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Urban Gardening: So funktioniert das Gärtnern in der Stadt

Veröffentlicht am:21.06.2021

6 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 19.02.2024

Hochbeet im Hinterhof, Tomatenzucht im Autoreifen, Blumenmeer zwischen Häuserschluchten: Wer ein Fleckchen Erde in der Stadt bepflanzt, liegt voll im Trend des Urban Gardenings. Was steckt hinter dem Stadtgärtnern? Und wie kann man mitmachen?

Frau gießt ihr selbst angepflanztes Gemüse und Obst.

© iStock / AleksandarNakic

Was ist Urban Gardening?

Gärtnern mitten in der Stadt? Nein, das ist kein Widerspruch, sondern eine echte Erfolgsformel für den Klimaschutz und unser eigenes Wohlbefinden. Urban Gardening nennt sich das häufig einfallsreiche und sehr kreative Bepflanzen und Bewirtschaften von ungenutzten öffentlichen Flächen. Aber auch das Begrünen des eigenen Balkons fällt unter den Begriff des Stadtgärtnerns. So oder so: Ob allein oder in Gemeinschaft, ob Tomatenzucht in der Holzkiste oder Rhabarber-Pflanzen in der Häuserschlucht: Stadtgärtnern ist gut für die Seele und vertreibt das Grau der Städte.

Auch wenn das Urban Gardening gerade richtig angesagt ist, ist das Konzept gar nicht so neu:

Bereits vor fast 40 Jahren bildeten sich in New York die ersten Gemeinschaftsgärten, in denen sich Menschen zusammenfanden, um leere Grundstücke zu bepflanzen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Grüne Stadtoasen verbessern die Lebensqualität der Quartiersbewohnerinnen und -bewohner und festigen deren Bindung an ihr Viertel. Tiere und Pflanzen bekommen neue Lebensräume, und die Projekte tragen zur Bodenverbesserung und Grundwasserneubildung bei.

Urban Gardening verbindet zudem unterschiedliche Generationen. Berufstätige finden einen Ausgleich zum Joballtag, Rentnerinnen und Rentner nehmen aktiv am Leben teil und Kinder dürfen sich nach Lust und Laune die Hände dreckig machen – beim Raukerupfen, Tomatenpflücken und Erbsenernten.

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Welche Formen von Urban Gardening gibt es?

Knapp 800 Urban-Gardening-Projekte gibt es zurzeit in Deutschland, und jedes ist ganz individuell. Wir stellen Ihnen hier beliebte Formen des Urban Gardenings vor:

Gemeinschaftsgarten

Sie möchten am liebsten im Team arbeiten und einen Garten mit anderen zusammen hegen und pflegen? Dann wäre ein Gemeinschaftsgarten für Sie vermutlich die richtige Wahl. Das sind für diesen Zweck freigegebene Flächen in der Stadt, die gemeinschaftlich zum Gärtnern genutzt werden dürfen. Einige solcher Gärten stellen wir Ihnen weiter unten genauer vor.

Kleine Miet-Ackerfläche

Am Stadtrand gibt es oft die Möglichkeit, ein kleines Stück Acker zu mieten und zu bewirtschaften. Die Anbieter stellen dafür vorparzellierte Flächen zur Verfügung. Die einzelne Gartengröße beträgt rund 40 Quadratmeter. Beispiele für Anbieter sind: meine ernte oder Ackerhelden.

Mietbeet

Wer es lieber eine Nummer kleiner halten möchte, kann sich aber auch einfach für ein einzelnes Mietbeet entscheiden. Ein solches Beet gibt es meist in unterschiedlicher Größe und wird den Hobbygärtnerinnen und -gärtnern leer zur Verfügung gestellt. Hier kann dann nach Herzenslust angebaut werden. Ein schöner Bonus dabei: Die Mietbeete befinden sich in der Regel innerhalb von Gemeinschaftsgärten. Anschluss zu anderen Menschen ist also meist inklusive.

Vorsicht vor Guerilla Gardening: Stadtflächen nicht selbstständig bepflanzen

Es gibt eine richtige Szene, die öffentliche Flächen selbstständig begrünt; beispielsweise mit „Samenbomben“, aus denen bunte Wiesenblumen wachsen – man spricht dann von „Guerilla Gardening“. So schön der Gedanke dahinter auch ist: Das ist illegal. Besser ist es also, sich von der tristen Verkehrsinsel um die Ecke nicht zum eigenständigen Bepflanzen verführen zu lassen. Wenn es um öffentliche Flächen geht, benötigen Sie vorab immer eine Genehmigung.

Davon sollte sich aber niemand abschrecken lassen. Sie kennen ein Plätzchen in der Stadt, das sich zum Bepflanzen anbieten würde? Dann gehen Sie am besten auf Ihre Kommune zu. Viele zeigen sich gegenüber Stadtgärtnerprojekten aufgeschlossen – vor allem, wenn Sie ein gutes Konzept zur Nutzung vorlegen können. Dann können Sie sogar darauf hoffen, dass die Stadt oder Gemeinde Ihre Urban-Gardening-Pläne aktiv unterstützt.

Mutter und Kind gärtnern gemeinsam an und tun etwas für die Umwelt.

© iStock / xavierarnau

Gemeinschaftliches Gärtnern für Klein und Groß.

Bekannte Stadtgartenprojekte im Überblick

Sie benötigen etwas Inspiration für Ihre eigene Teilnahme an einem Stadtgarten-Projekt? Wir stellen Ihnen hier einige der bekanntesten Projekte in Deutschland vor.

  • Prinzessinnengarten in Berlin

    Einer der ersten Gemeinschaftsgärten Deutschlands ist der seit 2009 bestehende Prinzessinnengarten in Kreuzberg. Zwischen April und Oktober gestalten bis zu 1.000 Freiwillige den Nachbarschaftsgarten mit seinen mehr als 300 Beeten. Das Besondere: Die Fläche ist nicht abhängig von einer bestimmten Bodenqualität, denn hier wachsen die Pflanzen in Plastikbehältern und Mini-Gewächshäusern. Mittlerweile ist auf einem alten Friedhof in Neukölln ein zweiter Prinzessinnengarten entstanden. Informationen gibt es unter prinzessinnengarten-kreuzberg.net.

  • Bunte Gärten in Regensburg

    Das Ziel des Projekts „Bunte Gärten Regensburg“ ist es, urbane Gemeinschaftsgärten in Regensburg aufzubauen und damit einen Begegnungsraum für Menschen zu schaffen. Hier sind alle Menschen willkommen – ob Alteingesessene, Zugezogene, Studierende, Senioren oder Kinder. Bisher existieren fünf Gemeinschaftsgärten. Die Grünfläche im Nibelungenareal ist mittlerweile ein interkultureller Garten, in dem Geflüchtete und Beheimatete miteinander aktiv sind. Weitere Informationen gibt es unter transition-regensburg.de.

  • FuhlsGarden in Hamburg

    Der ökologische Gemeinschaftsgarten in Hamburg-Barmbek ist offen für alle Naturliebhabenden. Angebaut wird sowohl auf einem Gemeinschaftsacker als auch in Hochbeeten. Das Gelände beheimatet zudem viele alte Obstbaumsorten. Zwei dort aufgestellte Bienenvölker übernehmen fleißig die Bestäubung der Pflanzen. An Kochabenden und bei Gartenfesten wird das selbst gezogene Grün gemeinsam mit Mitgliedern und Besuchenden geerntet, verarbeitet und schließlich auch gemeinsam genossen. Information und Kontaktaufnahme unter fuhlsgarden.de.

  • Inselgrün in Stuttgart

    Die Gartenoase inmitten des Neckarparks ist ein kreatives Projekt der Kulturinsel Stuttgart. Seit 2012 wachsen hier Pflanzen und Blumen in selbst gezimmerten Hochbeeten, Autoreifen, ausrangierten Handtaschen, Plastikflaschen und alten Badewannen. Die Urban-Gardening-Initiative veranstaltet Workshops, Events und Aktionen, und beheimatet die Bienen der Öko-Imkerei Summtgart. Organisationen und Anwohnende im Quartier können Beet-Patenschaften übernehmen. Der Lerngarten für Groß und Klein veranstaltet auch Schulprojekte. Weitere Infos gibt es auf der Seite kulturinsel-stuttgart.org/inselgruen.

Urban Gardening leicht gemacht: Drei Tipps für den Einstieg

Sie wohnen in der Stadt, würden gerne gärtnern, aber wissen nicht so recht, wie Sie starten können? Hier finden Sie einige einfache Tipps, mit denen Sie ganz schnell ein sattes Grün auf Ihren Balkon oder in den Hinterhof zaubern können:

Keine Angst vor Schatten: Pilze züchten!

Häufiges Problem in der Stadt: Es fehlt an Licht. Viele Balkone liegen schattig – Hinterhöfe erst recht. Das hindert viele Pflanzwillige daran, sich ans Gärtnern heranzutrauen. Dafür gibt es eine Lösung – die Pilzzucht! Dafür brauchen Sie nur ein Stück Baumstamm, in das Sie Löcher bohren und das Pilzsubstrat einbringen. Falls Ihnen der Aufwand zu groß ist, können Sie dafür ein fertiges Set kaufen. Übrigens: Sie müssen mit Ihrer Pilzzucht nicht bis zum Herbst warten. Pilze wachsen auch im Frühling!

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Hochbeete nicht „überfüllen“

Sie haben ein Hochbeet gemietet und möchten es nun bepflanzen? Die leeren Quadratmeter können verführerisch sein und im Geiste sehen Sie vielleicht schon die prachtvollsten Kräuter und buntesten Gemüsesorten sprießen. Aber Obacht! Im Hochbeet ist eher Zurückhaltung angesagt. Auch wenn es schwerfällt: Gönnen Sie jungen Pflanzen genügend Abstand zu ihrem Nachbarn. Sonst besteht die Gefahr, dass sie sich gegenseitig verdrängen und sich in ihrer Entwicklung hemmen. Wie viel Abstand ganz konkret sein muss, lässt sich leider nicht pauschal sagen. Ein Anhaltspunkt ist aber das Licht: Wenn die Nachbarpflanze im Schatten steht, ist es besser, ihr noch ein bisschen mehr Raum zu geben.

Töpfe und Kisten optimal ausnutzen

Es muss nicht immer gleich ein Hochbeet oder gar ein Ackerstück sein, um eine schöne Ernte einfahren zu können. Wenn der Platz nur für ein paar Pflanzkisten oder Kübel reicht, ist das gar kein Problem! Denn auch dort fühlen sich Pflanzen wohl. Sie fragen sich, was Sie auf einem so kleinen Raum am besten anbauen können? Wie wäre es mit einer Kombination aus Gemüse und Kräutern? Schnittlauch, Kapuzinerkresse und Kohlrabi sind beispielsweise ein super Team – nicht nur als leckere Lebensmittel, sondern auch optisch: Die Blüten des Schnittlauchs sind bei Bienen beliebt und ein Hingucker. Kapuzinerkresse ist nicht nur lecker, sondern bringt wunderschöne Blüten hervor. Gut, Kohlrabi punktet zwar nicht so sehr mit der Optik, fühlt sich aber mit seinen Nachbarn sehr wohl – und er schmeckt!


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