer Studie hat sich die elektrische Zahnseide als sehr wirksam erwiesen.
Zahnhölzchen
Sie sind etwas anders geformt als Zahnstocher und können nicht splittern. Sie sind gut dafür geeignet, unterwegs Speisereste aus den Zahnzwischenräumen zu entfernen. Plaque beseitigen sie jedoch nicht, weswegen sie keine echte Alternative zur Zahnseide darstellen, sondern sie höchstens ergänzen können.
Munddusche
Eine Munddusche kann Speisereste aus dem Mund spülen. Sie erzielt jedoch nicht die gleiche Reinigungswirkung wie Zahnseide und sollte daher eher ergänzend eingesetzt werden.