Gesundes Wohnen
Was bedeutet nachhaltig wohnen: Tipps für ein ökologisches Zuhause
Veröffentlicht am:13.07.2022
5 Minuten Lesedauer
Mit nachhaltigen Entscheidungen können Sie jeden Tag Ressourcen sparen und die Umwelt schonen. Aber wie funktioniert nachhaltiges Wohnen in der Praxis? Tipps und Tricks für alle – von Apartment-Mieterinnen und -Mietern bis zu Hausbesitzenden.
Inhalte im Überblick
Nachhaltig einrichten: Worauf sollten Sie bei Möbeln achten?
Wer nachhaltig wohnen möchte, stellt am besten zunächst die Materialien im eigenen Zuhause auf dem Prüfstand. In zahlreichen Möbeln und Baumaterialien stecken Chemikalien, die in ihrer Wirkung auf die Umwelt und auch auf den menschlichen Körper nicht vollständig erforscht sind. Einige sind sogar als gesundheitsschädlich bekannt. Dadurch, dass sie im Material gebunden sind, gelten sie als unbedenklich, dünsten in der Praxis jedoch aus.
Kritisch für die Umwelt und die eigene Gesundheit sind zum Beispiel Bindemittel in Spanplatten, die in Möbeln, Wänden und Türen verbaut sein können. Sie dünsten zum Teil Formaldehyd aus – ein Stoff, der reizend auf die Augen wirken und in hoher Konzentration Krebs erzeugen kann. Auch Kleber, Farben und Lacke in Möbeln enthalten mitunter bedenkliche Schadstoffe.
Tipp: Im Sinne der Nachhaltigkeit sind natürliche und nachwachsende Rohstoffe wie Holz – sofern aus nachhaltiger Forstwirtschaft – grundsätzlich eine gute Wahl. Bei Holzmöbeln, Spanplatten und Bodenbelägen wie Parkett lohnt es sich allerdings, auf bestimmte Verbrauchersiegel zu achten. Dazu zählt das Siegel des Forest Stewardship Council (FSC): Es gewährleistet, dass das Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammt, die sich zum Beispiel am Erhalt der biologischen Vielfalt orientiert. Das Siegel des „Blauen Engels“ bezieht neben der Umweltverträglichkeit auch die Unbedenklichkeit für die menschliche Gesundheit mit ein.
Langlebigkeit schützt die Umwelt
Wer seine Einrichtung lange nutzt, spart damit die meisten Ressourcen. Der günstige Schrank aus dem Möbelhaus, der seit vielen Jahren in Ihrem Schlafzimmer steht, dünstet sehr wahrscheinlich auch keine nennenswerten Schadstoffe mehr aus – trotz fragwürdiger Spanplatten.
Lüften und heizen: Wie geht es richtig?
Heizen ist in privaten Haushalten der Faktor, der mit Abstand die meiste Energie verbraucht und den höchsten CO2-Ausstoß verursacht. Das belastet nicht nur die Umwelt, sondern auch das eigene Portemonnaie. Doch aufs Heizen verzichten sollten Sie deswegen nicht – das wird nicht nur schnell ungemütlich, sondern steigert auch die Schimmelgefahr.
Wer behagliche Temperaturen mag und gleichzeitig Ressourcen sparen will, heizt und lüftet am besten ganz gezielt: Gut geeignet sind Thermostate und Heizungssysteme, mit denen sich die Raumtemperatur genau regeln lässt. In den Wohnräumen sind 20 Grad Celsius, in Küche und Schlafzimmer 18 Grad Celsius meist vollkommen ausreichend. Für die Nacht und jene Tageszeiten, an denen niemand zu Hause ist, können Sie die Thermostate auch noch weiter herunterregeln. Bei den meisten modernen Heizungsanlagen lassen sich die Zieltemperaturen im Laufe des Tages regulieren. Alternativ können Sie digitale Thermostate anbringen, die sich programmieren lassen.
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Tipp: Lüften Sie während der Heizsaison mehrmals täglich für jeweils fünf Minuten, indem Sie die Fenster weit öffnen („Stoßlüften“). Gekippte Fenster hingegen sind ungünstig für die Energiebilanz – genau wie undichte Stellen an Türen und Fenstern. Schaum- oder Gummidichtungen aus dem Baumarkt schaffen hier Abhilfe. Achten Sie zudem darauf, Heizkörper nicht hinter Möbeln und Vorhängen verschwinden zu lassen. Auch wenn sie nicht sehr dekorativ sind: Nur wenn die Heizkörper frei sind, kann die Wärme sich gut im Raum verteilen
Wasser sparen – was ist wichtig?
Tatsächlich besteht in Deutschland in den meisten Regionen kein Wassermangel. Dennoch ist ein sorgsamer Umgang mit Wasser sinnvoll: Schließlich muss jeder verbrauchte Liter gefördert, aufbereitet, transportiert und danach wieder gereinigt werden. Im Durchschnitt verbraucht jeder Deutsche täglich 125 Liter – davon entfällt rund ein Drittel aufs Baden, Duschen und die Körperhygiene, gefolgt von der Toilettenspülung. Nur vier Prozent werden zum Essen und Trinken genutzt.
Tipp: Legen Sie ein besonderes Augenmerk auf Ihren Verbrauch von Warmwasser – dieser zählt zu den größten Energiefallen in privaten Haushalten.
Gut geeignet sind zum Beispiel wassersparende Armaturen wie spezielle Duschbrausen, die sich einfach anbringen lassen. Auch Vollbäder und ausgiebige Duschen von mehr als zehn Minuten gehören auf den Prüfstand. Wer einen neuen Spülkasten für die Toilette anbringt, achtet am besten auf das Umweltzeichen „Blauer Engel“: Die so gekennzeichneten Spülkästen lassen nicht mehr als sechs bis neun Liter je Spülgang durchlaufen.
Putzmittel: Weniger Chemie für ein nachhaltiges Leben
Ein genauerer Blick in den Putzmittelschrank lohnt sich, wenn Sie nachhaltig wohnen wollen: Viele gängige Haushaltsreiniger enthalten umweltschädliche oder gesundheitsgefährdende Chemikalien – darunter Farb- und Duftstoffe, aggressive schmutzlösende Substanzen (Tenside) sowie antibakterielle Inhaltsstoffe. Auch Mikroplastik findet sich in zahlreichen Putzmitteln. All das landet am Ende des Tages im Abfluss und belastet letztlich das Grundwasser und somit Menschen, Tiere und Umwelt. Zudem werden viele Ressourcen aufgewendet, um Plastikflaschen und Putzmittel zu produzieren.
Dabei gibt es Alternativen für einen nachhaltig sauberen Haushalt. Weniger ist an dieser Stelle mehr: Anstelle von Spezialreinigern für Küche, Keramik & Co. reicht normalerweise ein Grundstock aus einfachen Reinigern, ergänzt durch bewährte Hausmittel:
- ein milder Allzweckreiniger für Böden und Arbeitsflächen
- Haushaltssoda für hartnäckigen Schmutz
- Handspülmittel, das sich übrigens auch für Spiegel und Fenster eignet
- Essig und/oder Zitronensäure als natürliche Kalklöser im Bad
- Natron als Scheuermittel und Teppichreiniger
Tipp: Achten Sie zudem auf die Dosierungen. Wenn es sich nicht um hartnäckigen Schmutz handelt, reicht in der Regel eine geringe Menge an Putzmitteln aus – so können Sie nachhaltiger putzen.
Nachhaltiges Zuhause: Was gilt fürs Bauen und Sanieren?
Besonders effektiv in puncto Nachhaltigkeit sind die Entscheidungen, die man bereits beim Bauen trifft – etwa, das Gebäude nach dem Einfall des Sonnenlichts auszurichten, eine Solaranlage auf dem Dach zu installieren und nachwachsende, regionale Baustoffe zu verwenden. Aber vieles lässt sich auch im Nachhinein noch ausbessern: Im Rahmen einer energetischen Sanierung können Sie zum Beispiel das Dach und die Außenwände dämmen sowie alte Fenster ersetzen. So heizen Sie langfristig viel weniger „zum Fenster hinaus“. Achten Sie dabei auch auf nachhaltige Materialien: Nachwachsende Naturstoffe wie Zellulose, Hanf und Holzweichfaser haben eine deutlich bessere Ökobilanz als erdölbasiertes Polystyrol (Styropor) und andere Kunststoffe.
Ein weiterer Aspekt ist vielen Menschen in Bezug auf nachhaltiges Leben meistens nicht bewusst: Planen Sie bei Neu- oder Umbauten Ihre Wohnumgebung direkt barrierefrei mit schwellenlosen Zugängen. Das spart Ressourcen, weil spätere Umbauten dadurch wegfallen. Für Bestandsbauten sollten Sie prüfen, ob eine modernere Heizungsanlage effizient wäre. Das Gleiche gilt für eine mögliche Installation von Solarmodulen auf dem Dach.
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Tipp: Wenn Ihr Haus gut gedämmt ist und über eine Flächenheizung (etwa Fußbodenheizung) erwärmt wird, kommt als Heizsystem eventuell eine umweltfreundliche Wärmepumpe infrage.
Fürs nachhaltige Wohnen sollten Sie außerdem Energiespartipps beachten.
Nachhaltig leben: Weitere Tipps fürs Wohnumfeld
Mit diesen Empfehlungen sind die Möglichkeiten, mehr Nachhaltigkeit im eigenen Zuhause zu schaffen, noch lange nicht ausgeschöpft. Wir haben weitere Tipps für ein nachhaltiges Leben für Sie zusammengestellt:
- wie Sie nachhaltig Wäsche waschen können
- wie Sie effektiv Müll sparen und ihn richtig trennen
- wie Sie Plastik in der Küche vermeidenund Plastik im Bad reduzieren