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Gesundes Wohnen

Wohnen im Alter: Nochmal neu anfangen?

Veröffentlicht am:26.04.2022

4 Minuten Lesedauer

Vielen Senioren macht der Gedanke Angst, ihre gewohnte Umgebung zu verlassen oder Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn der Alltag beschwerlicher wird. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, altersgerecht zu wohnen.

Eine lächelnde Seniorin sitzt in einem Rollstuhl in einem Pflegeheim und eine Pflegerin steht hinter ihr.

© iStock / KatarzynaBialasiewicz

Wie sieht altersgerechtes Wohnen aus?

Der Blick nach draußen in den Garten – das ist es, was Jutta jeden Tag aufs Neue genießt, wenn sie am Frühstückstisch sitzt. Selbst jetzt im Winter, wenn die Bäume kahl sind, ist es eine Freude, wenn die Vögel aus dem Vogelhäuschen kommen, das sie mit ihrem Mann Gerd aufgehängt hat.

Vor drei Jahren ist Gerd verstorben. Seither fühlt sich die 83-Jährige einsam. Auch die Knie machen zunehmend Beschwerden, wenn sie Einkäufe in ihre Wohnung im zweiten Stock trägt. Eigentlich kann es so nicht weitergehen. Aber die gemeinsame Wohnung mitsamt den Erinnerungen an die Vergangenheit verlassen? Womöglich nicht mehr selbstständig leben können und aufs Abstellgleis gelangen?

Das sind typische Sorgen, die Menschen in so einer Situation haben. Dr. Gerda Apelt, Pflegeexpertin beim AOK-Bundesverband, kennt diese Gedanken: „Eine individuelle und unabhängige Pflegeberatung kann meist Abhilfe schaffen.“ Der kostenlose Service der AOK hilft Betroffenen herauszufinden, welche alternativen Wohnmöglichkeiten für sie infrage kommen und mit welchen Kosten und Leistungen zu rechnen ist. „Je nach Bedarf kann zum Beispiel eine Anpassung der eigenen Wohnung angebracht sein, indem sie barrierefrei gemacht wird“, so Dr. Apelt. „Dazu werden etwa Haltegriffe angebracht oder Türen verbreitert. Zusätzlich lässt sich ein ambulanter Pflegedienst oder eine Haushaltshilfe engagieren.“

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Altersgerechtes Wohnen: Die Selbstbestimmung bleibt erhalten

Wenn der Alltag beschwerlicher wird und die Mobilität zunehmend nachlässt, ist es sinnvoll, sich mit altersgerechtem Wohnen auseinanderzusetzen. „Das Bestreben nach Selbstbestimmung ist ein genereller Trend. Deshalb haben sich in den letzten Jahren viele unterschiedliche Wohnformen im Alter entwickelt“, sagt die Pflegewissenschaftlerin. „Sie kombinieren Wohn- und Versorgungsbausteine miteinander.“ Das kann für mehr Sicherheit bei Betroffenen sorgen – gleichzeitig bleibt die Selbstständigkeit gewahrt.

Ein Wohnformwechsel kann sinnvoll sein, wenn eine spezielle pflegerische oder medizinische Betreuung notwendig ist oder die Angehörigen entlastet werden sollen. Wer einsam ist, fühlt sich manchmal in gemeinschaftlichen Wohnformen deutlich wohler.

So ist es bei Jutta. Allein war sie noch nie gern, gesellig dafür schon immer. Deshalb hat es ihr eine Senioren-Wohngemeinschaft (WG) in der Nähe ihrer jetzigen Wohnung angetan. Eine Bekannte hat ihr davon erzählt. „Das Gespräch mit Angehörigen oder Freunden kann einem häufig helfen, sich über die eigenen Wünsche klar zu werden“, weiß Dr. Gerda Apelt.

In der WG wohnt Jutta nun mit Gleichaltrigen zusammen, die Kosten für eine Einkaufshilfe teilen sie sich. Eines gibt die Pflegeexpertin aber mit auf den Weg: „Sobald eine 24-Stunden-Versorgung notwendig ist, ist eine spezialisierte Pflegeeinrichtung eventuell der beste Ort. Deshalb ist es wichtig zu klären, welche pflegerische und medizinische Behandlung am Lebensende gewünscht ist und ob diese in der jeweiligen Wohnform sichergestellt werden kann.“

Darüber macht Jutta sich im nächsten Schritt Gedanken. Zunächst gefällt es ihr in der neuen WG richtig gut. Sie hat ein eigenes Zimmer, freut sich aber immer auf die gemeinsamen Mahlzeiten mit den anderen. Zusammen mit ihrer neuen Freundin Lotti kümmert sie sich jeden Mittag um den Nachtisch – mit Süßem hatte sie es schon immer.

So hilft die AOK

Diese Wohnformen im Alter gibt es

1. Das eigene Zuhause

Das wird geboten:

  • selbstständiges Wohnen in bekannter Umgebung
  • viel Privatsphäre
  • Gewohnte Tagesabläufe bleiben bestehen.
  • Ambulante Pflegedienste oder private Pflegekraft können engagiert werden.

Wichtig zu wissen:

  • Eventuell sind räumliche Umbauten für barrierefreies Wohnen notwendig (zum Beispiel Rollstuhlrampe, Türverbreiterung, Haltegriffe, ebenerdige Dusche); die Pflegekasse zahlt bis zu 4.000 Euro Zuschuss je Maßnahme nach Beantragung. 
  • Es besteht die Gefahr zu vereinsamen und sich bei Stürzen zu verletzen.

2. Service-Wohnen (Betreutes Wohnen)

Das wird geboten:

  • selbstständiges Wohnen in eigener Mietwohnung 
  • seniorengerechte, barrierefreie Ausstattung
  • technische Unterstützung wie ein 24-Stunden-Hausnotruf integriert
  • Zusatzleistungen wie Wäschewaschen oder Verpflegung sind je nach Bedürfnis zubuchbar.
  • erleichterter Zugang zu pflegerischen Leistungen durch ambulante Pflegedienste in der Nähe
  • soziale Kontakte nach Bedarf und unterschiedliche Freizeitangebote

Wichtig zu wissen:

  • Betreuungspauschale für Grundversorgung muss gezahlt werden, egal ob sie genutzt wird oder nicht.
  • Kosten für Miete und Zusatzleistungen sind privat zu tragen.
  • Wird Pflege notwendig, übernimmt die AOK je nach Pflegegrad die Kosten.

3. Senioren-Wohngemeinschaft

Das wird geboten:

  • drei bis zwölf Bewohner
  • eigenes Zimmer
  • Gemeinschaftsräume wie Küche oder Wohnzimmer für gemeinsame Aktivitäten
  • gegenseitige Unterstützung im Alltag
  • viel sozialer Kontakt mit Gleichgesinnten
  • Kostenteilung (für Miete, Pflege etc.)

Wichtig zu wissen:

  • Die Privatsphäre ist eingeschränkt. 
  • Toleranz für Meinungen und Interessen anderer ist wichtig und nötig.
  • Betreuungspauschale für Grundversorgung muss eventuell gezahlt werden, egal ob sie genutzt wird oder nicht.
  • Kosten für Miete/Hausgeld und Verpflegung sind privat zu tragen.
  • Wird Pflege notwendig, übernimmt die AOK je nach Pflegegrad die Kosten für eine ambulante Pflege oder bezuschusst die Kosten für eine Pflegeperson, die immer vor Ort ist.
Mehrere Senioren sitzen in einer Senioren-WG-Küche zusammen und spielen Karten.

© iStock / South_agency

In einer Senioren-Wohngemeinschaft geht es um mehr als nur Wohnraum und Kosten zu teilen. Die Bewohner gestalten gemeinsam den Alltag. So hat Einsamkeit keine Chance.

4. Mehrgenerationen­Haus

Das wird geboten:

  • Junge und alte Menschen wohnen zusammen.
  • Jeder hat seine eigene Wohnung, dennoch gibt es Gemeinschaftsräume.
  • Es gibt viele soziale Kontakte.
  • Je nach Können und Bedürfnissen unterstützt man sich gegenseitig und teilt sich anfallende Arbeiten im und um das Haus (etwa Hausaufgabenhilfe, Einkaufshilfe).
  • Gegenstände wie Autos werden geteilt.

Wichtig zu wissen:

  • Engagement ist wichtig, da viel organisiert werden muss.
  • Toleranz für Meinungen und Lebensarten anderer ist nötig.
  • Es besteht ein Konfliktpotenzial aufgrund unterschiedlicher Bedürfnisse der Generationen. Darum sollte die Chemie möglichst stimmen.
  • Eventuell ist der Eintritt in eine Genossenschaft oder Übernahme von Genossenschaftsanteilen notwendig.

Unterstützung finden

Es gibt viele Anlaufstellen für Beratung und Informationen rund um das Thema Wohnen im Alter.

Neben der AOK beraten unter anderem auch Seniorenbüros, Wohnberatungsstellen oder Wohlfahrtsverbände zu unterschiedlichen Wohnformen und Kosten.

Weiterführende Informationen und hilfreiche Checklisten gibt es auch vom Bundesfamilienministerium oder im Serviceportal Zuhause im Alter.

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