Gesundes Wohnen
Beim Energiesparen die Legionärskrankheit im Blick behalten
Veröffentlicht am:23.10.2023
8 Minuten Lesedauer
Bei der Warmwasserbereitung lässt sich Energie sparen. Um das Risiko für eine Infektion mit der Legionärskrankheit – einer gefährlichen Lungenentzündung – zu minimieren, gibt es einige Punkte zu beachten. Worauf kommt es an?
Vorsicht Legionärskrankheit
Bei steigenden Energiekosten denken viele Menschen darüber nach, wie sie Energie sparen können. Großes Einsparungspotential gibt es bei der Bereitung von Warmwasser. Doch einfach die Temperatur an der Warmwassertherme auf Badewassertemperatur herunterzudrehen, ist keine gute Idee. Bei dieser Temperatur können sich die Erreger der Legionärskrankheit, die Legionellen, im Wasser vermehren und zu einer lebensbedrohlichen Lungenentzündung führen.
Was ist die Legionärskrankheit?
Die Legionärskrankheit ist eine schwere Lungenentzündung (Pneumonie), die durch Bakterien hervorgerufen wird. Sie gehört zu den umweltbedingten Infektionserkrankungen, weil sich die auslösenden Bakterien, Legionella pneumophila, im Wasser vermehren und die Erkrankung ausschließlich durch Inhalation von infiziertem Wasser ausgelöst wird. Die Legionärskrankheit zählt daher zu den Legionellosen.
Die Legionärskrankheit verdankt ihren Namen dem Anlass ihrer Entdeckung: 1976 erkrankten während und kurz nach einer Tagung der Kriegsveteranenvereinigung „The American Legion“ in Philadelphia, USA, 221 Männer an einer untypischen Lungenentzündung. 34 Menschen starben. Ursache der Erkrankung waren Legionellen in der Klimaanlage des Hotels.
Wie kommt es zur Ansteckung mit Legionellen?
Legionellen sind in geringer, gesundheitlich unbedenklicher Menge in der Natur weit verbreitet und auch im Trinkwasser zu finden. Stark vermehren können sie sich nur bei bestimmten Temperaturen – laut Robert Koch-Institut im Bereich von 25 und 45 Grad Celsius. Deswegen kommt die Legionärskrankheit vor allem in wärmeren Gegenden vor. In Deutschland sind jährlich schätzungsweise 6.000 bis 10.000 Menschen von der Legionärskrankheit betroffen.
Zu Legionellen-Infektionen kommt es, wenn Betroffene fein zerstäubten, legionellenhaltigen Wassernebel eingeatmet haben. Solche Aerosole können beispielsweise beim Duschen, am Wasserhahn, durch Klimaanlagen, in unmittelbarer Nähe zu Warmwasser-Schwimmbecken, Whirlpools, an künstlichen Wasserfällen und Kühltürmen entstehen. Es ist hingegen nicht möglich, sich bei einer erkrankten Person anzustecken. Sehr viel seltener kommt es zu einer Infektion, wenn mit Legionellen verunreinigtes Wasser versehentlich in die Luftröhre gelangt. Das Wasser zu schlucken, ist ungefährlich. Die Magensäure tötet die Keime ab.
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Welchen Verlauf nimmt die Legionellose?
Die Legionellose hat drei Verlaufsformen. Die häufigste Form ist der asymptomatische Verlauf, der bei 90 Prozent der Betroffenen auftritt. Die Legionärskrankheit ist eine Legionellenpneumonie und die schwerste Verlaufsform, von der vor allem Männer, Immunsupprimierte, also Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, und ältere Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes betroffen sind. Eine Sonderform ist das Pontiac-Fieber, bei dem ein leichter Krankheitsverlauf ohne Lungenentzündung vorliegt.
Die ersten Symptome treten meist zwischen fünf und sechs Tagen nach Kontakt mit dem Erreger auf. Das Hauptkennzeichen der Legionärskrankheit ist eine schwere Lungenentzündung. Zunächst können unter anderem folgende Symptome auftreten:
- Fieber
- Kopfschmerzen
- Gliederschmerzen
- Husten
- Bauchschmerzen
- Durchfall
- Verwirrtheit
Teilweise beginnt die Erkrankung direkt mit schweren Symptomen wie hohem Fieber, Husten, Atemnot und Herzrasen. Der Husten ist zunächst trocken, später husten die Erkrankten Schleim ab.
Besonders gefährdet, schwer zu erkranken, sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, mit Vorerkrankungen der Lunge und des Herzens und mit einem gestörten Zuckerstoffwechsel (Diabetiker und Diabetikerinnen) sowie Raucher und Raucherinnen und ältere Menschen. Ohne die richtige medizinische Behandlung kann die Legionärskrankheit tödlich sein. Bei gesunden Menschen hingegen verlaufen die Infektionen meistens ohne erkennbare Symptome. Sie bleiben dann in der Regel unbemerkt und klingen ohne Behandlung wieder ab.
Wie wird die Legionärskrankheit diagnostiziert und behandelt?
Bemerken Sie Symptome einer Lungenentzündung (wie hohes Fieber und Schüttelfrost, Husten mit Auswurf, Atemnot und Schwächegefühl), sollten Sie unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Anhand der Symptome allein können Fachleute zwar nicht auf Legionellen als Erreger schließen, der Nachweis ist jedoch mit verschiedenen Verfahren im Labor möglich. Dazu wird beispielsweise eine Urinprobe benötigt.
Da die Legionärskrankheit in unseren Breiten relativ selten vorkommt, wird sie häufig nicht gleich erkannt. Das führt dazu, dass sie mitunter erst spät oder falsch behandelt wird. Denn bestimmte Antibiotika (Betalaktam-Antibiotika), die mitunter bei einer Lungenentzündung anderer Ursache eingesetzt werden, helfen bei einer Infektion mit Legionellen nicht. Wenn die Erkrankten jedoch ein Antibiotikum erhalten, welches das Spektrum der Legionellen mit abdeckt, kann die Legionärskrankheit völlig ausheilen.
Die richtige Wassertemperatur gegen Legionellen
Bei weniger als 20 Grad Celsius können sich Legionellen kaum vermehren. Perfekt für das Wachstum von Legionellen sind dagegen Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius. Eine Temperatur von über 55 Grad Celsius hemmt wiederum das Wachstum der Bakterien wirksam. Bei mehr als 60 Grad Celsius sterben die Legionellen schließlich ab.
Deshalb sollte die Warmwasser-Temperatur im gesamten Leitungssystem bestenfalls niemals 55 Grad Celsius unterschreiten. Schaltungen, die Wasser nur kurzzeitig auf 60 Grad Celsius erhitzen und ansonsten auch Temperaturen unterhalb von 55 Grad Celsius zulassen, sogenannte Legionellenschaltungen, bieten dagegen keine hundertprozentige Sicherheit.
So vermeiden Sie zu Hause Legionelleninfektionen
- Bei einem zentralen Trinkwassererwärmer stellen Sie die Temperatur auf mindestens 60 Grad Celsius ein.
- Bei dezentralen Geräten wie Untertischgeräten (Boilern) und Durchfluss-Trinkwassererwärmern sind 55 Grad Celsius ausreichend, da das Speichervolumen klein ist und das Wasser keine längeren Leitungswege zurücklegen muss.
- Wärmepumpensysteme sind anfälliger für Legionellen, da sie häufig mit zu niedrigen Wassertemperaturen arbeiten. Wer sich für eine nachhaltige Wärmepumpe im Haus entscheidet, sollte darauf achten, dass das Gerät die nötige Temperatur von mindestens 55 Grad Celsius erreichen kann. Die Temperatur kann auch mit einen Elektroheizstab erzeugt werden – die zusätzlichen Stromkosten können aber hoch sein.
- Lassen Sie die Anlagen in den vorgeschriebenen Abständen von Fachleuten warten. Mieter und Mieterinnen können sich bei Fragen oder Unsicherheiten an die verwaltenden oder vermietenden Personen des Hauses wenden.
Wo Legionellen sich noch verstecken
Legionellen finden nicht nur in schlecht gewarteten Warmwassersystemen einen idealen Nährboden, sondern auch in großen Klimaanlagen, zum Beispiel in Büros. Wenn die Kühlgeräte nicht fachgerecht installiert, gereinigt oder gewartet werden, können sich aus dem Kondenswasser Wasserlachen bilden. Dort können sich dann Legionellen und auch Schimmelpilze bilden. Weitere mögliche Infektionsquellen sind Luftbefeuchter und Inhalatoren.